In Warendorf rückten heute die dreijährigen Hengste ins Blickfeld. Die Prüfung bot starke Auftritte, zugleich aber auch Anlass zur Frage, ob ein solch früher Einsatz den jungen Pferden gerecht wird.
Am frühen Abend bekamen in Warendorf auf den Bundeschampionaten 2025 auch noch dreijährige Hengste ihre Bühne. Bei vollen Zuschauerrängen und bestem Wetter ließ es sich gut fachsimpeln und den jungen Nachwuchsstars zuschauen.
Gemeldet waren 12 Hengste, doch Hermann Gerdes musste noch auf dem Vorbereitungsviereck den Start mit der 497, Vivantino W, einem Va Bene Sohn aus einer Vitalis-Mutter, zurückziehen. Zu sehr setzte dem jungen Hengst die Atmosphäre bereits auf dem Abreiteplatz zu, sodass der Reiter abstieg und gar nicht erst in die Prüfung ritt.
Becks’s in black hat schwarze Nase vorn
Auf sich aufmerksam machte in positiver Weise aber die Startnummer 878, Beck`s in black, vorgestellt von Africa Algarra Ruiz vom RUFV Fürstenau e.V und im Besitz von Flicka Ventures GmbH, bereits beim Betreten des Vierecks. Der sportliche Schwarze zog die Blicke sofort auf sich. Die leichte Aufregung des Pferdes war zwar spürbar und er zeigte im Verlauf der Prüfung auch noch weiter seine Gehfreude, sprang im Galopp einmal um, fiel in Galopp, als eigentlich noch Trab gefragt war.
Doch die Reiterin schaffte es, den Hengst soweit abzukühlen, dass er die Runde ohne weitere Fehler beendete. Der zum Schluss recht hektische Schritt wurde mit einer 8,5, für den Trab vergaben die Richter Peter Mannheims, Carsten Munk und Gerd Wolfgang Sickinger eine 9,0, ebenso für den Galopp. Dieselben Noten gab es für die Rittigkeit und den Körperbau. Das Endergebnis summierte sich auf 8,9 und noch während das verkündet wurde, gab es großen Applaus sowie viele Umarmungen des Teams.
Auf Bundeschampionaten 2025: Dreijährige Hengste im Fokus
Denn es war schnell klar: Das könnte der Sieg sein. Auch im Publikum fand man offenbar Gefallen an dem Rappen. Schlagworte wie „schon gut ausbalanciert“, „der trabt aber vom ersten Tritt an super los“ oder „toller Viertakt im Schritt“ fielen während der Vorstellung. Und ja: Als alle Hengste ihre Prüfung absolviert hatten, stand fest: Der edle schwarze Hannoveraner Hengst zieht als Sieger der heutigen Prüfung ins Finale am Sonntag um 16 Uhr ein.
Züchter Christian Thelker aus Ostercappeln gibt im Gespräch mit Hooforia zu: „Ich habe das Pferd im vergangenen Jahr auf der Körung verkauft und den Hengst jetzt ein halbes Jahr lang nicht gesehen. Jetzt werde ich schon ein wenig wehmütig. Aber in erster Linie bin ich stolz, dass wir es geschafft haben, so ein Pferd zu züchten.“ Er selbst hält als Züchter nicht pauschal an der Vorstellung dreijähriger Pferde fest.
Gespräch mit dem Züchter des Siegers
Für mich wäre es auch kein großes Problem, erst vierjährig ein Pferd zum ersten Mal zu präsentieren.
– Christian Thelker
Christian Thelker ist froh, dass sich bezüglich der Anforderungen an Dreijährige das System verbessert hat: „Dass es keinen Fremdreitertest mehr gibt, ist richtig. Das war einfach zu viel für die jungen Pferde. Und generell finde ich, dass die Grundgangarten angemessener und natürlicher gezeigt werden.“ Seiner Meinung nach waren die heute gezeigten jungen Pferde im Viereck ihrer Aufgabe gewachsen.
Christoph Hess: Lieber keine Dreijährigen
Etwas anders sah das Christoph Hess, der 30 Jahre lang internationaler Dressur- und Vielseitigkeitsrichter war. Er schaute sich auf dem Abreiteplatz die jungen Hengste an. Die Änderungen in den Prüfungsanforderungen gingen zwar in die richtige Richtung, „aber eigentlich ist es nur ein halber Schritt. Ich selbst würde mir wünschen, generell keine dreijährigen Pferde mehr auf den Bundeschampionaten zu sehen.“ Ein langsames Heranführen an die körperlichen und mentalen Anforderungen auf Turnieren sei sehr wichtig.
Ein Kompromiss wäre in meinen Augen, die jungen Pferde dreijährig auf Landesebene an das Turnierleben heranzuführen – die Bundeschampionate würde ich ihnen aber am liebsten nicht zumuten.
– Christoph Hess
Platz zwei auf Bundeschampionaten 2025 geht an Secret-Sohn: Dreijährige Hengste
Zurück zur Prüfung in Warendorf: Auf Platz zwei schaffte es Soxx 3, ein Secret-Abkomme aus einer Londontime-Mutter im Besitz von der Pferd24 GmbH, der schon beim Betreten des Prüfungsvierecks einen recht gelassenen Eindruck machte. Die Reiterin Veronika Steinhof beließ den jungen Hengst im Schritt.
Zeigte ihm mit längerem Zügel die Tribünen, das Richterzelt und die Blumendekoration, klopfte den Hals den schicken Schwarzen und lobte ihn immer wieder. Das kam dem Paar zugute: Mit einer 8,5 für Trab und Galopp und den Typ des Pferdes sowie eine 8,0 für den Schritt und einer 9,0 für die Rittigkeit schlug sich die Vorstellung in der Platzierung nieder. Endergebnis: 8,7.
„Lars“ zeigt sich wie ein Großer
Der dritte Platz ging an La Paix, den Sohn des La Vie aus einer Sir Donnerhall I-Mutter im Besitz von Helgstrand-Dressage, der von Vanessa Crnadak vorgestellt wurde. „Lars“, wie der junge Hengst liebevoll im Stall der Bereiterin genannt wird, absolvierte die Prüfung wie ein Großer.
Er ließ sich nur kurz zu einem Hopser animieren, als das Publikum nach dem Vormustern klatschte und johlte. Schon beim darauffolgen Aufsatteln hatte sich der Dreijährige wieder entspannt und konzentrierte sich auf seine Reiterin.
Dreijährige Hengste: Endgame platziert sich an Stelle vier auf Bundeschampionaten 2025
Endgame, der Sohn von Ellis aus einer Mutter von Diamond Hit belegte gemeinsam mit seiner Reiterin Irene Cabredo den vierten Platz. Der ebenso wie der Sieger im Besitz der Flicka Ventures GmbH stehende Fuchs überzeugte die Richter letzten Ende mit einer Endnote von 8,1. Kurz vor Siegerehrung beim Anstecken der Schleife war das junge Pferd jedoch noch sehr überfordert mit der Atmosphäre.
Es stieg am Strick, sprang von rechts nach links, sodass ein Steward kurzerhand zum Team ging und darum bat, mit dem Pferd raus aus dem Trubel in die Ecke des Vierecks zu gehen. Dennoch ritt Irene Cabredo noch in die Siegerehrung, wo sich Endgame auch wieder beruhigen ließ.
Schon seit einigen Jahren sind wir Pferdemenschen gegen eine Vorstellung der 3jäh. Pferde beim BuCha!!! Macht euch endlich Ehrlich! Eine Vorbereitung von 3-6 Monate reicht nicht aus um diese Jungen Pferde sooo Vorzustellen! ! Macht endlich Schluss damit!
Bernd Fels