Wenn Pferd und Reiter im Trab nahezu verschmelzen und jede Bewegung harmonisch aussieht, ist das wunderbar anzusehen. Doch die Realität sieht häufig anders aus: Aussitzen wird regelrecht zur Herausforderung. So verbessern Sie Ihr Sitzgefühl und finden neuen Spass am Traben.
Man kann nicht immer leichttraben, oder? Tatsächlich kann das Leichttraben einen entscheidenden Beitrag zu einem guten und geschmeidigen Aussitzen beitragen. Aber es gibt auch noch weitere Übungen und Tipps, die Ihnen beim Aussitzen lernen helfen. Was bei manchen Reitern so einfach aussieht, ist nämlich für andere eine echte Challenge und schließlich möchte keiner seinem Pferd im Rücken herumplumpsen.
Wenn es an das Aussitzen geht, muss sich der Reiter auf die Bewegungen des Pferdes einlassen, ohne den Bewegungsfluss zu stören. Dabei spielen jedoch auch die eigene Balance sowie die Losgelassenheit bei gleichzeitig ausreichend positiver Körperspannung eine Rolle. Ebenso muss auch das Pferd bereits über eine gewisse Losgelassenheit, Balance und Kraft verfügen.
Erwartungen herunterschrauben, langsam anfangen

Kein Mensch gleicht dem anderen: Jeder Reiter muss für sich seinen eigenen Lösungsweg zum Aussitzen finden. (© Slawik)
Aus gutem Grund sollen junge Pferde zunächst im Trab nicht ausgesessen werden. Ihr Rücken und die gesamte Muskulatur sind noch nicht stark genug. Es muss lernen, sich unter dem Reiter auszubalancieren, sein Gleichgewicht zu finden und den Takt zu halten. Das ist gar nicht so einfach wenn das ungewohnte Reitergewicht hinzukommt. Ganz zu schweigen, dass sich eben dieser Mensch auf dem Rücken auch bewegt.
Um das Pferd behutsam und gefühlvoll ausbilden zu können, ist es wichtig, dass der Reiter in der Lage ist, feine Hilfen zu geben und die Bewegungen des Vierbeiners nicht stört. Doch ein guter Sitz wird uns nicht in die Wiege gelegt. Ebenso wie bei anderen Sportarten ist ein entsprechendes regelmäßiges Training und ein Bewegungsbewusstsein nötig. Zunächst einmal: Erwarten Sie nicht direkt zu viel von sich selbst. Sie müssen nicht nach ein paar Trainingseinheiten bereits Runde für Runde und am besten auch noch eine Trabverstärkung aussitzen können.
Gemeinsam Aussitzen lernen
In der Regel müssen Reiter und Pferd gemeinsam lernen. Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Anfangs reicht es völlig aus, wenn Sie ein paar Tritte aussitzen können und dann wieder leichttraben. Auch ist es zu Beginn nicht unbedingt ratsam, direkt Übergänge zu reiten, denn genau in diesen Momenten neigen viele Reiter dazu, in der Hüfte zu blockieren, mit den Oberschenkeln zu klammern oder die Beine eher vom Pferd entfernt zu halten und nur durch Handeinwirkung durchzuparieren.
Ein nicht seltenes Bild: Nach dem Antraben aus dem Schritt schafft der Reiter wenige Tritte, bis er nicht mehr richtig sitzen kann und verspannt, nach vorne fällt, sich zu weit zurücklehnt oder einfach komplett aus dem Gleichgewicht kommt und sich regelrecht am Zügel festhält.
Eine spannende Studie zu beweglichen Hüften

Nur ein frei bewegliches Becken ermöglicht dem Reiter ein harmonisches Eingehen in die Pferdebewegungen. (© Slawik)
Bewegliche Hüften tragen messbar zu einem harmonischeren und besseren Reiten bei – das zeigt eine Studie der dänischen Tierärztin Mette Uldahl, die gemeinsam mit zwei weiteren Forscherinnen der Universität Aarhus und der Michigan State University zu deutlichen Ergebnissen kam.
An der Studie nahmen 20 erfahrene Reiterinnen teil. Doch es ging nicht direkt aufs Pferd, sondern zunächst auf einen Gymnastikball. Mit auf dem Boden stehenden Füßen sollten die Probandinnen das Becken erst nach links und rechts rollen, um dann anschließend kreisende Bewegungen auszuführen. Dann die Herausforderung: Die Füße vom Boden lösen und 30 Sekunden ohne Bodenkontakt auf dem Ball balancieren.
Aussitzen lernen – Balance halten
Probieren Sie selbst einmal aus, wie lange Sie es schaffen, die Balance zu halten. Suchen Sie sich dafür einen Ort, an dem Sie Platz haben und sich nicht verletzen können. Der Gymnastikball sollte zu Ihrer Körpergröße passen, so dass Ihre Beine entspannt den Boden berühren und weder extrem hochgezogen sind noch halb in der Luft baumeln.
Der Versuch zeigte: Wer auf dem Ball bleiben möchte, muss nicht nur die Bewegungen des Balls ausgleichen, sondern auch in der Hüfte stabil bleiben, ohne zu blockieren. Das erfordert eine gewisse Körperspannung und Muskelkraft. Die 20 Teilnehmerinnen ritten anschließend eine standardisierte Dressurprüfung mit ihrem eigenen Pferd. Diese wurde per Video aufgezeichnet und ausgewertet.
Übungen zum Lockern und Dehnen der Hüfte

Schwachstellen im Körper (hier zu sehen im zu weit nach hinten gelehnten Oberkörper) und mangelnde Losgelassenheit verhindern einen gefühlvollen Sitz. (© Slawik)
Das Studienergebnis: Manche Teilnehmerinnen konnten das Becken gut rollen und es auch eher gut kreisen. Sie ritten anschließend harmonischer und besser. Andere balancierten eher statisch auf dem Ball. Ihnen fiel das Beckenrollen tendenziell schwerer, was auch zu einem schlechteren Abschneiden in Bezug auf Harmonie und Qualität des Reitens führte. Besonders interessant ist folgendes Resultat der Untersuchung:
Pferde, deren Reiterinnen in der Hüfte beweglicher waren, wiesen eine höhere Herzfrequenz auf. Die Wissenschaftlerinnen nennen als möglichen Grund, dass Vorwärts und Versammlung besser gefördert werden könnten. Aus den Ergebnissen kann geschlossen werden, dass für gutes Reiten weniger die Fähigkeit zum statischen Ausgleich, sondern mehr die zur aktiven Beckenbewegung wichtig ist. Aus diesem Grund können auch gezielte Übungen zum Lockern und Dehnen der Hüfte helfen, das Aussitzen und generell Sitz und Einwirkung zu verbessern.
Umstieg mit Hürden: Aussitzen lernen
Vor einem Jahr war Mia endgültig zu groß für ihr Pony und der Umstieg auf ein Großpferd stand an. „Die Suche gestaltete sich gar nicht so einfach“, erzählt die junge Reiterin. Vorgestellt hatte sie sich ein fünf bis siebenjähriges Pferd mit Turniererfahrung und einem guten, altersgemäßen Ausbildungsstand. Doch die Preise waren so hoch, dass sie sich schließlich für eine vierjährige Stute mit einer soliden Grundausbildung entschied.
Clara, so ihr Spitzname, ist mit 1,76 Metern Stockmaß und ihren großrahmigen Bewegungen ein echter Hingucker. Für Mia war es jedoch eine ganz schöne Veränderung: „Jeder, der Ponys reitet oder geritten ist weiß, dass es anders ist, als auf dem Rücken eines sehr großen Pferdes zu sitzen. Anfangs bin ich Clara nur leichtgetrabt und das lief sehr gut. Allerdings bemerkte ich schon bei den Übergängen zum Schritt aber auch beim Angaloppieren, dass es mir alles andere als leicht fiel, sie auszusitzen“, sagt Mia.
Druck führt beim Aussitzen lernen nicht zum Erfolg
Sie gibt zu: „Anfangs hat mich das sehr frustriert, weil ich an mir gezweifelt habe. Mit meinem Pony bin ich erfolgreich bis zur Klasse L geritten und jetzt schaffe ich es nicht, ein Großpferd richtig auszusitzen?“ Heute sieht die Dressurreiterin das Ganze etwas anders. Ihr ist bewusst, dass Druck nicht zu Erfolg führt und es häufig die eigenen Anforderungen sind, die einen schließlich überfordern.
Sie erinnert sich: „Ich war immer schon ein Mensch, der gerne Zusammenhänge verstehen möchte und daher hat es mich auch interessiert nachzuforschen und herauszufinden, warum ich Clara nicht aussitzen kann.“ Dabei versuchte Mia ganz bewusst das Gefühl des eigenen Versagens nicht aufkommen zu lassen.
Balance, Beweglichkeit und Geschmeidigkeit

Fixiert der Reiter ein Körperteil mit Kraft, kommt es zu Folgefehlern. Das Pferd reagiert mit zu viel Spannung. (© Slawik)
Nur wenn Pferd und Reiter in der Lage sind, loszulassen und die Bewegung durch beide Körper fließen kann, ist ein geschmeidiges Aussitzen möglich. Doch wofür sitzen wir eigentlich aus? Zunächst sind wir so in der Lage, präzisere Gewichts- und Schenkelhilfen zu geben und immer weiter an der Versammlung zu arbeiten. Außerdem haben wir über unser Becken einen ganz anderen, beständigen und einfach näheren Kontakt zum Pferderücken.
Durch die locker mitschwingende Hüfte können wir den Bewegungen folgen und das Untertreten der Hinterbeine unter den Schwerpunkt fördern. Dazu ist ein geschulter Sitz und ein losgelassenes Pferd Voraussetzung. Dann kann die Trabarbeit nach und nach verfeinert werden und wird immer mehr Spass machen. Das Ganze ist ein Lernprozess, der eine gewisse Zeit braucht. Aber genau diesen Weg zu gehen und zu Lernen ist ebenfalls ein schönes Erlebnis.
Problem: Mit den Oberschenkeln klemmen
Doch was, wenn das Aussitzen nicht klappen will? Oft beeinflussen sich Pferd und Reiter gegenseitig. Ein Reiter, der noch nicht ausbalanciert sitzen kann, hindert einerseits das Pferd daran, locker über den Rücken zu schwingen. Andererseits ist es für den Reiter schwer auszusitzen (und in der Regel auch wenig sinnvoll), wenn das Pferd noch nicht korrekt über den Rücken geht. Balance, Beweglichkeit und Geschmeidigkeit beeinflussen den Reitersitz im Trab maßgeblich.
„Bei mir war das Problem schnell klar, ich konnte den Bewegungen von Clara mit meiner Hüfte nicht richtig folgen und habe dann angefangen, mit den Oberschenkeln zu klemmen“, sagt Mia und fügt hinzu: „Oft kam ich mit dem Oberkörper richtig hinter die Senkrechte und war eigentlich mehr Beifahrer als aktive Reiterin.“
Das Huhn und das Ei: Aussitzen lernen
Wer nach den Ursachen für Probleme beim Aussitzen sucht wird sich fragen: „Liegt es an mir oder an meinem Pferd?“ Und diese Frage ist nicht immer eindeutig zu beantworten. Beim Reiten treffen zwei Lebewesen aufeinander. Ihre Bewegungen aber auch die Körperspannung oder Verspannungen können sich wechselseitig auswirken. Will heißen: Ein Reiter, der sich verkrampft kann sein Pferd nicht lösen und auch nicht geschmeidig sitzen.
Umgekehrt ist ein lockeres Mitschwingen in der Mittelpositur nicht möglich, wenn das Pferd mit Hochspannung durch die Reithalle eilt und sich im Rücken festhält. Hier kann ein guter Ausbilder helfen, Zusammenhänge zu erkennen und gezielt an Schwierigkeiten zu arbeiten, um nach und nach Verbesserungen zu erzielen. Achten Sie darauf, wie sich Ihr Pferd unter Ihnen verändert, wenn Sie an Ihrem Sitz arbeiten oder was mit Ihnen passiert, wenn Sie ein lockeres Pferd reiten. Ebenso kann ein Bereiter mit einem guten Sitz helfen, das Pferd locker zu reiten und zu kräftigen.
Kraft, Stabilität und Federn

Mit Hilfsmitteln wie der Franklin-Rolle lassen sich alte Bewegungsmuster aufbrechen und durch neue ersetzen. (© Slawik)
Einerseits möchten wir mit dem Pferd mitschwingen, andererseits aber auch gezielt einwirken können – und das mit feinen Hilfen. Dazu kommt es auch auf die körperlichen Voraussetzungen des Reiters an, die aber trainiert werden können.
Das Zahnrad-Beispiel
Stellen Sie sich Ihren Körper als Zusammenspiel aus vielen Zahnrädern vor. Ihr Handgelenk ist ein Zahnrad, Ihr Unterarm, Ihr Ellbogen und so weiter – bis hinunter zu den Zehen. Wenn auch nur ein Zahnrad „hakt“, wirkt sich das mehr oder weniger stark auf den gesamten Körper aus. So führt eine festgestellte Hüfte dazu, dass Sie den Bewegungen des Pferdes nicht mehr locker oder kontrolliert folgen können. Viele Reiter klammern sich dann mit den Oberschenkeln am Sattel fest.
Lassen Sie es federn
Federnde Gelenke sind die Grundvoraussetzung für einen geschmeidigen Sitz. Hier kommt es vor allem auf die Hüft- und Sprunggelenke an. Wenn Ihre Sprunggelenke nicht federn, wirkt sich auch das negativ auf den Sitz aus. Fein dosierte, genaue Schenkelhilfen sind dann nicht mehr möglich. Federnde Gelenke sind ebenso wichtig, damit Ihr Pferd durch den Körper schwingen kann und Sie in der Lage sind, die Bewegungen zuzulassen.
Stellen Sie sich vor, dass Sie den Schwung der Trabbewegung mit Ihren Füßen beim Aussitzen durchfedern lassen. Das ist nur möglich, wenn Ihre Beine locker am Pferdebauch anliegen und nicht klemmen. Sportwissenschaftlich wird der Begriff „federnd“ so erklärt, dass die Gelenke mobil sein sollten und diese Mobilität aufrechterhalten wird.

Wird der Reiter als störend wahrgenommen, zeigen Pferde verschiedenste Reaktionen, wie z.B. ein Aufsperren des Mauls. (© Slawik)
Alles unter Kontrolle
Einerseits sollen Sie locker mit der Hüfte mitschwingen, andererseits aber Kontrolle über Ihre Bauchmuskeln haben – das ist für so manchen Reiter eine Herausforderung, denn es geht nicht darum, den Bauch einfach nur feste anzuspannen, sondern um das Zusammenspiel aus Kraft, Körperkontrolle, Koordination und Loslassen.
Durch entsprechende gymnastische Übungen wird die Hüfte beweglich und die Bauchmuskeln gestärkt, so dass Sie in der Lage sind, die oberen Bauchmuskeln gezielt anzusteuern und dabei die Hüfte jedoch loszulassen. Das alles ist Übungssache. Selbst wenn Sie in der Lage sind, das Ganze theoretisch zu verstehen, ist praktisches Üben unerlässlich.
Alle drei Ebenen
Der Rücken des Pferdes bewegt sich nicht nur auf und ab, sondern er bewegt sich in allen drei Ebenen: nach oben und unten, nach vorne und hinten, sowie nach links und rechts. Eine Herausforderung für das Becken des Reiters, welches das Bewegungszentrum und gleichzeitig die Verbindungsstelle zum Pferderücken ist.
Jetzt wird klar, warum neben federnden Gelenken ein stabiler Rumpf nötig ist. Einerseits helfen lockere Gelenke, den Bewegungen zu folgen, beziehungsweise sie zuzulassen. Andererseits sorgt die Kraft im Rumpf für die nötige Stabilität, um Unruhe im Sitz zu verhindern.
Alltagsprobleme
Wann laufen wir schon mal mit federnden Bewegungen durch die Gegend? Meistens sind wir eher angespannt, mal in Eile, mal mit den Gedanken ganz woanders oder unser Blick ist ständig auf den Bildschirm unseres Smartphones gerichtet. Dann sitzen wir am Computer und haben nicht selten mit Rücken- oder Nackenschmerzen zu kämpfen. Unser Alltag kann uns regelrecht immobil machen.
Berücksichtigen Sie diesen Faktor. Sie können nicht erwarten, locker und gleichzeitig mit ausreichend Stabilität auf dem Pferd zu sitzen, wenn Sie den Rest des Tages (unbewusst) Verspannungen und Fehlhaltungen fördern. Hier kann Ausgleichssport sowie ein bewusstes Wahrnehmen und anschließendes Verändern von Alltagsgewohnheiten helfen.
Von Meistern das richtige Aussitzen lernen
Auch unter unseren Vierbeinern gibt es echte Lehrmeister, die sich von einem noch nicht so guten Sitz des Reiters nicht irritieren lassen. Nutzen Sie die Gelegenheit, wenn Sie das Aussitzen auf einem gut ausgebildeten, lockeren Pferd lernen beziehungsweise verfeinern können.
1. Übung zum Aussitzen lernen: Durchgelockert

Kommt der Reiter mit dem Gesäß aus dem Sattel, könnte ein falsches Bewegungsgefühl schuld daran sein. (© Slawik)
So bereiten Sie sich zunächst am Boden und dann im Sattel auf das Reiten vor.
- Um die Hüfte zu dehnen und zu lockern, sowie die Bauchmuskulatur zu stärken, ist Training nötig. Dazu gibt es viele gute Anleitungen im Internet, zum Beispiel bei YouTube. Führen Sie die Übungen regelmäßig zu Hause durch und suchen Sie sich ein paar aus, die Sie direkt vor dem Reiten ausführen können.
- Vor dem Reiten führen Sie Ihr Pferd warm – so wärmen Sie sich direkt mit auf.
- Halten Sie an und machen Sie ein paar Dehnübungen sowie Übungen zum Lockern der Hüfte – vom Beine kreisen und Unterschenkel drehen bis hin zu Ausfallschritten.
- Schütteln Sie Ihren Körper einmal durch, auch die Arme und die Schultern.
- Atmen Sie bei allen Übungen bewusst ein und aus. Bevor Sie in den Sattel steigen, halten Sie noch einmal inne und atmen dreimal tief ein und aus. Das Gleiche machen Sie, nachdem Sie aufgestiegen sind.
- Lassen Sie die Beine wenn möglich erst einmal hängen, ohne den Fuß im Bügel zu haben. Spüren Sie einfach, wie sie locker aus der Hüfte heraus herabhängen.
- Dann nehmen Sie die Bügel hinzu und lockern die Sprunggelenke durch ein leichtes Schütteln und Drehen. Spüren Sie den Unterschied.
- Heben Sie die Beine noch einmal kurz vom Sattelblatt ab. Das können Sie erst im Stehen und später auch im Schritt machen. So werden Ihnen Verspannungen eher auffallen.
2. Übung: Aussitzen lernen an der Longe
Sitzübungen an der Longe haben einen positiven Effekt auf den Sitz. Voraussetzung ist ein gutes Lehrpferd. Anschließend können Sie die Übungen an der Longe mit einem Trainer auch mit Ihrem eigenen Pferd ausprobieren.
- Schlagen Sie die Bügel über und fühlen Sie zuerst einfach nur die Bewegung im Schritt. Wie bewegt sich der Rücken des Pferdes?
- Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit dann auf Ihre eigene Hüfte. Spüren Sie die dreidimensionale Bewegung nach vorne und hinten, oben und unten sowie nach links und rechts? Lassen Sie sich von den Bewegungen des Pferdes mitnehmen. Wenn Sie möchten, können Sie dazu auch die Augen schließen.
- Als nächstes konzentrieren Sie sich auf die Beine Ihres Pferdes. Wann fußt das linke Hinterbein ab, wann das rechte? Spüren Sie, wie sich der Rücken des Pferdes dabei bewegt und wie sich das auf Ihr Becken auswirkt.
- Lockern Sie Ihren Körper einmal durch Schütteln und einfach freies Bewegen ohne Nachzudenken. Dann setzen Sie sich mit einer positiven Körperspannung aufrecht hin, ohne dabei zu verkrampfen.
- Jetzt geht es an den Trab: Nehmen Sie die Bügel auf und traben Sie leicht. Denn das sollte Ihnen ohne Anstrengung und ohne die Balance zu verlieren gelingen, bevor Sie aussitzen.
- Lernen Sie mit Hilfe Ihres Trainers den Moment zu erkennen, wann Sie ein paar Tritte aussitzen können. Ziel ist nicht, sich durch das Aussitzen zu quälen, sondern es wirklich zu lernen.
- Eine andere gute Übung, um das Gleichgewicht zu verbessern und an der vertikalen Ausrichtung zu arbeiten, ist, im Trab aufrecht in den Steigbügeln zu stehen. Ihre Schultern sollten beim Ausstrecken der Beine auf einer Linie mit Ihren Fersen bleiben. Ebenso wichtig ist das Federn in den Knien und den Sprunggelenken.
3. Übung: Wechselspiel
Mit dieser Übung können Sie die Sequenzen zwischen Aussitzen und Leichttraben selbst steuern und ein besseres Gefühl für Ihren Sitz entwickeln.
- Traben Sie zuerst leicht und stellen Sie eine weiche Verbindung zum Pferdemaul her. Achten Sie darauf, sich nicht an den Zügeln festzuhalten oder mit den Beinen zu klemmen. Wenn Sie das feststellen, parieren Sie noch einmal zum Schritt durch und lockern den Körper wie in Übung zwei beschrieben.
- Wenn Sie ein gutes Gefühl im Leichttraben haben, sitzen Sie aus. Am Anfang reichen ein paar Tritte völlig aus. Traben Sie dann wieder leicht. Die Sequenzen können Sie mit der Zeit und je nach Tagesverfassung von sich und Ihrem Pferd immer mehr ausweiten.
- Eine andere Möglichkeit ist, zunächst einen ruhigen, gleichmäßigen Schritt zu reiten und daraus mit leichten Hilfen anzutraben. Um nicht mit den Beinen zu klemmen, können Sie eine Stimmhilfe wie Schnalzen hinzunehmen.
- Trabt Ihr Pferd entspannt an, versuchen Sie wieder ein paar Tritte auszusitzen. Lässt das butterweiche Gefühl nach, traben Sie leicht und bereiten ganz in Ruhe einen Übergang zum Schritt vor.
- Reiten Sie keine Paraden, wenn Sie nicht zum Sitzen kommen. Manchmal dauert die Vorbereitung eines Übergangs einfach seine Zeit. Setzen Sie sich daher nicht unter Druck, sondern geben Sie sich und Ihrem Pferd Zeit. Lieber ein korrekter Übergang, als ein schlechter, nur weil es schnell gehen soll.
4. Übung zum Aussitzen lernen: Nicht nur Reitergymnastik

Heruntergedrückte Hände haben ihre Ursache nicht selten in einer mangelnden Beweglichkeit der Mittelpositur. (© Slawik)
Dass Sie Ihren eigenen Körper trainieren und lernen, geschmeidig zu sitzen, ist das Eine. Andererseits ist es aber auch wichtig, das Pferd zu gymnastizieren und zu kräftigen, damit Sie überhaupt zum Sitzen kommen.
- Beginnen Sie mit Übungen im Schritt oder auch an der Hand. Hier bieten sich Seitengänge an. Besprechen Sie mit Ihrem Trainer, was Ihr Pferd braucht – unter anderem auch, um an der natürlichen Schiefe zu arbeiten.
- Reiten Sie Ihr Pferd altersgerecht und gemäß des jeweiligen Ausbildungsstandes. Achten Sie dabei zudem auf den Gesundheitszustand. Es gibt Pferde, die nicht mehr zu den Jungspunden zählen, aber noch nicht wirklich geritten worden sind. Hier fangen Sie wie bei einem Jungpferd mit Leichttraben an.
- Arbeiten Sie Ihr Pferd auf gebogenen Linien. Dabei sollte es einen gleichmäßigen Takt finden. Beginnt der Rücken zu schwingen, werden Sie auch besser aussitzen können.
- Lassen Sie sich von dem Wort „Schwingen“ des Rückens nicht irritieren. Das bedeutet nicht, dass Sie wild durch den Sattel geworfen werden. Vielmehr ist damit das wechselseitige An- und Abspannen des Rückenmuskels gemeint. Will heißen, dass das Pferd sich harmonischer bewegt und Sie besser sitzen können, je mehr der Rücken schwingt.