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Das richtige Trainingsmaß bei Jungpferden


Bild vergrößern Eine Frau reitet ein Pferd

Bei Jungpferden ist es wichtig, das richtige Trainingsmaß zu beachten (© www.slawik.com / Juliane Fellner)

Die Ausbildung und das Training mit jungen Pferden sind ein kompliziertes Thema. Da jedes Pferd individuell ist, muss das Trainingsmaß bei Jungpferden gut angepasst sein. Dr. Vivian Gabor, Dipl. Biologin mit einer Spezialisierung auf das Pferdeverhalten, gibt Tipps und nennt häufig gemachte Fehler im Training.

Bei dem Thema Jungpferdeausbildung gibt es nahezu ebenso viele Meinungen wie im Bereich der Kindererziehung. Und es kristallisieren sich schnell zwei Extreme heraus: Einige können gar nicht früh genug mit der reiterlichen Ausbildung ihres Jungpferdes anfangen und longieren dieses bereits im Alter von zwei Jahren mit Sattel, andere lassen sogar ein sechsjähriges Pferd lieber noch ungeritten auf der Wiese stehen, damit dieses seine Fohlenzeit in vollen Zügen genießen kann. Das richtige Trainingsmaß bei Jungpferden ist jedoch essenziell.

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Dr. Vivian Gabor, Dipl. Biologin mit Spezialisierung auf Pferdeverhalten, erklärt, wann der richtige Zeitpunkt zum Anreiten gekommen ist: „In meinen Augen gibt es kein ideales Alter, um die Ausbildung zum Reitpferd zu beginnen. Vielmehr hängt es sowohl von dem individuellen Pferd, seiner psychischen und physischen Reife, als auch von der Vorbereitung ab.“Generell sollte ein Pferd frühestens mit drei Jahren einen Reiter tragen, um körperliche Spätfolgen zu vermeiden.

Einige Rassen, beispielsweise die Isländer, gelten als Spätentwickler und benötigen daher mehr Zeit, um sich körperlich vollständig zu entwickeln. In der Jungpferdeausbildung gilt nur eine Pauschalisierung, erklärt Vivian Gabor: „Es gibt keine Standards. Jede Ausbildung sollte individuell auf das Jungpferd und seinen Charakter abgestimmt werden. Die Ausbildung legt den Grundstein für das gesamte spätere Leben eines Reitpferdes, und schließlich möchte jeder ein leistungsbereites und motiviertes Pferd haben.“

Trainingsmaß bei Jungpferden: Die Vorbereitung ist entscheidend

Generell hängen der Zeitpunkt und der Erfolg des Anreitens nicht von der Altersangabe auf dem Equidenpass, sondern maßgeblich von der passenden Vorbereitung ab. Darunter fasst Vivian Gabor jede Interaktion mit dem Fohlen oder Jungpferd zusammen: „Sobald der Mensch sich mit dem Tier beschäftigt und sozusagen einen Reiz beziehungsweise Impuls gibt, gilt das als Training. Dies kann bei einem Jungpferd das Führtraining sein, bei dem dieses auch mal einen Schritt rückwärts oder seitwärts geht.“ Die Ausbildung eines Reitpferdes beginnt demnach nicht erst bei der Longenarbeit und der Gewöhnung an Sattel, Trense und Reitergewicht.

Die Ausbildung ist der beim Menschen ähnlich

Die Ausbildung eines Jungpferdes ist mit der eines Menschen vergleichbar: Im Kindergarten findet zunächst eine „spielerische“ Vorbereitung auf die Schule und die dort geforderten Leistungen statt. Bis zum Alter von drei bis vier Jahren könnte man das Jungpferd mit einem Kindergartenkind vergleichen: Demzufolge wird es bereits mit dem Menschen und dessen Welt konfrontiert, es finden kurze Trainingseinheiten statt. Dabei sollte jedes Training an das Alter angepasst sein, sodass schon ein zehnminütiger Spazier­gang um den Stall eine große ­Herausforderung für einen Jährling sein kann.

Die körperliche Vorbereitung kann je nach Alter durch Führen – auf dem Platz, im Gelände oder über Stangen – sowie Longieren oder als Handpferd geschehen. Sie soll den ganzen Muskel-, Sehnen- und Bänderapparat des Pferdes auf ein Leben als Reitpferd vorbereiten. Trotz aller Vorbereitung muss darauf geachtet werden, dass es seine Fohlenzeit auch auf der Wiese mit Artgenossen genießen darf. Wird ein Jungpferd zu früh zu Höchstleistungen angetrieben, leidet häufig die Psyche und die Lebensfreude geht verloren.

Das gilt es beim Training ebenfalls zu beachten

Vivian Gabor hält jedoch auch nichts davon, ein Jungpferd völlig ohne Anforderungen auf der Wiese stehen zu lassen und mit drei Jahren plötzlich mit der Ausbildung zu beginnen: „Diese Vorgehensweise ist weit verbreitet. Für die psychische und physische Entwicklung des Pferdes ist es jedoch sinnvoller, wenn bereits ab dem Fohlenalter bis zum Start der Ausbildung unterm Sattel auch immer mal wieder mit dem Pferd gearbeitet wird. Wissenschaftlich ist bewiesen, dass eine Leistungssteigerung – körperlicher und psychischer Art – nur geschehen kann, wenn bis an die beziehungsweise über die Leistungsgrenze hinaus gegangen wird. Wichtig ist, dies nur in ganz kurzen Abschnitten zu tun und immer wieder in den Komfortbereich zurückzukommen.“

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Hat das Pferd also bis zu einem Alter von drei Jahren kaum Impulse durch den Menschen erhalten, kann es bereits durch ein zehnminütiges Führtraining überfordert sein. Die Praxis, ein ungearbeitetes Pferd dreijährig direkt mit der Longe und dem Sattel zu konfrontieren, ähnelt dem Szenario, einen Jugendlichen, der nie zur Schule gegangen ist, mit 16 Jahren plötzlich in die Arbeitswelt zu schicken. „Um körperlichen und psychischen Schäden vorzubeugen, müssen sowohl Menschen als auch Pferde langsam und mit viel Gefühl an eine hohe Leistung herangeführt werden. Überforderung wirkt sich langfristig negativ auf die Leistungsentwicklung aus“, so Vivian Gabor.

Konsequenz und Fairness

Auch Pferde kommen in die Pubertät und stellen die eigenen Grenzen und die des Reiters in Frage. Für eine faire Ausbildung ist daher die Unterscheidung zwischen pubertärem Verhalten und Überforderung durch Mangel an Konzentrationsfähigkeit elementar. „Ähnlich wie beim Menschen steigt die Konzentrationsfähigkeit mit steigendem Alter und Belastung durch Training. Das bedeutet, ein Jungpferd hat nur eine sehr kurze Konzentrationsspanne, und dementsprechend muss das Training aufgebaut werden“, erklärt Vivian Gabor.

Häufig wird eine 30-minütige Longeneinheit als selbstverständlich für ein Jungpferd angesehen: Dabei wird außer Acht gelassen, dass sich das Pferd zwar körperlich solange bewegen, jedoch nicht reell auf den Menschen und dessen Hilfengebung konzentrieren kann. Auch bei einem erwachsenen Pferd beträgt die reelle Konzentrationsdauer nur wenige Minuten, daher sind sinnvoll eingebaute Pausen im Training ausschlaggebend für die Fortschritte.

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