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Die feine Reiterhand: Tipps für mehr Gefühl am Zügel


Bild vergrößern Feine Reiterhand hält die Zügel

Richtige Zügelführung und lockere Haltung sind die Basis für eine Feine Reiterhand. (© Malte Schwarzer)

Wer wünscht sich nicht eine gefühlvolle Hand, die dem Pferdemaul jederzeit flexibel folgt, um eine beständige Zügelverbindung zu erreichen? Doch gerade hierbei kommt es zu Fehlern, die ein harmonisches Miteinander von Pferd und Reiter erschweren.

Der Trensenzügel wird zwischen dem kleinen und dem Ringfinger aufgenommen, läuft durch die Hand und über den Zeigefinger. Vom dachförmig aufgelegten Daumen wird er zusätzlich fixiert, um ein Durchrutschen zu verhindern. Eine feine Reiterhand ist unverkrampft geschlossen. Sie wird aufrecht getragen, so dass Unterarm, Zügel und Pferdemaul eine gerade Linie bilden. Je nach Körperproportionen von Pferd und Reiter steht sie ca. eine Handbreit über dem Widerrist jeweils links und rechts vom Mähnenkamm.

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Das Zügelmaß ist dann richtig, wenn der Reiter eine ent­spannte Hand- und Armhaltung einnehmen kann und die Ellenbogen leicht ange­winkelt am Oberkörper anliegen. Das Zügelmaß und die Handposition richten sich v. a. nach der Genickhöhe des ­Pferdes, da der Reiter bestrebt sein ­sollte, dem Pferdemaul flexibel mit seinen Händen zu folgen.

Equipment prüfen für eine feine Reiterhand

  • Sattel:
    Bei Handfehlern sollte die Ausrüstung auf dem Prüfstand stehen. Tiefe Sättel mit dicken Pauschen bringen den Reiter in eine Hohlkreuzhaltung. Seine Beine werden nach hinten geschoben, wodurch sein Becken am Mitschwingen gehindert wird und keine gute Arm- und Handführung entstehen lässt. Dasselbe gilt für eine falsche Steigbügellänge. „Sind die Steigbügel zu lang, kann der Reiter in den Gelenken nicht mehr federn, sich nicht mehr korrekt ausbalancieren und wird im ganzen Körper steif“, gibt Ausbilderin Silvia Rall zu bedenken.
  • Zügel:
    Ist der Sattel nicht Teil des Problems, sollten Sie einen Blick auf die Zügel werfen. Sind sie zu breit und zu dick, starr oder mit Gumminoppen versehen, kann dies negative Aus­wirkungen haben. „Man hält sie dann oft mit zu viel Kraft fest, damit sie einem nicht aus den Händen gleiten. So können sich die Fingergelenke aber nicht mehr frei bewegen. Ein Zügel sollte immer so in der unverkrampften, leicht ­geschlossenen Hand liegen, als ob man etwas Zartes, wie ein feines Stück Stoff oder ein Küken, in der Hand hält“, rät die erfahrene Expertin.
  • Gerte:
    Fehlhaltungen können auch durch das Mitführen einer Gerte aus­gelöst werden. Sie kann zum Störfaktor werden, wenn sie falsch, also fast waage­recht zur Pferdekruppe, gehalten wird. Das stellt das Handgelenk fest, weil die Hand nach unten gedrückt wird. Bei richtiger Handhaltung sollte die ­Gerte direkt hinter dem Schenkel des Reiters zum Einsatz kommen. Hilfreich kann es sein, sie nur vorübergehend mitzuführen und sie häufig von einer Hand in die andere zu wechseln, um mehr Flexibilität zu gewährleisten.

Übungen für mehr Gefühl und eine feine Reiterhand

Da eine fehlerhafte Handhaltung verschiedene Ursachen haben kann, gilt es ihren Ursprung zu finden. Folgende Übungen von Expertin Silvia Rall, die fünf Mal auf jeder Seite wiederholt werden sollten, zeigen einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten der Sitzschulung. Um die richtigen Übungen für Ihr individuelles Problem zu erhalten, empfiehlt es sich, einen Bewegungstrainer oder eine Bewegungstrainerin aus der Nähe zu Rate ziehen.

  1. Übung:
    Schließen Sie Ihre Hände und machen Sie feste Fäuste. Dann öffnen Sie Ihre Hände wieder und spreizen Sie Ihre Finger weit auseinander. Das dehnt die Finger und die Handflächen.
  2. Übung:
    Legen Sie Ihre Hände auf den Mähnenkamm des Pferdes und streichen Sie über die Mähne nach vorne Richtung Kopf und zurück. Dabei nehmen Sie Ihren Kopf Richtung Kehlkopf und bewegen Ihren Oberkörper so weit nach unten, dass Ihr Bauch Richtung Widerrist zeigt. Das Gesäß bleibt am Sattel. Diese Haltung entspannt und dehnt nicht nur die Armmuskulatur, sondern auch den unteren Rücken und die Halswirbelsäule.
  3. Übung:
    Nehmen Sie die Zügel in eine Hand, lassen Sie die andere Hand und den Arm entspannt nach unten hängen und ziehen Sie das Schultergelenk nach oben, unten, vorne und hinten. Dann machen Sie Kreise nach vorne und hinten. Absolvieren Sie die Übung danach mit dem anderen Schultergelenk. Dabei werden Sie feststellen, dass eine Schulter die Bewegungen leichter ausführen kann als die andere.
  4. Übung:
    Nehmen Sie die Zügel erneut in eine Hand und zeichnen Sie zunächst mit dem Handgelenk, dann mit dem Ellenbogen und später mit dem ausgestreckten Arm links- und rechtsherum Kreise in die Luft. Diese Übung dient der Entspannung und Lockerung von Gelenken und Muskeln in den Armen.
  5. Übung:
    Stecken Sie sich zwei Franklin- oder andere kleine Gymnastikbälle unter die Achseln und nehmen Sie die Zügel wie gewohnt auf. Jetzt reiten Sie in allen Gangarten und probieren dabei einige Hufschlagfiguren aus. Diese Übung erhöht die Mobilität in den Schultergelenken und ebenfalls die Entspannung der Arme.
  6. Übung:
    Um eine verkürzte Brustmuskulatur zu dehnen und zugleich die Drehfähigkeit im Körper zu erhöhen, nehmen Sie die Zügel in eine Hand und drehen Sie Ihren Oberkörper zu einer Seite nach hinten. Dabei nehmen Sie Ihren Arm und Ihren Kopf mit in die Drehung hinein. Halten Sie beim Zurücknehmen des Oberkörpers Ihren Arm mal auf der Höhe des Kopfes, des Rückens und des Gesäßes. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.
  7. Übung:
    Ist ein festes Becken oder mangelndes Gleichgewichtsgefühl ursächlich für Ihren Handfehler? Dann bringen Sie durch vielseitige Bewegungen Flexibilität in Ihren Körper. Stehen Sie im Sattel wie beim Leichttraben auf und setzen Sie sich ganz weit nach rechts in den Sattel, dann in die Mitte und ganz weit nach links.
  8. Übung:
    Jeder Reiter hat eine starke und eine schwache Hand. Mit der ­dominanten übt er mehr Druck am Zügel aus. Um dieses Problem zu beseitigen, versuchen Sie, im Alltag beide Körperhälften und beide Hände gleich stark einzusetzen. Steigen Sie beispielsweise von links und rechts auf das Pferd, führen Sie es von beiden Seiten, putzen Sie es mit beiden Händen, werfen und fangen Sie Bälle mit beiden Händen abwechselnd usw.

Expertentipp für eine feine Reiterhand:

Weitere wertvolle Übungen finden Reiter in den Büchern von Eckart Meyners. Der ehemalige Dozent für Sportpädagogik widmet sich seit 1976 ­Fragen der Didaktik des Reitens und speziell des Bewegungslernens im Reiten. Silvia Rall empfiehlt v. a. die Bücher „Reiten mit Franklinbällen“ und „Aufwärm- und Übungsprogramm für Reiter“. Beide Werke sind im Kosmos Verlag unter kosmos.de erhältlich.

Mögliche Ursachen für Handfehler:

  • allgemein stark angespannte ­Muskulatur
  • verkürzte Muskulatur im Schulter- und Brustbeinbereich
  • Bewegungseinschränkung in den großen Gelenken
  • mangelhafte Beckenbeweglichkeit
  • Gleichgewichtsschwierigkeiten
  • unpassende Sättel / falsche Steig­bügellänge
  • unhandliches Zügelmaterial
  • falsche Vorstellung der Zügel­verbindung
  • fehlerhafte Zusammenwirkung der reiterlichen Hilfen
  • Unsicherheit/Angst beim Reiten
  • Körperproportionen von Pferd und Reiter harmonieren nicht

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