Sie ist ein Sensibelchen, das keine Fehler verzeiht. Rastlos dealt sie mit dem Stoff des Lebens: die Lunge.
Beide Flügel der Pferdelunge erstrecken sich von der ersten bis zur 17. Rippe. Umgeben ist die Lunge von den knöchernen Rippenbögen und dem Zwerchfell. Der linke Lungenflügel ist etwas kleiner als der rechte Lungenflügel.
Wie ein Baum ist die Lunge verzweigt. Die etwa einen Meter lange und acht Zentimeter dicke Luftröhre ist ihr Stamm, aus ihr gehen Y-artig die Hauptbronchien hervor. Von dort aus verzweigen sich immer weitere feinere Äste, die Bronchioli. An deren Ende befinden sich die 0,3 Millimeter kleinen Alveolen, umgeben von einem dichten Netz aus feinsten Haargefäßen.
Sechs Liter Luft pro Atemzug
Viele Millionen Alveolen stecken in der Lunge. Hier findet der Gasaustausch mit dem Blut statt. Das Blut, das aus dem Herzen kommt, wird mit Sauerstoff angereichert und Kohlendioxid durch das Atmungssystem im wahrsten Sinne abgeatmet.
Um die 40 Liter Luft haben in der Pferdelunge Platz. Sechs Liter Luft atmet das Pferd bei jedem Atemzug ein und aus. Zum Vergleich: Ein handelsüblicher Luftballon nimmt etwa 2,5 Liter Luft auf. 10 bis 15 Atemzüge macht das erwachsene Pferd pro Minute. Bei starker Belastung schafft das Pferd bis zu 120 Atemzüge pro Minute. Im Galopp ist die Atemfrequenz nach oben begrenzt: Ein Pferd kann nicht öfter als ein Mal pro Galoppsprung ein- und ausatmen.
Typische Krankheiten der Pferdelunge
Die Lunge ist zwar der größte Apparat des gesamten Atmungssystems des Pferdes. Und doch ist sie ein Leichtgewicht. Bei einem 600 Kilo schweren Pferd kommt sie auf sechs bis neun Kilogramm – wie ein Sack Kartoffeln.
Experten schätzen, dass 80 Prozent der Pferde in Reitställen bereits an einer chronisch obstruktiven Bronchitis leiden. Auslöser: Staubpartikel, Schimmelpilzsporen, Endotoxine, Ammoniak oder eine nicht ausgeheilte akute Bronchitis. Im Gegensatz zur akuten und auch chronischen Bronchitis ist die fortgeschrittenste Art, die chronisch obstruktive Bronchitis, nicht heilbar und kann sogar innerhalb von Stunden von einer milden Form zu schwerer Atemnot führen.
Dämpfiges Pferd mit Dampfrinne
Die Lunge ist kein Muskel, sie bewegt sich nicht von selbst. Beim Einatmen flacht das Zwerchfell ab, die Rippenbogenmuskulatur spannt sich an, die Brusthöhle dehnt sich aus, es entsteht ein Unterdruck, die Lunge weitet sich. Das Ausatmen passiert im gesunden Zustand passiv: Die elastischen Fasern um die Alveolen ziehen sich zusammen und leiten das Ausatmen ein. Bei Atemnot gehen diese Fasern irreparabel kaputt, sodass die Luft zwar in die Alveolen strömt, aber nicht mehr hinaus. Das Pferd versucht dann mithilfe der Bauchmuskulatur die Luft auszupressen. Es entsteht das typische Bild des dämpfigen Pferdes mit Dampfrinne.