Platz zwei heißt es für das deutsche Team nach dem Zeitspringen in A Coruna. Richard Vogel ist im Einzel ebenfalls Zweiter.
Am Ende herrschte vor allem Erleichterung, dass doch noch der EM-Auftakt gelungen war, von dem man geträumt hatte. Zwar ist es nicht der erste Platz, den hat nämlich Großbritannien mit 3,96 Punkten insgesamt inne. Doch Deutschland liegt mit 4,19 Punkten wirklich ganz knapp dahinter vor Belgien mit 4,61 Punkten.
„Unser Ziel ist eine Teammedaille“, hatten zuvor alle in der deutschen Mannschaft unisono erklärt. Und dieses Ziel ist nun ein Stückchen näher gerückt. Dennoch stehen natürlich zwei schwere Umläufe am Donnerstag und Freitag im Nationenpreis bevor, in denen sich noch viel verändern kann. Es bleibt also spannend, doch zunächst überwiegt die Erleichterung über einen geglückten Auftakt.
Der Pfadfinder Marcus Ehning
Als erstes ritt Marcus Ehning als elfter Reiter in den Parcours. Er war schnell unterwegs mit seinem zwölfjährigen Holsteiner-Wallach Coolio. Doch überpacen wollten er mit dem Casalito-Sohn nicht. „Ich hatte kaum Reiter vor mir und das macht es nicht ganz so einfach. Da haben es die Paare mit späteren Startpositionen einfacher, dennoch denke ich, dass wir einen sehr guten Job gemacht haben. Coolio hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben. Darauf können wir aufbauen. Das Pferd hat alles richtig gemacht!“
In der Einzelwertung liegt Ehning, der in A Coruna bei seinen zehnten Europameisterschaften unterwegs ist, auf dem 29. Platz mit 2,86 Punkten auf dem Konto.
Pechvogel Hansi Dreher
Ganz anders war die Stimmung am Ende bei Hans-Dieter Dreher, der mit Elysium bei seiner ersten EM als Einzelreiter dabei ist.
„Mein Gefühl war gut. Ich kann mir nicht wirklich erklären, was passiert ist. Elysium sprang super“, betonte er. Nun heißt es nur Platz 57 für den Baden-Württemberger und seinen 13 Jahre alten Zirocco Blue-Sohn. 5,89 Punkte Rückstand auf die Spitze sind nicht gerade einfach aufzuholen. Doch schlussendlich kann es jetzt nur besser werden.
Sophie Hinners Mut wird nicht belohnt
Anders sieht es bei EM-Debütantin Sophie Hinners aus. Auch bei ihr lief zwar eine Stelle alles andere als perfekt, doch hat die Teamreiterin das Beste aus dem Abwurf an der Mauer gemacht und liegt mit 3,21 Punkten und Platz 32 noch in Reichweite der Spitze.
„My Prins ist nicht das grundschnellste Pferd“, erklärte sie ihren Ansatz, vor der Mauer einen besonders kurzen Weg zu wählen. „Ein paar andere Reiter haben diesen Weg ebenfalls gewählt, aber bei mir ging es nicht gut. Dennoch würde ich es wieder versuchen, denn wenn ich mit My Prins den sicheren Weg gegangen wäre, hätten wir mehr Galoppsprünge gebraucht, was uns vermutlich mit einem kaum besseren Ergebnis ins Ziel hätte kommen lassen. Wir haben es probiert und morgen geht es von Neuem um alles! Schließlich liegen ihm die schweren Nationenpreise mehr als ein Zeitspringen!“
Christian Kukuk makellos
Der Olympiasieger hatte dann allen Grund zum Jubeln. Ohne Fehl und Tadel kam Christian Kukuk mit seiner elfjährigen Tyson-Tochter Just Be Gentle aus dem Parcours. Schnell waren die beiden obendrein. Mit 1,32 Punkten Rückstand auf die Spitze sind sie aktuell Neunte.
„Just Be Gentle ist ein ganz besonderes Pferd. Man muss wissen, wie man sie reitet“, betonte Kukuk. „Sie kann manchmal zu Beginn des Turniers etwas schüchtern und schreckhaft sein. Aber heute hat sie sich sehr gut angefühlt, fantastisch reiten lassen und ist hervorragend gesprungen!“
Lob gab es auch vom Bundestrainer Otto Becker. „Ich bin auf all unsere Paare im Team stolz“, erklärte er. „Wir haben uns eine gute Ausgangsposition für morgen erarbeitet. Das war eine ganz tolle Teamleistung. Christian und Richi haben mit ihren Ritten wirklich gezeigt, was möglich ist!“
Richard Vogel auf Platz zwei
Nicht nur das Team liegt übrigens derzeit auf dem zweiten Platz, auch der beste deutsche Teilnehmer in der Einzelwertung. Und das war der Schlussreiter, Richard Vogel. Unterstützt von Lebenspartnerin Sophie Hinners und seinem besten Freund David Will hatte er die besten Ratgeber an seiner Seite. Mit dem 13 Jahre alte Untouched-Sohn fegte er dann geradezu durch den Parcours und verpasste die Bestzeit nur um einen Hauch.
„United Touch S konnte seine Stärken voll ausspielen. Er hat einmal mehr gezeigt, was für ein unglaubliches Pferd er ist. Auf dem Abreiteplatz war er noch sehr frisch … und ich meine, richtig frisch! Vielleicht, weil es sich hier im Laufe des Tages sehr abgekühlt hat. Wir waren alle etwas überrascht, nachdem wir morgens noch in unseren T-Shirts geschwitzt hatten. Die Pferde haben die Veränderung auch gespürt. Im Parcours war United dann aber ganz bei mir und hat super auf meine Hilfen geachtet“, lobte Richard Vogel sein Pferd.
Nur ein Reiter war besser unterwegs: Ausgerechnet der Einzelreiter der ansonsten eher glücklosen Mannschaft aus Irland (Platz sieben in der Teamwertung), Daniel Coyle auf der 15 Jahre alten Stute Legacy. Die beiden waren rasant und fehlerfrei unterwegs und haben somit derzeit die Spitze vor Richard Vogel und United Touch sowie dem Briten Donald Whitaker mit Millfield Colette inne, den Richi Vogel übrigens aus seiner Zeit in Dagobertshausen bestens kennt. Whitaker ist der Lebensgefährte von Nicola Pohl, deren Familie die dortige Anlage gehört.
Lob für den Parcours
Hinsichtlich der Anforderungen am ersten Tag waren die Reiter fast ausnahmslos voll des Lobes.
„Der Kurs war fantastisch. Uns wurden reelle Aufgaben gestellt – durch die Linienführung, durch das Hindernismaterial – und doch war der Kurs so gebaut, dass er für die Pferde sehr fair war. Für mich ist Santiago Varela der beste Kursdesigner der Welt“, lobte Springreiter Christian Kukuk.
Wir sind gespannt, wie es morgen in der ersten Runde des Nationenpreises weitergeht!
Das komplette Ergebnis gibt es hier.