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Marie Löwenherz – Reitkunst, Freiarbeit und Haltung


Bild vergrößern Marie Löwenherz mit ihrem Pferd Numa

Trainerin Marie Löwenherz vereint klassische Reitkunst mit moderner Pferdekommunikation. (© Diana Wahl)

Marie Löwenherz will zeigen, dass es auch anders geht. Ihr Training vereint klassische Reitkunst mit Freiarbeit – und einer klaren Haltung.

Der Weg zu Marie Löwenherz führt durch ein kleines Industriegebiet, dann über einen landwirtschaftlichen Pfad in sattes Grün – ländliche Idylle. Ein paar Pferde in einem Offenstall blicken neugierig von ihrer Heuraufe auf, um sich dann wieder ihrem Futter zu widmen. Am Ende des Weges befindet sich ein Herrenhaus.

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Marie Charlotte Löwenherz, 32, empfängt uns mit einem warmen Lächeln. Sie trägt schwarze Jeans und ein schwarzes Top sowie Tattoos auf der Haut. Marie Löwenherz ist lizenzierte Trainerin der „Bitless Art of Riding“, einem gebisslosen Zweig der akademischen Reitkunst. Auf ihrem Instagram-Kanal, auf Kursen in ganz Deutschland und zuletzt auf der Pferdemesse Equitana demonstriert sie ihre Philosophie: Freiarbeit und Reitkunst – ganzheitlich gedacht.

Als das Gefühl nicht stimmte

Pferde gehörten für die Oldenburgerin nicht zum Alltag. Der Zugang kam spielerisch über eine Freundin – und spielerisch blieb es zunächst auch: „Wir haben Cowboy und Indianer gespielt, sind im Galopp nur mit Halfter geritten. Es war leicht.“ Später ging sie in eine Reitschule. Sie gibt heute selbst Kinderreitunterricht in der Reitschule „Pferd mit Familie“ ihrer Freundin Kathrin Fastje.

Marie sagt, so wie sie selbst den Reitunterricht damals erlebt hat, möchte sie ihn nicht gestalten. „Kein Kind soll hören, ‚Hau mal mit der Gerte drauf!‘ Kinder können das noch nicht gut reflektieren. Sie schauen sich viel ab. Dementsprechend ist für sie das normal, was sie vorgelebt bekommen.“

Marie Löwenherz: Erstes Pferd mit 13 Jahren

Marie mit ihren Pferden

Von Jungspund bis alter Hase, von Warmblut bis Barock: Maries Pferdebande. (© Diana Wahl)

Das erste eigene Pferd kaufte Marie mit 13 – von ihrem Konfirmationsgeld: Aman. Damals war ihr Plan: Turnierreiten. Vielseitigkeit. Sie war und ist ehrgeizig. Doch Aman war gesundheitlich vorbelastet. „Er war zügellahm, hatte Spat in den Hinterbeinen und eine falsche Haltung. Ich musste ihn neu ausbilden“, erzählt Marie und fügt hinzu: „Vielleicht war genau das der Grund, warum ich einen anderen Weg gesucht habe.“

In der klassischen Reitschule habe sie gelernt, was man tun muss, damit das Pferd „funktioniert“. Die Arbeit mit Aman aber funktionierte so nicht. Und auch das Gefühl stimmte nicht. „Ich bin abgestiegen, habe geweint, weil ich wusste: Das war keine schöne Zeit für ihn.“ Mit 19 kaufte sie den damals zweijährigen, großrahmigen Oldenburger Pauli, „weil ich dachte, ich will irgendwann mal Dressur reiten und brauche ein Pferd mit guten Papieren und Bewegung – ich war total überfordert“.

Biegung, Tragkraft und Versammlung

Die Ausbildung verlief zäh. Vor allem hatte Pauli ein Problem mit Tierärzten. „Wenn der Tierarzt sagte, ich solle eine Hengstkette draufmachen, und er daran herumriss, dachte ich, das kann’s nicht sein.“ Marie begann, sich umzusehen, schaute sich in der amerikanischen und europäischen Horsemanship-Szene um. „Ich habe viel lernen dürfen“ – um festzustellen, dass dies auch nicht ihr Weg war.

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In unserem Interview spricht sie von Xenophon, von den alten Reitmeistern, von der Bedeutung der Ausbildung für die Kriegsreiterei. Von Biegung, Tragkraft, Versammlung. Und sie spricht darüber, was das für sie heute heißt: „Ich will kein Pferd in eine Schablone pressen. Ich will sehen, was ein Pferd körperlich leisten kann – und was ich dazu beitragen kann, dass es tragfähiger wird.“

Marie Löwenherz über gebissloses Reiten

Reiten ohne Gebiss

Marie Löwenherz zeigt mit Cadencio Auszüge aus der Akademischen Reitkunst. (© Diana Wahl)

Die Verbindung zu Jossy Reynvoet kam über ein Praktikum. Der Verzicht aufs Gebiss, der Fokus auf biomechanisch korrekte Freiarbeit – das überzeugte sie schließlich. „Ich habe schon 2016 angefangen, gebisslos zu reiten. Das fühlte sich einfach richtiger an.“

Die Freiarbeit sei für sie kein Zirkus, sondern eine mögliche Position im Dialog mit dem Pferd. Gerade in der klassischen Sportszene, sagt sie, sei ihre Arbeit oft belächelt worden. „Dann heißt es schnell: ‚Dein Pferd ist halt brav.‘“ Ihre Antwort: „Sie sind brav, weil ich sehr viel Arbeit in die Grundlagen stecke.“

Herz und Herausforderung

Es gibt ein Pferd, das in diesem Porträt nicht fehlen darf: Numa – der Wallach mit den karamellfarbenen Punkten, acht Jahre alt. Ihn entdeckte sie während einer Zugfahrt mit ihrem Freund auf einer Onlineplattform für Pferdehandel. Da war er zwei – „und fürchterlich hässlich“.

Mit Vernunft hatte ihre Entscheidung für Numa nichts zu tun, Marie steckte noch mitten in ihrer Physiotherapieausbildung. Aber da war ein Band, das sie sofort spürte. Numa ist ihr „Herzenspferd“ – und größte Herausforderung zugleich.

Kinderreitunterricht mit Marie Löwenherz

Dreijähriger Oldenburger Venom

Den dreijährigen Oldenburger Venom hat sie bekommen, weil er durchs Körungsraster gefallen ist. Nun bildet sie ihn aus. In Ruhe. „Wir haben Zeit.“ (© Diana Wahl)

„Ich reite andere Pferde ein, arbeite mit fremden Pferden schnell sehr effektiv – aber bei ihm komme ich immer wieder an Grenzen.“ Bei Numa dachte sie immer wieder: „Ich bin eine Mogelpackung.“ Was überwiegt, ist ihre Verbindung und Kommunikation. Das Aufeinandereinlassen.

Der Kinderreitunterricht ist ihr zweites Standbein – und ein inhaltliches Anliegen: „Kinder sind offen. Sie lernen schnell. Und wenn ich ihnen etwas vermittle, das nicht auf Zwang basiert, dann verändert das ihren Blick für immer.

#doitride: „Abrüsten statt aufrüsten“

Marie Löwenherz ist eine, die in sich ruht, wartet, nicht so schnell eingreift. „Viele Eltern können schlecht aushalten, wenn etwas dauert. Ich warte, bis das Kind das Halfter allein zukriegt. Das dauert manchmal. Aber genau da entsteht Selbstwirksamkeit.“

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Sie will etwas bewegen, und das tut sie in ihrem „Tanzbereich“. Aber sie wünscht sich auch Veränderung im Reitsport. Während der Equitana schrieb sie nach unserem Talk über Vorbilder auf das symbolische Pferd im „Gläsernen Studio“ von #doitride: „Abrüsten statt aufrüsten.“ Ein Kommentar zur Ausstattung vieler Turnierpferde.

Herzenspferd von Marie Löwenherz

Herzenspferd und ihre größte Herausforderung zugleich, das ist Numa für Marie. (© Diana Wahl)

Solange so viel Geld im System ist, steht das Wohl der Pferde nicht an erster Stelle.
– Marie Löwenherz –

Marie Löwenherz‘ 5-Jahres-Plan

Sponsoring, Druck, Erfolgslogik – sie sieht strukturelle Probleme, ohne sich selbst aus der Verantwortung zu nehmen: „Ich weiß nicht, ob ich in einem Spitzensport-Szenario die eigene Ambition wirklich immer zurückstellen könnte.“

Was sie sich für sich selbst in fünf Jahren wünscht? „Einen eigenen Hof. Mehr Zeit für eigene Projekte. Mehr Reitkunst, weniger Kompromiss.“ Klingt nach einem Plan – und nach Machen.

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