Ein Tag wie kein anderer für ihn: Richard Vogel holt sich mit United Touch den Europameistertitel – für sein gesamtes Team!
Der 20. Juli 2025 wird für den 28 Jahre alten Richard Vogel ein Tag bleiben, an den er sich erinnert. Es war kurz vor 17 Uhr, als er sich zum Europameister der Springreiter krönte. Immer an seiner Seite: Sein Team. Dazu gehört natürlich sein Partner unter dem Sattel, der kongeniale United Touch. Der ist mittlerweile 13 Jahre, ein westfälischer Sohn des Untouched aus einer Lux Z-Mutter. Gezüchtet wurde er von Julius-Peter Sinnack, in dessen Besitz er immer noch steht. Er ist Geschäftsführer einer traditionsreichen Backwarenfirma. Die Zucht ist für ihn die größte Leidenschaft, die er seit 1998 betreibt. Früh sicherte er sich die einzige Tochter von Ludger Beerbaums Classic Touch, welche diese selbst ausgetragen hat: Cantate.
Auf sie geht der Hengst Untouched zurück, United Touchs Vater. Auch Mutter Touch of Class ist eine Tochter der Cantate. United Touch ist demnach von beiden Seiten mit Classic Touch verwandt. Ein genialer Erfolg eines Züchters, der schon vor 2014 betonte, dass er einen besonders vielversprechenden Zweijährigen hätte. Es war der neue Europameister United Touch.
Bezugsperson Felicia
Der jedoch braucht seine feste Bezugsperson, Pflegerin Felicia Wallin, die wirklich alles für ihn tut. Sie wartete in A Coruna mit United Touch am Rande des Abreiteplatzes, damit dieser sich nicht zu sehr auflädt und immer Ruhe bewahrt.
„Felicia ist sein Lieblingsmensch“, betonte Richard Vogel schon früher im Interview. „Sie ist es, die diese Leistungen erst möglich macht! Wir haben gleich zusammengefunden.“
Siegestaumel: Richard Vogel mit United Touch und Felicia Wallin im Vordergrund sowie David Will im Hintergrund. (© S. Lafrentz)
Mittlerweile ist das gut fünf Jahre her und die beiden haben die ganze Erfolgsgeschichte, aber auch Rückschläge wie die Olympischen Spiele gemeinsam erlebt. In A Coruna hängte Richard Vogel seine Goldmedaille Felicia um. Eine Geste, die seine Wertschätzung zeigt. Eine Wertschätzung, die allen Grooms entgegenkommen sollte.
Auch Richard Vogel hatte seine engsten Bezugspersonen in A Coruna direkt vor Ort. Vielleicht klappte deshalb alles so unglaublich gut und fünf fehlerfreie Runden erschienen wie eine Gymnastikreihe. David Will, sein bester Freund und Geschäftspartner, war ebenso immer an seiner Seite wie Sophie Hinners, seine Lebensgefährtin. Sie wurde Sechste und damit zweitbeste Deutsche im Einzel auf dem ebenfalls 13 Jahre alten My Prins. Den ritt wiederum früher David Will bis Hinners Sponsorin Deborah Mayer von den Iron Dames dafür sorgte, dass der Schimmelwallach auf Dauer bei dem Dreiergespann aus Wahlhessen, jedoch unter dem Sattel ihrer Teamreiterin, bleiben kann.
In Spanien waren Richard Vogel und Sophie Hinners das erste Paar aus Deutschland, das gemeinsam in einem Championatsteam und dann auch noch gemeinsam im Einzelfinale ritt.
Sophie Hinners und Richard Vogel: Das erste Paar in einem deutschen Springreiter-Championatsteam. (© S. Lafrentz)
„Es war unser langjähriger Traum, gemeinsam für Deutschland zu reiten!“, betont Sophie Hinners. „Nun haben wir gemeinsam Bronze gewonnen, wir sind gemeinsam in den Top Ten im Einzel und Richi ist Europameister. Es ist ein wahrgewordener Traum, den wir erstmal realisieren müssen.“
Einzigartig und abnormal
„United ist einfach ein abnormales, einzigartiges Pferd“, betonte Richard Vogel nach seinem Sieg im Interview. Diese Medaille ist nicht für mich, sie ist für Uniteds ganzes Team vor und hinter den Kulissen. Und ich bin froh und dankbar, dass ich sie ermöglichen konnte! Meine Beziehung zu United ist schon eine ganz besondere. Aber ich muss betonen, dass wir alle unsere Pferde richtig liebhaben. Das Reiten ist unser Hobby, das wir zum Beruf machen konnten. Es ist unsere Passion, unsere Liebe zum Pferd, von der alles ausgeht. Aber wenn man mit einem Pferd wie United über Jahre zusammenwächst und so viel zusammen erlebt, ist das natürlich etwas ganz, ganz besonderes, das unglaublich zusammenschweißt.“
Am Ende durfte Sophie Hinners ihrem Richard in die Arme fallen und sie konnten gemeinsam mit David Will und dem gesamten Team feiern bevor es zurück auf den langen Weg nach Pfungstadt im Süden Hessens ging.
„Mich hat das Zuschauen nervöser gemacht als meine eigenen Ritte“, erklärte Sophie Hinners. „Umso mehr freue ich mich für Richi! Ich bin aber auch unglaublich stolz auf My Prins und das was wir hier gemeinsam erreichen konnten!“
Platz 17 und 24 für Kukuk und Ehning
Christian Kukuk verpasste dagegen das Finale. Auch ohne den Zeitstrafpunkt, den er am Ende seiner ersten Runde mit der elfjährigen Tyson-Tochter Just Be Gentle verzeichnete, hätte es knapp nicht für die Top 12 gereicht. So wurde es Platz 17.
„Ich bin mit meiner eigenen Leistung hier nicht zufrieden, denn ich habe meine eigene Souveränität etwas verloren und im Nationenpreis in der Hilfengebung überreagiert“, gab Olympiasieger Kukuk zu. „Aber ich finde, dass meine Stute Just Be Gentle hier einen unglaublichen Job gemacht hat. Sie sollte hier Championatserfahrung sammeln und wir haben viel zusammen gelernt. Sie hat heute eine super souveräne Vorstellung gegeben. Ich gucke jetzt nach vorn!“
Marcus Ehning war als erster Starter in den Parcours der ersten Runde des Einzelfinals gegangen. Doch dann fiel gleich die erste Stange zu Boden, Zeitfehler kamen hinzu. Es wurde Platz 24 für ihn und den zwölfjährigen holsteinisch gezogenen Casalito-Sohn Coolio.
„Ich habe den ersten Sprung überritten, was nicht glücklich war. Danach ist Coolio aber souverän gesprungen. Ich bin froh, dass ich die Meisterschaft zu Ende geritten habe“, betonte Ehning.
Hier geht es für euch nochmal direkt zum ersten Artikel zu Richards EM-Sieg und zu Bronze im Nationenpreis für Deutschland.