Im vergangenen Jahr wurde Christian Kukuk Olympiasieger, in diesem Jahr Vater. Wie fühlt sich das Erlebnis EM in diesen neuen Rollen an?
Christian, wie ist dein erster Eindruck vom Gelände und vom Team in A Coruña?
Der erste Eindruck ist so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich war in den vergangenen Jahren schon ein paar Mal hier. Abgesehen davon, dass ein neuer Abreitebereich hinzugekommen ist, ist eigentlich alles wie immer – und das bedeutet: sehr gute Bedingungen für Pferde und Reiter.
Die Stimmung im Team ist auch sehr gut. Ich glaube, wir sind alle hochmotiviert. An Ehrgeiz fehlt es hier sicher nicht – und das ist eine gute Voraussetzung.
Wie sind die Bedingungen für die Pferde vor Ort?
Die sind top. Wir haben feste Stallungen, die klimatisiert sind – auch wenn es tagsüber mal heiß wird. Die Wettervorhersage sieht gut aus, mehr als 25 Grad erwarten wir nicht. Die Pferde haben viel Auslauf, wir können longieren, haben viele Plätze zum Reiten und die Pferde dürfen auch grasen.
Stutenfan Christian Kukuk
Was braucht Just be Gentle, um sich wohlzufühlen?
Sie braucht vor allem Ruhe im Umfeld. Sie ist eine Stute, die sich schnell anheizen lässt. Wenn es um sie herum knistert, wird sie auch elektrisch. Deshalb ist es gut, dass es hier zum Einstieg eher ruhig ist. Ich hoffe, dass ich diese Ruhe auch in den Parcours und beim Abreiten mitnehmen kann – das ist für sie besonders wichtig.
Reitest du lieber Stuten, Wallache oder Hengste?
Ich reite tatsächlich gerne Stuten, weil das jeden Tag eine neue Herausforderung sein kann. Stuten fordern Aufmerksamkeit – und das hält einen wach.
Wie hast du bei Just be Gentle das Vertrauen aufgebaut?
Ich habe versucht, eine Balance zu finden: Mal eine klarere Ansage, mal „Okay, machen wir es auf deine Weise“. Nur nach ihrem Kopf funktioniert es nicht. Nur nach meinem aber auch nicht. Wir haben an einem Kompromiss gearbeitet. Und das klappt inzwischen ziemlich gut.
Erste EM als Olympiasieger – und Vater
Du bist als Olympiasieger angereist. Fühlt sich diese EM dadurch anders an?
Nein, ehrlich gesagt nicht. Für mich persönlich macht das keinen Unterschied. Ich fahre stets zum Turnier, um meine bestmögliche Leistung zu zeigen – und genau das ist auch jetzt mein Ziel.
Du bist Vater geworden. Hat das deinen Sportalltag verändert?
Was den Sport betrifft: nicht wirklich. Aber privat natürlich schon. Ich habe deutlich weniger Freiraum – was gut so ist. Meine Tochter steht an erster Stelle. Ich überlege ständig, was wir abends noch machen könnten, wenn ich nach Hause komme, oder was geht, wenn sie hier vor Ort ist. Es dreht sich alles um sie – und genau so soll es sein.
Was hast du dir für diese Europameisterschaft konkret vorgenommen?
In erster Linie möchte ich die bestmögliche Leistung abliefern – so, dass ich sagen kann: Ich habe alles richtig gemacht. Wenn ich das schaffe, bin ich überzeugt, dass auch Just be Gentle ihren Teil beitragen wird.
Das Interview führte Sabine Gregg.
