Es gibt sie in allen Farben, vielen Formen und etlichen Preiskategorien. Klingt wie Mode, gemeint sind aber Steigbügel. Viel wichtiger als das Aussehen ist allerdings ihre Funktion.
Zu einem Sattel gehören Steigbügel, das war schon im frühen Mittelalter so. Damals noch notdürftig angebrachte Fußstege aus Holz, verbinden Steigbügel mittlerweile wahre Ingenieurskunst mit einer Art „Fashion Statement“. Die grundlegende Aufgabe ist trotz des komplett veränderten Erscheinungsbildes aber dieselbe geblieben: Sie sollen dem Reiter Stabilität geben und ihm ermöglichen, das Pferd zu entlasten.
Auch der Reitersitz soll bestmöglich unterstützt werden. Der Steigbügel soll für eine korrekte Schenkellage sorgen, ohne den Reiter in seiner Hilfengebung zu beeinträchtigen und dem Reiter die Möglichkeit geben, die Pferdebewegung im Fuß abzufedern.
Sicher aus dem Steigbügel
Ebenfalls ein ganz großes Thema bei Steigbügeln: die Sicherheit. Im Falle eines Sturzes muss er den Fuß so schnell wie möglich freigeben, damit der Reiter nicht darin hängen bleibt. Das ist insbesondere bei kleinen Kinderfüßen ein Risiko, denn wenn die jüngsten Reiter mit zu großen Steigbügel unterwegs sind, ist die Gefahr groß, dass der Fuß durchrutschen kann.

Ein solcher Einsatz verhindert das Durchrutschen kleiner Kinderfüße durch den Steigbügel. (© Krämer)
Verschiedene Sicherheitssysteme sollen das Durchrutschen oder Hängenbleiben verhindern. Beispielsweise gibt es mittlerweile an halboffenen Steigbügeln bewegliche Arme oder solche, die im Falle eines Stoßes aufklappen. Außerdem soll auch ein höheres Gewicht dafür sorgen, dass der Fuß besser aus dem Steigbügel gleiten kann. Ein leichteres Gewicht ist jedoch für das Tragen des Sattels eine Erleichterung und beim Überschlagen der Bügel komfortabler.
Warum guter Halt im Steigbügel so wichtig ist
Unerlässlich (nicht nur für Spring– und Vielseitigkeitsreiter) ist neben des Sicherheitsaspekts aber auch ein guter Halt des Fußes im Steigbügel. Schließlich wird am Fuß ein Teil der Pferdebewegungen abgefangen und enorme Kräfte wirken auf den Ballen des Reiters beispielsweise bei der Landung nach einem Sprung. Ist die Trittfläche des Steigbügels dann nicht rutschfest kann der Fuß zu weit nach vorn rutschen, sodass eine Abfederung kaum noch möglich ist. Oder der Bügel wird ganz verloren, was insbesondere unerfahrene Reiter irritieren kann.
Damit das nicht passiert, nutzen viele Hersteller für die Trittflächen der Bügel besonders rutschfeste Materialien und Oberflächen. Dies können zum Beispiel Gummieinlagen oder auch Metallversionen mit griffgem Profil sein. Kombiniert werden diese Eigenschaften oft mit einer breiteren Trittfläche, was den sicheren Halt des Fußes im Bügel unterstützen soll.
Gelenkschonendes Schmuckstück
Viele Reiter wünschen sich zudem, dass der Steigbügel gelenkschonend ist. Durch bewegliche Gelenke an den Steigbügelarmen soll ermöglicht werden, dass der Fuß in keine unnatürliche Position gezwängt wird, sondern sich frei bewegen kann. Außerdem soll der Absatz leichter in der richtigen Position bleiben können. Steigbügelgelenke machen den Bügel auch im Falle eines Sturzes beweglich, sodass sich der Fuß schnell befreien kann.
Und nicht zuletzt spielt auch die Optik des Steigbügels für viele Reiter eine Rolle. Von bunt über Glitzer bis hin zu Länderflaggen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Welcher Steigbügel der Richtige ist, muss jeder Reiter selbst entscheiden. Ob optisches Highlight, Sicherheit pur oder ganz klassisch man findet etliche Modelle auf dem Markt.
Steigbügel-Modelle im Vergleich
Klassische Steigbügel
Der „normale“ Steigbügel ist ein Basismodell, das theoretisch für alle Disziplinen geeignet ist, er hat allerdings keine besonderen Sicherheitssysteme. Wichtig ist es daher, den Steigbügel in der richtigen Größe zu nutzen, damit der Fuß nicht durchrutscht, aber auch nicht festklemmen kann. Die Trittweiten reichen meistens von zehn bis zwölf Zentimeter, die entsprechend der Fußgröße gewählt werden sollten.

Wie der Name schon sagt, ist der Kerbel Klassik ein klassischer Steigbügel. Ohne Schnickschnack und für kleines Geld zu haben. (© Kerbl)
Für Kinderfüße kann zusätzlich ein Durchrutschschutz angebracht werden. Die Alternative sind Steigbügel mit einem seitlichen Gummi, das bei einem Sturz abspringt. Ein klassischer Steigbügel besteht aus Edelstahl und ist relativ schwer. Es gibt aber auch leichtere Modelle aus Kunststoff.
Gelenkschonende Modelle
Steigbügel, die eine gelenkschonende Wirkung haben sollen, sind oft beweglich. Optisch erinnern sie an klassische Modelle, kurz über der Trittfläche an beiden Steigbügelarmen liegen aber Gelenke, die die Steigbügel beweglich machen. Damit sollen die Bänder und Gelenke des Reiters geschont werden und der Fuß wird im Falle eines Sturzes schnell freigegeben.
Manche Steigbügel sind S-förmig geschwungen, was dies unterstützen soll. Wer die Beweglichkeit nicht mag, kann federnde Modelle nutzen, die die Belastung der Gelenke etwas mindern sollen. Bei orthopädischen Problemen empfiehlt sich eine individuelle Anfertigung.
Modelle mit gutem Halt
Ein guter Halt im Bügel wird mit griffigem Profil und rutschfestem Material der Trittfläche erzeugt, aber auch deren Größe spielt eine Rolle. Breite Trittflächen sind in der Regel rutschfester, aber schmalere Trittflächen von Dressurbügeln können mit entsprechendem Material der Trittfläche mithalten. Ebenfalls möglich: ein guter Halt mittels Magnet-System zwischen Sohle und Steigbügel.
Hier muss ein Schuster die Sohle am Stiefel nachrüsten. Besondere Sicherheitssysteme gibt es bei solchen Modellen seltener. Sie haben eher eine leicht geschwungene Form, die den Fuß im Falle eines Sturzes schnell freigibt. Daher sollte man unbedingt die richtige Größe wählen.
Besonders sichere Steigbügel-Varianten
Sicherheit bringen einarmige Steigbügel, die im Falle eines Sturzes den Fuß besonders schnell freigeben. Beispielsweise haben einige Steigbügel einen in sämtliche Richtungen beweglichen Arm. Stößt der Reiter bei einem Sturz kräftig dagegen, öffnet sich der Steigbügel. Außerdem gibt es die Möglichkeit eines ähnlichen Modells, bei dem der äußere Teil des Steigbügels mit einem Magneten zum Hauptteil verbunden ist, der sich bei einem Sturz öffnet.

Bei Druck auf den Mittelbereich, öffnet sich der Bügel des Equiline Safety First S1 zuverlässig und gibt den Reiterfuß frei. (© Equiline)
Ein anderer Hersteller setzt bei seinem Steigbügel einen Gummiarm ein, der den Fuß schnell freigeben kann. Eine günstigere Alternative sind Steigbügel mit einem elastischen Gummiring, der sich im Falle eines Sturzes löst und den Fuß freigibt.


