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CHIO Aachen: Boyd Exell dominiert nach Marathon der Vierspänner – deutsches Team auf Platz zwei


Bild vergrößern Boyd Exell war auch im Marathon der Vierspänner das Maß der Dinge.

Boyd Exell war auch im Marathon der Vierspänner das Maß der Dinge.CHIO Aachen 2025 © Hippo Foto Media- Dirk Caremans 05/07/2025 (© Dirk Caremans)

Der Vierspänner-Marathon beim CHIO Aachen lockte heute mit sportlicher Höchstleistung. Allen voran: Boyd Exell aus Australien, der den anspruchsvollen Parcours souverän für sich entschied. Auch deutsche Fahrer wie Anna Sandmann und Anna Mareike Meier sorgten für starke Ergebnisse.

Das Interesse der Aachen-Besucher am Marathon der Vierspänner in Aachen ist riesig, gefühlt waren noch nie so viele Menschen im Gelände wie in diesem Jahr. Sie erlebten einen fantastischen Wettkampf mit sportlichen Höchstleistungen der Pferde und Fahrer. Wie immer in Aachen war der Kurs höchst anspruchsvoll, aber absolut fair, wobei die größte Schwierigkeit im Hindernis Nummer acht lag, kurz bevor die Gespanne das Ziel erreichten. Da musste der Bautrupp mehrmals zufassen, um die Durchfahrten zu reparieren.

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Die 35.000 Zuschauer, die die Fahrer unterwegs lautstark anfeuerten, erlebten einen Fahrsport-Nachmittag auf höchstem Niveau. Kein Sturz, kein überfordertes Pferd, kein beschädigter Marathonwagen, rundum zufriedene Gesichter beim Veranstalter und dem verantwortlichen Team.

Boyd mit Bilderbuchfahrt

Die Krönung des gelungenen Geländetages war die Fahrt des Australiers Boyd Exell, der mit Weile (114,31 Punkte) die Konkurrenz entschied. In sechs von acht Hindernissen fuhr der Weltmeister Bestzeiten, und das sah mühelos aus. Die beeindruckende Durchlässigkeit seiner Pferde, wie sie gehorsam und geschmeidig auf seine Hilfen reagieren und die engsten Wendungen im Fluss und im erforderlichen Vorwärts bewältigen, lassen es ganz einfach aussehen. Und wenn die vier Rappen zwischen den Hindernissen durch die Soers joggen, könnte man denken, Boyd Exell macht eine Kaffeefahrt.

Daniel Schneiders startet für Österreich, war schon häufig in Aachen am Start, in diesem Jahr schwärmte er von den Bedingungen, die die Vierspännerfahrer hier vorfinden und der tollen Zuschauerkulisse. „Das ist einfach fantastisch und pusht uns ungemein“, bekannte er durch das Stadionmikrophon. 119,66 Punkte, Platz zwei im Marathon, er war versöhnt mit seinem mäßigen Dressurergebnis vom Donnerstag. Der Niederländer Koos de Ronde ist bekannt als mutiger, schneller Marathonfahrer, er fuhr auf den dritten Platz (121,39 Punkte).

Michael Brauchle – „zu brav gefahren“

Der deutsche Teamfahrer Michael Brauchle, der den Aachen-Marathon schon mehrfach gewonnen hat, musste als erster Fahrer des Tages in den Kurs, das ist ein ungeliebter Startplatz. „Ich bin einfach zu brav gefahren“, kommentierte er seine Leistung. „Außerdem musste ich in Hindernis drei eine Kompetenzfrage mit Carola klären.“ Die braune Stute ist im wahrsten Sinne des Wortes sein bestes Pferd im Stall, seit vielen Jahren sein Verlasspferd im Gelände. Carola kennt ihren Job und erledigt ihn mit großem Eifer, aber manchmal „meint sie schon zu früh zu wissen, wie es gehen muss. Und dann wird sie übereifrig und etwas eigenwillig, drängt ihren Nebenmann nach außen und schwups erwischen wir nicht mehr die Linie, die ich fahren möchte. Wir haben das aber ganz schnell geklärt, dass nicht Carola vor der Kutsche das Sagen hat, sondern ich auf dem Kutschbock.“ Schlussendlich beendete Brauchle den Marathon mit 122,73 Punkten auf Rang vier.

Ijsbrand Chardon hat in Aachen schon so oft auf dem Treppchen gestanden wie kein anderer Fahrer. In diesem Jahr lief es in Aachen nicht so richtig rund. Zwar platzierte sich der Niederländer nach einer für ihn enttäuschenden Dressur im Gelände noch auf Rang fünf (125,03 Punkte), aber in der kombinierten Wertung wird es für einen der vorderen Plätze nicht mehr reichen. Sein Sohn Bram wurde im Marathon sogar disqualifiziert. Eines seiner Pferde hatte über den Strang getreten. Bei einem solchen Malheur muss der Fahrer laut Reglement sofort anhalten und den Strang ordnen, das hatte Chardon erst nach Verlassen des Hindernisses getan und das führte zum Ausschluss.

Frauenpower im deutschen Team

Eine tolle Leistung lieferte Anna Mareike Meier ab, mit Friedolin, Racciano, Zalando und Zasou beendete die als Einzelfahrerin in Aachen startende Holsteinerin den Marathon auf dem achten Platz. „Das hat so riesigen Spaß gemacht“, schildert sie ihre Fahrt, „es ging alles wahnsinnig schnell vorbei. Meine Pferde waren so klasse, ich kann mich nur bei ihnen bedanken“.

Anna Mareike Meier mit ihrem Gespann im Wasserkomplex.

Anna Mareike Meier mit ihrem Gespann im Wasserkomplex. Foto: Dirk Caremans (© Dirk Caremans)

Anna Sandmann fuhr in Aachen zum ersten Mal für das deutsche Team, das baute zusätzlichen Druck auf. Die Tochter von Christoph Sandmann, der einige Male in der Soers den Marathon gewonnen hat, zuletzt 2017, war sehr zufrieden mit der Leistung seiner Tochter. „Sie hat vielleicht etwas vorsichtig angefangen, sich dann aber von Hindernis zu Hindernis gesteigert. Ist alles gut so, die präzise Fahrweise ist mir total wichtig. Sie hatte keinen Ball, also Abwurf, das ist richtig gut.“ Anna Sandmann selbst haderte mit sich ob ihres zaghaften Starts in die ersten Aufgaben. Das tat sie auch kund als sie unterwegs auf Daniel Schneider traf, der rief ihr zu: „Quatsch nicht so viel, fahr weiter, du bist hier in Aachen!“ Gesagt, getan. Platz zehn (128,09) in dem elitären Starterfeld sind ein Erfolg.

Die aktuelle Rangierung

Nach zwei von drei Teilprüfungen der kombinierten Wertung führt Boyd Exell das Feld mit großem Vorsprung an. 146,04 Punkte stehen für ihn zu Buch. Das ist ein kapitaler Vorsprung vor Anna Mareike Meier (168,01), deren Position an sich aber schon ein großartiger Erfolg ist.

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Ganz dicht gefolgt von Anna Sandmann, deren 169,28 Punkte auf Rang drei ein ebenso großer Erfolg sind. Zwei Frauen im Starterfeld, beide nach zwei Disziplinen in vorderster Reihe, das ist mehr als ein Beweis dafür, dass man fürs Vierspännerfahren durchaus kein gestandener Mann sein muss, weil es hier angeblich auf Körperkraft ankommt. Die Vorstellungen der drei vorn liegenden Gespanne beweisen, dass mentale Stärke im Fahrsport wichtiger ist als Manpower.

Das Fazit von Bundestrainer Karl Hein Geiger

Insgesamt war Bundestrainer Karl Heinz Geiger sehr zufrieden mit den Leistungen der deutschen Fahrer, sieht man mal von der Geländefahrt Georg von Steins ab. Letzterer hatte keinen guten Tag und lieferte das Streichergebnis. „Nur dass wir jetzt trotz des mäßigen Abschneidens unseres Dauerrivalen Niederlande mit der Mannschaft nur auf Platz zwei liegen (338,19) und die Australier (326,87) vorne stehen, das wurmt mich“. Die Niederländer haben 349,10 Punkte auf ihrem Konto stehen, hoffen natürlich darauf, diese Rangierung beim morgigen Kegelfahren noch zu verbessern.

Im deutschen Lager wird feste Daumen gehalten für das Team, aber auch für Anna Mareike Meier. Sie gilt eigentlich als sichere Parcoursfahrerin, in den vergangenen Monaten war das allerdings nicht immer so. Bleibt zu hoffen, dass die Nerven halten. Michael Brauchle ist immer für eine schnelle Runde gut, vorausgesetzt er zügelt im wahrsten Sinne des Wortes sein Temperament und das seiner Pferde. Georg von Stein hat nach der missglückten Geländefahrt nichts mehr zu verlieren und kann im Kegelparcours nur alles besser machen. Anna Sandmann ist eine nervenstarke Fahrerin, die, weil auch im Zweispänner unterwegs, reichlich Erfahrung hat mit Fahrten unter mentalem Druck. Sie genießt einen großen Vertrauensvorschub.

Die spannende Frage ist: Wie schlagen sich die Australier? Bei Boyd Exell wäre alles andere als eine Nullrunde eine Überraschung. Außerdem könnte er sich sieben (!) Abwürfe leisten und wäre immer noch Sieger in der kombinierten Prüfung. Sein Teamkollege Tor van den Berge hat sich im Laufe der Jahre stetig nach vorn gearbeitet, ihm ist eine fehlerfreie Runde durchaus zuzutrauen. Er liegt in der Einzelwertung auf Platz zehn (180,83). Das Kegelfahren beginnt morgen um 10 Uhr.

Ergebnisse


Christine Meyer zu Hartum Redakteurin
Alle Artikel von Christine Meyer zu Hartum

Expertin für den Fahrsport mit eigener Erfahrung sowohl auf dem Bock als auch als Turnierorganisatorin. Westfälische Züchterin mit erfolgreichen Kindern in Pferdesport und -zucht. Reitwartin und Ansprechpartnerin in der Rubrik „Leser fragen, Experten antworten“. Berichterstatterin über internationale Voltigierevents von vielen Welt- und Europameisterschaften.

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