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Kandaren-Debatte: Ingrid Klimke bezieht Stellung zur Kritik


Bild vergrößern Ingrid Klimke meldet sich in einem Statement zur Kandarenpflicht zu Wort.

AACHEN _ CHIO 2022 KLIMKE Ingrid (GER), Freudentaenzer Preis der VUV - Vereinigte Unternehmerverbände Aachen Prix St. Georges Aachen, Reitstadion Soers 29. June 2022 © www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz (© Stefan Lafrentz)

Nachdem Wissenschaftler mögliche tierschutzrelevante Aspekte beim Weltreiterverband und der deutschen FN thematisierten, hat sich nun Ingrid Klimke zu Wort gemeldet. Unter anderem plädiert sie in einem ausführlichen Statement für einen sachlichen Diskurs über die Kandarenpflicht.

Vor wenigen Tagen wendete sich eine Gruppe internationaler Wissenschaftler mit einem Schreiben an den Weltreiterverband (FEI) und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Sie thematisierte darin die Kandarennutzung sowie mögliche tierschutzrelevante Aspekte im Turniersport. Die Absender fügten dem Brief exemplarisch Fotos von sieben Dressurreitern bei, darunter auch Charlotte Fry, Patrik Kittel, Isabell Werth und Ingrid Klimke.

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Ingrid Klimke meldet sich mit ausführlichem Statement

Heute meldet sich Ingrid Klimke mit einem Statement an die Presse. In ihrem Schreiben äußert sich die Reiterin differenziert zur Nutzung der Kandare und den damit verbundenen Herausforderungen im Spitzensport. Sie betont, dass die gezeigten Bilder Momentaufnahmen seien. Sie könnten daher nicht den gesamten Bewegungsablauf eines Pferdes in der Prüfung widerspiegeln. Dennoch unterstützt sie eine sachliche und wissenschaftlich fundierte Diskussion über die Auswirkungen der Kandarenpflicht auf das Wohlbefinden der Pferde.

Anpassung der Regularien?

„Ich bin mir bewusst, dass unser Sport unter kritischer Beobachtung steht, und unterstütze jede konstruktive Diskussion über das Wohlbefinden der Pferde“, erklärt Klimke. Sie fordert, dass die zentrale Frage – ob die Kandarenpflicht eine rein sportliche Regelung oder eine tierschutzrelevante Angelegenheit sei – offen und faktenbasiert diskutiert werden müsse. Sollten wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass die Kandare im Vergleich zur Trense das Wohlbefinden der Pferde beeinträchtigen könnte, müsse über eine Anpassung der Regularien nachgedacht werden.

Klimke unterstreicht: „Pferde sind keine Maschinen und Reiter sind nur Menschen. Die Herausforderung besteht darin, die klassische Reitlehre mit den Anforderungen des Spitzensports in Einklang zu bringen – ein Balanceakt, der nicht in jedem Moment perfekt gelingen kann.“

Klimke wünscht sich offenen Austausch

Mit ihrem Statement plädiert die Olympiasiegerin für Transparenz, offenen Austausch und eine Weiterentwicklung des Dressursports im Sinne des Pferdewohls. Sie betont, dass der faire und sachliche Dialog mit Wissenschaftlern, Funktionären und Reitern essenziell sei, um den Sport langfristig auf einer ethisch vertretbaren Basis fortzuführen.

Die FN hatte bereits in ihrer ersten Reaktion auf das Schreiben der Wissenschaftler angekündigt, die vorliegenden Materialien sorgfältig zu prüfen und mit den Verfassern in den Dialog zu treten. Die Debatte um die Kandarenpflicht dürfte damit weiter an Dynamik gewinnen. Neu ist sie nicht.

Das vollständige Statement von Ingrid Klimke:

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Während der internationalen CDI-Turniere in Amsterdam und Neumünster wurden Momentaufnahmen von Teilnehmern angefertigt, die die aktuelle Debatte über das Wohlergehen der Pferde im Grand-Prix-Sport und speziell die Rolle der Kandare aufgreifen und anheizen.

In wissenschaftlichen Kreisen besteht die Besorgnis, dass die nach internationalem Reglement geforderte Kandarenzäumung zu einer potenziellen Beeinträchtigung des Pferdemaules führen kann. Gleichzeitig gibt es Bedenken, dass Praktiken, die dem Pferd schaden könnten, unbemerkt bleiben oder durch die aktuelle Bewertungspraxis im Dressursport sogar begünstigt werden.

Als Reiterin liebe ich unseren Sport und lebe die klassische Reitlehre, die ich von meinem Vater übernommen habe. Ich bin mir bewusst, dass unser Sport unter kritischer Beobachtung steht und unterstütze jede konstruktive Diskussion über das Wohlbefinden der Pferde.

Gleichzeitig ist mir wichtig zu betonen, dass die gezeigten Bilder Momentaufnahmen sind. Sie geben keinen konstanten Zustand wieder, sondern einen Sekundenbruchteil eines komplexen Bewegungsablaufs. Die Herausforderung für jeden Grand-Prix-Reiter besteht darin, die Grundsätze der klassischen Reitlehre jederzeit mit den aktuellen Anforderungen des Spitzensports in Einklang zu bringen – ein Balanceakt, der nicht in jedem Moment perfekt gelingen kann. Pferde sind keine Maschinen und Reiter sind nur Menschen. Natürlich ist es mein Ziel, meine Pferde in perfekter Anlehnung nach den Grundsätzen der klassischen Reitlehre zu präsentieren, mit dem Genick als höchstem Punkt und der Nase vor der Senkrechten, was mir nicht immer gelingt.

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Die aktuelle Diskussion um die Kandarenpflicht im internationalen Dressursport muss sachlich geführt werden. Eine zentrale Frage lautet: Ist die Kandarenpflicht eine rein sportliche Angelegenheit oder betrifft sie das grundlegende Wohlbefinden des Pferdes?

Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse nachweislich zu der Annahme führen, dass die Einwirkung mit der Kandare, im Vergleich zu anderen Gebissen wie zum Beispiel der Trense, das Wohlbefinden unserer Pferde beeinträchtigt, sollte eine offene Debatte über die Notwendigkeit der Kandarenpflicht im internationalen Spitzensport geführt werden. Wir wissen alle, dass Momente, insbesondere in Prüfungssituationen, die ein deutlicheres Einwirken auf das Pferdemaul notwendig machen, sei es, um eine Lektion in letzter Perfektion zu zeigen oder einfach nur, um die Sicherheit von Pferd und Reiter zu gewährleisten, vermutlich nie gänzlich zu vermeiden sein werden.

Mein Ziel bleibt es, den Sport im Einklang mit dem Wohlbefinden der Pferde weiterzuentwickeln. Ich lade jeden ein, sich selbst ein Bild zu machen – durch offenen Austausch und transparente Trainingsmethoden, die zeigen, dass das Wohl des Pferdes immer an erster Stelle steht. Ich unterstütze den offenen, sachlichen und fairen Diskurs um wissenschaftliche Erkenntnisse, die unseren Sport verbessern und langfristig erhalten.


Fundierte Berichterstattung, lebendige Reportagen, tiefes Wissen rund um Pferdesport und Pferdehaltung – dafür steht die Redaktion hinter Hooforia. Die eigene Leidenschaft zum Pferd mit dem Beruf zu verbinden, ist ein großes Glück. Den Erfahrungsschatz von Reitern, Züchtern, Ausbildern und Trainern – ob prominent oder nicht – für unsere Leser aufzubereiten, ist unser journalistischer Auftrag.

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