Sophie Hinners war noch nie bei einer internationalen Meisterschaft unterwegs. Vor dem Debüt erklärt sie, was ihr dieser Moment bedeutet.
Was braucht My Prins in der Vorbereitung für ein Turnier?
Er braucht gutes, durchdachtes Training, damit er sich fit fühlt. My Prins kann schnell mal zu frisch sein, aber auch zu müde. Es ist wichtig, bei ihm das richtige Mittelmaß zu finden. Als er am Montag hier ankam, war er sehr frisch – ein gutes Zeichen! Jetzt müssen wir gut fühlen, was er braucht.
Du gibst dein Championatsdebüt. Wie fühlt sich das an – bist du aufgeregt?
Wenn es nah an die Prüfung geht, wird die Nervosität kommen. Ich fühle mich wohl – vor allem, weil wir ein wahnsinnig tolles Team haben und ein richtig gutes Teamgefühl. Das hilft ungemein.
Was macht dieses Team für dich aus?
Es ist ein großer Vorteil, wenn man sich im Team gut aufgehoben fühlt – wenn man weiß, man kann mit jedem sprechen und wird willkommen geheißen. Das gilt auch für unsere Equipechefs – das gibt mir Sicherheit. Für mich persönlich ist es natürlich besonders, dass auch Richi [Richard Vogel] im Team ist – meine engste Bezugsperson. Aber wir alle sind Freunde und unterstützen uns gegenseitig – auch bei Turnieren, bei denen wir, anders als hier, eigentlich gegeneinander antreten.
Richard Vogel und David Will als Unterstützer
Neben Richard Vogel ist auch David Will zur Unterstützung dabei. Ihr drei betreibt gemeinsam einen Turnier- und Ausbildungsstall. Was bedeutet dir das, gemeinsam hier zu sein?
Für mich ist es sehr wichtig, dass jemand wie David oder Richi am Boden steht. Es gibt mir Sicherheit, wenn wir gemeinsam den Parcours planen oder über das Abspringen sprechen können.
David kennt dein Pferd sehr gut. Er ist My Prins früher selbst geritten.
Ja, das hilft enorm. David kennt ihn viel länger als ich – er hat ihn ausgebildet, auch Richi ist ihn schon einmal auf dem Turnier geritten. Beide wissen also ganz genau, wie er sich anfühlt. Das hilft mir nicht nur beim täglichen Training, sondern auch bei der Parcoursplanung. Ich bekomme Tipps, worauf ich in Wendungen achten muss oder was ihn motiviert. Das ist ein echter Vorteil.
Wie kam My Prins überhaupt zu dir?
Ich hatte vor einem Jahr nur Iron Dames Singclair als Grand-Prix-Pferd – wir haben also gezielt nach einem zweiten Pferd gesucht. My Prins war uns aus dem Stall bekannt, David hat ihn geritten. Ich bin ihn vorher zwar öfter auch schon mal geritten, aber noch nie wirklich gesprungen. Als ich das dann ausprobiert habe, hat es sofort gepasst. Wir wussten, was in dem Pferd steckt – das war der entscheidende Punkt. Nun heißt er Iron Dames My Prins, weil Deborah Mayer mir es möglich gemacht hat, ihn langfristig zu reiten.
Wie schätzt du eure Entwicklung in diesem Jahr ein?
Die war großartig. Im Winter haben wir gute Ergebnisse in der Weltcup-Saison erzielt.
Das war eine richtig starke Phase – und ich bin sehr stolz, dass wir jetzt hier bei der EM dabei sein dürfen.
Erstes Championat
Was bedeutet dir die Europameisterschaft persönlich?
Sehr viel. Es ist mein erstes Championat – ich bin weder bei den Junioren noch bei den Jungen Reitern bei einer EM gestartet. Für mich ist das eine besondere Erfahrung.
Wie war der Moment, als dich der Bundestrainer nominiert hat?
Am Anfang des Jahres war das noch ein ziemlich weiter Weg. Natürlich war es ein Ziel – aber mit so vielen Mitstreitern war nicht klar, ob es klappen würde. Im Laufe der Saison hat sich abgezeichnet, dass es möglich werden könnte. Als die Entscheidung dann gefallen ist, war das ein sehr emotionaler Moment – große Freude, aber auch Erleichterung.
Wie gehst du mit dem Druck um – vor allem mit dem, den du dir selbst machst?
Ich glaube, den größten Druck macht man sich tatsächlich selbst. Für mich ist mein Umfeld wichtig. Ich brauche Menschen um mich herum, die mich auffangen, die mich motivieren und denen ich vertraue. Die Besitzerin meiner Pferde Deborah Mayer ist eine echte Sportfrau – sie weiß, wie der Sport funktioniert. Sie weiß, wie schnell ein Fehler passieren kann. Doch was auch ist, sie steht immer hinter uns. Das gibt mir sehr viel Sicherheit.
Wie hilfst du dir selbst, nach schwierigen Ritten einen Haken zu machen?
Das ist wichtig. Man darf nicht in Selbstzweifeln hängen bleiben. Wenn eine Runde nicht gut war, muss man daraus lernen – und dann ist es auch gut. Es bringt nichts, fünf Tage darüber zu diskutieren. Besprechen, analysieren, lernen – und dann: Haken dran und weiter geht’s.
Das Gespräch führte Sabine Gregg.