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Der Fall Heath Ryan schlägt große Wellen – Weltreiterverband ermittelt


Bild vergrößern Heath Ryan, hier beim Weltcup-Finale in Las Vegas 2009 mit Regardez Moi.

Heath Ryan, hier beim Weltcup-Finale in Las Vegas 2009 mit Regardez Moi. (© Stefan Lafrentz)

Die internationale Reitsportszene steht nach den mutmaßlichen Misshandlungen eines Pferdes durch den australischen Olympiareiter Heath Ryan unter Schock. In einem viralen Video ist zu sehen, wie Ryan sein Pferd Nico mehrfach schlägt. Die Empörung ist groß, auch in Deutschland.

Die internationale Reitsportszene steht nach den mutmaßlichen Misshandlungen eines Pferdes durch den australischen Olympiareiter Heath Ryan unter Schock. In einem viralen Video ist zu sehen, wie Ryan sein Pferd Nico mehrfach schlägt. Die Empörung ist groß, auch in Deutschland.

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Die hooforia-Redaktion hat eine schriftliche Interviewanfrage an Equestrian Australia gestellt. Eine Antwort liegt bislang nicht vor. Der Reiter Heath Ryan hat sich öffentlich in einem auf Facebook veröffentlichten Statement zu den Vorwürfen geäußert. Für weitere Nachfragen ist er derzeit nicht erreichbar – er scheint abgetaucht zu sein.

Was sagt Reiter Heath Ryan zu den Vorwürfen?

„Ich habe jeden Moment gehasst, in dem ich Nico auf diese Weise begegnen musste. Das war der letzte Ort, an dem ich sein wollte.“
— Heath Ryan auf Facebook

In einem auf Facebook veröffentlichten Statement äußerte sich Heath Ryan zu dem Vorfall. Demnach sei das gezeigte Pferd namens Nico ein sechsjähriger Wallach gewesen, der zuvor seine Besitzerin – eine enge Freundin der Familie – schwer verletzt habe. Ryan beschreibt das Tier als schwierig im Umgang und berichtet, er habe es nicht einfach zum Schlachter schicken wollen, sondern stattdessen versucht, es zu rehabilitieren.

Laut Ryan handelte es sich bei dem auf Video festgehaltenen Ritt um einen „Lebens-oder-Tod-Moment“ für das Pferd. Er räumt ein, dabei hart durchgegriffen zu haben, betont aber, dass dies aus dem Wunsch heraus geschehen sei, Nico eine zweite Chance zu geben. Nach wenigen Tagen habe sich das Pferd gut entwickelt und letztlich ein neues Zuhause gefunden.

Das Video sei vor etwa zwei Jahren entstanden und nun von einem unzufriedenen Ex-Mitarbeiter veröffentlicht worden. Ryan bezeichnet die Aufnahme als das „Kollateralschaden-Ergebnis eines ehrlich gemeinten Rettungsversuchs“.

Was sagt der Weltreiterverband (FEI)?

Der Weltreiterverband (FEI) hat eine Untersuchung gegen den australischen Reitsportler Heath Ryan eingeleitet, nachdem Berichte über Misshandlungen von Pferden bei der FEI und Equestrian Australia eingegangen sind und ein Video in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, das missbräuchliche Trainingsmethoden zeigt. 

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Equestrian Australia und die FEI haben daraufhin eine vorläufige Sperre gegen Heath Ryan verhängt. Die Untersuchung wird von der FEI in enger Zusammenarbeit mit Equestrian Australia geleitet. „Die gezeigten Szenen sind zutiefst verstörend und stehen in krassem Widerspruch zu den zentralen Werten des FEI-Tierschutzes“, sagte FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibáñez. 

Und weiter heißt es: „Die FEI hat eine Untersuchung eingeleitet, um alle Fakten gründlich zu prüfen und gegebenenfalls weitere disziplinarische Maßnahmen gemäß den FEI-Regeln und -Vorschriften zu ergreifen. Wir sind entschlossen sicherzustellen, dass jegliches Verhalten, das das Wohlergehen der Pferde gefährdet, konsequent und gerecht geahndet wird.“ 

Die Geschäftsführerin von Equestrian Australia, Sam Jones, begrüßte die Untersuchung der FEI. „Es ist sowohl angemessen als auch begrüßenswert, dass die FEI die Untersuchung in dieser Angelegenheit führt“, sagte Jones. „Equestrian Australia ist nach wie vor äußerst besorgt über den Vorfall und die Vorwürfe und wird die FEI in jeder erdenklichen Weise unterstützen. Wir wissen, dass unsere Mitglieder auf Antworten wartet, doch bitten wir um Geduld, da die FEI zurecht einen gründlichen und fairen Prozess gemäß ihren Richtlinien und Verfahren verfolgt.“ 

Auch der Pony Club Australia meldet sich zu Wort

Auch der Pony Club Australia distanziert sich klar von jeglicher Form von Gewalt im Pferdetraining: „Unsere Tierschutzrichtlinien verbieten es ausdrücklich, einem Pferd absichtlich Schmerz oder Verletzungen zuzufügen“, so ein Sprecher. Der Verband begrüßt die schnelle Reaktion der FEI und von Equestrian Australia und fordert höchste Standards im Umgang mit Pferden auf allen Ebenen.

Rechtslage in Deutschland: Wer darf was sanktionieren?

Neben sportrechtlichen Konsequenzen, wie sie von nationalen und internationalen Reitsportverbänden ausgesprochen werden können, stehen bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz auch zivilrechtliche und strafrechtliche Maßnahmen im Raum. Ein lebenslanges Tierhalteverbot kann beispielsweise durch das zuständige Veterinäramt ausgesprochen werden, sofern entsprechende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt werden und die begründete Annahme besteht, dass der betroffenen Person künftig kein tierschutzgerechter Umgang mit Tieren mehr zuzutrauen ist. 

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat hingegen ausschließlich die Möglichkeit, sportrechtliche Konsequenzen wie Turniersperren zu verhängen. Strafrechtliche oder tierschutzrechtliche Maßnahmen liegen außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs. 

„Völlig unakzeptabel“ – Richenhagen reagiert auf das Video

Hooforia-Chefredakteurin Karolin Leszinski sprach in diesem Zusammenhang exklusiv mit Dr. Martin Richenhagen, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), über seine Einschätzung des Falls und mögliche Konsequenzen. 

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„Ich konnte es gar nicht glauben. Es ist ein Vorgang, der völlig unakzeptabel ist“, so Richenhagen im Gespräch. „Ich kann auch nicht nachvollziehen, was der Reiter wollte. Natürlich sollte niemand vorverurteilt werden, ohne mit ihm gesprochen zu haben. Ich war auch nicht vor Ort. Es ist aber ganz furchtbar.“ 

Portrait Martin Richenhagen

Martin Richenhagen, Präsident der Deutschen
Reiterlichen Vereinigung. (© Stefan Lafrentz)

Auf die Frage wie ein solcher Fall in Deutschland behandelt werden würde, antwortete Richenhagen: „In Deutschland gäbe es in einem solchen Fall ein festes Verfahren. Eine von Richtern ehrenamtlich besetzte Disziplinarkommission würde sich mit dem Fall befassen, Zeugen anhören, mit dem Beschuldigten sprechen, die Fakten prüfen und dann entscheiden.“ 

Der Fall Heath Ryan hat weit über Australien hinaus Debatten über Tierschutz, ethisches Verhalten und Konsequenzen im Reitsport ausgelöst. Wir begleiten den Fall weiter – mit Blick auf internationale Entwicklungen, ethische Standards und die Verantwortung im Spitzensport.


Fundierte Berichterstattung, lebendige Reportagen, tiefes Wissen rund um Pferdesport und Pferdehaltung – dafür steht die Redaktion hinter Hooforia. Die eigene Leidenschaft zum Pferd mit dem Beruf zu verbinden, ist ein großes Glück. Den Erfahrungsschatz von Reitern, Züchtern, Ausbildern und Trainern – ob prominent oder nicht – für unsere Leser aufzubereiten, ist unser journalistischer Auftrag.

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2 Kommentare
  1. Gärtnerinsays:

    Leben-und-Tod … ich könnte kotzen.
    Was mich an dem Video mit Abstand am meisten schockiert, ist, wie hilflos das Pferd reagiert. Das Pferd wird laut hörbar verprügelt und mehr als ein Hinterhand-Zucken passiert nicht. Erschreckend. Was muss das arme Tier vorher alles durchgemacht haben.



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