Auf dem Boden der Tatsachen liegen eindeutig zu wenig Stangen und Pylonen! Bodenarbeit ist für jeden etwas, unabhängig vom Alter des Pferdes, der Rasse oder dem eigenen Reitstil. Wir haben den Test gemacht und Dressur- und Springreiter mit Stangen-, Pylonen- und Führtraining überrascht. Und wer hätte es gedacht? Es funktionierte wunderbar – was nicht nur den Reitern Spaß gemacht hat, sondern vor allem auch den Pferden.
Ein harmonisches Miteinander ist nicht nur im Sattel wichtig, sondern auch vom Boden aus. Für die Teilnehmer des Trainings „Bodenarbeit für Anfänger“ mit Sigrid Schöpe hieß es erst einmal umdenken: nicht nur, was das Equipment angeht, sondern auch die Vorstellung, wie mit dem Pferd vom Boden gearbeitet werden kann und wie die richtigen Kommandos gegeben werden sollten.
„In der heutigen Zeit gehört eine vernünftige Basis im Bereich der Bodenarbeit oder Horsemanship eigentlich zum Ausbildungsstandard. Nicht nur Reiten ist relevant, sondern auch der Umgang am Boden, das heißt richtiges und problemloses Führen und Abwechslung im Alltag des Pferdes. Die Bodenarbeit fördert die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter“, erklärt die Buchautorin und Trainerin Sigrid Schöpe.
Gefahren durch unerzogene Pferde
Longieren ist die wohl bekannteste Bodenarbeit und bietet viele verschiedene anwendungsmöglichkeiten. (© Daniel Elke)
Wo liegen die Probleme, wenn man Pferde nur reitet und sich nicht vom Boden aus mit ihnen beschäftigt? „Nun, das beste Beispiel ist, wenn man das Pferd zur Weide bringt und nicht in der Lage ist, es vernünftig zu führen. Oder der Besitzer holt das Pferd aus der Box, und es rennt an ihm vorbei oder rempelt ihn sogar an. So etwas ist nicht nur unerzogen, sondern kann auch gefährlich werden. Es gibt noch immer Reiter, die im Viereck zwar gut mit ihrem Pferd klarkommen, aber sobald sie neben ihm stehen, große Probleme haben.“
Achtet mein Pferd auf mich, wenn ich es führe? Reagiert es auf meine Körperhaltung? Akzeptiert es mich als ranghöheres Tier? All diese Fragen sollten sich die Teilnehmer des Seminars stellen – und mussten erkennen, dass es in den meisten Fällen nicht zutrifft.
Führtraining: Bodenarbeit für Anfänger
Zunächst einmal stand das Führtraining an. Pferde, die ständig den Reiter überholten, wurden daran erinnert, dass sie den Reiter vorgehen lassen und sich ihm unterordnen sollen. Der lange Arbeitsstrick sollte die Pferde dazu bringen zu weichen. Zunächst zeigten sie sich von dem schwingenden Strick wenig beeindruckt. Dieser wurde jedoch so lange geschwungen, bis das Pferd zurücktrat.
Erst dann wurde das Schwingen beendet, und das Pferd erhielt ein Lob. Die positive Verstärkung spielte bei allen Übungen eine große Rolle. Bestraft wurde ein unerwünschtes Verhalten nie, sondern das Tier wurde gelobt, wenn es das gewünschte Verhalten zeigte.
Stangen passen immer
Sobald sich die Pferde gut führen lassen und auf Kommando (was auch Körpersprache sein kann) rückwärtsgehen, können Stangen mit eingebunden werden. Gehen Sie mit Ihrem Pferd über eine liegende Stange, lassen Sie es dabei immer nur mit einem Beinpaar (Vorderbeine und danach die Hinterbeine) über die Stange laufen und stoppen Sie es dann. Lassen Sie erst die Vorderbeine über die Stange gehen, dann pausieren Sie. Erst nach dem Stoppen folgen die Hinterbeine.
Wenn das ganze Pferd über die Stange gelaufen ist, richten Sie es rückwärts. Wieder jeweils mit einem Beinpaar. Sie werden merken, dass es vielen Pferden schwerfällt, sich auf die Stange, die sie nicht sehen können, zu konzentrieren und nicht daraufzutreten. Diese Übung fördert Gehorsam und Vertrauen gleichermaßen.
Nur positive Effekte: Bodenarbeit für Anfänger
Besonders wichtig für Bodenarbeit sind passende Handschuhe, um die Hände vor Brandverletzungen zu schützen. (© Daniel Elke)
Mittlerweile haben viele Reiter erkannt, dass die Bodenarbeit für ihr Pferd nur positive Effekte hat: „Für Pferde ist sie eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Sie werden aufmerksamer, gehen mehr auf ihren Besitzer ein, reagieren sensibler auf Körpersprache und so weiter. Bodenarbeit sollte keine Arbeit sein, sondern Halter und Pferd Spaß machen.
Die Bodenarbeit kann auch gymnastizierende Teile enthalten. Habe ich ein Pferd, das sich auf einer Seite beim Reiten nicht richtig biegen lässt, dann kann ich dies am Boden spielerisch üben. Den Erfolg hat man dann danach beim Reiten“, erklärt Sigrid Schöpe.
Seien Sie kreativ
Die Arbeit mit dem Pferd sollte nie langweilig werden, und es ist ratsam, sich immer wieder neue Aufgaben einfallen zu lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt neben der Beschäftigung ist die Gesunderhaltung des Pferdes durch die Bodenarbeit:
Fast alle Bereiche des Pferdekörpers werden bei der Arbeit am Boden trainiert: die Rückenmuskulatur, die Hinterhand, die Schulter- und die Halsmuskulatur. Für fast alles gibt es Übungen, um diese Bereiche aufzubauen oder zu stärken
– Sigrid Schöpe.
Die Terrasensa-Platten zum Beispiel bieten sich für die Bodenarbeit geradezu an. Sie können leicht zwischen den verschiedenen Hindernissen platziert und von den Pferden überquert werden. Anfänglich zeigen sich die Pferde irritiert, weil die weiche Haptik unter den Hufen für sie ungewohnt ist. Jedoch lassen sich die meisten Pferde schnell überzeugen. Die Muskulatur gleicht die Unebenheiten in den Polyurethan-Platten aus und wird so bei jedem Stand auf ihnen trainiert.
Bodenarbeit für Anfänger: Übung Tanzen
Dem Pferd das Tanzen beizubringen ist eine der einfachsten Übungen der Zirzensik. Sie eignet sich also auch hervorragend für Neulinge in der Bodenarbeit. Beim Tanzen legen Sie das lange Arbeitsseil um das Pferd herum. Dabei müssen Sie darauf achten, dass das Seil an den Hinterbeinen nicht zu tief rutscht, damit das Pferd nicht panisch wird. Sie selbst stehen im Bereich der Schulter, drücken mit einer Hand den Kopf des Pferdes leicht von sich weg und ziehen gleichzeitig am Seil.
Dazu geben Sie ein Handzeichen mit der freien Hand sowie ein Wortkommando, zum Beispiel „Tanz“. Ziehen Sie so lange am Seil, bis das Pferd die komplette Drehung gemacht hat und wieder vor Ihnen steht. Ganz wichtig: das Loben danach! Erst wenn das Pferd die Übung selbstständig macht, können Sie den Strick entfernen und frei üben.