Passend zur Winterzeit: 10 Tipps zum Scheren


Bild vergrößern Frau schert ihr Pferd

Wer den ganzen Wonter ein geschorenes Pferd möchte, muss schon mehrfach zur Maschine greifen. (© Frank Sorge)

Ob das Fell weg sollte und wie es am besten gemacht wird, ist immer noch ein Streitthema. Kannten Sie schon unsere zehn Tipps?

1. Pferde scheren für optimale Regulation

Nicht nur die eigene Körperwärme, sondern auch die des Vierbeiners stellt Reiter besonders im Winter vor eine Herausforderung. Der Winterpelz schützt auf natürliche Art hervorragend vor Kälte. Bei intensivem Training schwitzt das Pferd aber stark, und lange Abschwitzzeiten können zu gesundheitlichen Problemen wie Unterkühlung führen. Ein Ausweg ist das konsequente Eindecken. Bei manchen Tieren ist eine Schur unumgänglich, allerdings sollte sie immer einer Verbesserung der Thermoregulation dienen und nicht aus optischen Gründen erfolgen.

Nur weil der Boxennachbar geschoren ist, muss es nicht für jedes Pferd im Stall die optimale Lösung sein. Die Eigenheiten jedes Tieres, wie das Alter, die Haltungsform oder das Training, müssen immer Beachtung finden. Eine zu radikal durchgeführte Schur kann bei großen Belastungen zu einem Wärmestau führen. Denn der Schweiß verbleibt nicht mehr in ausreichender Menge an der Haut und kann so seine kühlende Funktion nicht mehr entfalten.

2. Checkliste für Ihr Pferd

Stellen Sie sich folgende Fragen:

  1. Wird Ihr Pferd im Winter regelmäßig geritten oder bewegt? Wenn es nur ab und an leicht ins Schwitzen gerät, kann eine Schur entfallen. Sie können aber den Witterungsverhältnissen entsprechend temporär eindecken.
  2. Wie wird Ihr Pferd gehalten? Eine Decke im Gruppenauslauf kann beispielsweise durch Abstreifen oder ­ Beknabbern Schwierigkeiten bereiten. Ein Offenstall mit Unterstellmöglichkeit bietet gesunden Pferden genug Schutz.
  3. Haben Sie langfristig ­ geplant? Wer vor Beginn des Winterfell­wechsels, etwa im September, schert, muss dauerhaft bis ins nächste Jahr eindecken und darf die Abschwitzdecke nicht vergessen.
  4. Sind Sie flexibel? Temperaturschwankungen erfordern ein gutes Deckenmanagement. Es kann sein, dass Sie zwischen einer Übergangs- oder einer Winterdecke wechseln müssen. Auch nach einer Trainingseinheit kann erst eingedeckt werden, wenn das Pferd ausreichend abgeschwitzt ist.
  5. Ist das dicke Winterfell eine Belastung? Oder benötigt Ihr Pferd den Pelz haltungsbedingt als Schutz? Entscheiden Sie individuell, ob eine Schur nötig ist.

3. Scheren, muss das denn sein?

Scheren ist ein Thema für sich. Im Winter sieht man in den Ställen bis zu den Ohren eingepackte Pferde, während die Kumpels mit aufgeplustertem Teddyfell auf der Weide toben. Scheren ist aber nicht nur bei Sportpferden sinnvoll. Viele alte Pferde oder solche mit Störungen des Stoffwechsels haben im Frühjahr Probleme mit dem Fellwechsel.

Und so warm das dicke Fell im Winter auch ist, bei Sonnenschein belastet es den Kreislauf. In diesen Fällen kann eine Schur Abhilfe schaffen. Wer sich nicht sicher ist, ob der Vierbeiner Unterstützung im Fellwechsel braucht, zieht seinen Tierarzt zu Rate.

4. Die Schermaschine: Unbekanntes (Angst-) Objekt

Wenn der Winterpelz weg muss, bekommt es so mancher Vierbeiner mit der Angst zu tun. Die Schermaschine macht unbekannte Geräusche und berührt das Pferd an empfindlichen Stellen. Lange Zeit geduldig still stehen ist zudem nicht gerade spannend. Vorbereitung ist alles: Legen Sie sich die Schermaschine, ein Verlängerungskabel, Öl und eine Bürste zum Säubern in Reichweite. Ausreichend Zeit sowie eine entspannte Atmosphäre verhindern unnötigen Stress. Das Pferd muss trocken und sauber sein. Sand und Dreck stumpfen die Schermesser ab.

Die erste Begegnung mit der Schermaschine sollte nicht direkt am Pferdekörper erfolgen. Machen Sie Ihren Vierbeiner behutsam mit dem unbekannten Objekt vertraut. Musik kann helfen, das Surren der Maschine zu übertönen. Mit der Hand wird das Pferd auf die erste Berührung beim Scheren vorbereitet. Ein Helfer kann für Beruhigung oder Ablenkung sorgen.

3 Pferde in der Winterkälte

Ungeschorene Pferde können auch ohne Decke den Winter genießen. (© Klaus Jürgen Guni)

5. Kabelsalat vermeiden!

Herunterhängende Kabel während dem Scheren sind für Mensch und Tier gleichermaßen eine große Gefahr. Zu schnell kann das Pferd auf das Kabel treten, sich verheddern oder im schlimmsten Fall einen Stromschlag bekommen. Ein Gürtel und ein Karabinerhaken sorgen für schnellen unkomplizierten Schutz. Legen sie den Gürtel an und hängen Sie das Kabel in den Karabinerhaken. Am besten auf der Seite, an der Sie arbeiten werden.

Dann wird das Kabel ein Mal um den entsprechenden Arm gewickelt und die Schermaschine mit der Hand gegriffen. Das Kabel sollte immer direkt bei Ihnen liegen und in der Nähe des Pferdes auf dem Boden, auch wenn Sie sich entfernen. Eine andere optimale Lösung ist das Hochhängen des Kabels. Beispielsweise zwischen Steckdose und Schermaschine andere Box. Kontrollieren Sie regelmäßig, ob alles sicher ist.

Ungeschorene Pferdebeine

Vor dem Scheren muss das Fell sauber und trocken sein. (© Paula da Silva)

6. Die richtige Technik für eine gelungene Schur

Wenn alle Vorbereitungen getroffen sind, kann’s losgehen. Geschoren wird gleichmäßig in langen Bahnen gegen die Wuchsrichtung des Fells. Dabei sollten sich die Bahnen mindestens um einen Zentimeter überlappen, damit keine Kanten stehen bleiben. In einem zweiten Durchgang entfernen Sie Flecken und dünne Fellstreifen. Lässt sich ein Abschnitt nur schwer scheren, kann es hilfreich sein, den Winkel der Messer zu ändern. Meist ist das Fell an diesen Stellen fester oder feiner.

Die Schermaschine muss zwischendrin immer wieder geölt werden. Lose Haare auf dem Fell werden mit einer Bürste entfernt. Die Innenseiten der Ellenbogen schert man, indem ein Helfer das Bein nach vorne zieht. So liegt die Haut glatt an. Am Kopf wird mit der Kinngrube Richtung Hals begonnen. Die Wangen, die Vorderseite des Kopfes sowie Stirn und Augenpartie folgen. An den knochigen Stellen ist besondere Vorsicht angesagt. Läuft die Maschine heiß, sollte sie abgestellt und eine Pause eingelegt werden. Überprüfen können Sie das an der Unterseite der Messer. Auch wenn die Anfänge noch nicht perfekt sind: Die beste Technik heißt üben.

7. Scher-Tipps für Zappelphilipps

Die ersten Bahnen sind geschoren, und das Pferd steht immer noch bilderbuchmäßig still. Manchmal kann das die Ruhe vor dem Sturm sein, denn irgendwann wird das lange Stehen zur Zerreiß­probe für die Nerven. Arbeiten Sie sich deswegen am besten vom hinteren Teil des Halses nach vorne zum Kopf vor. So kann sich Ihr Pferd an das Geräusch der Maschine gewöhnen. Ein Helfer kann Ihr Pferd währenddessen ablenken oder festhalten.

Sobald Kopf und Hals geschoren sind, kann ein gefülltes Heunetz so manchen Zappelphilipp ohne großen Aufwand beruhigen. Wenn auch das Futter vor lauter Nervosität nicht hilft, bleiben nur noch die altbekannte Engelsgeduld und Gewöhnung. Sie können auch versuchen, in Etappen zu arbeiten, und Ihrem Vierbeiner immer wieder Pausen gönnen. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor!

8. Materialpflege: Schermaschinen säubern und ölen

Wenn das Pferd mit neuem Haarschnitt in der Box steht, ist noch ein wenig Materialpflege nötig. Meist kommen die Schermaschinen nur ein oder zwei Mal im Jahr zum Einsatz, so dass gute Pflege das Maß aller Dinge ist. Zunächst werden die Schermesser mit einer weichen Bürste oder einem Pinsel von Fellresten und fettigen Belägen befreit, und das Gerät wird mit einem trockenen Tuch abgewischt. Um eine optimale Scherleistung sicherzustellen und dem Einrosten vorzubeugen, sollte der Schneidsatz nach der Reinigung geölt werden.

Spezielles Öl gibt es im Fachhandel oder beim Hersteller der Maschine. Für eine gleichmäßige Reinigungs- und Schutzwirkung den Scherkopf nach dem Aufsetzen auf die Maschine kurz (zehn Sekunden reichen aus) im Leerlauf betreiben. Ausgebaute Messer werden an einem geschützten und trockenen Ort, am besten in einer entsprechenden Hülle, gelagert. Meist ist mangelnde Schmierung der Grund für schlechte Scher­ergebnisse. Deswegen sollten Sie die Maschine auch nach einer Erwärmung regelmäßig ölen und säubern.

Scherblätter, die gerade geölt werden

Regelmäßiges Ölen der Maschine muss sein. (© Metz Foto)

9. Wie schere ich mein Pferd richtig?

Durch die Schur eines durchgehenden Streifens an der Unterseite des Halses, der Brust, dem Bauch und der Hinterhand sind die Stellen, an denen das Pferd am meisten schwitzt, entlastet, und es kann auch ohne Decke die ersten kühleren Tage draußen genießen. Beim Deckenschnitt bleibt das Fell in Form einer Nierendecke stehen. Da Hals und Bauch frei sind, schwitzt das Pferd bei leichter bis normaler Arbeit kaum, und der empfindliche Rücken sowie die Kruppe bleiben weiter durch eine wärmende Fellschicht geschützt.

Lediglich das Fell um Ohren und Maul bleibt bei der Komplettschur stehen. Die Tasthaare dürfen nicht geschoren werden! Das Pferd hat keinen natürlichen Schutz mehr und muss immer eingedeckt werden. Diese Schur verhindert starkes Schwitzen beim Training und erleichtert die Fellpflege.

Ein steigendes Pferd mit einer Teilschur

Bei dieser Schur bleibt der Rücken durch Fell geschützt. (© Christiane Slawik)

10. Probleme beim Scheren? Oft Einstellungssache!

Mitten im Eifer des Gefechts lässt sich das Fell immer schlechter scheren? Dann kann es sein, dass der Scherkopf nicht mehr richtig schneidet. Meist liegt es daran, dass die Schermesser falsch, insbesondere zu lose, eingestellt sind. So können sich schnell Haare zwischen den Kammplatten festsetzen. Nun müssen zunächst die Haare zwischen den Messern beseitigt werden. Am besten mit einer weichen, trockenen Bürste. Sonst ist ein Nachstellen sinnlos und verändert nichts an der Schnittwirkung.

Anschließend wird der Scherkopf auseinandergenommen und gereinigt. Nach dem Ölen und Zusammensetzen kann die Regulierschraube auf der Oberseite der Schermaschine so weit angedreht werden, bis ein leichter Druck spürbar ist. Drehen Sie ab diesem Punkt noch eine halbe Umdrehung weiter. Die Schermesser sind jetzt wieder einsatzbereit.

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