Equines Asthma ist seit Jahrhunderten bekannt und hat viele Namen getragen: Dämpfigkeit, chronisch obstruktive Bronchitis, Recurrent Airway Obstruction oder Inflammatory Airway Disease. Studien zeigen, dass inzwischen bis zu 80 Prozent der Pferde jüngeren Alters in irgendeiner Form betroffen sind. Woran liegt das – und bedeutet es, dass wir in Zukunft fast nur noch hustende Pferde haben werden?
Equines Asthma ist ein Sammelbegriff für chronische Erkrankungen der tiefen Atemwege und gilt als häufigste internistische Ursache für Leistungseinbußen bei Sportpferden. Die Schwierigkeit: Anfangs sind kaum Symptome erkennbar. Viele Pferde wirken lediglich weniger leistungsbereit, ohne dass deren Besitzer sofort an die Atemwege denken.

Viele Pferde wirken einfach etwas weniger leistungsbereit, weshalb Besitzer nicht sofort an eine Asthmaerkrankung denken. (© Stefan Lafrentz)
Der Tierarzt Björn Teegen erklärt: „Das Equine Asthma ist auch deshalb so präsent, weil sich die Begrifflichkeiten geändert haben. Früher haben wir von wiederkehrenden Atemwegsentzündungen gesprochen, heute fassen wir vieles unter Equinem Asthma zusammen.“ Eine Diagnose werde bereits dann gestellt, wenn sich im Tracheobronchialsekret ein erhöhter Anteil bestimmter Immunzellen, der neutrophilen Granulozyten, zeigt. „Überschreiten diese 25 Prozent, sprechen wir sogar schon von schwerem Asthma, auch wenn das Pferd klinisch noch gar keine dramatischen Symptome haben muss.“
Viele Faktoren spielen eine Rolle
Betroffen sind vor allem junge Sportpferde in Boxenhaltung, später dann Tiere über sieben Jahren. Bei der schweren Form lassen sich auch erbliche Zusammenhänge feststellen. Doch auch Pferde ohne genetische Vorbelastung können durch Umweltfaktoren wie Heu und Stroh erkranken. „Wir weisen in den Bronchialspülungen zunehmend Schimmelpilzsporen, Gräserpollen und Feinstaub nach“, so Teegen. Diese Partikel reizen die Atemwege, führen zu Entzündungen und können den Husten chronisch aufrechterhalten.
Hinzu kommen Veränderungen durch Wetterextreme: Dürren und trockene Böden lassen Staub aufsteigen, starke Regenfälle erschweren die Lagerung von Raufutter. Heu wird zwar oft in guter Qualität geerntet, lagert aber feucht und kann dann Keime bilden. All das begünstigt die Erkrankung.
Von der Entzündung bis zur Atemnot

Mittlerweile sind auch viele Pferde betroffen, die nicht in Boxenhaltung stehen. Allerdings bilden diese immer noch die Mehrzahl der erkrankten Tiere. (© Slawik)
Früher wurde zwischen durch Schimmelpilze bedingtem Asthma und weideassoziierten Formen unterschieden. Heute ist das Bild verschwommener.
Wir haben mittlerweile Patienten, die besonders im Sommer oder sogar das ganze Jahr über Symptome zeigen.
– Björn Teegen –
Die Abgrenzung sei schwierig, da viele Pferde auch in der Weidesaison weiter mit Heu gefüttert werden.
Wie Equines Asthma behandelt werden kann

Oftmals kommt man nicht an einer Inhalationstherapie vorbei, weil sie für erkrankte Pferde eine Erleichterung bietet. (© Marius Schwarz)
Die Folge sind verengte Bronchien, eine erhöhte Schleimproduktion und im fortgeschrittenen Stadium Umbauprozesse im Lungengewebe, die Experten „Remodelling“ nennen. Dabei verliert das Gewebe seine Elastizität, und die Lunge kann sich nicht mehr ausreichend ausdehnen.
Die Behandlung reicht von Haltungsänderungen bis hin zu Medikamenten. Besonders wichtig ist jedoch staubarmes Raufutter: bedampftes oder gewässertes Heu oder Heulage. Auch der Umstieg auf Späne statt Stroh kann die Belastung deutlich senken. Medikamente wie Bronchodilatatoren und Cortisonpräparate verschaffen Luft und reduzieren Entzündungen. Beim Menschen ist die Inhalation längst Standard, aber auch in der Pferdemedizin hat sich diese Therapieform etabliert, wenn auch mit höheren Kosten und der Notwendigkeit einer tierärztlichen Begleitung.
Frühes Eingreifen bei Asthma entscheidend
„Was wir heute seltener sehen, sind Pferde in jenem Stadium, das man früher Dämpfigkeit nannte, mit schwerwiegender Atemnot“, sagt Björn Teegen. Er führt das auf die gestiegene Aufmerksamkeit zurück: „Früher hieß es oft: Ja, der hustet eben mal. Heute werden viel schneller Bronchoskopien durchgeführt und Therapien eingeleitet. Das ist entscheidend, denn so lassen sich schwere Verläufe oft vermeiden.“
Tatsächlich sind die Haltungsbedingungen vielerorts besser geworden. „Gerade hier in der Elbmarsch standen Stuten während der Trächtigkeit früher oft in engen Boxen auf der Diele. Heute haben wir deutlich häufiger Weidehaltung, zum Teil sogar ganzjährig“, berichtet Teegen. Gleichzeitig habe die Sensibilisierung der Besitzer zugenommen, eine Entwicklung, die er positiv bewertet.
Richtige Haltung für Asthmatiker

Bedampftes Heu ist die beste Methode, um Staub und Keime aus dem Heu zu schleusen. (© Arnd Bronkhorst)
- Staub so weit wie möglich reduzieren
- Ideal: 24/7 Weidehaltung mit Grasfütterung, Offenstall oder Paddockboxen mit großen Fenstern
- Einstreu: staubarm; ausprobieren, womit das Pferd individuell am besten zurechtkommt
- Heu: wässern (ca. 10 Minuten tauchen, dann direkt verfüttern) oder bedampfen; alternativ Heulage
- Kraftfutter: anfeuchten, damit keine Stäube eingeatmet werden
- Rundballen nicht vor den Boxen lagern, füttern und misten nur, wenn die Pferde draußen sind
Equines Asthma: Prognose und Zukunftsaussichten

Viel freie Bewegung im Herdenverband – das ist der beste Weg, keine Atemwegserkrankung zu bekommen. (© Imago/ Frank Sorge)
Die Prognose ist bei früh erkannten leichten bis moderaten Formen des Asthmas gut. Dennoch bleibt die konsequente Haltungsoptimierung das wichtigste Mittel, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Medikamente können unterstützen, aber keine ursächliche Heilung bewirken. Die Hoffnung ruht auf künftigen Forschungsansätzen. Bis dahin sind Pferdebesitzer und Stallbetreiber gefragt, ihre Haltung möglichst staub- und allergenarm zu gestalten.


