„Entspann‘ Dich mal!“ Ein Satz, den Pferde häufig hören. Doch wie soll mein Pferd entspannt sein, wenn ich es nicht bin?
Ein Meeting, wieder länger als gedacht, logo! Stau, war klar, ich bin eh schon zu spät!! Und natürlich fängt es in der Sekunde an zu schütten, als ich aus dem Auto steige!!! Die Wolke über meinem Kopf ist so dunkel wie die Gewitterwolke am Himmel. Mindestens! Na, wenigsten habe ich jetzt zwei entspannte Stunden vor mir …
Doch mein Pferd „Lolle“ tut alles dafür, dass es nicht besser wird: Zappelei beim Putzen, ein bisschen zu dolles Knapsen (Aua!) und zum krönenden Abschluss mein Fuß unter seinem Huf (mit Drehen!). Als wüsste er genau, welche Knöpfchen er drücken muss, um mich zur Weißglut zu bringen. Oder ist es vielleicht genau andersherum?
Pferde können in unseren Gesichtern lesen
Pferde merken nämlich nicht nur an unserem Verhalten, dass wir wütend sind, sondern sogar nur an unserer Mimik. Kein Witz! Pferde können in unseren Gesichtern lesen!
Es gibt eine interessante Studie aus England: Pferde erkannten anhand von Bildern die Emotionen von Menschen und reagierten sogar körperlich darauf. Jedem Pferd wurde in dieser Studie zwei Fotos von Menschen mit unterschiedlichen Emotionen gezeigt: ein Mensch mit glücklicher Mimik und eines mit wütender Mimik. Pferde reagierten bei den negativen Gesichtsausdrücken mit einer Veränderung des Blickes und sogar mit einem Anstieg der Herzfrequenz, was die Wissenschaftler eindeutig auf Stress zurückführen.
Wir kennen das ja auch vom Gruppenauslauf: Möchte ein ranghohes Pferd zum Beispiel an Tränke oder Raufe, braucht es nur ein Minimum an Körpersignalen und das andere Pferd weicht aus. Für eine Laien ist das vielleicht gar nicht sichtbar.
Wut im Stall: Wie soll mein Pferd entspannt sein, wenn ich es nicht bin?
Wenn Pferde dieses Minimum an Gestik unterscheiden können: Was macht es mit einem Pferd, wenn es merkt, dass ich gestresst bin? Denn wir wissen aus anderen Studien, dass Pferde bei anderen Pferden ihrer Herde synchronisieren und sogar beim Menschen eine Erhöhung der Herzfrequenz wahrnehmen und darauf sogar oft mit einer Erhöhung der Herzfrequenz reagieren.
Nach einigem Nachdenken habe ich beschlossen: An speziell solchen Tagen mache nur eins mit meinem Pferd. Nämlich nichts!
Das heißt auch, dass Unterricht auch mal spontan abgesagt wird und ich vielleicht noch mehr als „Wendy“ gelte, doch dafür schlittere ich nicht unbewusst in eine Situation herein, die ich hätte vermeiden können. Denn obwohl man sich gerade nach einem stressigen Tag auf die Ruhe des Pferdes freut: Wenn es mir nicht gelingt, die Wut im Stall abzuschalten, ist das die einzig richtige Entscheidung. Aus Respekt und Fairness dem Pferd gegenüber.
