Kaum eine andere Bodenarbeit hat in den letzten Jahren so viel Interesse geweckt wie das Training mit der Doppellonge. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es sich für jedes Pferd und jede Sparte der Reiterei eignet. Doch was ist das Besondere, und wie wird es richtig gemacht?
Longiert wird neben dem jungen Pferd meist nur, wenn der Reiter der Meinung ist, dass das Pferd nicht ausgelastet ist und zu viel Energie hat, wodurch Probleme unter dem Sattel entstehen könnten. Tatsächlich ist die Arbeit mit der Doppellonge für Anfänger aber eine absolute Bereicherung bei der Ausbildung von Pferden jeden Alters. Sie kann genauso sinnvoll in der Phase nach einer Krankheit des Pferdes eingesetzt werden wie auch zur schonenden und leichten Arbeit mit dem älteren Pferd.
Die Arbeit mit der Doppellonge wird bei richtiger Handhabung die Ausbildung eines Pferdes in allen Disziplinen über das gesamte Leben hin positiv beeinflussen können. Somit ist es auch sinnvoll, ein bereits reiterlich ausgebildetes Pferd noch an die Arbeit heranzuführen. Häufig zu beobachten ist, dass die Arbeit mit Problempferden durch die Arbeit mit der Doppellonge deutlich einfacher wird.
Gymnastizieren und trainieren: Doppellonge für Anfänger
Das Training fängt eventuelle negative reiterliche Einwirkungen auf das Pferd ab. Sämtliche Muskeln des Pferdekörpers werden bei der Arbeit richtig gymnastiziert und trainiert. Ohne negative Einwirkung von Reiterhilfen, Rückendruck und Zwangshaltungen wird der feine Umgang mit der Doppellonge eine Weiterbildung sein und eine gelassene Verständnisschulung darstellen. Bei richtiger Anwendung entsteht ein nachhaltiges Verständnis zwischen Pferd und Reiter, welches bei der täglichen Arbeit einen sehr positiven Effekt hat.
Günther Fröhlich ist einer der bekanntesten klassischen Reitausbilder Deutschlands und arbeitet seit 40 Jahren unterstützend mit der Doppellonge.
Abwechslung zum täglichen Reiten
Die Doppellonge gymnastiziert das ganze Pferd. Außerdem bietet sie eine gute Beschäftigung und eine gute Abwechslung zum täglichen Reiten
– Fröhlich
Die Arbeit sei außerdem eine Möglichkeit, dass das Pferd die Muskeln entspannt und den Kopf frei bekommt. Die Mitarbeit und Konzentration bei der Arbeit werde gefördert. „Ziel bei der Arbeit mit der Doppellonge ist es, eine gute Durchlässigkeit und eine gute Versammlung ohne reiterliche Einwirkungen zu erreichen“, so Fröhlich weiter.
Am Anfang mit Kappzaum: Doppellonge für Anfänger
Grundsatz beim Einstieg in die Doppellongenarbeit ist eine gute Ausbildung an der einfachen Longe, nur dann werden auch gute Ergebnisse bei der Arbeit mit der Doppellonge erreicht. Stimmkommandos, Körpersprache, Peitschenhilfen wie auch leichte Paraden über die Longe sollten für das Pferd keine Neuheiten sein.
Außerdem sollte es sich überall berühren lassen und die Arbeit mit Trense, Gurt und Zügeln gewöhnt sein. Für den Anfang eignet sich auch die Verwendung eines Kappzaums, an dem das Trensengebiss eingeschnallt ist. So kann man die Doppellonge zunächst in den Kappzaum und bei entsprechendem Fortschritt in die Trense einschnallen.
Die ersten Schritte an der Longe
Wenn die Longe das erste Mal über die Hinterhand geführt wird, sollte man sehr vorsichtig vorgehen. Viele Pferde reagieren panisch. (© Ilja van de Kasteele)
Für die ersten Arbeitseinheiten an der Doppellonge wählt man am besten den gleichen Platz, Halle oder Roundpen, wo man das Pferd bereits häufiger longiert hat, denn dadurch hat das Pferd ein sicheres, vertrautes Gefühl. Der Boden sollte gut sein, die Fläche sollte sicherheitsstandardmäßig abgegrenzt sein, die Bande mindestens 1,40 bis 1,60 Meter hoch sein. Hierdurch wird dem noch unerfahrenen Pferd eine äußere Anlehnung beziehungsweise eine äußere Sicherheit geboten.
Vor Beginn der Doppellongenarbeit ist die entsprechende Ausrüstung für das Pferd vorzubereiten, worauf auf den nächsten Seiten noch genauer eingegangen wird. Die Qualität der Produkte und die Funktionalität sollten einwandfrei sein. Auch hier gilt, dass man nicht bei dem Equipment sparen sollte, bestätigt der Ausbilder:
Equipment notwendig: Doppellonge für Anfänger
Bei der Ausstattung für das Pferd sollte man bereit sein, ein bisschen Geld zu investieren. Vor allem der Gurt ist wichtig und darf auf keinen Fall am Widerrist drücken. Wenn sich das Pferd durch das Equipment in seiner Bewegung gestört fühlt, erreicht man kein locker schwingendes Pferd, sondern ein verkrampftes.
Für die Arbeit braucht man einen Longiergurt, eine Trense, einen Kappzaum, Gamaschen oder Bandagen, eine Longierpeitsche und eine Doppellonge. Bis man schon sicherer im Longieren mit der Doppellonge ist, sollte ein Helfer anwesend sein. Dieser Helfer sollte das Pferd festhalten, wenn Sie die Longe befestigen, im Falle von Unruhe das Pferd beruhigen und loben. Der genaue Ablauf sollte mit dem Helfer abgesprochen werden, sodass brenzlige Situationen gar nicht erst entstehen.
Erster Lernschritt – zunächst auf der linken Hand
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, kann die Longe des inneren Zügels ganz normal verschnallt werden. (© Ilja van de Kasteele)
Da sich viele Pferde leichter tun, auf der linken Hand zu laufen, wird auch auf dieser Hand mit der Longenarbeit begonnen. Für die ersten Arbeitseinheiten empfiehlt es sich, die innere Longe vom Trensenring zum Gurt anzulegen. So hat man eine sicherere Führung über das Pferd, und es wird wie beim einfachen Longieren auf der Zirkellinie geführt. „Ich wende diese Verschnallung vor allem bei sehr schwierigen Pferden an“, so Günther Fröhlich.
Die Longe der äußeren Seite wird ganz normal am Gebissring befestigt und läuft durch die Öse am Gurt. Sie wird dann locker über den Rücken in Richtung Longenführer gelegt. Die Höhe der Befestigungsringe, wodurch die Longe gezogen ist, muss so tief sein, dass sich beim Bocken oder Austreten die äußere Longe nicht unter die Schweifrübe klemmt.
„Klemmt die Longe oben unter dem Schweif, so hat man kaum eine Chance, sie wieder loszubekommen. Das Pferd spannt dann die Muskeln an und klemmt die Longe darin ein. Dieses Szenario sollte auf jeden Fall vermieden werden“, bestätigt Fröhlich. Passiert es doch einmal, dass die Longe unter den Schweif rutscht und eingeklemmt wird, so kann nur das Lockerlassen der Longe zu einer Entspannung des Pferdes führen, sodass es die Longe wieder frei gibt.
Zweiter Lernschritt – Doppellonge für Anfänger
Wenn man als Longenführer das Gefühl hat, dass man das Pferd sicher kontrollieren kann, und sich schon an den Umgang mit der Doppellonge gewöhnt hat, wird die Longe vorsichtig um die Hinterhand gelegt. „Die beiden Leinen der Doppellonge sollten dabei ein gleichschenkliges Dreieck bilden“, so Fröhlich. Pferde reagieren darauf sehr unterschiedlich:
Manche akzeptieren die ungewohnte Leine an der Hinterhand schon nach wenigen Minuten, bei anderen dauert es mehrere Trainingseinheiten. Dieser Schritt sollte erst gemacht werden, wenn das Pferd entspannt und ruhig ist. Lassen Sie Ihr Pferd halten und legen Sie die Doppellonge vorsichtig und ruhig auf die Kruppe. Bleibt das Pferd entspannt, so kann man es auf seine Hinterhand legen. Der Helfer kann währenddessen das Pferd von außerhalb der Bande halten und beruhigen.
Keine Unfälle – Longe richtig wickeln
Die Körperhaltung während des Longierens sollte aufrecht sein. Die Zügel sollten nah am Körper gehalten werden. (© Ilja van de Kasteele)
Beim Herüberführen der Longe muss mit blitzartigen Reaktionen des Pferdes gerechnet werden. Die Longe muss also unbedingt so gewickelt sein, dass sie sofort nach vorne durchgleiten kann, falls das Pferd durchgeht. Günther Fröhlich hat selbst schon erlebt, wie gefährlich es ist, wenn man diesen Schritt nicht vorbereitet: „Wenn die Longe nicht richtig gewickelt ist, kann es zu Quetschungen der Finger kommen, die die Blutzufuhr unterbricht. Das ist sehr gefährlich und kann zu erheblichen Verletzungen führen.“
Die äußere Longe muss bei diesem Schritt besonders locker gehalten werden, sodass nicht noch mehr Spannung auf das Pferd ausgeht. Die Reaktionen der Pferde sind sehr unterschiedlich, und es kann durchaus sein, dass das Pferd völlig entspannt und ohne jegliche Panik reagiert. Bei vielen Tieren entsteht durch die ungewohnte Lage der Longe allerdings zunächst eine treibende Wirkung, die das Fluchtverhalten zum Vorschein bringt.
Pferde, die allgemein zum Fluchverhalten während des Longierens neigen, sollten stetig mit Stimme und ruhiger Körperhaltung beruhigt werden. Durch leichtes Annehmen und Nachgeben der inneren Hand kann das Pferd ebenfalls etwas beruhigt werden, sodass es durchpariert.
Doppellonge für Anfänger: Dritter Lernschritt
Der fließende Handwechsel sollte erst gemacht werden, wenn das Pferd schon sicher an der Doppellonge läuft. (© Ilja van de Kasteele)
Hat das Pferd sich an die neue Situation gewöhnt und gemerkt, dass die ungewohnte Lage der Longe keine Gefahr darstellt, so kann mit dem nächsten Schritt begonnen werden. Die zuvor beschriebene Befestigung des inneren Longenzügels wird nun wie die äußere Seite befestigt, vom Gurt zum Gebiss. Zu Beginn ist es ratsam, dass das Pferd einfach nur steht und von dem Helfer gelobt wird. So kann es sich in entspannter Position an die neue Verschnallung der Longe gewöhnen.
Danach wird locker longiert, bis man das Gefühl hat, dass sich das Pferd gut führen lässt. Wenn sich das Pferd in jeder Gangart longieren und durchparieren lässt, kann ein Handwechsel vorgenommen werden. Wenn man die Hand wechseln möchte, sollte man dies zunächst im Schritt tun. Der Helfer kann das Pferd mit einem Wechsel durch die ganze Bahn auf die andere Hand führen. Sind die Pferde sehr ungehalten oder ängstlich bei der Arbeit, sollte jede Hilfe der helfenden Person nur über Bande hinweg geschehen.
Allgemeines zum Einstieg
In den ersten Trainingsstunden mit der Doppellonge ist zu beobachten, dass sich viele Pferde häufig nach außen stellen. Dies dient dem Pferd dazu, sich bei erhöhter Geschwindigkeit besser auszubalancieren. Nach der Eingewöhnung wird sich dieses Problem von alleine lösen. Die korrekte Innenstellung und Längsbiegung ist nur möglich, wenn man durch die Peitsche eine nach außen weisende Hilfe in Richtung Schulter geben kann. Diese Peitsche sollte lang genug sein, um das Pferd an jeder beliebigen Stelle berühren zu können.
Die individuellen Vorlieben bei der Schlag- und Peitschenlänge findet man erst nach ein paar Stunden mit verschiedenen Modellen heraus. Viele mögen aber eine leichte Teleskoppeitsche, die etwa sieben bis acht Meter lang ist. Diese ist für den Anfänger, trotz des geringen Gewichts, nicht gerade handlich, jedoch gewöhnt man sich schnell an die Handhabung. Bis man richtig sicher im Umgang mit der Doppellonge ist, kann aber auch der Helfer die Arbeit mit der Peitsche übernehmen. Die Kunst liegt darin, im Laufe der Zeit herauszufinden, an welcher Stelle zu welchem Zeitpunkt der Einsatz der Peitsche sinnvoll ist, damit das Pferd sie als Hilfe annimmt.