Im Gespräch mit der FN erklärt Dr. Dennis Peiler, warum der Stellenwert der Bundeschampionate hoch bleiben muss.
Was bedeuten die Bundeschampionate aus Sicht der FN für den deutschen Pferdesport insgesamt?
Dr. Dennis Peiler: Die Bundeschampionate sind das Schaufenster der deutschen Pferdezucht und eines der wichtigsten Instrumente zur Sichtung und Förderung junger Pferde in Deutschland. Sie verbinden Zucht, Ausbildung und Sport auf höchstem Niveau. Für uns als FN sind sie ein zentrales Element, um die Qualität unserer Nachwuchspferde sichtbar zu machen – und sie sind vielfach ein Sprungbrett in den internationalen Spitzensport.
Welche prominenten Beispiele gibt es, also Bundeschampionatspferde, die es später in den Spitzensport geschafft haben?
Dr. Peiler: Die Liste ist lang – und beeindruckend. Aktuellstes Beispiel ist United Touch S, mit dem Richard Vogel gerade Europameister geworden ist und Team-Bronze gewonnen hat. 2017 war er als Fünfjähriger Zweiter in Warendorf, mit Hendrik Dove im Sattel. Im Springen auch zu nennen sind Stargold (Marcus Ehning, EM-Silber) und Comme il faut (Marcus Ehning, EM-Team-Silber). Beispiele in der Dressur sind etwa Damon Hill NRW (v. Donnerhall, Helen Langehanenberg), der mit der Mannschaft WM- und EM-Gold sowie Olympia-Silber gewann. Oder Weihegold OLD, Olympiagold mit Isabell Werth. In der Vielseitigkeit Chipmunk FRH (Michael Jung), Rocana FST und Sam FBW oder Marius (Hinrich Romeike). Allesamt Pferde, die Medaillen bei Olympischen Spielen, WM oder EM gewinnen konnten.
Sind denn auch prominente Reiter vor Ort?
Dr. Peiler: Jedes Jahr. Viele Nationenpreis- und Championatsreiter nutzen die Bundeschampionate gezielt zur Vorstellung ihrer Nachwuchspferde – als Reiter, Ausbilder oder Entdecker. Hier kann man zum Beispiel Ingrid Klimke, Michael Jung, Julia Krajewski, Isabell Werth, Dorothee Schneider oder Frederic Wandres, Richard Vogel, Sophie Hinners oder Ludger Beerbaum treffen. Viele der großen Namen sind seit Jahren regelmäßig in Warendorf dabei.
Was unterscheidet die Bundeschampionate von anderen nationalen oder internationalen Turnieren?
Dr. Peiler: Die Bundeschampionate sind einzigartig, weil sie Schnittstelle zwischen Zucht, Ausbildung und Leistungssport sind. Es geht nicht nur um sportliche Erfolge, sondern auch darum, die genetischen, athletischen und charakterlichen Qualitäten der Pferde sichtbar zu machen. Zudem sind alle Disziplinen vertreten – von Dressur über Springen bis zur Vielseitigkeit – und die Altersklassenstruktur vom dreijährigen bis siebenjährigen Nachwuchstalent bietet einen besonders fairen und entwicklungsorientierten Vergleich.
Welche strategischen Ziele verfolgt die FN mit der Ausrichtung der Bundeschampionate?
Dr. Peiler: Unser Ziel ist es, mit den Bundeschampionaten einen Beitrag zur langfristigen Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu leisten. Dafür müssen wir früh Talente erkennen, fördern und mit einem starken Netzwerk aus Züchtern, Ausbildern, Reitern und Pferdebesitzern begleiten. Die Veranstaltung ist ein zentrales Puzzleteil in dieser Strategie.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Veranstaltung für die Region und für den Verband?
Dr. Peiler: Die Bundeschampionate sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor – sowohl für die Region Warendorf als auch für die Pferdewirtschaft in Deutschland. Hotels, Gastronomie, Dienstleister und der Handel profitieren direkt. Gleichzeitig stärkt die Veranstaltung den nationalen wie internationalen Pferdemarkt – viele Verkäufe und Kooperationen bahnen sich hier an. Auch für die FN ist sie eine wichtige Plattform zur Positionierung und Partnerschaftspflege. Zudem können wir uns hier als Veranstalter profilieren, indem wir praktisch vorleben, wie wir uns ein gelungenes Turnier vorstellen. Einmal fachlich – mit Blick auf Pferdewohl, Ausbildung, Regeleinhaltung – aber auch im Sinne der Infrastruktur und Angebote, damit sich Pferde, Reiter, Offizielle und Besucher willkommen und wohlfühlen.
Wie stellt die FN sicher, dass bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung Tierwohl und faire Wettbewerbsbedingungen gewährleistet bleiben?
Dr. Peiler: Das Tierwohl hat für uns oberste Priorität – auch und gerade bei einem Event wie den Bundeschampionaten. Die Prüfungsanforderungen sind auf eine altersgerechte Ausbildung und einen fairen Umgang mit dem Pferd ausgerichtet. Darüber hinaus sorgen engmaschige Pferdekontrollen durch erfahrene Tierärztinnen und Tierärzte sowie speziell geschulte Offizielle dafür, dass der Gesundheitszustand und das Wohlergehen jedes Pferdes im Blick bleiben. Ein sichtbares Zeichen für unseren Anspruch ist auch die Verleihung des Tierschutzpreises an Reiterinnen und Reiter, die durch einen besonders pferdefreundlichen Umgang und eine pferdegerechte Vorbereitung und Durchführung der Prüfungen auszeichnen. Wir wollen, dass die jungen Pferde mit einem positiven Erlebnis und einer guten Weiterentwicklung aus Warendorf zurückkehren – das ist unser Anspruch an Spitzensport mit Verantwortung.
Wie sehen Sie die Zukunft der Bundeschampionate unter neuem Sponsor – sowohl hinsichtlich sportlicher Qualität als auch gesellschaftlicher Relevanz?
Dr. Peiler: Der Pferdesport steht gesellschaftlich vor Herausforderungen – aber genau solche Veranstaltungen können zeigen, wie verantwortungsvoll, vielseitig und zukunftsfähig unser Sport ist.
Interview: Deutsche Reiterliche Vereinigung