Körperbewusstsein beim Pferd fördern – Übungen und Tipps


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Gezielte Übungen fördern das Körperbewusstsein beim Pferd und machen es sicherer im Alltag wie auch im Training. (© Slawik)

Die meisten Pferdebesitzer wünschen sich ein Pferd im Sinne eines Partners, der sie zuverlässig zu ihren Zielen führt und mit ihnen durch dick und dünn geht. Doch erhoffen wir uns darüber hinaus nicht auch ein Pferd, das in der Lage ist, mit uns zu kommunizieren, anstatt sich so sehr auf sich selbst zu konzentrieren, dass es uns nicht zuhören kann? Mit diesen Tipps wird Ihr Pferd selbstbewusster und selbstsicherer in seinem eigenen Körper.

Absolvieren Sie täglich die gleichen Bahnfiguren? Nehmen Sie beim Ausreiten immer dieselben Wege? Kennen Sie die Situation, dass Ihr Pferd immer wieder an derselben Stelle ohne ersichtlichen Grund scheut? Oder verletzt es sich sogar selbst, obwohl alles augenscheinlich pferdesicher ist? Solche Probleme hängen beim Pferd oft damit zusammen, dass sein Körperbewusstsein nicht ausreichend geschult ist.

Ziel sollte sein, ein Pferd zu haben, das eigenverantwortlich handelt, mitdenkt und nicht ständig auf die Hilfe des Menschen angewiesen ist. Ein Pferd, welches sich nicht aus mangelnder Koordination im Alltag verletzt, sondern selbstwirksam ist und damit folglich auch mental gesund bleibt. Es geht demnach nicht darum, sich einer neuen Arbeitsweise mit dem Pferd zu widmen, sondern darum, dass der Mensch Situationen und Lernmöglichkeiten für sein Pferd erkennt, ihm vielfältige Erfahrungen bieten kann und auch mit ihm gemeinsam Fortschritte macht, um eine stärkere Bindung aufzubauen.

Warum die Koordination der Pferdebeine so wichtig ist

Die Bedeutung der Koordination der Pferdebeine ist im Reit- und Fahrsport von großer Relevanz, da sie bei verschiedenen Disziplinen eine zentrale Rolle spielt. Dies umfasst komplexe Lektionen wie Spins oder Galopp-Pirouetten, das Springen, aber auch entspannte Ausritte. Die Pferde müssen lernen, wie sie ihre Beine effektiv einsetzen, um bestimmte Bewegungen ausführen zu können, sei es durch Anpassung der Trittfrequenz, Winkel oder Höhe. Die Koordination der Pferdebeine ist nicht nur eine motorische, sondern auch eine kognitive Aufgabe.

Pferde müssen verstehen, wie sie ihre Beine in verschiedenen Situationen bewegen und wie sie sich in Bezug auf ihre Körperhaltung und Körperbalance anpassen können. Die hier beschriebenen Übungen sollen nicht das eigentliche Training ersetzen, sondern als wertvolle Ergänzung dienen. Eine vielseitige Ausbildung und ein gezieltes Training fördern das Wohlbefinden der Tiere und helfen ihnen dabei, sich auf unterschiedliche Anforderungen im Reit- und Fahrsport vorzubereiten.

Pferdeübung mit Ball

Das Körperbewusstsein zu fördern, kann dazu beitragen, Verletzungen zu verhindern und das Wohlbefinden zu stärken. (© Slawik)

Propriozeption – Was ist das?

Die Grundlage dafür bildet die sogenannte Propriozeption – also die Fähigkeit des Körpers, seine eigene Position, Bewegung und seinen Zustand im Raum ohne äußere Reize wahrzunehmen. Diese Tiefensensibilität ermöglicht es uns, eine Körperhaltung einzunehmen, Bewegungen auszuführen und den Druck zu spüren, ohne darüber nachdenken zu müssen.

Sie wird durch spezielle Rezeptoren in Muskeln, Gelenken und Sehnen vermittelt, die ständig Informationen an das Gehirn senden, um die Körperwahrnehmung und das Gleichgewicht zu gewährleisten.

Übung 1 für mehr Körperbewusstsein beim Pferd

Reiter auf einer Wiese

Ein fehlendes Körperbewusstsein kann sich schon darin zeigen, dass das Pferd hohes Gras scheut. (© Imago/Frank Sorge)

Gestalten Sie den Lebensbereich des Pferdes so vielfältig wie möglich. Steigungen und Unebenheiten helfen dabei, die Balance und Trittsicherheit des Pferdes zu schulen. Integration von sandigen und steinigen Untergründen im Paddock sowie von größeren Ästen oder Baumstämmen bereichern das Lebensumfeld. Sie können sich einen Parcours mit unterschiedlichen Bodenunebenheiten aufbauen, zum Beispiel mit Stangen, Gassen oder kleinen Cavaletti.

Am leichtesten lassen sich Unebenheiten auf Spaziergängen üben. Verlassen Sie dabei auch manchmal die schon bekannten Pfade, kraxeln Sie bewusst einen Hügel hinauf oder wählen Sie den unebenen Waldweg. Klappt das Führen gut, können Sie es mit dem Schicken versuchen. Baumwurzeln und Äste sowie natürliche kleine Hindernisse, die Ihnen begegnen, fördern die Aufmerksamkeit und das bewusste Setzen der Hufe.

Training mit Stangen, Cavaletti und Naturhindernissen

Stangenarbeit können Sie auch an der Longe, an der Doppellonge, am langen Zügel oder ganz frei machen. Das sind interessante Alternativen, die dem Pferd immer wieder einen neuen Blickwinkel aufzeigen. Freispringen kann auch den Trainingsplan erweitern. Wichtig ist, dass im Vorfeld eine gute Grundlagenarbeit am Boden stattgefunden hat. Ist das Pferd ohne Reitergewicht schon gut koordiniert, können Waldwege und Wurzelpfade auch vom Sattel aus erkundet werden. Stehen keine Reitwege im Gelände zur Verfügung oder lässt es die Witterung nicht zu, kann man auch zu Hause kreativ werden.

Das Aufbauen von Bodenstangen, Gassen oder Cavaletti, aber auch einem Stangenmikado erfüllt ebenso den Zweck, das Pferd auf verschiedene Anforderungen im Alltag und dem Gelände vorzubereiten. Suchen Sie sich beim Ausritt bewusst unebene Wege aus: Baumwurzelpfade, Hügel, insgesamt Wege, wo es auf und ab geht und die möglichst unbefestigt sind.

Pferde galoppieren durch Wasser

Ein erfülltes Pferdeleben entsteht auch durch die sensorische Integration. (© Müller Rüschlikon)

Körperbewusstsein beim Pferd – mehr als nur die Beine

Körperbewusstsein betrifft nicht nur die Beine des Pferdes, sondern auch seinen gesamten Körper. Viele Pferde haben oft kleine Abschürfungen oder Blessuren, die zeigen, dass sie nicht richtig einschätzen können, wie viel Platz sie benötigen, um sich zu bewegen. Andere stoßen sich immer wieder ihren Kopf an. Dies kann mit einem mangelnden Körperbewusstsein zusammenhängen. Natürlich gilt es trotzdem, alle medizinischen Ursachen abzuklären. Das Bewusstsein für den eigenen Körper ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Pferde.

Eine gezielte Ausbildung und Pflege, die darauf abzielt, das Körperbewusstsein zu fördern, kann dazu beitragen, Verletzungen zu verhindern und die Lebensqualität der Pferde zu verbessern. Ein Beispiel: Sie wollen einige Tanzschritte lernen für eine bevorstehende Party. Kennen Sie das Gefühl, dass Sie dafür gucken müssen, wo Ihre Beine sind, um diese so zu bewegen, wie Sie möchten? Hier arbeiten Sie gerade am Körperbewusstsein. Auch für Reiterinnen ist dies eine sehr wichtige Kompetenz, um gezielt Hilfen zu geben und sich zur richtigen Zeit an- und entspannen zu können.

Übung 2: Sensorik bewusst einsetzen

Körperbewusstsein beim Pferd trainieren

Mit allen Sinnen entdecken: Eine Plane im Paddock fördert das Erkundungsverhalten mit allen Sinnen. Hier werden sowohl der visuelle Sinn sowie der Geruchs- und Hörsinn als auch die Haptik angesprochen. (© Müller Rüschlikon)

Bieten Sie immer wieder neue Anreize, zum Beispiel, indem Sie einen Hügel anlegen, Bäume und Sträucher integrieren. Aber auch hohes Gras, Regen, Wind oder auch das Wälzen ohne Decke erlauben dem Pferd, sich besser zu spüren und seinen Körper stärker und bewusster wahrzunehmen. Vor der eigentlichen Arbeit können Sie das Pferd putzen oder massieren. Beziehen Sie gezielt Körperregionen mit ein, an die das Pferd selbst schwierig herankommt. Auch Kühl- oder Wärmepads können dem Pferd helfen, verschiedene Körperregionen bewusster wahrzunehmen. Möchten Sie an der Hand arbeiten, so können Sie ein Stangenlabyrinth aufbauen oder Ihr Pferd durch einen Flattervorhang führen.

Auch verschiedene Arten von Slaloms (vorwärts, rückwärts, seitwärts) können hier helfen. Natürlich bieten sich auch klassische Übungen wie Seitengänge an. Eine weitere Variante sind zirzensische Lektionen. Sie sind eine spielerische Möglichkeit, um Abwechslung in den Trainingsalltag zu bringen und dem Pferd seine körperlichen Fähigkeiten bewusst zu machen. Beim Fahren trägt das Pferd normalerweise auch ein Hintergeschirr; so kann es seinen gesamten Körper fühlen. Beim Reiten können Sie auf dieselben Übungen wie beim Führen zurückgreifen: Labyrinth, Slalom und Seitengänge bieten Ihrem Pferd vielfältige Körpererfahrungen. Genauso wichtig ist aber die psychische Seite.

Übung 3 für mehr Körperbewusstsein beim Pferd

Elementar ist ein möglichst vielfältig gestalteter Lebensbereich für ein Pferd. Es kann so quasi 24 Stunden täglich trainieren, was nicht annähernd im Training mit dem Menschen erreicht werden kann. Es gibt noch verschiedene Kleinigkeiten, die dem Pferd ein zusätzliches Enrichment bieten können: Karotten können im Heunetz versteckt oder das Heu mit Stroh vermischt werden, damit das Pferd sich die besten Halme herauszupfen kann. Dem Pferd können auf seinem Paddock zum Beispiel Hütchen aufgestellt werden, worunter wir ihm Äpfel oder Karotten verstecken.

Das Pferd lernt, dass es auch ohne Anwesenheit des Menschen etwas erreichen kann, wenn es nachdenkt und selbst handelt. Daher sollte der Mensch sich auch nicht in unmittelbarer Nähe aufhalten, sondern dem Pferd das Denken überlassen und es nicht durch nonverbale Signale oder Kommandos beeinflussen. Eine weitere Idee ist das Apfeltauchen: Wenn Ihr Pferd aus einem großen Eimer trinkt, können Sie Äpfel dort hineingeben. Neben solchen gezielten Übungen spielen auch Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle für das Körperbewusstsein und die Eigenständigkeit des Pferdes.

Eigenverantwortung statt Abhängigkeit

Pferde galoppieren

Licht, Gerüche, Geräusche, Gefühl … eine solche Kulisse bietet viele sensorische Informationen für ein Pferd. (© Slawik)

Sehr viele Pferde sind zu abhängig von ihren Menschen. Da sie domestiziert sind, ist dies zum Teil normal, dennoch sollten sie in der Lage sein, manche Sachen selbstständig zu tun. Ein Pferd sollte sich um sich selbst kümmern können, sich auf seine Wahrnehmungen verlassen und entsprechend zum eigenen Schutz reagieren können. Dies wird erheblich eingeschränkt durch übertriebene Nutzung von Bandagen, Gamaschen und Decken. Natürlich gibt es medizinische oder gesundheitliche Gründe für diese Dinge, aber das ist eine andere Sachlage.

Um zu vermeiden, dass sich das Pferd selbst verletzt, können wir die vorangegangenen Übungen und Überlegungen hervorragend nutzen. Des Weiteren sollten wir dem Pferd immer die nötige Zeit zur Verarbeitung der wahrgenommen Sinneseindrücke geben. Pferde sollten in der Lage sein, grundlegende Bedürfnisse wie Futteraufnahme und freies Bewegen selbstständig zu erfüllen. Die Förderung der Eigenständigkeit des Pferdes ist äußerst wichtig. Sie ermöglicht es den Pferden, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und selbstständiger zu werden. Es ist wichtig, diese Prinzipien in das tägliche Training und in die Pflege der Pferde zu integrieren, um ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität zu verbessern.

Selbstwirksamkeit – warum sie für Pferde so wichtig ist

Übung für Körperbewusstsein beim Pferd

Bergauf, bergab: Das gemeinsame Bewältigen von unterschiedlichen Gegebenheiten stärkt die Beziehung. (© Müller Rüschlikon)

Ein entscheidender Schlüssel für diese Eigenverantwortung ist die Selbstwirksamkeit – also die innere Überzeugung, Herausforderungen aus eigener Kraft meistern zu können. Sie stellt damit das Gegenteil der erlernten Hilflosigkeit dar. Die Selbstwirksamkeit unseres Pferdes zu fördern ist ein wichtiger Aspekt des Wohlbefindens. Verliert ein Tier oder ein Mensch die Selbstwirksamkeit, tritt durch die gefühlte und erlernte Hilflosigkeit eine ständige psychische Belastung ein.

Wir sind in der Verantwortung, unserem Pferd sein Leben so angenehm und stressfrei wie möglich zu gestalten, und dazu gehört ganz eindeutig das Aufrechterhalten der Selbstwirksamkeit. So halten wir die psychische Belastung gering und ermöglichen dem Tier eine eigene Einschätzung, aufgrund der es Situationen und neue Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen kann. Das Gegenteil davon ist die erlernte Hilflosigkeit.

Das Risiko der erlernten Hilflosigkeit

Pferd auf matschigem Boden

Das Pferd durch den matschigen Boden zu schicken setzt Vertrauen und Vorarbeit voraus. Es hilft dem Pferd, sicherer mit diesen Bodenverhältnissen umgehen zu lernen. (© Müller Rüschlikon)

Mit erlernter Hilflosigkeit bezeichnet man einen Zustand des Pferdes, in dem das Tier aus Erfahrung gelernt hat, eine negative Situation nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen zu können. Ist ein Pferd „selbst wirksam“, hat es weiter den Antrieb, nach Lösungsansätzen zu suchen, und gibt sich mental nicht auf. Erlernt hilflose Pferde findet man leider zu oft in der menschlichen Obhut. Sie gelten fälschlicherweise oft als ruhig und entspannt. Die Lethargie, die sie an den Tag legen, bedeutet ein Ertragen von negativen Situationen mit der Empfindung, sich selbst nicht mehr helfen zu können.

Dieser psychische Zustand ist als äußerst kritisch zu bewerten und wird in der Humanpsychologie eng mit der Depression verknüpft. In unserer Verantwortung liegt es, unser Pferd als eigenständiges Wesen immer selbstwirksam zu halten und ihm die Lösungsvorschläge zu präsentieren, die für es selbst, aber auch uns gesund und sinnvoll sind.

Übung für mehr Körperbewusstsein beim Pferd

Manche Pferde müssen erst lernen, dass sie ohne den Menschen sicher sind. (© Slawik)

Trainingseffekte durch äußere Reize

Ein wesentlicher Aspekt im erfolgreichen Pferdetraining ist die bewusste Einbeziehung von Umwelteinflüssen. Diese Einflüsse können von der natürlichen Umgebung und den Wetterbedingungen bis hin zu unerwarteten Situationen reichen.

Bevor Sie Umwelteinflüsse gezielt nutzen können, ist es wichtig, dass sowohl die Reiterin als auch das Pferd für ihre Umgebung sensibilisiert sind. Dies beinhaltet auch eine achtsame Wahrnehmung von Geräuschen, Gerüchen und visuellen Reizen.

Bewusst handeln statt kopflos reagieren

Buch-Tipp

BUCH-TIPP: SINNvoll lernen: Intelligentes Pferdetraining für mehr Balance, Bindung und starke Nerven. (© www.motorbuch-versand. de/mueller_rueschlikon)

Ein Pferd durch ein Stangenmikado zu führen hilft ihm, seine Eigenverantwortung zu entwickeln. Es muss sich bewusst entscheiden, wie es seine Hufe aufsetzt, und kann nicht auf ein bekanntes Bewegungsmuster zurückgreifen. Alle Bodenunebenheiten helfen bei dieser Entwicklung. Wichtig ist hauptsächlich, dem Pferd die Zeit der Reflexion zu lassen und nicht zu hetzen.

Wir wollen, dass unsere Pferde überlegen und nicht kopflos reagieren und sich und andere dabei in Gefahr bringen. Dies ist in allem, was wir im Alltag tun, sehr wichtig. Haben Sie ein Pferd, das sich bereits beim Führen vom Stall zum Putzplatz selbst in Gefahr bringt und Sie dadurch auch, so gilt es, nur diesen Teil ganz kleinschrittig zu üben und sich viel Zeit dabei zu lassen. Lassen Sie das Pferd riechen, hören, schauen und tasten, geben Sie ihm die Möglichkeit zu verstehen, was passiert, und loben Sie es auch, wenn Sie sehen, dass es etwas verarbeitet hat.

Freie Entscheidungen – ein Schlüssel zum Körperbewusstsein beim Pferd

Möchten Sie zu Hause auf dem Platz oder in der Halle seine Eigenverantwortung stärken, so eignet sich auch ein „Pylonenwald“ ohne klaren Weg, in dem das Pferd selbst überlegen muss, wo es durchpasst und wie es am besten auf die andere Seite gelangt. Das stärkt sein Körperbewusstsein ungemein. Geben Sie dem Pferd die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen.

Zum Beispiel, indem es zwischen verschiedenen Bereichen wählen und sich dorthin bewegen kann. Es kann lernen, computergestützte Futterautomaten zu bedienen und Einwegtore zu nutzen, bei denen es selbst entscheiden kann, ob es einen Bereich verlässt oder nicht. Es kann lernen, Pylonen umzuwerfen oder einen Teppich auszurollen, um darunter Leckerlis zu finden. Oder Sie gehen spazieren und lassen den Strick im Wald etwas länger, sodass das Pferd entscheiden kann, ob es in der Mitte des Weges gehen will oder lieber über den weicheren Streifen am Wegesrand.

Warum Pferde beim Reiten mitentscheiden sollten

Pferd im Sonnenlicht

Pferde sollten sich möglichst viel mit unterschiedlichen Bodenverhältnissen und Umwelteinflüssen auseinandersetzen. (© Slawik)

Und beim Reiten? Einfach mal das Pferd entscheiden lassen, ob es rechts oder links auf einem Weg läuft. Nach und nach lernt das Pferd, selbst Entscheidungen zu treffen, und das ist für seinen Körper und seine Psyche extrem wichtig.

Betrachtet man die Natur des Pferdes, ist diese gekennzeichnet durch ein Leben voller Abwechslung und immer neuen herausfordernden Aufgaben. Die Herde streift durch eine sich ständig ändernde Umwelt, und auch das Sozialgefüge der Herdenstruktur verändert sich zeitlebens. Pferde sind äußerst soziale Wesen, deren Überlebensstrategie in der Flucht und den hierfür ausgestatteten scharfen Sinnen liegt.

Sinne als Überlebensstrategie

Ihr gesamter Organismus ist perfekt an ihr Leben angepasst. Die Sinne sind für die Erkennung von Feinden geschärft. Hierzu zählt die gute Peripheriesicht und das Erkennen von kleinsten Bewegungen sowie ein Rundum-Hören. Dies macht sie zu Detektoren von Gefahren. Aber auch die Selektion von Futter durch einen guten Geruchs- und Geschmackssinn stellt einen sehr fein ausgeprägten Wahrnehmungskanal dar. Bitterstoffe werden genauso herausgeschmeckt wie wohlschmeckende Früchte und saftige Blätter.

Die feine soziale Kommunikation ist auf das Erkennen von feinsten mimischen Veränderungen im Gesicht der Artgenossen sowie deren Körperspannung und -gesten spezialisiert. So synchronisiert sich die Herde, wenn die muskuläre Spannung und Aufmerksamkeit der Gruppe sich ändert – droht eine Gefahr, fliehen alle. Ebenso zeigt eine niedrige Körperspannung an, dass Sicherheit herrscht, und lädt die anderen Tiere daher zum Ausruhen ein.

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