Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) steht unerwartet vor neuen Herausforderungen. Das schwedische Versicherungsunternehmen Agria hat den laufenden Vertrag als Hauptsponsor überraschend gekündigt. Dabei sollten in der heutigen Pressekonferenz eigentlich andere Themen die Hauptrolle spielen – unter anderem die geplante Neustrukturierung.
Da sollte es um die neue Marke gehen, die Verschlankungsprozesse bei der FN, um die Zukunft – und dann: Der Hauptsponsor kündigt den Vertrag fristlos. So begann die für heute geplante Pressekonferenz mit einem anderen Thema, eben jener Kündigung, die die FN nun vor allem vor finanzielle Herausforderungen stellt.
„Nicht wirksam“ – FN prüft Kündigung juristisch
FN-Präsident Martin Richenhagen sagte, die Entscheidung sei völlig überraschend gekommen. Die Agria habe auf dem Bundeschampionat sogar noch ein Zelt aufgebaut. Der Vertrag zwischen FN und Agria sollte eigentlich bis 2028 laufen. „Ich hätte es für stilvoller gefunden, wenn wir vorher mal darüber gesprochen hätten.“ Den CEO des Unternehmens habe er bereits per Mail kontaktiert, dieser habe bisher nicht reagiert.
„Wir werden das so nicht akzeptieren und gehen in die juristische Beantwortung“, sagte er in der Pressekonferenz. Laut Richenhagen gehe die FN-Rechtsabteilung davon aus, dass die Kündigung nicht wirksam sei. „Immerhin für 2025 hat die Agria bereits gezahlt.“
Über die Gründe könne er nur spekulieren, sagte Richenhagen. Die Zusammenarbeit sei bis zur Kündigung absolut zufriedenstellend gewesen, „zumal sich Agria hier ein Image aufgebaut hat.“
Gleichzeitig betonte Richenhagen, dass man bereits nach Alternativen suche: „Wir bemühen uns, einen ordentlichen Sponsor zu finden.“ Im Blick hat der Präsident ein Engagement von bis zu einer Million Euro pro Jahr. Bei Agria lag dieses bei 600.000 Euro pro Jahr. Erste Gespräche habe Richenhagen bereits mit einem großen Landmaschinenhersteller geführt, „und außerdem gibt es ja auch noch andere Versicherungsunternehmen“, so Richenhagen.
Aus zwei mach eins – Fusion zu „Pferdesport Deutschland“ geplant
Die FN hatte in den vergangenen Jahren wiederholt mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Im vergangenen Jahr gelang es jedoch, ein Plus von etwa 140.000 Euro zu erwirtschaften. Langfristig sei das Ziel, jährlich 500.000 Euro Überschuss zu erzielen, um wieder Rücklagen aufzubauen.
Dazu sollen auch Verschlankungsprozesse beitragen. Ein weiterer Schritt ist die geplante Verschmelzung von FN und Deutschem Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR). Ab 2026 soll der Dachverband unter dem Namen „Pferdesport Deutschland“ auftreten.
„Wir wollen in erster Linie zeitgemäßer und inklusiver werden“, erklärte Dennis Peiler, Geschäftsführer Sport, der am 1. Oktober zum Vorstandsvorsitzenden aufrückt. Richenhagen sieht in der Fusion eine Chance, sowohl den Breitensport zu stärken als auch die Strukturen zu verschlanken und Kosten von bis zu 250.000 Euro im Jahr einzusparen. Die Entscheidung über die Fusion fällt Mitte Dezember in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung.
Parallel hat das Präsidium die Weichen in der Führung gestellt: Dr. Dennis Peiler, bislang Geschäftsführer Sport und stellvertretender Vorstandsvorsitzender, übernimmt ab Oktober die Rolle des Vorstandsvorsitzenden. Für Richenhagen steht fest: „Das ist der Mann der Zukunft“, sagte er und versprach mit einem Augenzwinkern, sich mit dem Mikromanagement dann in Zukunft etwas mehr zurückzuhalten.