Mit der 19-jährigen Anastasia Nielsen, die in der Schweiz geboren wurde und für Monaco startet, als Siegerin hatten die wenigsten geechnet.
Geboren wurde Anastasia Nielsen 2006 in der Schweiz. Während eines Familienurlaubs in Mallorca entdeckte Anastasia als Neunjährige die Pferde für sich. Als das Mädchen zwölf Jahre alt war, zogen die Eltern nach Monaco, für dessen Flagge sie nun reitet. Mit 15 nahm Anastasia erstmals an der Junioren-EM teil. Große Aufmerksamkeit erregte sie jedoch erstmals im Jahr 2023, als sie alle anderen in der Einzelkonkurrenz der Junioren hinter sich ließ und mit Tailormade Contou die Einzelgoldmedaille gewann. 2024 war sie erstmals auf Fünf-Sterne-Niveau unterwegs und ist nun Teil des Global Champions League Teams der Cannes Stars.
Am Freitag ritt sie mit ihrer Mannschaft auf den neunten Platz. Doch am Sonntag sollte ihr wirklich großer, ganz eigener Tag werden. Anastasia Nielsen gehörte in Marokkos Hauptstadt Rabat zu den sieben Reitern, die eine fehlerfreie Runde im Umlauf zeigten. Ihr Partner dabei: Action Man, elfjähriger in Oldenburg gezogener Sohn des Action-Breaker aus dem Gestüt Lewitz.
Knifflige Aufgabe
Anastasia Nielsen musste als Zweite in den Stechparcours. Vor ihr war Denis Lynch aus Irland mit dem 16 Jahre alten Holsteiner Hengst Cordial mit vier Punkten und einer blitzschnellen Zeit nach Hause gekommen. Anastasia Nielsen ließ sich nicht beirren. Sie ritt zu ihrer ersten Doppelnullrunde in einem Fünf-Sterne-Parcours – und hatte schon beim Weg aus dem Parcours Freudentränen in den Augen. An einen Sieg dachte sie noch überhaupt nicht, gab sie später zu. Schließlich sollten noch fünf Paare folgen und sie war fast fünf Sekunden langsamer als Lynch gewesen.
Doch der Parcours erwies sich als übermächtige Aufgabe für eine weitere Nullrunde. Marcus Ehning und die zwölfjährige Stute Flower Girl mussten sich ebenso hinten einreihen wie die Schweden Peder Fredricsonund Malin Baryard-Johnsson, der Däne Andreas Schou und Belgiens Pieter Devos.
Die Sensation war perfekt: Anastasia Nielsen durfte nicht nur ihre erste Doppelnull auf Fünf-Sterne-Niveau feiern, sondern auch ihren ersten Fünf-Sterne-Sieg überhaupt – und ist zudem die jüngste Global Champions Tour Siegerin, die es jemals gegeben hat!
Sprachlos
„Ich bin absolut sprachlos! Heute ist ein riesengroßer Traum von mir wahr geworden“, erklärte sie sichtlich bewegt. „Ich kann nur immer wieder allen danken, die mich unterstützen. Und ganz besonders meiner Mutter, die immer für mich da war und ist. Ich komme aus überhaupt keiner Reiterfamilie, das macht es noch spezieller. Die Teilnehmer im Stechen waren wirklich hochkarätig, daher hatte ich keine Erwartungen. Als jüngster Gewinner aller Zeiten Geschichte zu schreiben, bedeutet mir sehr viel. Es ist eine große Ehre, dies in so jungen Jahren erreicht zu haben. Das Publikum hier, die Atmosphäre, einfach alles an dieser Veranstaltung ist unglaublich.“
Zweiter wurde der Däne Andreas Schou mit dem zwölfjährigen belgischen Wallach Napoli vh Nederassenthof. „Ich glaube, ich habe dieses Jahr schon in vielen Interviews gesagt, dass Napoli einen Podiumsplatz verdient hat, da er schon so oft knapp daran vorbeigeschrammt ist – und heute haben wir es geschafft!“, meinte Schou strahlend. „Meine gesamte Saison war auf die Longines Global Champions Tour ausgerichtet, und es ist großartig, wieder hier in Rabat zu sein. Als Nächstes fahre ich nach Riad zum Finale, um die letzten Punkte in der Meisterschaft zu holen – ich strebe einen weiteren Podiumsplatz an und hoffe auf das goldene Ticket für den LGCT Super Grand Prix in Prag. Für Anastasia freue ich mich heute aber ganz besonders. Sie hat das geschafft, was keinem von uns anderen, erfahrenen Reitern hier gelungen ist.“ Platz drei ging an Denis Lynch und Cordial vor Pieter Devos und den zehnjährigen Primo. Marcus Ehning und die Holsteiner Hickstead-Tochter Flower Girl wurden Fünfte.
Alle Ergebnisse aus Rabat gibt es hier.