Milben-Alarm! Winterende ist Milbenzeit – in manchen Jahren ist es in einigen Regionen besonders schlimm: Viele Pferde sind befallen, leiden unter starkem Juckreiz und das nasse Wetter trägt seinen Teil dazu bei.
Nässe und Schlamm – langanhaltend schlechtes Wetter macht nicht nur den Landwirten zu schaffen, auch die Pferde leiden. Teilweise bis über den Fesselkopf stehen sie auf Weiden oder Paddocks im Matsch. Das schwächt die Haut und Parasiten fühlen sich wohl. Oft befallen jetzt Milben das Pferd.
Bestimmte Milben mögen Feuchtigkeit
Milben sind eigentlich immer und auf jedem Pferd vorhanden. Ob sie auch Schaden anrichten können, hängt allerdings vom Pferd ab: „Es ist eine Frage der Menge der Milben und der Vorbelastung des Pferdes“, erklärt Tierärztin Dr. Annette Wyrwoll.
Einem gesunden Tier, mit intaktem Immunsystem und gesunder Haut, können ein paar Milben meist nicht viel anhaben. Doch die Milben, die die Beine befallen, lieben ein nasses Klima und treten deswegen bei langanhaltender Nässe geballt auf.
Ist ein Pferd zum Beispiel bereits durch einen Infekt geschwächt oder die Haut nicht intakt, weil sie zum Beispiel durch die Feuchtigkeit aufgeweicht und anfällig ist, ist den Milben Tür und Tor geöffnet. Die Milben lösen einen so heftigen Juckreiz aus, dass befallene Pferde oft heftig mit den Hufen aufstampfen oder akrobatisch an den Hinterbeinen knabbern.
Milben beim Pferd: Sekundärinfektion durch Bakterien

Die Milbe gehört zur Gruppe der Spinnentierchen und ruft auf der Haut zunächst unangenehmen Juckreiz hervor. (© Fotolia)
Bei einem Milbenbefall kann sich die Haut auch entzünden, ein Anschwellen der betroffenen Stellen ist genauso möglich wie Haarausfall. Bei sogenannten Sekundärinfektionen siedeln sich weitere Krankmacher wie etwa Bakterien an der betroffenen Stelle an. Gelangen diese in die Unterhaut droht eine Phlegmone. Auch Mauke kann eng mit einem Milbenbefall zusammenhängen.
Milben oder Pilz am Pferd?
Welche Körperstelle des Pferdes befallen wird, hängt unter anderem von der Art der Milben ab. Es gibt eine Vielzahl von ihnen. Die Chorioptes-Milben ernähren sich von Hautschuppen und sind für die bei anhaltend nasser Witterung sehr häufig auftretenden Hautprobleme am Bein verantwortlich.
Das ist der häufigste Milbenbefall beim Pferd und die Krankheit wird auch Fußräude genannt. „Meist geht es an den Hinterbeinen los. Typisch für den Milbenbefall ist, dass sich die betroffenen Stellen wie Noppen anfühlen, wenn man mit der Hand darüber fährt“, erklärt Dr. Annette Wyrwoll aus Bayern. „Kratzt man vorsichtig an den Stellen, lösen sich längliche, abgestorbene Hautstellen mit Fell ab.“ Der Tierarzt kann über ein Hautgeschabsel Milben nachweisen.
Behandlung von Milben beim Pferd

Hier ein Beispiel von Milbenbefall am Pferdebein mit beginnender Schwellung als Anzeichen einer Sekundärinfektion. (© Redaktion)
Was soll man jetzt tun, um die Milben am Pferd wieder loszuwerden? Dr. Michael Feilke von der Tierärztlichen Klinik für Pferde in Eutin kombiniert dazu zwei Ansätze: eine innere und äußere Behandlung.
„Die Pferde bekommen drei Mal im Abstand von zehn Tagen Ivermectin verabreicht, das in einigen Wurmkuren enthalten ist. Zusätzlich werden die Stellen zwei Mal im Abstand von zehn Tagen mit einem Mittel abgewaschen, das die Milben abtötet.“ Diese Waschlösung, die Dr. Feilke verwendet, ist eigentlich für Rinder, Schweine und Schafe zugelassen und enthält den Wirkstoff Phoxim. Der Tierarzt widmet es für Pferde um.
Milbeneiern die Grundlange entziehen: langes Fell scheren
Bei Milben am Pferdebein und längerem Fell am Bein, kann es sinnvoll sein das Pferdebein zusätzlich zu scheren. Zum einen ist die Haut dann leichter zu pflegen, zum anderen entzieht man so den Milbeneiern ihren Lebensraum.
Dann wird das Bein entweder mit einem Pflegeprodukt eingecremt oder, wenn die Sekundärinfektion bereits Probleme macht, mit einer antibiotischen Salbe behandelt. Dr. Feilke empfiehlt hier, zunächst einen Abstrich vom Bein zu machen, um die Bakterien zu identifizieren und das entsprechende Antibiotikum auszuwählen.
Mit Hygiene den Milben beim Pferd vorbeugen
Außerhalb der Haut überleben Milben bis zu 70 Tage, weiß Dr. Feilke und rät deshalb dazu, parallel zur Behandlung des Pferdes auch die Box gründlich auszumisten oder sogar zu desinfizieren. Gleiches gilt für Putz- und Sattelzeug.
Auch die anderen Pferde des Bestands sollten auf Milben untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Dass man ein befallenes Pferd nicht mehr zu den anderen Tieren aufs Paddock lässt, hält der Tierarzt jedoch für übertrieben.