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Richtig aussitzen mit den Tipps von Dr. Britta Schöffmann


Bild vergrößern Richtig aussitzen auf einem schwungvollen Pferd

Ein schwungvoll über den Rücken ­trabendes Pferd nimmt ­seinen Reiter in der Bewegung mit. (© Christiane Slawik)

„Mein Pferd ist so unbequem zu sitzen.“ Ein Spruch, den man von vielen Reitern hört. Doch woran liegt es, dass manche Pferde scheinbar schlecht auszusitzen sind? Wie kann man das Aussitzen besser trainieren? Dr. Britta Schöffmann gibt hilfreiche Tipps.

Richtig Aussitzen: Wie kann man sich auf unbequemen Pferden am besten daran gewöhnen?

Dr. Britta Schöffmann: Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Zunächst einmal muss man einmal definieren, was „unbequem“ ist. Oft hört man Reiter, die sagen: „Ich kann mein Pferd nicht gut sitzen, es schwingt so stark.“ Dabei sind es im Allgemeinen gerade die Pferde, die nicht schwingen, die schlecht sitzen lassen. Ein schwungvoll über den Rücken trabendes Pferd nimmt seinen Reiter in der Bewegung mit, saugt ihn quasi in den Sattel.

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Wenn dagegen der Rücken des Pferdes fest ist oder wenn die Hinterhand nach hinten herausarbeitet und der Pferderücken nach unten durchhängt, dann wird es auf dem Pferd unbequem. Es ist also keine Frage des „Sich-Gewöhnens“, sondern der korrekten Ausbildung und eines stabilen, schwingenden Pferderückens.

Portrait Britta Schoeffmann

Dr. Britta Schöffmann reitet seit ihrem sechsten Lebensjahr. Die ehemalige Grand-Prix-Reiterin und Trägerin des Goldenen Reitabzeichens ist Sportwissenschaftlerin, Journalistin, Turnierrichterin sowie Autorin von Lehr-DVDs und Fachbüchern. In ihrem Buch „Lektionen richtig reiten“ findet man alle Dressurübungen im Überblick. (© Daniel Elke)

Woran liegt es, dass manche Pferde als sehr unbequem empfunden werden?

Wie im Vorigen schon erklärt, entsteht das unbequeme Sitzgefühl vor allem bei einem nicht schwingenden Pferderücken. Darüber hinaus kann aber auch ein Sattel, der nicht zum Pferd oder nicht zum Reiter und dessen Körperproportionen passt, ein gutes Sitzgefühl verhindern. Schwierig wird es auch, wenn Körperproportionen von Pferd und Reiter nicht zusammenpassen. Ein kleiner Reiter zum Beispiel mit kurzen, vielleicht sogar noch ein wenig rundlichen Beinen wird auf einem breiten, bauchigen Pferd schlecht zum Sitzen kommen.

Am günstigsten ist es, wenn das Reiterknie etwa in Höhe der breitesten Stelle des Pferderumpfes liegt. Liegt es oberhalb dieses Punktes, kann der Reiter das Pferd nicht umfassen, seine Unterschenkel stehen etwas ab, und viele Reiter fangen dann an, mit den Oberschenkeln zu klemmen. Dadurch blockieren sie ihre Hüfte und können die Bewegung des Pferdes nicht mehr locker mitmachen. Es wird unbequem.

Reiter klemmt Pferd mit den Schenkeln

Am besten ist es, wenn das ­Reiterknie etwa auf Höhe des ­breitesten Punkts des Pferde­rumpfes liegt. Kann der Reiter das Pferd nicht „umfassen“, hat das zur Folge, dass er klemmt. (© Christiane Slawik)

Reiter mit extrem langen Beinen auf schmalen Pferden mit geringer Gurtentiefe haben oft das gegenteilige Problem. Sie neigen schnell dazu, die Unterschenkel hochzuziehen, um Kontakt zum Rumpf zu bekommen. Auch dadurch wird die Reiterhüfte blockiert und ein Mitschwingen verhindert. Mit der Zeit werden solche Pferde sich dadurch auch im Rücken festhalten, was die Sitzprobleme dann zusätzlich verstärkt.

Hilft das Reiten ohne Bügel oder sogar ohne Sattel?

Reiten ohne Bügel kann helfen, das eigene Gleichgewicht zu verbessern. Lässt ein Pferd aber schlecht sitzen oder passt es seine Anatomie nicht zu der des Reiters, glaube ich nicht, dass dies die Lösung wäre. Denn auch ohne Bügel kann der Reiter fehlerhaft klemmen, manche tun es sogar gerade ohne Bügel. Reiten ohne Sattel schult ebenfalls die Balance. Außerdem kann man als Reiter das Zusammenspiel der Muskeln des Pferdes spüren. Ein wirklich unbequemes Pferd würde ich aber so nicht gern reiten wollen.

Sitzprobleme bei nicht schwingendem Pferderücken

Bei nicht schwingenden Pferderücken haben Reiter mehr Probleme zu sitzen. (© Christiane Slawik)

Warum können viele Reiter nicht richtig aussitzen? Was fehlt ihnen?

Hinzu kommt noch, dass manche Reiter noch Probleme haben, sich überhaupt im Sattel auszubalancieren. Auch dadurch fangen sie an, sich mit Beinen und Knien festzuklemmen, um nicht runterzufallen. Aber immer, wenn irgendwo in der Bewegung ein Gelenk oder gar mehrere fest gestellt werden, egal ob beim Reiter oder beim Pferd, dann ist eine fließende Bewegung nicht mehr möglich, dann wird’s unbequem.

Wenn man sich damit schwertut – sollte man dann überhaupt aussitzen?

Jein. Wenn man sein Pferd irgendwann ­effektiv von hinten nach vorn an die Hand herantreiben und arbeiten möchte, dann wäre es schon sinnvoll, irgendwann auch mal zum Aussitzen zu kommen. Aber wenn man sich dabei immer nur mit den Beinen festklemmt, stört man sein Pferd mehr, als dass man es gymnastiziert.

Zum richtig Aussitzen ist ein passender Sattel essentiell

Ein gutes Sitzgefühl kann auch dadurch ­verhindert werden, dass der Sattel nicht zum Pferd oder Reiter passt. (© Christiane Slawik)

„Das Pferd lässt mich nicht sitzen“ – was ist damit gemeint?

Eben dass es mich nicht in seiner Bewegung mitnimmt, sondern mich bei jedem Tritt aus dem Sattel katapultiert.

Welche Tipps haben Sie fürs richtig Aussitzen? Gibt es Übungen, die dabei helfen können?

Wer Probleme hat, kann ja erst einmal mit ein paar wenigen Tritten anfangen und dies nach und nach steigern. Manche Pferde lassen sich beim Schenkelweichen im Trab und auch beim gut gebogenen Zirkelverkleinern besser aussitzen. Auch das wäre eine Möglichkeit, sich nach und nach heranzuarbeiten.

Richtig Aussitzen beim Schenkelweichen

Manche Pferde lassen sich beim Schenkelweichen besser aussitzen. (© Christiane Slawik)

Was ist denn der Vorteil des Aussitzens gegenüber dem Leichttraben?

Im Aussitzen lässt sich ein Pferd besser über halbe Paraden an die Hand heranschließen und später auch versammeln. Die alten Meister vergangener Jahrhunderte kannten übrigens überhaupt kein Leichttraben, das fand erst Mitte des 19. Jahrhunderts Eingang in die Reitlehren – zum Wohle so manchen Pferderückens und Reiterpopos.

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