Macht die FEI die Rolle rückwärts in Sachen „Blood Rule“? Bislang gilt die Nulltoleranz, wenn Blut am Pferd zu sehen ist. Der Internationale Springreiter Club und verschiedene Nationen werben dafür, diese Regel aufzuweichen – und das steht nächste Woche bei der FEI zur Diskussion. Nicht zum ersten Mal.
Es brodelt im Vorfeld der FEI-Generalversammlung, die vom 4. bis 7. November 2025 in Hongkong stattfindet. Ein Vorschlag des International Jumping Riders Club (IJRC) sowie verschiedener Reitverbände, etwa Irland und USA, sorgt für heftige Diskussionen, noch bevor der Weltreiterverband beziehungsweise die Delegierten der Reiterverbände aus 130 Nationen zusammensitzen.
Grund: Der Antrag sieht unter anderem vor, die bisher strikte Regel „Blut am Pferd führt zum Ausschluss“ im Springreiten zu ändern. Demnach sollen Reiterinnen und Reiter unter bestimmten Bedingungen nur noch eine Verwarnung erhalten, wenn am Pferd Blut festgestellt wird.
Die Befürworter sprechen von einer praxisgerechten Anpassung. Kritiker warnen vor einem Rückschritt beim Tierschutz und befürchten einen Verlust an Glaubwürdigkeit für den gesamten Pferdesport.
Über die „Blood Rule“
Die Blutregel verpflichtet Offizielle, Pferd und Reiter umgehend aus dem Wettbewerb zu nehmen, sobald Blut am Pferd zu sehen ist. Die Disqualifikation erfolgt unabhängig von der Ursache oder der Schwere der Verletzung. Es geht schlicht darum, das Wohl des Pferdes zu schützen.
Was steckt hinter dem Vorschlag?
Der aktuelle Vorschlag des IJRC und betrifft ausschließlich das Springreiten. Künftig soll zwischen zwei Arten von „Blut am Pferd“ unterschieden werden:
- Blut, das durch den Reiter oder durch Ausrüstung verursacht wurde: Eine erste und zweite Feststellung sollen jeweils zu einer Verwarnung führen. Bei mehreren Verwarnungen innerhalb von zwölf Monaten ist eine Geldstrafe von 1.000 Schweizer Franken sowie eine einmonatige Sperre vorgesehen.
- Blut infolge von Selbstverletzungen oder Nasenbluten: Das Blut darf abgewischt werden, und Pferd und Reiter dürfen weitermachen – vorausgesetzt, der zuständige Tierarzt hält das Pferd für wettkampffähig. Damit wäre die bisherige Praxis des sofortigen Ausschlusses bei jedem Blutbefund aufgehoben.
Nicht das erste Mal
Es ist nicht das erste Mal, dass Interessenvertreter einer Pferdesportdisziplin die Blutregel ändern wollen. In den vergangenen Jahren wurde sie immer wieder zur Diskussion gestellt, aber auch wieder verworfen – etwa in den Jahren 2011 und 2017. Nun steht sie erneut auf dem Prüfstand. Im Fahrsport, Distanzreiten und in der Vielseitigkeit dürfen Pferde nach tierärztlicher Kontrolle weiter am Wettbewerb teilnehmen, wenn eine Blutung als unbedenklich eingestuft wird.
Kritik und öffentliche Reaktion
Der Vorschlag, die Blutregel nun auch im Springsport aufzuweichen, stößt international auf Widerstand – sowohl in Fachmedien als auch in sozialen Medien. Die Journalistin Claudia Sanders hat dazu eine Petition gestartet. Es gehe um den Schutz des Pferdes und zur Wahrung des Vertrauens in den Sport. Die Petition fordert zudem dass die Nulltoleranz bei Blut am Pferd in allen Disziplinen gilt.
Im FEI-Papier, das der Redaktion vorliegt, kommentiert die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), dass sie der Idee des Verwarnungssystems grundsätzlich zustimmend gegenüberstehe. „Allerdings könnte die Unterscheidung zwischen geringfügigem und mehr als geringfügigem Blut zu unterschiedlichen Ergebnissen zwischen verschiedenen Turnieren und Offiziellen führen. Wie könnte dies definiert werden, um eine gleichmäßige Handhabung der Fälle zu gewährleisten?“
Ob der Vorschlag angenommen wird, entscheidet sich auf der FEI-Generalversammlung am 5. November 2025 in Hongkong.
UPDATE: Stellungnahme der FN – „lehnt Lockerung ab“
In einer Pressemitteilung nimmt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) nun offiziell Stellung und stellt darin klar, dass sie dem Vorschlag des Weltreiterverbandes, die sogenannte „Blood Rule“ im Springsport zu lockern, nicht zustimme. „Für die FN steht das Wohl des Pferdes im Mittelpunkt allen Handelns. Diese Regeländerung passt nicht zu diesem Grundsatz“, erklärt darin FN-Präsident Martin Richenhagen die Position des Verbandes.

Ein absolutes No Go die Lockerung der Blood Rule. Der Pferdesport gilt der Profilierung der Reiter:innen und vor allem der Besitzer:innen. Es gab genug Skandale hinter verschlossenen Türen, wo genug Blut geflossen ist und auch vermutlich weiterhin fließt.
Ganz im Gegenteil: man sollte die Strafen erhöhen und auch die Besitzer:innen miteinbeziehen. Auch diese sollten eine Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Pferden haben.
Mir fallen nur Insektenstiche oder Zeckenbisse ein, wo ich eine Abweichung von der Regel „kein Blut am Pferd“ für akzeptabel halte.
Ein anderweitig verletztes Pferd, egal wie es passiert ist, gehört nicht in einen Wettkampf.
ich denke jede noch so kleine Änderungen an der bisherigen Blut
Regel öffnet den Weg zur Verharmlosung zu Lasten der Pferde. Ermessende Meinungen haben eine nicht zu unterschätzende Bandbreite.
Das hat unser Partner Pferd nicht
verdient.