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Mit dem Pferd als Kraftspender aus der Lebenskrise


Bild vergrößern Hand ruht auf dem Kopf eines Pferdes

Pferde können helfen, ernste Lebenskrisen gut zu überstehen. (© New Africa / Adobe Stock)

Was tun, wenn das Leben plötzlich wie vom Blitz getroffen erstarrt und die Welt von einem Tag auf den nächsten eine andere ist? Dann gibt es ein Licht am Horizont. Der Gedanke, irgendwann wieder die Freiheit auf dem Pferderücken spüren zu dürfen, ist stark. Das Pferd gibt Halt und Kraft. Es ist da, wenn man es am meisten braucht.

Fünf Reiterinnen erzählen uns von schwierigen Lebenssituationen, aus denen ihnen ein Pferd als Kraftspender, Motivator und Freund geholfen hat.

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Isabell Nowak, Para-Dressurreiterin: Reiten als Heilmittel

Während meiner Arbeitszeit als Polizistin fuhr ein Lieferwagen ungebremst von hinten auf meinen Dienstwagen. Dabei wurden mein Bandsystem in der Halswirbelsäule und meine linke Hüfte schwer geschädigt. Ich konnte zunächst nicht weiter als 100 Meter gehen und meinen Kopf nicht mehr eigenständig halten. Hinzu kam eine fast komplette rechtsseitige Lähmung im Oberkörper. Ich war von einer Sekunde auf die nächste von einem topfitten Menschen zu einem Invaliden mit einer Hüftprothese geworden.

Wenige Tage vor meinem Verkehrsunfall bin ich noch einen Halbmarathon in meiner persönlichen Bestzeit gelaufen. Ich war als ambitionierte Triathletin, Läuferin und leidenschaftliche Reiterin sehr fit, nur deswegen habe ich wohl überhaupt überlebt.

Reha und Reiten: Pferde als Kraftspender

In dieser Zeit haben mir die Pferde sehr viel Kraft gegeben, weil sie mich nicht anders wahrgenommen haben als vor dem Unfall. Ihnen war es egal, ob ich gehumpelt bin, meinen Kopf schief hielt oder in einem E-Roller saß. Ihnen war es egal, dass ich sie jetzt mit der linken Hand führte und putzte statt mit der rechten. Bei ihnen konnte ich immer auch zur Ruhe kommen. Ich verdanke den Tieren mein ­Leben, so wie ich es jetzt führen darf.

Denn eigentlich sollte meine Halswirbelsäule mit Titanketten versteift werden. Dafür stand bereits ein Termin in ­einer Klinik am Bodensee fest. Doch ein Orthopäde riet mir ab und sagte, ich solle versuchen, wieder zu reiten. Das sei das Einzige, was helfen würde, meine Grundmuskulatur in der Wirbelsäule wieder aufzubauen – und so habe mich wieder in den Sattel gesetzt. Erst ganz vorsichtig nur im Schritt mit einer Zügelbrücke, weil ich nur mit der linken Hand richtig zugreifen konnte. Mein Kopf hing mir da noch auf der Brust.

Erfolgreich in der Para-Dressur

Dann bin ich ein bisschen länger Schritt geritten und später Trab und Galopp. Zusammen mit meinen Reha­maßnahmen hat es zwei Jahre gedauert, bis meine Kraft langsam wiederkam. Das rettete mich vor einer künstlichen Versteifung der Halswirbelsäule. Geblieben ist eine Bewegungs- und Kraftschwäche im rechten Arm und im linken Bein. Den linken Schenkel ersetze ich deshalb durch leichte Berührungen mit der Gerte. Ich muss tatsächlich immer reiten. Länger als eine Woche kann ich nicht pausieren, weil ich dann wieder Nervenschmerzen bekomme und sich erste Taubheitsgefühle einschleichen.

Isabell Nowak mit Kraftspender Siracusa OLD

Isabell Nowak mit ihrer Siracusa OLD bei den Paralympics in Paris. (© Mathias Schulz)

Nach meinem Unfall gab es ein Pferd, das mich wieder hat strahlen lassen: Fürstin HB. Ich lernte die Hannoveraner-Stute bei einem Züchter kennen. Zwischen der damals erst Dreijährigen und mir harmonierte es von Anfang an. Mit ihr durfte ich meinen ersten großen Auftritt in Aachen beim Deutschen Zuchtstutenchampionat erleben. Mittlerweile darf ich mich glücklich schätzen, Teil des Deutschen ­Para-Dressur-Teams zu sein und mich „Pferdewirtschaftsmeisterin mit Auszeichnung“ nennen zu können. ­Heute sitze im Sattel von Siracusa OLD („Siri“), einem Oldenburger-Wallach, mit dem ich im vergangenen Jahr bei den Paralympics Vierte in der Einzel-Dressur wurde und kürzlich Deutsche Meisterin in der Para-Dressur in Grade V.

Ausbilderin Babette Teschen: Meine Seelenfreundin

Es gab mehrere schwierige Phasen in meinem ­Leben. Doch die herausforderndste Zeit begann, als ich neun Jahre alt war und meinen Vater verlor. Er war alleinerziehend und kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Kurz darauf wurde ich in ein Internat gegeben – und die erste Zeit dort war einfach nur schlimm. Die Trauer war kaum auszuhalten. Ich war das jüngste Mädchen unter älteren Internatskindern und fühlte mich einsam und verloren.

Kraftspender und Zufluchtsort

Was mir in dieser Zeit Halt gegeben hat, waren die Schulponys des Internats – Haflinger und Norweger. Vom ersten Tag an waren sie mein Zufluchtsort. Jede freie Minute verbrachte ich bei ihnen: in den Pausen, nach dem Unterricht, an den Wochenenden. Sie fingen mich auf, spendeten Trost und wurden zu einem emotionalen Anker für mich.
Eine Norweger-Stute war mir dabei besonders wichtig: Britta. Sie galt eigentlich als schwierig – sie ließ sich ungern einfangen und verjagte uns Kinder manchmal sogar mit gebleckten Zähnen von der Weide. Doch zwischen uns beiden entwickelte sich eine tiefe Verbindung. Ich liebte sie von ganzem Herzen.

Acht Jahre später, nach dem Abitur, konnte ich sie der Schule abkaufen. Sie durfte bei mir ihren Lebensabend verbringen. Noch heute bedeutet mir diese Verbindung unglaublich viel – sogar meine Tochter konnte Britta noch kennenlernen. Es gibt Fotos, auf denen sie auf meiner alten Stute sitzt. Das ist für mich ein besonders kostbarer Kreis, der sich geschlossen hat. Sie war damals einfach alles für mich: meine Freundin, mein Zuhörer, meine emotionale Stütze. Bei ihr konnte ich weinen, ohne mich erklären zu müssen.

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Ich konnte all meine Sorgen bei ihr lassen, sie hat sie einfach mitgetragen – ohne Worte, nur durch ihre stille Präsenz. Es war unendlich tröstlich, meine Nase in ihr Fell zu drücken, ihren Geruch einzuatmen, mich an sie zu lehnen und mit ihr zu kuscheln. In diesen Momenten fühlte ich mich sicher und nicht mehr ­allein. Es gab für mich eigentlich nur dieses eine Pferd – ­alles andere trat in den Hintergrund. Sie war mein Halt in einer Welt, die für mich aus den Fugen geraten war.

Frau kuschelt mit Pferd

Babette und Britta kennen sich aus dem Internat – und waren schnell unzertrennlich. (© Babette Teschen)

Vom Problempferd zum Kraftspender

Mit der Zeit knüpfte ich im Internat Freundschaften. Irgendwann war ich nicht mehr die Jüngste, ich fand meinen Platz in der Gruppe. Wie das bei Teenagern oft ist, wurden gemeinsame Aktivitäten mit Freunden wichtiger – die Clique bekam mehr Bedeutung, und damit kehrte auch ein Stück Alltag ein. Die Trauer wurde langsam weniger, die Einsamkeit ließ nach. Aber die Bindung zu Britta blieb unverändert stark. Auch als ich das Internat verließ, riss der Kontakt nicht ab – weder zum Internat noch zu den Ponys. Ich leitete dort sogar einige Jahre als Reitlehrerin die Pony-AG.

Britta war zu diesem Zeitpunkt längst bei mir zu Hause. Sie begleitete mich weiterhin – nicht nur als Erinnerung an eine schwierige Zeit, sondern auch als treue Gefährtin, die mich durch viele weitere Lebensphasen getragen hat. Heute frage ich mich manchmal, wie ich es damals, ohne mein jetziges Wissen über Pferdepsychologie, Bodenarbeit und die Möglichkeiten, ein Problempferd zu korrigieren, geschafft habe, sie als Seelenfreundin zu gewinnen.

Jenny Becker, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Pferdetrainerin: Momente des Glücks

Von Pferden war ich schon immer fasziniert. Überall wo Pferde waren, war auch ich als Kind. Bei uns im Ort gab es damals einen Trakehner-Züchter. Bei ihm durfte ich rund um die Uhr sein. Er hat sich meiner quasi angenommen. Mit sieben Jahren war ich zum ersten Mal auf seinem Hof. Dabei war das Reiten gar nicht das Wichtigste für mich, sondern einfach das Zusammensein mit den Tieren. Bei ihnen fühlte ich mich immer geborgen.

Unzählige Male habe ich in die Mähne ­eines Pferdes geweint. Ich komme aus einem zerrütteten Elternhaus. Bei uns zu Hause gab es viele Themen, u.a. auch Missbrauch. Richtig heftig war es in der Jugendzeit, als ich 15 Jahre alt wurde. Da bin ich von der Schule geflogen, weil ich ständig blaugemacht habe. Und wenn ich nicht den Rückhalt durch die Pferde gehabt hätte, wäre ich wohl auch den Drogen verfallen, oder zumindest wäre mein Leben deutlich anders verlaufen. Sie haben mich, das kann ich heute so sagen, gerettet.

Von Pferden aufgezogen

Als Teenie war ich sehr unbeherrscht und hatte keine gute Impulskontrolle. Da haben quasi die Tiere meine Erziehung übernommen, mir Grenzen gesetzt, indem sie mir deutlich machten: „Nee, so nicht. Nur wenn du mit uns vernünftig umgehst, dann machen wir das, was du möchtest. Wenn nicht, dann wollen wir nichts mit dir zu tun haben.“

Gleichzeitig habe ich sehr viel Zuwendung durch sie erfahren. Bei ihnen durfte ich Momente des Glücks erfahren und auch ein Gefühl von Freiheit erleben, das ich von zu Hause nicht kannte. Wenn ich es nicht mehr aushielt, schlich ich mich manchmal nachts aus dem Haus und schlief bei den Pferden im Stall. Im Unterschied zu Menschen sind sie immer kongruent. Sie sagen nicht das eine und tun das andere. Und sie sind berechenbar. Scheinbar habe ich als Kind instinktiv gewusst, was das Richtige für mich war.

Frau streichelt Pferd

„Pferde haben mich, das kann ich heute so sagen, gerettet.“ (© Jenny Becker)

Ein Schulpferd namens Hexe

Irgendwann zerbrach meine Familie immer mehr. Ich wohnte später nur noch mit meiner Mutter und meiner ältesten Schwester zusammen. Von da an wurde es ruhiger. Dann trat Hexe in mein Leben, eine Vollblutstute, die von der Rennbahn kam und zum Schlachter gehen sollte, weil sie als unreitbar galt. Ich habe sie mir von meinem ersten eigenen Ausbildungsgehalt als Buchhändlerin gekauft, denn Bücher waren meine zweite Leidenschaft. Auch mit ihnen konnte ich mich in eine andere Welt flüchten. Mithilfe des Horseman­ships habe ich angefangen, mit der Stute zu arbeiten und ­dabei parallel meine eigene Geschichte aufgearbeitet.

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Danach habe ich weitere sehr viele, sehr schwierige ­Pferden trainiert, und der Wunsch nach einer Arbeit mit den Tieren, durch die ich mein Leben finanzieren kann, kam auf. Hexe wurde zu meinem ersten Schulpferd. Wir waren und sind immer noch für viele sehr unkonventionell, weil wir nicht nur den Reiter, sondern das ganze System Mensch mit seinem psychischen Hintergrund sehen. Einige Jahre später habe ich Claudia Swierczek, bekannt aus dem Dokumentarfilm „Stiller Kamerad“, kennengelernt, und ­heute bieten wir gemeinsam eine Ausbildung in pferdegestützter systemischer Therapie unter dem Namen „Learning by ­feeling with horses“ an.

Andrea Schloßmacher, ­­Reittherapeutin und Coach: Kraftspender und Therapeuten

Nach einer schwierigen Zeit erlitt ich mit 34 Jahren einen körperlichen und emotionalen Zusammenbruch, weil ich die Warnsignale meines Körpers einfach ignoriert hatte. Ich konnte plötzlich morgens nicht mehr aufstehen, schaffte es nicht mehr alleine vom Bett ins Bad oder ein paar Schritte in der Wohnung eigenständig zu laufen. Ich hatte massiven Schwindel, Herzrasen, Atembeschwerden, Zitteranfälle und verspürte eine ständige Unruhe. Manche Menschen würden es als Burnout bezeichnen. Schließlich kam ich für zweieinhalb ­Wochen ins Krankenhaus.

Als Mutter eines damals zehnjährigen Sohnes wollte ich schnellstmöglich wieder auf die Beine kommen und suchte Heilpraktiker, Psychologen und einen Endokrinologen auf. Der Endokrinologe stellte extrem hohe Stresswerte fest und sagte mir, die einzige Möglichkeit, zu gesunden und wieder arbeits- und lebensfähig zu sein, seien Ruhe und Erholung. Er verordnete mir deshalb, all das zu tun, was mir Freude bereitet. Das war nicht einfach umzusetzen, aber nach einer gewissen Zeit in Behandlung kam ich wieder etwas zu Kräften.

Die heilende Kraft des Pferderückens

Durch einen Zufall bin ich dann mit meinen Nichten auf einem neu eröffneten Reiterhof in unserem damaligen Wohnort gelandet. Wir hatten zu Hause immer schon viele Tiere, auch Pferde. Aber sie waren mir immer zu groß. Ich war ein eher ängstliches Kind, und als mein Bruder von ­einem Pferd am Kopf getreten wurde, war das Thema für mich eigentlich erledigt. Doch irgendwie reizte es mich plötzlich, in den Sattel zu steigen.

Auf dem Pferderücken hatte ich das erste Mal dieses unbeschreibliche Gefühl, alles in meinem Leben, all meine Ängste und Sorgen, die mich ständig begleiteten, für einen Moment vergessen zu können. Das faszinierte mich so sehr, dass ich Reitunterricht nahm, und mir ging es immer besser. In dieser schwierigen Zeit machten mir die Pferde immer wieder Mut und halfen mir auf meinem Weg. Heute gibt es meine Wallache Jack und Carlo, die mich immer wieder fordern. Sie sind meine besten Therapeuten – auch wenn sie manchmal gnadenlos sind.

Frau umarmt ein Pferd, ihren Kraftspender

Andrea Schloßmacher halfen Pferde, ihren Stress abzubauen, ihre Ängste und Sorgen loszuwerden. (© badasshorse.photography)

Durch Pferde zur inneren Wahrheit finden

Die Tiere haben mich gelehrt, alle Gefühle anzunehmen, meine Komfortzone zu verlassen und Veränderungen zuzulassen. Oft sind wir viel zu verkopft und laufen vor unseren Gefühlen weg, vor allem vor den unangenehmen Gefühlen. Wir können uns vor ihnen aber nicht hinter einer Maske verstecken, denn sie kennen unsere innere Wahrheit und finden den Zugang, wenn wir bereit sind, zuzuhören und hinzuschauen. Sie verfügen über ein starkes Nervensystem und können ein schwaches Nervensystem koregulieren. Das wusste ich damals aber noch nicht.

Heute arbeite ich als Reittherapeutin und gemeinsam mit meinem Mann als pferdegestützter Coach auf unserer eigenen Ranch. Wir haben uns einen Traum erschaffen, den wir noch vor mehr als zehn Jahren für völlig verrückt gehalten hätten. Auch wenn ich diesen Tiefpunkt nie wieder erleben möchte, bin ich dankbar dafür, dass er passiert ist. Durch ihn lebe ich jetzt genau das Leben, das ich leben möchte.

Katharina Edl, Freizeitreiterin: Wenn Gedanken Flügel kriegen

Als mir 2008 im Alter von 14 Jahren ein Tumor im Knochengewebe des Beckens diagnostiziert wurde, stellte dies mein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf. Ich war zuvor im Reitverein aktiv gewesen, hatte ein eigenes Pferd und musste dies alles plötzlich aufgeben und um mein Leben kämpfen. Chemotherapie statt Reitturnier hieß mein neues Lebensmotto, und da die Therapie mein Immunsystem sehr schwächte, lebte ich ziemlich isoliert und abgeschirmt von der Außenwelt. Jeder noch so kleine Keim, jedes noch so kleine Staubkorn hätte mich töten können.

So war es mir nicht mehr möglich, auch nur in die Nähe eines Reitstalls zu gelangen. Da ich mit meinem Therapieplan dermaßen eingespannt war, hatte ich jedoch kaum Zeit, darüber nachzudenken, was ich verloren hatte. Als schlimm empfand ich aber die Situation auf der Kinderonkologie, als mir andere krebskranke Mädchen erzählten, sie würden in ihren Erholungsphasen zwischen den Chemoblöcken zur Reittherapie gehen. Da sie andere Medikamente verabreicht bekamen, war ihnen das möglich. Das hat mich sehr traurig gemacht.

Kraftspender während der Krebstherapie

Als es dann auf die große Tumoroperation zuging, in der mir das rechte Becken amputiert und ein neues Hüftgelenk rekonstruiert wurde, lautete meine wichtigste Frage im Vorgespräch: „Werde ich wieder reiten können?“ Die Ärzte meinten, dass es „rein technisch“ gesehen möglich sei. „Doch wird es wieder so wie früher?“ Man wusste es nicht.

Aber die Operation war überlebensnotwendig, auch wenn damit die Gefahr einer Beinamputation und einer Querschnittslähmung einherging. Trotz allem war ich optimistisch, all das zu meistern und wieder reiten zu können. Dieser Gedanke war mein Leitstern während der gesamten Krebstherapie. Er war mein oberstes Ziel und mein großer Antrieb.

„Als wäre ich nie aus dem Sattel gestiegen“

Danach lief ich zunächst dauerhaft an Krücken und nutzte für längere Strecken auch den Rollstuhl. Nach zwei Jahren Therapie wagte ich meinen ersten Reitversuch und stellte fest: Es fühlte sich an, als wäre ich nie aus dem Sattel gestiegen. Kurze Zeit später bekam ich meine damals elfjährige Quarter-Horse-Stute Gina, die zu meiner Physiotherapeutin wurde.

Als ich sie Probe ritt, half man mir noch beim Aufsteigen, weil ich selbst relativ kraftlos war und kaum Gefühl im rechten Bein hatte. Und dann sind wir einfach losgeritten – Schritt, Trab, Galopp und zum Schluss einen fliegenden Wechsel. Es war so, als würden zwei passende Stücke ineinander einrasten und zu einem großen ­Ganzen werden.

Reiterin mit weißem Cowboyhut und ihrem Pferd

Die Stute Gina half Katharina nach einer OP und Chemotherapie wortwörtlich wieder auf die Beine. (© Katharina Edl)

Das Leben geht weiter, mit Pferden als Kraftspender

Dank Gina habe ich große körperliche Fortschritte gemacht, von denen keiner dachte, dass sie jemals möglich wären. Nach vielen Runden in der Reithalle stieg ich irgendwann ab und ging einfach los. Ohne Krücken, ohne Schmerzen. Dieser Zustand sollte fortan ein Dauerzustand werden. Ich schmiss die Krücken in die Ecke, gab den Rollstuhl im Sanitätshaus zurück, denn ich brauchte das alles nicht mehr. Ich konnte wieder laufen.

Heute sind Gina und ich 26 und 31 Jahre jung. Ich bin vom Krebs geheilt, und wir haben in den vergangenen Jahren viele Schleifen auf Turnieren geholt. Außerdem schenkte sie mir ein wunderschönes Hengstfohlen. Manchmal muss man durch tiefe Täler gehen, doch die Belohnung ist dann umso größer.

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