Die Bundeschampionate gelten seit Jahrzehnten als Schaufenster des deutschen Pferdesports. In Warendorf zeigt sich hier nicht nur sportliche Qualität, sondern auch, wie sich Strukturen und Rahmenbedingungen verändern.
Die Bundeschampionate 2025 in Warendorf stehen im Zeichen der Veränderungen. Kaum ein Tag vergeht ohne Schlagzeilen: Am Mittwochabend wurde die Verschmelzung von FN und Deutschem Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) zu „Pferdesport Deutschland“ bekanntgegeben. Gleichzeitig platzte die Nachricht, dass der Sponsoringvertrag mit Agria seitens der Versicherung fristlos gekündigt wurde – und das, obwohl er ursprünglich bis 2028 laufen sollte.
Und noch etwas ist neu: Turnierleiter Markus Scharmann erzählt im Gespräch mit Hooforia, dass in diesem Jahr die Deutsche Reiterliche Vereinigung zum ersten Mal die Vermarktung der Veranstaltung selbst übernommen hat, bei den vergangenen Ausgaben des Bundeschampionates hatte das immer ein Dienstleister übernommen.
Hohe Besucherzahlen auf dem Bundeschampionat
Doch nicht nur organisatorisch weht ein frischer Wind. Auch im Ablauf der Bundeschampionate selbst gibt es Veränderungen. Erstmals sind sogenannte Infostewards im Einsatz. Zudem wurde das Konzept des Area Sponsorings eingeführt. Statt „Dressurplatz“ oder „Springplatz“ tragen die Prüfungsplätze nun die Namen der jeweiligen Sponsoren.
Neben all den Neuerungen zeigt sich auch die Stimmung auf dem Gelände positiv. Ausstellerflächen sind komplett belegt, die Stände dicht besucht. Schon am Donnerstagvormittag herrschte reges Treiben, die Zuschauerplätze waren gut gefüllt. Laut Turnierleiter Markus Scharmann liegen die Besucherzahlen aktuell rund fünf bis zehn Prozent über denen des Vorjahres. Er lächelt. „Mit den ersten Tagen bin ich sehr zufrieden.“
Infostewards in Warendorf – Veränderungen der Bundeschampionate
„Die Idee der Infostewards haben wir gemeinsam mit dem CHIO Aachen entwickelt, nachdem Zuschauer öfter den Wunsch nach einer klaren Anlaufstelle für Kritik oder Fragen zum Abreiten geäußert hatten“, erklärte Dennis Peiler, künftiger Vorstandsvorsitzender der FN, bei einer Podiumsdiskussion. An jedem Vorbereitungsplatz steht nun ein Zelt mit dem Hinweis „Infostewards: Wir beantworten Ihre Fragen zum Reiten auf dem Vorbereitungsplatz“.
Dort warten fachlich hochqualifizierte Ansprechpartner, die im direkten Austausch mit den aufsichtsführenden Richtern stehen. „Sollte es wirklich etwas zu beanstanden geben, können so schnell gemeinsam Entscheidungen getroffen werden“, so Peiler. Wichtig sei, dass es sich nicht um zusätzliche Überwacher handle, sondern um ein unterstützendes Team, das Fairness und Pferdewohl sicherstellen solle. Sein Credo: „Tierschutz ist nicht verhandelbar.“
Dennis Peiler: „Tierschutz ist nicht verhandelbar“
Hooforia hat die neuen Infostewards direkt am Abreiteplatz der Pony-Reitpferdeprüfung besucht und ist dort auf Ische Stoltenberg getroffen. Die Pferdewirtschaftsmeisterin betreibt zusammen mit ihrem Bruder eine Reitschule nahe Kiel und bringt sich jetzt in Warendorf ein. „Es fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie Urlaub an – bei diesem Wetter, den tollen Ponys und Reitern ist es ein schöner Job“, sagt sie lachend.
Wann sie eingreifen würde? „Wenn ein Pony deutliches Unwohlsein zeigt oder tierschutzwidriges Verhalten sichtbar wird: Dann muss man im Zweifel den Start zurückziehen. Aber bisher habe ich hier in Warendorf noch nichts Unprofessionelles gesehen.“
Veränderungen Bundeschampionate: Überprüfung bei allen Reitpferden
Auch Jessica Scharpf, die in Rastede gemeinsam mit Vanessa Crnadac einen Ausbildungsstall führt, bewertet die neuen Maßnahmen positiv. Mit zwei jungen Pferden ist Crnadac nach Warendorf gereist. „Es wird hier sehr klar kommuniziert, wie vorgestellt und geritten werden soll“, berichtet Scharpf.
Besonders gut habe ihr gefallen, dass die Pferde mit dem FEI-Messkeil überprüft wurden und dass bei den dreijährigen Reitpferden die Trabverstärkungen aus dem Programm gestrichen wurden. „Man spürt, dass das Tierwohl im Mittelpunkt steht“, lautet ihr Fazit.