Vier Nullrunden: Besser ging´s nun wirklich nicht für das deutsche Springreiter-Team am zweiten Tag der Wettkämpfe bei der EM in Spanien.
Vier Teammitglieder, vier Nullrunden – besser geht es wirklich nicht, als das, was die deutsche Mannschaft an diesem späten Nachmittag in den Sand von A Coruña zauberte. Einziger Wermutstropfen bei alledem: Hans-Dieter Dreher hatte mit seinem 13 Jahre alten Zirocco Blue-Sohn Elysium aus der Holsteiner Zucht erneut einen Abwurf. Das bedeutete 9,89 Punkte insgesamt, Platz 51 und ein denkbar knappes Aus in der Einzelwertung. Dabei hatte sich Hansi Dreher so viel vorgenommen für seine erste EM überhaupt. An der Motivation oder Fitness von Pferd und Reiter fehlte es nicht. „Es sollte nicht unser Wochenende sein“, kommentierte der 53-Jährige.
Vieles sah hervorragend aus und einiges gelang dann doch nicht bei Hansi Dreher und Elysium. (© S. Lafrentz)
Marcus Ehning und Sophie Hinners Top
Als erster Starter für das deutsche Team war wieder Marcus Ehning mit dem zwölfjährigen Casalito-Sohn Coolio unterwegs. Der Holsteiner und sein routinierter Reiter zeigten eine Vorstellung wie aus einem Guss. Wieder kein Abwurf, genau wie am Vortag eine Demonstration guten Stils. Zum mittlerweile zehnten Mal war es absolut richtig, Ehning Teil des EM-Teams werden zu lassen. Im Einzel liegt er nun auf dem 19. Platz. Mit 2,86 Punkten nur einen Hauch vom Position eins entfernt.
Auch Sophie Hinners, momentan 21., bleibt mit ihren 3,21 Punkten in Schlagdistanz zur Spitze. Dies zeigt schon, wie viele Nullrunden es an diesem Tag erneut gab und wie dicht das Feld zusammenbleibt. Hinners jedenfalls war überglücklich nach ihrem Ritt.
„Ich wusste, dass My Prins der Parcours heute liegen wird und wir konnten genau das zeigen, was wir uns vorgenommen haben!“, erläuterte sie. „Klar bin ich jetzt superhappy!“
Cool, cooler, Coolio? Bei Marcus Ehning und seinem Holsteiner wird der 1,60-Parcours zum Stilspringen. (© S. Lafrentz)
Kukuks Retterin Just Be Gentle
Und dann war da noch die schüchterne elfjährige Tyson-Tochter Just Be Gentle aus der KWPN-Zucht. Die war nämlich die Heldin des Tages, wie ihr Reiter – kein Geringerer als Olympiasieger Christian Kukuk – unumwunden zugab. „Meine Stute hat heute gezeigt, welche Qualität sie hat. Sie hat mich im Parcours gerettet. Ich habe es ihr sehr schwer gemacht. Ich hoffe, dass sie nicht zu viel Vertrauen in mich verloren hat“, betonte Kukuk. Momentan liegen die beiden nach ihrer zweiten Nullrunde im Einzel auf dem sechsten Platz.
Richis nächstes Husarenstück
Schon vor dem Schlussreiter Richard Vogel war klar, dass Deutschland keinen einzigen weiteren Strafpunkt auf seinem Konto haben würde nach der ersten Runde des Nationenpreises. Richard Vogel hatte aber auch noch eine andere Mission. Nachdem der nach dem Zeitspringen führende irische Einzelreiter Daniel Coyle seine 15 Jahre alte Stute Legacy zurückgezogen hatte, da diese sich nicht ganz fit anfühlte, übernahm Richard Vogel die Spitze. Eine Nullrunde sollte dafür sorgen, dass er sie auch mit in die zweite Runde des Nationenpreises nehmen kann – und dieses Vorhaben gelang. Vogel und sein 13 Jahre alter Untouched-Sohn United Touch lieferten einmal mehr eine blitzsaubere Leistung.
„Dieses Pferd ist so besonders für mich. Er hat mir sehr viel möglich gemacht. Und ich habe sehr viele erste Male mit ihm erleben dürfen, wie ein erstes Championat, die Olympischen Spiele in Paris. Ich lerne sehr viel von ihm und bin heute einfach nur begeistert“, lobte Richard Vogel den westfälischen Hengst.
Platz eins im Einzel, Platz zwei fürs Team
Hinter Richard Vogel liegt der Brite Donald Whitaker (den Vogel schon in Dagobertshausen gemeinsam mit seinem besten Freund und Geschäftspartner trainierte) auf seiner Schimmelstute Millfield Colette von Cornet Obolensky mit 0,67 Punkten Rückstand. Dritte sind die Sieger im Weltcup-Finale 2025: Julien Epaillard aus Frankreich mit Donatello d´Auge (0,89 Punkte).
In der Mannschaftswertung führen nach wie vor die Briten, die ihr Ergebnis aus dem Zeitspringen – genau wie Deutschland und die drittplatzierten Belgier – behielten. Jedoch müssen sie einen herben Rückschlag hinnehmen, da Matthew Sampson und der 13 Jahre alte belgische Wallach Medoc de Toxandria in der Dreifachen komplett aus dem Tritt kamen und ausschieden.
„Wir haben vier tolle Runden und Weltklasse Sport hier gesehen. Die Engländer liegen knapp in Führung, die Belgier sind knapp hinter uns. Das wird eine richtig spannende Kiste morgen. Dann wird es sicher auch noch schwerer werden“, analysierte Bundestrainer Otto Becker.
Das komplette Ergebnis des heutigen Tages gibt es hier für die Team– und Einzelwertung.