Pferde sind wundervoll. Sie sind immer für uns da, halten uns den Spiegel vor, machen aus uns bessere Menschen. In unserer Rubrik „Mein Herzenspferd“ erzählen Leserinnen und Leser die Geschichte ihres persönlichen Alltagshelden auf vier Hufen. Heute die Geschichte von Julia Wagner und ihrem DSP Giovanni.
Mit Stolz kann ich sagen: Ich bin Julias Herzenspferd. Ich heiße DSP Giovanni und begleite sie seit 2017. Was wir erlebt haben, hätte ich mir nie träumen lassen. Aber fangen wir von vorne an.
Anfangs war alles aufregend – und beängstigend. Besonders Turniere machten mir Angst. Die laute Musik, das Dröhnen, das Beben – ich fühlte mich wie ein kleines Fohlen, das die Welt nicht versteht. Obwohl Julia bei mir war, war sie in diesen Momenten ebenso verletzlich wie ich. Mein Hasenherz machte vieles schwer. Beim Ablongieren, bei fremder Musik – da wollte ich mich am liebsten verstecken. Es tat mir leid. Ich wusste, sie zweifelte dann an mir. Dabei wollte ich doch nur, dass sie stolz auf mich ist.
Es dauerte, bis wir einander verstanden. Ich strengte mich an, zeigte ihr Schritt für Schritt, dass sie mir vertrauen kann. Doch ihre Unsicherheit spiegelte meine eigene, und wir steckten fest in einem Kreislauf aus Angst. Aber wir gaben nicht auf. Auch wenn Turniere nicht liefen wie geplant, wenn die Enttäuschung schwer auf ihr lastete – sie blieb bei mir. Wir sammelten Erfahrung, hielten durch, hofften.
„Dann kam Corona. Keine Turniere, nur wir. Diese stille Zeit hat unsere Bindung gestärkt.“ (© Julia Wagner)
Auf Turnieren unterwegs: Julia Wagner und ihr DSP Giovanni
2021 schafften wir es auf Platz vier bei der Deutschen Meisterschaft – endlich mit einem guten Gefühl. Doch wir wurden nicht für den Bundeskader nominiert. Die Enttäuschung war groß, aber sie gab nicht auf. 2022 kam die Wende: Einladung nach Warendorf, wieder Platz vier – diesmal reichte es. Und dann: Aachen. Aachen war magisch. Die Halle, die Atmosphäre – ich spürte Julias Stolz. Und ich gab alles.
Dann der Schock: Wasser flutete die Wettkampfhalle. Chaos. Feuerwehr. Ich hatte panische Angst. Doch Julia legte ihre Hand an meinen Hals – und ich wusste: Alles wird gut. Und so war es. Wir zeigten eine starke Runde. Und am Ende – Platz vier insgesamt, zweitbestes deutsches Paar, und die Nominierung für die Weltreiterspiele in Herning. Ein Traum wurde wahr.
Sie haben auch ein Herzenspferd, von dem Sie uns erzählen möchten? Dann melden Sie sich bei uns und seien Sie Teil von Hooforia! Schreiben Sie uns eine E-Mail an: redaktion@hooforia.com