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Freundschaft unter Pferden: Wichtig für Körper und Seele


Bild vergrößern Freundschaft unter Pferden

Gute Bindungen zwischen einzelnen Pferden beruhigen den gesamten Sozialverband. (© Slawik)

Pferde sind Herdentiere, klar. Aber auch innerhalb einer Herde gibt es ein Sozialgefüge. Es ist gut erforscht – bis auf einen Aspekt. Und der ist eigentlich der schönste: die Freundschaft unter Pferden.

Einsamkeit macht krank. Freundschaft macht stark. Freundschaft ist wichtig für Lebewesen, die im Sozialverband leben und somit auch für das Herdentier Pferd. Freundschaft unter Pferden ist wissenschaftlich allerdings noch gar nicht so lange erforscht. Das berichtet Verhaltensforscherin Dr. Margit Zeitler Feicht. Sie hat bis zu ihrer Pension die Abteilung Ethologie, Tierhaltung und Tierschutz am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München geleitet:

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„Man hat lange auf die Auseinandersetzung zwischen Pferden geguckt. Also darauf, wann und warum sie sich aggressiv – sprich sozionegativ – gegenüber Artgenossen verhalten. Das soziopositive, also emotional zugewandte, Verhalten wurde bisher weniger beachtet.“ Das hat sich seit Anfang 2010 geändert und inzwischen haben die Beobachtungen des soziopositiven Verhaltens von Pferden ganz konkrete Ergebnisse hervorgebracht: „Pferde als sozial lebende Tiere haben die Fähigkeit zu soziopositiven Beziehungen – sprich zu Freundschaften. Und sie haben ganz intensiv das Bedürfnis danach“, betont Zeitler Feicht.

Wie äußert sich Pferdefreundschaft?

Ganz einfach durch Zusammensein. Pferdefreunde sind viel und gerne zusammen. Und es gibt noch offensichtlichere Zeichen von Zuneigung, allen voran die Fellpflege. Dieses zärtlich kraftvolle Nagen am Fell des Artgenossen – vor allem im Bereich der Mähne – reicht von feinen Berührungen bis hin zur kräftigen Massage. Dieses Kraulen pflegt nicht nur das Fell, sondern auch die Pferdeseele, denn es stärkt die soziale Bindung zwischen Pferden, baut Stress ab und entspannt.

Es gibt Studien, die zu dem Ergebnis gekommen sind, Fellpflege senke die Herzfrequenz beim Pferd. Allerdings sollte man nicht vergessen: Es kann auch zur Zeit des Fellwechsels oder bei Mangelerscheinungen zu vermehrter Fellpflege kommen. Nichtsdestotrotz ist Fellpflege den meisten Pferden eine liebe Freizeitgestaltung – und dazu braucht es einen Freund.

Freiwilligkeit – Freundschaft unter Pferden

„Zum Zusammensein zählt aber auch, gemeinsam mit einem Freund zu ruhen, zu fressen, den Ort zu wechseln oder einfach beieinander zu stehen“, sagt die Verhaltensexpertin Dr. Margit Zeitler Feicht. Ganz wichtiger Faktor für ein freundschaftliches Verhältnis ist die Freiwilligkeit. Die Pferde sollten selbst entscheiden können, mit wem sie zusammen sein und eine Bindung eingehen wollen. Interessant ist, dass Pferde sich meist zu zweit zusammentun und nur selten zu dritt oder zu viert.

Freundschaft unter Pferden ist freiwillige und reziproke (wechselseitige), nicht sexuell motivierte, soziopositive Bindung zwischen nicht verwandten Individuen. Sie ist primär dyadisch (zu zweit) und besitzt für beide Beteiligten einen subjektiven Wert. Die Freundschaftsbeziehung ist durch positiven Affekt (Sympathie) gekennzeichnet und äußert sich in einer beständigen interindividuellen Präferenz.
– Wissenschaftliche Definition von Dr. Anja Wasilewski im Rahmen ihrer Dissertation über Freundschaften bei Huftieren

Wie entstehen Pferdefreundschaften?

Pferdeherde

Gute Freunde stehen gerne zusammen und fressen gemeinsam. (© Slawik)

Letztlich sind Freundschaften für das Pferd fast noch wichtiger als der gesamte Herdenverband, idealerweise haben Pferde beides: Eine Herde und innerhalb der Herde Freunde. Auch wir Menschen kennen das Gefühl von Einsamkeit in einer Gruppe, wenn in dieser Gruppe kein Freund dabei ist. Und umgekehrt bedarf es nur einer vertrauten Person, um sich eben in guter Gesellschaft zu fühlen, anstatt einsam. Ähnlich scheint es bei Pferden zu sein.

Tatsächlich entwickeln sich Bindungen zwischen Pferden besonders gut in der Jugendzeit. Spielgefährten unter Equiden bleiben Freunde, wenn sie nicht getrennt werden, „mitunter lebenslang“, sagt Zeitler Feicht. Das Spielverhalten nimmt dabei eine bedeutende Rolle ein. Wer viel miteinander spielt, entwickelt eine enge Freundschaft. Spielverhalten attestiert darüber hinaus Wohlbefinden des Pferdes.

Mit Artgenossen spielen: Freundschaft unter Pferden

Aber auch umgekehrt ist das Spiel für Pferde wichtig, um Stress abzubauen. „Das sogenannte Kampfspiel hat eine erregungsableitende Wirkung“, hat Zeitler Feicht in eigenen Untersuchungen bestätigt. Hier entledigen sich Pferde der Anspannung und des Stresses – Faktoren, die im Training ziemlich sicher hinderlich sein würden. Somit profitieren am Ende auch der Reiter und die Ausbildung des Pferdes. Mit Artgenossen zu spielen, fördert das Wohlbefinden und ein Pferd, das sich wohlfühlt, ist leistungsbereiter und motivierter.

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„Besonders viel gespielt wird bei Pferden in der Einzelhaltung, die nur stundenweise gemeinsam in den Auslauf dürfen“, hat die Verhaltensforscherin herausgefunden. Pferde nutzen die Gelegenheit, spielen zu dürfen, und mögliche Anspannung abzubauen. „Für mich gibt es kein größeres Lob für ein Pferd, keine größere Wohltat, als es nach getaner Arbeit in seine Herde, zu seinen Freunden auf die Weide zu entlassen“, findet Zeitler Feicht.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Weitere Faktoren, die eine Pferdefreundschaft begünstigen, sind die gleiche Farbe, ähnliches Alter und ähnliche Rangzugehörigkeit. Gleich und gleich gesellt sich gern – wenn auch mit Ausnahmen: „In Gruppenhaltung konnte beobachtet werden, dass die meisten Pferde auch freundschaftliche Kontakte zu mindestens einem ranghöheren Herdenmitglied pflegen. Aus einer solchen Verbindung ergeben sich Vorteile für das rangniedere Tier, denn es steht in der Nähe dieses Freundes auch unter dessen Schutz“, gibt Zeitler Feicht zu bedenken.

Und in der geschlechtlichen Zusammenstellung von Freundschaften gibt es ebenfalls Strukturen. „So haben Hengste in ihrer Herde ihre Lieblingsstute, mit der sie auch außerhalb der Rossezeit zusammen sind und Fellpflege betreiben.“ Besonders intensive Freundschaften pflegen häufig Wallache mit Stuten.

Wie beeinflussen Pferdefreundschaften die Herde?

Die können jedoch über das Ziel hinausschießen. Nämlich dann, wenn der Wallach vor lauter Zuneigung hengstig wird, die Stute vereinnahmt und meint, sie gegen andere verteidigen zu müssen oder gar versucht, sie zu decken. Hier ist Vorsicht geboten, unter Umständen müssen die beiden dann doch getrennt werden.

Nun könnte man annehmen, dass sich zwei Pferde genug sind und die Herde gar nicht so wichtig ist. Ein Irrglaube. Denn ist die Herde groß, werden die Chancen für das Pferdeindividuum größer, einen Freund zu finden. Umgekehrt sind Freundschaften zwischen Pferden enorm wichtig für eine harmonische Herde:

Bindungen zwischen einzelnen Pferden, also Freundschaften, hemmen aggressive Interaktionen zwischen den Gruppenmitgliedern und dienen somit der Festigung des Gruppenzusammenhalts. Außerdem beruhigen diese Bindungen den gesamten Sozialverband
-Dr. Margit Zeitler Feicht

Haltungsempfehlung für gute Freundschaft unter Pferden

  • Maximale Gruppengröße von 20 Tieren.
  • Bei Gruppen von weniger als zehn Tieren sollte die Gruppe in einer geraden Zahl zusammengestellt werden, da sich Freundschaften oft paarweise ergeben und bei einer ungeraden Gruppenzahl ein Pferd ausgeschlossen werden könnte.
  • Gruppen nach Geschlechtern trennen oder aber in gemischtgeschlechtlichen Gruppen für eine Überzahl der Stuten sorgen, um Gerangel unter den Wallachen zu vermeiden. „Es gibt vermehrt Unruhe, wenn die Gruppe weniger Stuten als Wallache ausmacht“, erklärt Ethologin Dr. Margit Zeitler Feicht. Einige Wallache können in Anwesenheit von Stuten hengstig werden und mit anderen Wallachen um die Gunst der Stute streiten.
  • Beobachtungen zeigen: Am ehesten tun sich Stuten und Wallache zusammen, dann Wallache mit Wallachen und erst dann Stuten mit Stuten.

Von einer gesunden Pferdefreundschaft profitieren am Ende alle: die Pferde, die Herde – und die zugehörigen Menschen.

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