Insektenschutz bei Pferden: Stiche erkennen & vermeiden


Bild vergrößern Pferdekopf mit Fliegen: Insektenschutz bei Pferden

Der Geruch des Pferdes zieht die Insekten auf viele Meter Entfernung an. Vor allem der August ist ein stechintensiver Monat. (© Slawik)

Der schönste Sommer wird zur Geduldsprobe, wenn die Plagegeister besonders aggressiv sind. Wir klären über Insekten auf und geben Tipps, wie Sie Blutsaugern und Co. das Leben schwer machen.

Fliegen rund um die Augen, Bremsenquaddeln am Bauch und jeden Abend ein großer Schwarm von Gnitzen oder Kriebelmücken, die Unruhe bei den Pferden auslösen und sie mit starkem Juckreiz zurücklassen. Dass all diese Insekten so sehr auf Pferde abfliegen, liegt in erster Linie an ihrem Geruch. Ein gezielter Insektenschutz bei Pferden ist deshalb besonders wichtig.

„Etliche von den Tieren abgesonderte Geruchsstoffe wie CO2 und Aceton aus der Atemluft oder Stoffe, die bei der Vergärung von Ausscheidungen, besonders bei Urin, entstehen, locken Insekten an. Aber auch die Körpertemperatur zieht blutsaugende Insekten sowie Lästlingsinsekten an“, erklärt Dr. Burkhard Bauer, unabhängiger wissenschaftlicher Berater am Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der Freien Universität Berlin.

Fast alle Insekten, die sich gerne über Pferde hermachen, quälen diese nicht nur mit ihren Stichen, sondern sie können auch krankmachende Bakterien oder Keime im Gepäck haben. Die Frage, welches Insekt denn besonders gefährlich fürs Pferd sein kann, lässt sich deshalb nicht mit einem Satz beantworten, wie Dr. Burkhard Bauer weiß: „Allergische Reaktionen auf den Stich der Gnitzen verursachen das Sommerekzem.

Gefahr durch Übertragungen von Viruserkrankungen

Auf der Iberischen Halbinsel haben Gnitzen vor einigen Jahren das Virus der Afrikanischen Pferdeseuche übertragen, das zu über 90 Prozent tödlich ist. Kriebelmücken verursachen bei massivem Befall einen anaphylaktischen Schock, der zum Tode führen kann. Weitere Mückenarten können eine Viruserkrankung übertragen, die eine Encephalitis verursacht (Hirnabszess und Krankheit, die auch Menschen infizieren kann). Diese kommt vor allem in den USA vor, wird aber auch in südlichen Regionen mediterraner Länder nachgewiesen.

Bremsen können die infektiöse Anämie übertragen – eine anzeigepflichtige Seuche, bei der infizierte Tiere eingeschläfert werden müssen –, beunruhigen das Pferd massiv und stören sein Allgemeinbefinden. Wadenstecher sind besonders hartnäckige Lästlinge, die durch wiederholtes Stechen die befallenen Pferde stark beunruhigen.“

Hygiene, Decken und Sprays: Insektenschutz bei Pferden

Verschiedene Schutzmaßnahmen wie Hygiene im Stall und auf der Weide, Fliegendecken sowie Masken und natürlich Abwehrsprays schützen davor.
Abwehrsprays gegen Insekten werden auch Repellentien genannt und haben eines zum Ziel: Mit ihrem Duft wollen sie Insekten abschrecken. Zu welchem Wirkstoff man greift, hängt davon ab, wie gut er beim eigenen Pferd wirkt (hier spielt der individuelle Geruch eines Pferdes eine Rolle) und wie das Pferd auf ein bestimmtes Mittel reagiert. Denn sogar natürliche Stoffe können reizen oder Allergien auslösen.

Auf jedem Abwehrspray muss der Wirkstoff, der enthalten ist, auf dem Etikett angegeben werden. Er richtet sich meist nicht nur gezielt gegen eine Art, Abwehrsprays schrecken eine ganze Reihe von Insekten ab. Man spricht hier auch von Breitbandrepellenz. Vor dem Kauf eines solchen Produkts sollte man im Fachhandel nach klinischen, qualifizierten Tests des Wirkstoffs fragen, rät Dr. Burkhard Bauer und bemängelt, dass manchmal Produkte verkauft würden, die nicht hielten, was auf dem Beipackzettel versprochen werde.

Welcher Wirkstoff ist der Richtige?

Bei der Wahl eines Wirkstoffes solle man außerdem die Dauer der Wirkung berücksichtigen. „Es gibt klinisch getestete Wirkstoffe: zum Beispiel DEET oder auch Icaridin (Handelsname: Saltidin), deren Wirksamkeit aber nur für einige Stunden anhält, weswegen sie für einen Ausritt am ehesten geeignet sind. Bei Weidehaltung ist die Wirkungsdauer nicht zufriedenstellend, wenn sie nicht regelmäßig in zwei bis drei Stunden wiederholt wird“, weiß der Experte.

Lang wirkende Produkte arbeiten dagegen meist mit Insektiziden, das heißt, diese Wirkstoffe schrecken Insekten nicht ab, sondern vergiften sie bei Berührung. Permethrin gehört zu diesen Wirkstoffen. Entsprechend vorsichtig muss man daher auch mit diesen Produkten umgehen. Wie lange ein Produkt wirkt, hängt von den verschiedenen Inhaltsstoffen, aber auch von deren Konzentration, der Aktivität des Pferdes und seinem Geruch sowie von Umweltfaktoren wie Temperatur, Niederschlag oder Wind ab.

Insektenschutz bei Pferden durch irritierendes Licht

Dass sich die Plagegeister irgendwann an einen zunächst abschreckenden Duft gewöhnen, also resistent werden, glaubt Dr. Bauer nicht. „Die Insekten werden abgeschreckt, kommen also nicht oder nur sehr kurz mit dem Produkt in Kontakt. Die Möglichkeit der Entwicklung von Insektizidresistenzen ist also nicht gegeben. Insektizidresistenzen entstehen bei regelmäßiger Anwendung von Wirkstoffen zur Abtötung der Zielinsekten. Ein Kontakt mit dem Wirkstoff ist hier erwünscht; wiederholter Kontakt kann zur Ausbildung von Resistenzen führen.“

Manche Insekten orientieren sich nicht nur an Geruch und Wärme, sie nutzen auch ihre Augen. Dunkle Farben geben polarisiertes Licht ab und locken damit Insekten an. Dieses Prinzip nutzen auch Bremsenfallen mit ihrem schwarzen Ball (der sich zusätzlich auch noch erwärmt) sowie Decken mit Zebrastreifen – der Unterschied zwischen schwarzen (polarisiertes Licht) und weißen Farben (unpolarisiertes Licht) irritiert die Quälgeister.

Pferdedecken müssen Unterbauch und untere distale Gliedmaßen schützen

„Geruch kann die Zielinsekten über eine Distanz von ca. 500 Metern anlocken. Auf Sicht fliegen die Zielinsekten in der Regel erst bei Distanzen unter 50 Metern. Unterbauch sowie untere distale Gliedmaßen werden bevorzugt angeflogen. Um wirksamer zu sein, müssten Pferdedecken vor allem diesen Bereich schützen. Bremsenfallen könnten einen Beitrag zur Bekämpfung von Lästlingen leisten. Dazu sollten allerdings weitaus mehr Fallen pro Fläche eingesetzt werden, um den erwünschten Schutz zu erreichen“, rät der Parasitologe.

Das hilft gegen Bremsen: Insektenschutz bei Pferden

  • Häufiges Auftreten: Waldrand
  • Stich: Wird vom Schweiß des Pferdes angelockt, sticht bevorzugt an Hals und Kruppe.
  • Stech-/Flugzeit: Juni bis August, vor allem an schwülen Tagen, später Vormittag bis früher Abend.
  • Folgen: Stich ist sehr schmerzhaft, es bildet sich meist eine Quaddel, Bremsen können das EIA-Virus (Equine Infektiöse Anämie) übertragen, das an ihren Mundwerkzeugen haften kann.
  • Schutz: Abwehrsprays und Bremsenfallen, das Pferd nach der Arbeit abspritzen, um den Schweiß zu entfernen.

In diesen Bereichen sind Pferde besonders durch Dasselfliegen gefährdet

  • Stich: Die Dasselfliege selbst sticht das Pferd nicht, aber sie legt ihre Eier am Fell des Pferdes ab (vor allem an den Vorderbeinen). Das Pferd nimmt durch Abschlecken die Eier auf. Im Maul entwickelt sich dann die Larve, die in die Mundhöhle eindringt und weiter in Magen und Darm wandert.
  • Stech-/Flugzeit: Frühjahr bis Herbst.
  • Folgen: Ein Befall der Larven kann zu Mund- und Magengeschwüren sowie Koliken führen.
  • Schutz: Eier am Bein mit warmer Essigwassermischung abwaschen, zum Ende des Herbstes eine Wurmkur mit dem Wirkstoff Ivermectin geben.

Dieser Insektenschutz hilft gegen Fliegen bei Pferden

  • Häufiges Auftreten: Fliegen sind häufig in Mistnähe oder bei Futterresten zu finden, dort legen sie bevorzugt ihre Eier ab.
  • Stich: Setzen sich vor allem auf Augen und Nüstern sowie auf offene Wunden oder Hautrisse.
  • Stech-/Flugzeit: Frühjahr bis Herbst, besonders aktiv um 25 Grad und bei Sonnenschein.
  • Folgen: Fliegen tragen zahlreiche Bakterien und Würmer mit sich, mit denen sie zum Beispiel die Augen infizieren. Folge: Bindehautentzündungen. Auch Entzündungen der Schleimhäute an den Nüstern sind möglich.
  • Schutz: Hygiene im Stall und auf der Weide, Fliegenmasken und -decken, Abwehrsprays.

Lausfliegen gefährden Pferde besonders an Rumpf und Schenkelinnenseiten

  • Häufiges Auftreten: Waldnähe
  • Stich: Sehr schmerzhaft, sticht gerne am Rumpf und an den Innenseiten der Schenkel.
  • Stech-/Flugzeit: April bis Oktober.
  • Folgen: Sehr schmerzhafter Stich; empfindliche Pferde reagieren manchmal panisch, steigen oder werfen sich zu Boden. Übertragung von Parasiten und Viren.
  • Schutz: Fliegendecken, Abwehrsprays.

Insektenschutz bei Pferden: Das hilft gegen Gnitzen

  • Häufiges Auftreten: Wasserstellen, schattige und windgeschützte Bereiche.
  • Stich: Sticht an den Stellen, an denen das Haar bzw. das Fell senkrecht steht: Kopf, Hals, Schweif, Mähnenkamm, Kruppe, Bauch, Euter, Schlauch, Widerrist, Beine.
  • Stech-/Flugzeit: Mai bis Oktober, später Nachmittag, bedeckter Himmel mit wenig Wind.
  • Folgen: Starker Juckreiz, löst das Sommerekzem aus, Übertragung von Viren und Parasiten.
  • Schutz: Misthaufen vermeiden oder entfernt lagern, keine stehenden Gewässer in der Nähe der Weiden und Boxen (evtl. Drainage legen), saubere und trockene Einstreu (da Gnitzen Eier in feuchter Einstreu ablegen), Abwehrsprays.

Hier greifen Kriebelmücken Pferde besonders gerne an

  • Häufiges Auftreten: Nähe von Gewässern.
  • Stich: Bevorzugen nicht behaarte Stellen wie Ohrmuscheln, Euter, Hodensack, Bauchnaht, Maul, Nase, After.
  • Stech-/Flugzeit: Frühjahr und Spätsommer, Morgen- und Abenddämmerung, feuchtwarmes Wetter, Gewitter.
  • Folgen: Entzündungen an den Einstichstellen, allergische Reaktion bis zum toxischen Schock. Bei starkem Befall sind Fieber, Mattigkeit oder Schwanken möglich, in Extremfällen Herz- und Kreislaufversagen. Übertragen auch Viren und Parasiten.
  • Schutz: Fliegenmasken und Ekzemerdecken, Abwehrsprays.

Insektenschutz bei Pferden: Nur Abwehrspray hilft gegen Wadenstecher

  • Häufiges Auftreten: Stall und Weide, Larven entwickeln sich im Pferdemist.
  • Stich: Sehr schmerzhaft, beunruhigt die Tiere durch wiederholtes Stechen; sticht häufig in den Bauch.
  • Stech-/Flugzeit: Ganzjähriges Vorkommen; hauptsächliche Belästigung während der Sommermonate.
  • Folgen: Übertragung von Krankheitserregern möglich.
  • Schutz: Abwehrsprays.

Hier werden Pferde besonders oft von Stechmücken gestochen

  • Häufiges Auftreten: Bäche, Teiche, Misthaufen und Waldränder.
  • Stich: Sticht bevorzugt an Mähnenkamm, Brust und Bauch.
  • Stech-/Flugzeit: August bis September, häufig bei windstillem Wetter und wenn es leicht bewölkt ist.
  • Folgen: Es bilden sich oft Quaddeln, manchmal auch Ödeme. Starker Juckreiz. Stechmücken können Viren, Bakterien oder Parasiten übertragen und das Sommerekzem auslösen.
  • Schutz: Abwehrsprays, saubere Einstreu, Pferdeäpfel entfernen.

HOOFORIA - Logo - gold-1