Die Dülmener Wildpferde sind eine einzigartige Pferderasse und ein faszinierendes Naturerlebnis. Im Merfelder Bruch, einem Naturschutzgebiet westlich der Stadt Dülmen in Nordrhein-Westfalen, lebt die letzte freilebende Wildpferdeherde Europas.
Einmal im Jahr findet der traditionelle Wildpferdefang statt. Dabei werden die einjährigen Hengste aus der Herde der Dülmener Wildpferde per Hand eingefangen und anschließend versteigert. Zahlreiche Zuschauer sind vor Ort und verfolgen das Spektakel.
Diskussion um Ablauf des Wildpferdefangs
Innerhalb unserer Community und besonders in tier- und naturschutzengagierten Kreisen besteht weitgehendes Verständnis dafür, dass die Entnahme der Jährlingshengste aus der Herde notwendig ist. Diese Maßnahme wird als Teil eines langfristigen Populationsmanagements gesehen, das dem begrenzten Lebensraum sowie der sozialen Struktur der Herde Rechnung trägt.
Gleichzeitig wird jedoch regelmäßig der Wunsch geäußert, die jährliche Entnahme in einer ruhigeren, weniger publikumswirksamen Form durchzuführen. Kritisch diskutiert werden vor allem die möglichen Auswirkungen des Besucheraufkommens auf die Tiere, insbesondere im Hinblick auf Stress durch Lautstärke, Menschenansammlungen und Atmosphäre.
Diese Debatte spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für die Bedürfnisse von Wildtieren und den Wunsch wider, Tradition und Tierwohl stärker miteinander in Einklang zu bringen.
Was passiert mit den Wildpferden?
Die rund 400 Dülmener Wildpferde leben ganzjährig in einem etwa 360 Hektar großen Reservat, der sogenannten Wildpferdebahn im Merfelder Bruch. Dort sind sie weitgehend sich selbst überlassen, folgen ihrem Instinkt und haben sich perfekt an die natürlichen Lebensbedingungen angepasst. Nur in den Wintermonaten erhalten sie an Futterstellen zusätzliches Heu.
Warum werden die Dülmener Wildpferde gefangen?
Einmal im Jahr, am letzten Samstag im Mai, findet der traditionelle Wildpferdefang statt. Dabei werden ausschließlich die einjährigen Hengste aus der Herde per Hand eingefangen. Der Grund: Ab dem Alter von etwa einem Jahr werden junge Hengste geschlechtsreif und beginnen, untereinander um die Führung in der Herde zu kämpfen.
Da das Reservat begrenzt ist und natürliche Fressfeinde wie Wölfe oder Bären fehlen, wäre ein unbegrenztes Wachstum der Population problematisch. Um Rivalitäten und Verletzungen unter den Hengsten zu vermeiden und die Balance in der Herde zu erhalten, ist das Herausfangen der jungen Tiere notwendig.
Wer kümmert sich um die Pferde?
Die Pflege und der Erhalt der Wildpferdeherde liegt in den Händen der Familie Herzog von Croÿ, die das Schutzgebiet betreut und engagiert den Fortbestand dieser einzigartigen Pferdeart sichert. Unterstützt wird sie von Fachleuten aus dem Bereich Naturschutz und Tierpflege. Die Wildpferdebahn ist ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet, in dem die Tiere unter Bedingungen leben, die ihrer natürlichen Umgebung möglichst nahekommen.
Welche Aufgaben bekommen die eingefangenen Dülmener Wildpferde?
Nach dem Fang werden die jungen Hengste versteigert und gelangen in die Hände neuer Besitzer. Trotz ihres wilden Ursprungs passen sich die Jährlingshengste schnell an das Leben mit dem Menschen an. Dank ihres gutmütigen und ausgeglichenen Charakters sind sie besonders beliebt als Reitpferde für Kinder, als Kutschpferde oder auch als Freizeitpferde. Ihr robustes Wesen, ihre Trittsicherheit und ihre Genügsamkeit machen sie zu geschätzten Begleitern im Alltag.
Ein einzigartiges Projekt: Naturschutz trifft Tradition
Der Fokus liegt nicht auf Zucht im herkömmlichen Sinn, sondern auf der Erhaltung einer ursprünglichen Pferderasse durch natürliche Selektion. Anders als bei Zuchttieren, bei denen bestimmte Merkmale vom Menschen gezielt gefördert werden, bleibt der Genpool der Dülmener Wildpferde breit und gesund.
