Mit dem Pferd auf Safari: Reiturlaub in Südafrika


Bild vergrößern Nashörner auf einer Reitsafari in Südafrika

Nashörnern kommt man der Reitsafari von Ant’s Hill ganz nah. (© Teagan Cunniffe)

Ein Zebrahengst mit seltsamen Freunden, rangelnde Giraffen-Rowdys und drei neugierige Nashörner. Das Safari-Erlebnis im privaten Wildreservat in Waterberg hat einiges zu bieten, findet unsere Autorin Carola Leitner.

Auf Marthas Frage „Wirst du heute reiten?“, erwachen meine Lebensgeister. Ich habe einen anstrengenden Flug hinter mir – doch beim Thema Reiten und Safari in einem Wildreservat verfliegt jegliche Müdigkeit. Ich bin auf Ant’s Hill, einer Lodge in Waterberg, das liegt im Norden Südafrikas. Martha ist die Managerin hier und lacht nach meinem enthusiastischen „Ja!“ herzlich auf. Es ist ein warmes Willkommen für mich bei Ant’s Hill.

Die Unterbringung auf Ant’s Hill ist ein Traum

Martha begleitet mich zu meinem Cottage, das zwei Minuten von der Hauptlodge entfernt liegt. Ich packe meinen Koffer aus und freue mich, diesen in den kommenden Tagen – nicht wie sonst auf Reitreisen – täglich wieder befüllen zu müssen. Ant’s Hill wird meine Basis für dieses neue Abenteuer im Sattel der Pferde.

Meine Unterkunft ist ein Volltreffer. Das Himmelbett, dessen Moskitovorhänge ich wegen fehlender Mücken nicht brauche, gleicht einer Spielwiese und die Aussicht auf die überdachte Veranda und den Pool kann sich sehen lassen. Im Bad gibt es eine im Boden versenkte Wanne sowie eine riesige Regendusche und die Glasfront reicht hier wie im Schlafraum vom Boden bis zur Decke.

Savanne und Outdoor-Badewanne in Südafrika

Ausblick, an dem man sich kaum satt sehen kann: auf Ant’s Hill findet man ihn. (© Teagan Cunniffe)

Die Safari in Südafrika geht los

Am Nachmittag lerne ich bei Kaffee und Scones, einem aus Großbritannien stammendem Gebäck, einige der anderen Gäste kennen. Die Belgierinnen Dana und Shannen schwärmen bereits von den Pferden und der Möglichkeit, den Wildtieren hoch zu Ross ganz nahe zu kommen. Danach geht es für uns zum Stall. Die Guides teilen uns die Pferde zu – schon vor der Reise haben wir alle einen Fragebogen ausgefüllt und Angaben zu unseren Reiterfahrungen gemacht.

Auch die Gruppen werden nach Reitlevel unterteilt, sodass sich jeder sicher fühlen und die Ausritte durch das Wildreservat genießen kann. Zwei Mitarbeiter begleiten jeweils eine Gruppe, einer vorne und einer hinten. Und wenn es eine Regel gibt, die immer eingehalten werden muss, dann ist es: Das Überholen des vorderen Guides ist verboten! Denn obwohl es in diesem Reservat sicher ist, kann plötzlich eine Herde Büffel oder ein Nashorn-Trio um die Ecke biegen.

Reitsafari in Südafrika

Die Ausritte finden in kleinen Gruppen mit je zwei Guides statt. Die Pferde werden nach Reitniveau zugeteilt. (© Teagan Cunniffe)

Reiter und Pferd: Ein gutes Match

Die Pferde, die am Vormittag geritten werden, haben nachmittags Pause – das ermöglicht ihnen eine Auszeit und uns Reitern, mehrere Pferde auszuprobieren, bis man seinen Favoriten gefunden hat. So treffe ich auf Rappwallach Shaka. Der Wallach hat einen raumgreifenden Galopp und eine etwas ungewöhnliche Angewohnheit: Im Galopp senkt er den Kopf und dreht diesen mal nach links und rechts. Jenika, die meine Reitgruppe anführt, warnt mich vor und erklärt, dass Shaka deswegen schon untersucht worden, aber absolut gesund sei.

Auch die Stute Samba darf ich bei einem Ausritt reiten, sie ist wie Shaka ein Vollblut und war früher Rennpferd. Sie ist gut zu reiten, doch meine Favoritin ist Mboseli. Die Appaloosa-Stute, die sich bei der Farbgebung nicht recht zwischen marmorbunt und schneeflockenbunt entscheiden konnte, ist freundlich, schnell im Galopp und stets einfach zu kontrollieren. Der runde Galopp lässt mich das Traben, das hier ohnehin kaum stattfindet, nicht vermissen.

Appaloosa-Stute

Die Appaloosa-Stute Mboseli war das Lieblingspferd unserer Autorin bei ihrer Safari in Waterberg. (© Carola Leitner)

Reiturlaub in Südafrika: Pumbaa lässt grüßen

Die Ausritte durch das Reservat führen entlang staubiger Sandpisten oder mitten hinein in den Busch, wo wir immer wieder auf unterschiedliche Tiere treffen. Wir reiten an Impalas vorbei – sie zählen zu den Antilopen – beobachten Warzenschweine, die so schnell wie „Pumbaa“ aus „Der König der Löwen“ mit hochaufgestelltem Schwanz blitzschnell im Gebüsch verschwinden, und begegnen einer versprengten Büffelherde. Wir treffen auf einen jungen Zebrahengst, der noch keine eigene Herde hat und sich daher ein paar Gnus als Ersatzfreunde gesucht hat. Die Natur findet immer eine Lösung.

Wenig später entdeckt unsere Anführerin Jenika einen ruhenden Nashornbullen. Träge liegt er zwischen den Büschen und nimmt kaum Notiz von uns. Dennoch stockt mir für einen Moment der Atem, bin ich doch nur eine Pferdelänge von dem Urzeitriesen entfernt. Keine zehn Minuten später erreichen wir ein Wasserloch, wo drei junge Giraffen unsere Ankunft überwachen. Wir nähern uns vorsichtig. Mboseli scheint so fasziniert wie ich zu sein und hat Ohren und Augen auf die hochgewachsenen Tiere gerichtet.

Für Giraffen sind Pferde außergewöhnlich

Die drei Giraffenbullen bewegen ihre langen Hälse synchron, aber die majestätische Choreografie wird schon bald zu einer Rangelei als der etwas größere „Rowdy“ mit seinem Hals ausholt und dem kleineren Kollegen eine Kopfnuss verpasst. Der nimmt die Herausforderung an und schlägt zurück. Der spielerische Kampf wird durch den dritten Giraffenjüngling unterbrochen, als er einige Schritte in unsere Richtung wagt. Es wirkt wie eine Mutprobe: Wer traut sich näher an die seltsamen Pferdewesen heran?

Auf der gegenüberliegenden Seite der Wasserstelle hat sich eine Giraffenkuh zum Trinken positioniert. Die Trinkaktion braucht Zeit und Geschick, denn die Position ist für die langbeinige Giraffe ebenso schwer einzunehmen wie aufzulösen. Wir sind so nah dran, dass wir die lange schwarze Zunge sehen können, mit der die Giraffenkuh sich das Maul leckt. Sogar Jenika zückt ihr Smartphone: „Ich habe schon viele Giraffen gesehen, aber das war eine der besten Sichtungen während meiner drei Jahre hier.“

Junge Giraffen mit ihrer Mutter

Junge Giraffen mit ihrer Mutter. (© Carola Leitner)

Südafrika-Safari: Anthonys wilde Tiere

Die Guides teilen ihr Wissen über die Flora und Fauna hier in Südafrika, sie zeigen uns Spuren im Sand, es sind die Fährten von Honigdachs, Leopard und Nashorn – oder auch Stiefelabdrücke der Ranger der Anti-Wilderei-Einheit. Immer noch ist die Nachfrage nach dem Horn der Nashörner groß und stellt eine große Gefahr für die Schwergewichtige dar. Es geht um Geld. Hauptabnehmer ist Südostasien. Lag der Großhandelspreis für afrikanisches Rhinozeros-Horn laut des Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES im Jahr 1960 noch bei etwa 23 US-Dollar pro Kilo, ist er 1979 auf 675 Dollar angestiegen.

Nashörner vor Wilderern schützen

Heute liegt der Marktwert für dieselbe Menge bei rund 55.000 Dollar, erklärt Anthony Baber. Er ist der Besitzer dreier Lodges in Waterberg, zu denen auch Ant‘s Hill gehört. Warum das Horn so begehrt ist? Es besteht zu großen Teilen aus Keratin, wie unsere Haare und Fingernägel – doch im asiatischen Raum hält sich der Irrglaube an eine heilende Wirkung: Nashornpulver soll Fieber senken, entgiften und Krämpfe lösen, bei Schlaganfällen und Epilepsie helfen und sogar Krebs heilen.

Die Begierde nach dem vermeintlich heilenden Pulver treibt Wilderer an, Jagd auf die Nashörner zu machen. Die Tiere vor dem qualvollen Tod zu bewahren, kostet Geld. 1,6 Millionen Rand, das sind circa 81.000 Euro, koste der Schutz seiner elf Nashörner jährlich, erklärt Anthony. Die Tiere, die in seinem Wildtier-Reservat leben, befinden sich in seinem Privatbesitz. Anthony war früher Rugbyspieler. 17-mal hat er sich im Laufe seiner sportlichen Karriere die Nase gebrochen und ist sicherlich ein harter Knochen. Doch von seinen Nashörnern, die Namen wie Kongo und Sophie tragen, erzählt er wie andere Tierbesitzer von ihren Hunden oder Katzen.

Anthony Baber mit Nashorn

Der ehemalige Rugbyspieler Anthony Baber hat sich mit seinen Lodges in Südafrika einen Lebenstraum erfüllt. (© Teagan Cunniffe)

Die Lodges von Anthony Baber

Mitte der 1990er-Jahre eröffnete Anthony seine erste Lodge: Ant‘s Nest befindet sich in der Ebene des Wildnisgebietes Waterberg und ist von einer dicken Mauer umgeben, um die neugierigen Nashörner, die in der Nähe gefüttert werden, draußen zu halten. Dafür kann man die Tiere manchmal bequem von den Liegestühlen am Pool aus beobachten. 2003 öffnete Ant‘s Hill seine Pforten. Das Anwesen bietet eine gute Sicht auf den Busch, während daneben, je nach Jahreszeit, ein Wasserfall plätschert.

Die Lodges fügen sich Dank der verwendeten Materialien wie Holz, Natursteinmauern und Reetdächern perfekt in die Landschaft ein. Und manchmal geht ein Äffchen der Umgebung hier schon mal auf Raubzug und klaut den Zucker vom Außenbuffet. Ganz neu ist Bushwillow mit seinen vier Bungalows, von deren Betten aus man durch die große Glastür die Savanne überblickt und die Wildtiere beobachten kann, die zum nahen Wasserloch pilgern.

Lodge in Südafrika

In den Lodges von Anthony Baber bleiben kaum Wünsche offen und doch ist es heimelig. Familiengeführt und familienfreundlich. (© Teagan Cunniffe)

Safari-Gäste: Nashörner zu Besuch

Als wir nach einem unserer Ausritte Pause in Ant‘s Hill machen wollen, werden wir bereits erwartet: Drei Nashörner haben sich als Empfangskomitee vor dem Eingang positioniert. Neugierig kommen sie näher als wir die Pferde absatteln. Während die Pferde gelassen reagieren, sind wir Menschen gerade sehr froh über den schweren Jeep, der zwischen uns und den Rhinos geparkt steht. Nashörner erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 55 Stundenkilometer, schneller als Weltrekordhalter Usain Bolt. Doch auf dem Pferd fühle ich mich sicher – zumal ich heute auf Ex-Rennpferd Samba sitze.

Der Sonnenuntergang in Südafrika

Am Ende eines weiteren nachmittäglichen Ausrittes lasse ich mich von dem warmen Lichtspiel auf dem Fell des Vorderpferdes verzaubern. Wir erreichen den kleinen See, wo wir zwei Tage zuvor an einer langen Tafel ein mittägliches Picknick mit gegrillten Steaks, Hühnerkeulen und Salaten eingenommen haben.

Einige der Lodge-Gäste warten bereits auf die „Jenseits-von-Afrika“-Szenerie: den Sonnenuntergang. Wir befreien die Pferde von Sattel und Zaum. Während sie sich genüsslich im Sand wälzen, setzen wir uns einen hölzernen Tisch mit roter Decke, auf dem Schalen mit Nüssen, Biltong, dem landestypischen Trockenfleisch und Frühlingsrollen stehen und uns eine Kühlbox mit Gin Tonic, Wein, Bier und anti-alkoholischen Getränken erwartet.

Doch zuvor reicht Koos, unser heutiger Guide, jedem ein feuchtes Handtuch, um sich den Staub des letzten Galopps aus dem Gesicht zu wischen. Der Himmel verändert sich im Sekundentakt und kaum hat der Horizont die Sonne verschluckt, sinkt die Temperatur spürbar. Saßen wir zehn Minuten zuvor noch im T-Shirt da, kuscheln wir uns jetzt in unsere Jacken. Wir prosten einander noch einmal zu, leeren die Gläser und klettern in den offenen Jeep, um zurück zur Lodge zu fahren.

Zwei Frauen beobachten den Sonnenuntergang in Südafrika

Gebannt beobachten alle den Sonnenuntergang. Keine Sekunde davon will man verpassen. (© Carola Leitner)

Auf der Reitsafari den Sternen so nah

Im Cottage erwartet mich das Knistern der brennenden Holzscheite im Kamin. Als es Zeit fürs Abendessen wird, spaziere ich den beleuchteten Pfad von meiner Bleibe zur Hauptlodge, wo bereits für alle gedeckt ist. Eric, der Koch, erklärt uns die drei Gänge: Es gibt Garnelensalat mit Mango, ein butterweich gebratenes Impalasteak und auch der Banoffee-Pie wird bis auf den letzten Krümel verputzt.

Für Geplauder haben wir heute keine Zeit, denn Jenika unternimmt mit uns eine Nachtpirschfahrt durchs Reservat. Zwar entdecken wir weder Zebra noch Impala, dafür genießen wir aber den klaren Sternenhimmel, der durch keinerlei Lichtverschmutzung getrübt ist.

Sicherheit an oberster Stelle

Am nächsten Tag reiten wir mit neuen Gästen aus Los Angeles: Rosh, Sarah und Joseph, gute Reiter wie es heißt. Wir bitten Guide Koos um einen schnellen Ritt. Kein Problem für ihn, sitzt er heute auf Samba. Die letzte fünfminütige Galoppstrecke nehmen wir im Renntempo. Dies gibt weniger Samba vor, sondern Rosh und Sarah, deren Pferde versuchen, den Guide und sein Pferd zu überholen – was ja strengstens verboten ist. Doch Koos versperrt den Verfolgerinnen den Weg. Ich beobachte mit einigen Pferdelängen Abstand das Schauspiel.

Als Sarah sich für den nächsten Ausritt das nicht einfach zu reitende Pferd Mosambik wünscht, erklärt ihr Koos freundlich, aber bestimmt, dass er diesem Wunsch leider nicht entsprechen könne, da dies für sie und die Gruppe nicht sicher sei. Die Guides wissen was sie tun, das finde ich beruhigend – und denke daran, als wir am nächsten Tag im Sattel auf drei Nashörner treffen.

Gnus auf einer Reitsafari in Südafrika

Neugierig beäugen Gnus die Besucher ihres Reviers. Und genauso andersherum. (© Teagan Cunniffe)

Anreise und Aufenthalt

  • Hin und zurück: Flug nach Johannesburg, Flughafen-Transfer buchbar gegen Gebühr
  • Buchen unter: www.reit-safari.de; Südafrika (ZA-31-RS)
  • Dauer: tägliche Anreise, Aufenthaltsdauer ab drei Nächte, empfohlen fünf Nächte oder mehr, exklusive Anmietung der Lodges möglich
  • Reisezeit: ganzjährig; von November bis März ist es sehr warm und nachmittags regnet es meist; von April bis Oktober ist es in Südafrika angenehm warm, im Juli und August wird es nachts kalt, während die Tageshöchsttemperatur auf 20 Grad Celsius und mehr steigen kann.
  • Verpflegung: Vollpension inklusive Getränke
  • Aktivitäten: Sternritte innerhalb des Reservates; viele Aktivitäten auch für Nichtreiter wie Fahrt mit dem Geländewagen zu den abendlichen Sonnenuntergängen, Nacht-Pirschfahrt, geführte Fußsafaris, Mountainbiken etc.; „Big-Five Game Drive„ (Wildtier-Beobachtungsfahrt) gegen Gebühr.
  • Unterbringung: Das einstige Farmhaus Ant’s Nest verfügt über luxuriös eingerichtete Doppelzimmer für max. 15 Gäste, einen großen Pool im Garten. Das Wild frequentiert die Wasserstelle am Haus. Das auf einer Anhöhe gelegene Ant’s Hill bietet ein beeindruckendes Panorama und Unterkunft für insgesamt 14 Personen, davon zwei Cottages für Ruhesuchende. Das nahe einer Wasserstelle neu errichtete Bushwillow besteht aus drei Bungalows für je zwei Personen und ein Bungalow für vier Personen. Vom Bett aus überblickt man die Savanne vor der Veranda, wo Impalas, Gnus, Kudus und andere Tiere grasen.
  • Voraussetzungen: für Anfänger bis erfahrene ReiterInnen geeignet, da die kleinen Gruppen den Reitfähigkeiten entsprechend zusammengestellt werden.
  • Pferde & Sättel: rund 100 Pferde unterschiedlicher Rassen wie Vollblüter, Araber, Warmblüter sowie südafrikanische Rassen wie Boerpferde und Kreuzungen, geritten wird auf Vielseitigkeitssätteln und südafrikanischen Trailsätteln
  • Sprache bei der Reitführung: englisch
  • Kosten: sieben Nächte ab 2.415 Euro pro Person (Stand 2024)

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