Das Atmungssystem des Pferdes ist komplex: Eine sehr große Oberfläche der Lunge und die Luft wird nur über die Nüstern eingeatmet – eine Mundatmung wie beim Menschen gibt es nicht. Wenn das Pferd hustet, liegt das Problem fast immer in den Atemwegen und dessen Atemsystem.
Das Pferd hustet, hat Nasenausfluss und ist dazu oft matt und schlapp – nahezu jeder Pferdebesitzer wird früher oder später mit Atemwegsinfektionen seines Pferdes konfrontiert. Richtig handeln ist jetzt entscheidend, denn sonst kann der zunächst harmlose Husten beim Pferd schnell chronisch werden.
So funktioniert die Atmung des Pferdes
Um zu verstehen, wie riskant Krankheiten der Atemwege sind, lohnt es sich einen Blick ins Innere des Pferdes zu werfen. Im Gegensatz zum Menschen kann das Pferd Luft nur über die Nase und nicht über den Mund einatmen – ein großes Gaumensegel hindert es daran. Mithilfe der Brustmuskulatur und dem Zwerchfell wird dieLuft eingeatmet.
Die Ateluft gelangt über die Nüstern in die Nasenhöhle, die in Verbindung zur Stirn- und Kieferhöhle steht. Der weitere Weg führt über den Kehlkopf in die Luftröhre, die aus aneinandergereihten Knorpelringen besteht und sich am Lungeneingang in die zwei Bronchien teilt. Mit immer kleiner werdenden Verästelungen verzweigen sich die Bronchien bis in die Bronchiolen, die jetzt keine Knorpelverstärkungen mehr besitzen, sondern nur noch Muskelfasern.
Gas-Austausch: Husten beim Pferd
Die Bronchiolen verzweigen sich weiter in immer kleinere Ästchen und enden schließlich in den Lungenbläschen, den Alveolen, von denen mehrere Millionen in der Lunge existieren. Sie sind umzogen von einem Netz aus winzigen, haarfeinen Blutgefäßen, den Kapillaren, über die der Sauerstoff aus der Atemluft ins Blutsystem übertritt und sich im gesamten Körper verteilt.
Das Blut transportiert das bei der Energiegewinnung in den Zellen entstehende Kohlendioxid über das Blut in die Lunge zurück und stößt es mit der Luft aus. Je größer die Oberfläche der Lunge, desto besser geht dieser Gas-Austausch vonstatten.
Natürlicher Schutz – Auch vor Erkältungen bei Pferden
Die Luft gelangt nicht „naturbelassen“ in die Lunge: Eine Schleimhaut schützt das gesamte Atemsystem des Pferdes vor Fremdkörpern, Staub und Schmutz. Dazu reinigt und erwärmt die Schleimhaut die Atemluft in der Nasenhöhle. Für viele Bakterien und Viren heißt es hier schon „Endstation“.
Auf der Schleimhaut in der Luftröhre und den Bronchien sitzen zudem die sogenannten Zilien. Das sind winzig kleine Flimmerhärchen, die für die Reinigung der Atemwege zuständig sind. Sie reinigen die Luft, transportieren geringe Mengen Schleim ab und können ein Abhusten auslösen. Wird zu viel Schleim produziert, läuft auch die Nase des Pferdes.
Auslöser für Husten beim Pferd
Husten ist gut! Zumindest insofern, als dass das Abhusten ein Schutzreflex des Pferdes ist: Dabei stößt das Pferd den Schleim, der sich in der Luftröhre und im oberen Lungenbereich ansammelt aus, sodass dieser nicht tiefer in die empfindliche Lunge gelangt.
Weniger gut ist der Auslöser, weshalb dass das Pferd überhaupt hustet. Die Ursachen für Lungenerkrankungen sind vielfältig und können beispielsweise Infektionen (Bakterien, Viren oder Pilze), genetisch bedingte Erkrankungen (Asthma), Allergien und vor allem falsche Haltungsbedingungen sein.
Wichtige Klärungspunkte, wenn das Pferd zu husten beginnt
Ein weiterer wichtiger Punkt den man betrachten sollte, wenn das Pferd hustet und sogar Schleim aus Nüstern und Maul kommt, ist die Qualität des Pferdefutters. Staubiges Heu und Stroh sowie mit Schimmelpilzen verunreinigtes Pferdefutter sind Gift für die gesamten Atemwege. Herauszufinden, was der Auslöser für das Husten ist, ist manchmal fast wie Detektivarbeit – dabei unerlässlich: Ein guter Tierarzt.
Pferdehusten und die Symptome
Ein heller, luftiger Stall mit Zugang zur Weide – hier sind Atemwegsinfektionen fast so gut wie ausgeschlossen. (© Julia Rau)
Ein leichtes Keuchen und Hüsteln beim Reiten – bei Hustenproblemen sollten Besitzer schon die ersten Anzeichen erkennen, denn aus „ein bisschen Husten“ kann ein dauerhaftes Problem werden. Wenn das Pferd hustet, ist dies immer eine Reaktion, um die Atemwege zu befreien. Ob von Staub, Schleim oder Fremdkörpern. Diese Reaktion des Hustens zählt zu den lebenswichtigen Reflexen.
Das Pferd hat Husten – Was kann man tun?
„Wer hört, dass sein Pferd hustet, sollte immer direkt Fieber messen“, rät Pferde-Fachtierarzt Dr. Genn. „Ab 38 Grad ist die Körpertemperatur erhöht und das ist ein Zeichen für eine Infektion, die natürlich ansteckend für andere Pferde sein kann.“ Je akuter der Husten ist, desto ansteckender. Mit der Infektion und der Inkubation ist das Pferd aber schon mehrere Tage ansteckend gewesen, bevor es die ersten Symptome zeigt. Daher käme eine Quarantäne dann ohnehin zu spät, meint Tierärztin Dr. Sabine Vollstedt. Die Tierärztin empfiehlt jedoch, bei den Nachbarpferden täglich Fieber zu messen, um im Zweifel schnell reagieren zu können. Chronische Hustenpferde sind nicht ansteckend.
„Eine Ansteckung bei bakteriellen oder viralen Infektionen ist jedoch nicht nur von Pferd zu Pferd, sondern auch über den Menschen, gemeinsames Putz- und Sattelzeug oder schlicht an der Wand des Putzplatzes möglich“, warnt Pferde-Fachtierarzt Dr. Malte Harland.
Nasenausfluss: Husten beim Pferd
Neben dem Fiebermessen sollte der Pferdebesitzer darauf achten, ob sein Pferd Nasenausfluss hat und ob der Appetit noch vorhanden ist. Außerdem sollte er die Umweltfaktoren und Haltungsbedingungen überprüfen. Vor allem, wenn das Pferd mehrmals hustet, beispielsweise beim „aus der Box holen“ und der Husten dann beim Reiten abnimmt, deutet das oft auf Haltungsfehler hin. Wenn das Pferd hingegen überall gleichmäßig hustet, sowohl in der Box als auch draußen, kann das oft als Anzeichen für eine Infektion gesehen werden.
Nach drei bis sieben Tagen oder bei Verschlechterung des Zustandes sollte unbedingt der Tierarzt gerufen werden und das Pferd an der frischen Luft spazieren geführt sowie Anstrengungen vermieden werden. Auch wenn das Pferd an mehreren Tagen immer mal wieder vereinzelt hustet, sollte der Tierarzt das Pferd abhören.
Keuchen und Atemgeräusche
Falls nach zwei bis drei Wochen keine Besserung eintritt sollte erneut der Tierarzt kommen. „Entdeckt er beim Abhören nichts und das Pferd hustet weiter, ist eine Lungen-Endoskopie sinnvoll“, rät Tierarzt Dr. Matthias Niederhofer.
Häufige Symtome für eine Atemwegserkrankung neben dem Husten des Pferdes sind Leistungsschwäche, geschwollenen Lymphknoten, Nasenausfluss bis zu Nasenbluten und Fieber. Sehr deutliche Anzeichen sind ebenfalls Keuchen und Atemgeräusche mit einer angestrengten Atmung bis hin zur Atemnot. Hier wird es dann bereits lebensgefährlich!
Das Nachbar-Pferd hustet Schleim – Ab wann ist Husten ansteckend?
Ob Husten ansteckend ist, hängt von der Ursache des Hustens ab. „Wenn das Pferd Nasenausfluss und Fieber hat, sowie matt ist, sollte der Tierarzt mithilfe einer Blut- oder Tupferprobe eine Diagnose stellen“, erklärte Tierarzt Dr. Karl Blobel. Sind Viren oder Bakterien die Auslöser, ist die Gefahr der Ansteckung vorhanden.
Dies ist beispielsweise bei Influenza-Viren der Fall, die durch die regelmäßige Impfung allerdings nur noch selten auftreten oder auch bei Herpes. Kehlkopfhusten wird beim Pferd ebenfalls durch Bakterien oder Viren ausgelöst, wenn diese den Kehlkopf befallen und eine Kehlkopfentzündung verursachen. Besonders hoch und langwierig ist die Ansteckungsgefahr bei Druse. Die Bakterien übertragen sich auch hier über Menschen und Gegenstände , so dass beim geringsten Verdacht ein Tierarzt zu rufen ist und betroffene Pferde zu isolieren sind.
Bei einer allergischen Reaktion eines Pferdes, welches sich durch Husten äußert, besteht keine Ansteckungsgefahr.
Husten ist beim Pferd oft auch Altersabhängig
Dr. Beatrice Lehmann hat schon viele Pferde mit Hustenproblemen behandelt und für diese Therapiepläne aufgestellt. „Bei Erkrankungen des Atmungsapparates gibt es immer auch eine gewisse Altersabhängigkeit. Im Alter von ein bis drei Monaten treten bei Fohlen häufig durch Bakterien bedingte Lungenentzündungen wie zum Beispiel die Rhodokokkose auf.
Bei Jährlingen kommen besonders häufig bakterielle oder virale Infektionen des oberen Atmungstraktes vor. Bei zweijährigen und älteren Pferden sind es hingegen öfter eine entzündliche Atemwegserkrankung (IAD – Inflammatory Airway Disease) und bei älteren Pferden tritt am häufigsten die chronisch-obstruktive Bronchitis (Asthma, Anm. d. Red.) auf – bei bis zu 60 Prozent aller in Boxen gehaltenen Pferden über sieben Jahren.“
Der Husten des Pferdes und die tierärztliche Diagnose
Wenn das Pferd hustet, ist zur genauen Abklärung die tierärztliche Untersuchung wichtig. (© Fotolia)
Bevor irgendein medizinisches Instrument zum Einsatz kommt, sind Ohren, Auge, Nase und der Tastsinn des Tierarztes gefragt. Bei der sogenannten Adspektion betrachtet der Tierarzt das Pferd und beobachtet, ob es beim Atmen entspannt ist oder sich anstrengen muss. Er tastet die Lymphknoten ab und prüft, ob sich vielleicht schon eine Dampfrinne gebildet hat. Ein vertrautes Bild ist für viele Pferdebesitzer das Abhören der Atemwege und der Lunge mit dem Stethoskop (Auskultation) in der Ruhe und nach Belastung.
Tierärzte können anhand der Geräusche oft beurteilen, ob die Atemwege entzündet sind, sich Schleim gesammelt hat oder ob sich die Bronchien verengt haben. Um auch schlecht hörbare Atemgeräusche zu erkennen, erhöhen manche Tierärzte den Luftstrom, indem sie dem Pferd die Nüstern zuhalten. Das Pferd bekommt weniger Luft und muss danach einmal tief einatmen.
Den Hustenreflex auslösen
Da der Klang und die Stärke des Hustens oft Hinweise auf die Erkrankung geben, löst der Tierarzt diesen Reflex durch einen kurzen, kräftigen Druck auf den Kehlkopf oder die ersten Knorpelringe der Luftröhre aus.
Wird die Krankheitsursache im Bereich der tiefen Atemwege vermutet, kann zunächst eine Lungenperkussion durchgeführt werden. Hierbei werden die Größe des Lungenfeldes und die Qualität des Lungenschalls durch ein Abklopfen des Brustkorbs (Perkussion) bestimmt
– Dr. Lehmann.
Endoskopie zur inneren Ansicht und Sekretanalyse
Auch ein Blick ins Innere der Atemwege kann im Zweifelsfall weiterhelfen. Bei der Bronchoskopie kann sich der Tierarzt mit einem Endoskop die Schleimhaut der Atemwege ansehen und erkennen, wie viel Schleim sich gebildet hat und wie dieser beschaffen ist – zäh oder flüssig.
Dem Pferd wird dazu ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Kamera in die Luftröhre eingeführt. Zur Sicherheit seziert man unruhige Pferde. Mit dem rund 1,80 Meter langen Endoskop kann man den Nasengang, den Kehlkopf und die Luftröhre bis zu Abzweigung in die beiden Hauptbronchien untersuchen. Bei einem Verdacht auf Kehlkopfpfeifen spiegelt der Tierarzt das Pferd, um die Funktion des Kehlkopfs zu überprüfen.
Husten beim Pferd
Mit einer Bronchoskopie kann man ins innere der Atemwege genau hineinschauen und eventuelle Probleme feststellen. (© Slawik)
Gleichzeitig kann der Tierarzt auch Schleim, also Sekret, entnehmen, der im Labor auf bestimmte Krankheitserreger hin untersucht wird (Sekretanalyse). Es können Nasensekret, Tracheobronchialsekret aus der Luftröhre oder Proben aus den Luftsäcken auf Viren und Bakterien untersucht werden. Dazu nimmt der Tierarzt Proben des Luftrührenschleims, um diese ins Labor einzugeschickt. Der bakterielle Erreger, sowie das richtige Antibiotika, lässt sich mit Hilfe eines Antibiogramms bestimmen.
Bronchoalveoläre Lavage (BAL) für Proben der tiefen Bronchien
Bei diesem Verfahren wird dem Pferd mit dem Endoskop eine Kochsalzlösung in die Bronchien gespritzt und wieder aufgesaugt. „Dadurch erhält man Proben aus der Tiefe der Bronchien, die man sonst diagnostisch kaum erreichen kann. Sie werden im Labor auf ihren Keimgehalt untersucht“, erklärt Dr. Genn. Die BAL wird vor allem bei chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen angewendet.
Röntgen – hat das Pferd einen Atemwegstumor?
Wenn diese Untersuchungen keine Ergebnisse liefern, kann man auch ein Röntgen anschließen. Die Lunge besteht überwiegend aus Luft. Veränderungen erkennt man an dicken Knoten. Kopf- und Rumpfaufnahmen können Umfangsvermehrungen der Luftsäcke, Verdichtungen oder Frakturen z.B. des Zungenbeins zeigen. Auch Tumore, Abszesse oder Zwerchfellrupturen lassen sich erkennen.
Sonographie (Ultraschall) bei Atemgeräuschen
Besteht der Verdacht auf Blutungen oder, dass das Pferd eine Lungenentzündung haben könnte, so zieht der Tierarzt oft eine Ultraschalluntersuchung hinzu. „Mit Hilfe des Ultraschalls kann die Lunge auf Abszesse, Flüssigkeitsansammlungen oder Fibrosen (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes) untersucht werden“, berichtet Dr. Genn. Oft ist die Ultraschall-Untersuchung aussagekräftiger als Röntgenbilder der Lunge.
„Wenn Atemgeräusche in Belastung auftreten, empfiehlt sich die Durchführung einer Endoskopie auf dem Laufband oder einer ‚Overground-Endoskopie‘“, erklärt Dr. Lehmann. „Hierbei wird die endoskopische Untersuchung in der Belastungssituation (auf der Rennbahn, unter dem Reiter) durchgeführt und die Bilder per Funk auf einen Bildschirm übertragen.“
Blutgas Analyse – Einschränkung der Lunge?
Bei der arteriellen Blutgasanalyse wird untersucht, wie viel Sauerstoff und wieviel Kohlendioxid im Blut vorhanden ist – bei einer Bronchitis z.B. funktioniert der Gasaustausch in der Lunge nicht richtig. „Anhand der Werte können wir erkennen, inwieweit die Lunge in ihrer Funktion eingeschränkt ist“, erklärt Dr. Annette Wyrwoll. Sie dient zur Diagnostik, wenn Pferde trotz fehlender Symptome wie Husten und Unauffälligkeit beim Abhören, leistungsmäßig abbauen.
Wo kommt der Husten des Pferdes her: Virale oder bakterielle Infektion?
Der Klang des Hustens lässt meistens bereits Rückschlüsse auf den entzündeten Bereich zu. Ein trockener Husten deutet auf Reizhusten oder eine Virusinfektion hin – tiefer, feucht klingender Husten eher auf eine Verschleimung, also eine bakterielle Infektion.
Auch das Aussehen des Nasenausflusses ist unterschiedlich: Helles, dünnflüssiges und wässriges Sekret, gekoppelt mit erhöhter Temperatur, spricht für eine Virusinfektion, gelblich-grünlicher und schleimiger Nasenausfluss für eine bakterielle Infektion.
Der virale Husten: das Pferd hustet trocken
Auslöser von Virusinfektionen, die oft kürzer, aber heftiger verlaufen, sind meist Influenza- oder Herpes-Viren (HV 1 und 4). Auch Adeno-, Parainfluenza-, Reo- und Rhinoviren zählen zu den Auslösern. Viren besiedeln die Schleimhäute der Atemwege und zerstören die Zellflora, indem sie die körpereigenen Zellen verändern. Denn Viren haben keine eigene Zellstruktur, sie benötigen Wirtszellen zur Fortpflanzung. Der Körper reagiert mit vermehrter Schleimbildung und Durchblutung, die dadurch auftretende Entzündung kann in verschiedenen Bereichen des Atemsystems sitzen.
Behandelt können virale Infektionen nicht mit Antibiotika, jedoch sind diese oft die Ursache für eine zusätzliche bakterielle (Super-)Infektion, die dann antibiotisch behandelt werden muss. Therapiert sollten reine Virusinfektionen mit einer einhergehenden Stärkung des Immunsystems.
Ein Pferd mit bakteriellem Husten benötigt oft Antibiotika
Bakterien kommen in jedem Körper vor, viele erfüllen lebenswichtige Aufgaben. Im Darm bauen sie eine gesunde Darmflora auf, die beispielsweise nach einem Antibiotika-Einsatz zerstört werden kann. Schädliche Bakterien hingegen setzen Giftstoffe frei, die im Körper Entzündungen hervorrufen. Dazu zählen beispielsweise Streptokokken, die Druse auslösen, Staphylokokken oder die für Fohlen gefährlichen Rhodokokken. Oft folgt auf eine virale Infektion eine Bakterielle, da der zuvor produzierte Schleim den Bakterien einen idealen Nährboden bietet.
„Eine bakterielle Infektion wird erst mit einem Breitband-Antibiotikum behandelt, das möglichst viele Bakterienarten abtötet“, erklärt Dr. Genn. „Schlägt das Antibiotikum nicht an, entnimmt der Tierarzt eine Schleimprobe aus den Nüstern und bestimmt die Keime unter Laborbedingungen. Daraufhin kann das passende Antibiotikum bestimmt werden.“
Akuter und chronischer Husten beim Pferd
Umgangssprachlich wird chronisch oft mit unheilbar gleichgesetzt – das ist aber nicht korrekt. Denn entscheidend ist die Dauer der Krankheit, nicht die Prognose. Akut bedeutet, die Erkrankung ist gerade entstanden und dauert etwa bis zu zwei Wochen – sie kann je nach Art der Erkrankung heilbar aber auch unheilbar sein. Eine chronische Atemwegserkrankung dauert zwar bereits länger als etwa vier bis sechs Wochen an, eine Heilung kann aber dennoch möglich sein.
Da hilft meist Ruhe und Abhusten – Das Pferd hat eine akute Bronchitis
Sie tritt plötzlich auf, ist gut zu erkennen und wird meistens durch Viren wie Influenza und Herpes, seltener durch Bakterien wie Streptokokken (Druse) oder Lungenwürmer ausgelöst: eine akute Bronchitis. „Die Pferde haben in der Regel Fieber und bzw. oder verdickte Lymphknoten oder gerötete Schleimhäute“, erklärt Tierärztin Dr. Anette Wyrwoll.
Der Husten klingt in dieser Phase oft rau und kräftig, der Nasenausfluss ist häufig noch klar. Die Pferde wirken erschöpft. „Es ist der Erkältungs-Klassiker, der anders zu behandeln ist als die häufigere Form des Hustens, nämlich die chronisch obstruktive Bronchitis. Bei einer akuten Bronchitis braucht das Pferd Ruhe, entsprechende Medikamente und eventuell Antibiotika.“
Die Chronische Bronchitis beim Pferd
Manchmal aber sind die Probleme kaum wahrzunehmen: „Leistungsabfall, immer wieder kehrender Husten oder Nasenausfluss sind typische Symptome einer chronischen Bronchitis, die häufiger auftritt als akuter Husten mit Fieber“, erklärt Dr. Wyrwoll. Eine sofortige Behandlung des chronischen Hustens ist dringend notwendig, denn im schlimmsten Fall kann er zu schwerwiegenden und irreparablen Veränderungen im Körper führen.
Die Tierärztin kennt den chronischen Husten als eine Krankheit mit vielen Gesichtern, da sich viele Probleme unter diesem Oberbegriff zusammenfassen lassen: Chronischer Husten kann mit einer Allergie einhergehen, er kann mit einer Infektion oder Parasiten zusammenhängen und er kann durch eine verschleppte Krankheit entstehen.
Was versteht man unter IAD, COB, RAO und COPD bei Pferden?
Angestrengte Atmung: Auch Pferde mit Atemwegserkrankungen blähen die Nüstern besonders weit auf. (© Redaktion)
Wenn Tierärzte von immer wiederkehrendem Husten sprechen, fällt oft der Begriff COB (chronisch obstruktive Bronchitis) bzw. die englische Bezeichnung dafür, COPD (chronic obstruktiv pulmonary disease) – Begriffe, die lange alle chronischen Hustenprobleme vereinten. Manche Tierärzte halten diese Einteilung allerdings für zu ungenau und verwenden die internationalen Begriffe RAO (Recurrent Airway Disease) und IAD (Inflammatory Airway Disease).
IAD – Inflammatory Airway Disease
„Eine IAD liegt vor, wenn bei einem Pferd verminderte Leistungsfähigkeit, Husten und eine Entzündungsreaktion in der BAL-Zytologie nachzuweisen sind. Eine IAD kann vollständig ausheilen“, erklärt Tierärztin Dr. Beatrice Lehmann. „Die Begriffe COB und RAO bezeichnen zwar dieselbe Erkrankung, aufgrund ihrer unterschiedlichen Definitionen sind sie aber nicht synonym anwendbar.
RAO – Recurrent Airway Disease
Bei der RAO treten die Symptome in Schüben auf. Für die Diagnose einer RAO-Erkrankung ist laut der Expertenkommission des letzten `Internationalen Workshops Chronischer Atemwegserkrankungen` notwendig, dass das Aufschütteln verschimmelten Heus zu einer Verschlimmerung führt, dass in der BAL-Zytologie mindestens 25 Prozent neutrophile Granulozyten vorhanden sind und dass eine Verschlimmerung der Symptome durch ein anderes, klinisch evidentes Scoringsystem belegbar ist.“
COB – chronisch obstruktive Bronchitis
Bei einer COB gilt: „Das Pferd hat keinen akuten Infekt und die Symptome wie Husten und Schnupfen liegen seit mehr als sechs Wochen vor. Im Blut eines Pferdes mit COB lassen sich außerdem mehr als 30 Prozent weiße Blutzellen finden“, so Dr. Lehmann.
Husten beim Pferd und irreparable Schäden als Folge
Eine Infektion mit Husten schädigt die natürliche Reinigungsfunktion des Pferdekörpers und das Pferd braucht einige Wochen, um sich zu erholen. Eine vollständige Wiederherstellung der Reinigungsfunktion ist nach Ausheilung der Krankheit möglich.
Falls die Therapie zu spät beginnt, kann es zu Veränderungen im Körper kommen: Die Schleimhaut in den Bronchien und Bronchiolen schwillt an und erschwert den Durchzug der Luft. Der Körper reagiert: Er sondert entzündliche Sekrete ab, die den Durchgang weiter einengen. „Es kommt zur Dyskrinie, d.h. es wird zu viel und zu zäher Schleim gebildet“, erklärt Dr. Wyrwoll. Der zähe Schleim bedeckt die Flimmerhärchen, die dann irgendwann abbrechen können. Auch Bakterien haben jetzt auf diesem eine gute Wachstumsgrundlage.
Irreparable Schädigung: Husten beim Pferd
Im Verlauf der Krankheit können dann die Muskeln der Bronchiolen verkrampfen und schnüren die Bronchiolen so ein, dass kaum oder keine Luft mehr hindurchströmt – Tierärzte sprechen dann von einem Bronchospasmus. Beim Atmen müssen die Bauchmuskeln mitpressen und eine Dampfrinne kann sich bilden. Dabei blähen sich die Lungenbläschen auf und die ganze Lunge überdehnt sich. Erfolgt eine schnelle Therapie, ist einer Erholung der Lunge, zurück zur alten Form, möglich.
Ohne Therapie platzen die Lungenbläschen und lassen sich nicht wieder herstellen. Das Pferd ist dämpfig und die Lunge hat an Elastizität verloren. Das bedeutet eine irreparable, gesundheitliche Schädigung!
Um zu vermeiden, dass das Pferd hustet: artgerecht vorbeugen
Sie wollen Husten bei Ihrem Pferd vermeiden? Dann achten Sie auf die Pferdehaltung – besonders im Herbst und Winter. Denn die gefühlte Kälte lässt manch einen fälschlicherweise Stalltüren und Fenster schließen, Paddock und Weide sperren und Ausritte auf ein Minimum reduzieren.
Die Haltung ist bei Husten entscheidend – Frische Luft!
Beraubt man das Pferd der lebensnotwendigen Frischluft, strapaziert man das Atemsystem enorm. Ein freier Zugang zu einem Paddock oder einer Weide, wie bei einem Offenstall oder Aktivstall wäre ideal, das ist jedoch nicht für jedes Pferd umsetzbar und auch nicht in jeder Gegend verfügbar.
Je nach Grad der Erkrankung sind unterschiedliche Therapien nötig, aber jedes Pferd das hustet, profitiert von ausreichend frischer Luft. „Pferde brauchen frische Luft“, bringt es der Pferde-Fachtierarzt Dr. Hermann-Josef Genn, Inhaber der Pferdeklinik Mühlen, auf den Punkt. „Durchzug sollte jedoch vermieden werden.
Dabei hilft der gesunde Menschenverstand: Einfach in die Box stellen und fühlen, ob es unangenehm zieht. Das Pferd muss die Möglichkeit haben, in seiner Box eine Ecke ohne Durchzug zu finden. Das gilt natürlich besonders für verschwitzte Pferde, die sind empfindlich“, so Dr. Genn.
Achtung Luftfeuchtigkeit
Eine hohe Luftfeuchtigkeit (über 80 Prozent) und moderate Temperaturen lassen Bakterien, Schimmelpilze und Parasiten gut wachsen. Damit der Stall nicht zum Keimlager wird, sollte die Temperatur in den kälteren Monaten der Außenluft folgen und nur bis zu fünf Grad wärmer sein.
Lüftungsschlitze in Bodennähe und Abluftöffnungen im Dachbereich tragen zu einem guten Klima bei. Viele Fenster im Stall und häufiger Weidegang bieten neben viel frischer Luft bei entsprechender Witterung auch Sonnenlicht. Und dieses reduziert die Keimbildung und stärkt die Immunabwehr.
Freie Bewegung und Training gegen Husten
Doch wenn schon Boxenstall, sollten die Pferde möglichst viel Auslauf an der frischen Luft haben. Denn auch das Maß an ausreichender Bewegung nimmt Einfluss auf die Atemwegs-Gesundheit des Pferdes. Ein Teil der Lunge, die Alveolarbezirke, wird in Ruhe- Atmung kaum mit Sauerstoff versorgt. Erst bei Bewegung des Pferdes werden sie besser belüftet und durchblutet.
Bewegung ist das A und O, damit die Lunge gut durchgepustet wird und gesund bleibt. Damit das Abwehrsystem der Atemwege schnell neue Zellen des Immunsystems an die benötigten Stellen bringen kann, muss das Gewebe gut durchblutet werden. Eine vertiefte Atmung über längere Zeit ist hierfür notwendig. „Mindestens eine Stunde täglich Schritt, Trab und Galopp und ein bis zweimal die Woche frisch vorwärts reiten“, empfiehlt Dr. Wyrwoll.
Erholungszeit beim Training: Husten beim Pferd
Bei chronischen Hustenpferde ist Fingerspitzengefühl beim Training angesagt: „Einerseits ist es gut, durch vorwärts reiten die Lunge gut zu belüften, andererseits darf man diese Pferde nicht über den Punkt reiten“, so die Tierärztin.
Im Falle einer akuten, fieberhaften Erkrankung darf das Pferd nicht arbeiten und auch danach ist eine Erholungszeit einzuplanen. Beginnt das Training zu früh, kann ein Rückfall die Folge sein.
Staubarme Haltung! Heu, Stroh und Späne
Im Heu und Stroh können viele Pilzsporen stecken. Deswegen: „Hustenpferde in eine Außen- oder Paddock-Box auf Späne guter Qualität stellen, täglich Koppelgang bzw. Bewegung an der frischen Luft ermöglichen und nur nasses Heu oder Heulage/Silage füttern“, rät Dr. Lehmann.
Ihre Kollegin Dr. Annette Wyrwoll hat jedoch auch schon schlechte Erfahrungen mit Spänen gemacht: „Auch diese können viele Pilzsporen enthalten. Ich bin ein Strohfan, weil die Pferde länger daran fressen. Lieber qualitativ hochwertiges Stroh als schlechte Späne, auch für chronische Huster.“ Wer nicht auf qualitativ hochwertiges Heu zurückgreifen kann, sollte dieses mindestens zehn Minuten im Wasser einweichen.
„Die Verwendung von Heubedampfern bietet den Vorteil, dass Keime und Pilzsporen im Heu abgetötet werden“, weiß Dr. Lehmann. Da während des akuten Hustens die Gefahr groß ist, dass auch eine Allergie entsteht, sollte der Kontakt zu Schimmelsporen so gut wie möglich vermieden werden. Ein Pferd das hustet sollte vorsichtshalber von den anderen Pferden getrennt stehen, bei denen Stroh eingestreut wird, das nicht von hervorragender Qualität ist.
Keinen Staub aufwirbeln – richtig misten & einstreuen
Wer Husten vorbeugen will, sollte auf jeden Fall die Pferde beim Ausmisten aus dem Stall bringen, denn zu dieser Zeit steigt der Anteil der Sporen in der Luft um ein Fünffaches an. Staub aufwirbeln sollte vermieden werden: Stallgasse vor dem Fegen mit Wasser anfeuchten. Staub muss vermieden werden: Kleinste Staubpartikel sind besonders gefährlich, da sie bis tief in die Lunge eindringen können. „Unnötiger Staub sollte im Sinne einer Gesundheitsprophylaxe des Pferdes vermieden werden“, rät Dr. Genn.
Einem Pferd das hustet kann durch eine staubarme Haltung geholfen werden, ebenso bei Leistungsschwäche, die sich nämlich oft auf eine Bronchitis zurückführen lässt. Tritt durch die Haltungsänderung keine Besserung ein, sind Medikamente, die die Bronchien erweitern wie z.B. Clenbuterol angebracht oder auch Kortisonpräparate, die dazu führen, dass der Bronchienkrampf nachlässt und Schleimhäute abschwellen.
Wichtig: Nur qualitativ hochwertige Einstreu für die Box des Pferdes verwenden!
Staub sollte immer vermieden werden: sowohl beim Ausmisten als auch beim Fegen der Stallgasse. (© Slawik)
„Nur bei speziell ausgewählten Pferden, die extrem viel und zähen Schleim haben und bei denen es durch eine Standardbehandlung nicht besser wurde, empfehle ich eine Lungenspülung. Diese hat sich bewährt, ist aber nicht ohne Risiko und muss in der Klinik genau kontrolliert werden“, erklärt Tierärztin Dr. Monica Venner. Jede Minute atmet ein gesundes Pferd neun bis 16 Mal ein und aus. Pro Atemzug nimmt es in der Ruhe etwa sechs bis sieben Liter auf und das sind durchschnittlich 85 Liter pro Minute, wenn das Pferd in der Box steht!
Bei diesen Mengen wandert auch eine Vielzahl an Staubpartikeln, Pilzsporen, Giftstoffen oder giftigen Gasen wie Ammoniak in die Lunge. Manche Stoffe gelangen tief hinein und können nicht mehr ausgeatmet oder ausgehustet werden.
Husten – Gefahr: Schimmelsporen!
Die zweite Gefahr neben Staub: Schimmel! Qualitativ hochwertiges Futter ohne Schimmelbefall sollte selbstverständlich sein. Denn Schimmelpilzsporen aus dem Futter – gleich ob aus dem Heu, Stroh oder Kraftfutter – schädigen die Atemorgane und können Allergien auslösen.
Im Kampf gegen Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger hat das Immunsystem viel zu tun und muss stark sein. Schimmelpilzgifte schädigen nicht nur die Lunge, sondern belasten auch den Darm und schwächen die Abwehr. Darunter leidet auch die Verdauung, Immunprobleme wie Allergien oder Hautkrankheiten können zusätzlich entstehen.
Der Husten ein Eindeckproblem?
Nach dem Reiten sollte das Pferd nicht verschwitzt in die Box kommen, d.h. genügend lange trocken reiten und eine Abschwitzdecke auflegen. Erkrankte Pferde mit Fieber haben ein erhöhtes Wärmebedürfnis und sind froh über eine Decke. Ansonsten sollte man sich das Auflegen einer Winterdecke gut überlegen, rät der freie Sachverständige für Pferdehaltung Georg W. Fink. „Geschorene Pferde, die im Sport gehen, brauchen natürlich eine Decke, ebenso alte und kranke Pferde. Alle anderen aber verweichlichen nur durch Decken.“
Unterstützt wird seine These von Wissenschaftlern, denen auffiel, dass nicht nur in den Wintermonaten, sondern auch im April Atemwegsprobleme gehäuft auftreten. Ihre Erklärung: Viele Pferde werden im Winter eingedeckt, was die Thermoregulation stört oder sie sogar ausschaltet.
Thermoregulation: Husten beim Pferd
Wenn die Decke wieder herunterkommt, funktioniert die Thermoregulation noch nicht, das Pferd ist anfälliger für Krankheiten. Hinzu kommt, dass im Frühjahr für manche die Turniersaison wieder startet: Der Stresspegel steigt und die Pferde haben Kontakt zu vielen fremden Pferden.
Die Thermoregulation ist auch für Tierärztin Dr. Wyrwoll entscheidend, wenn es um die Frage des Eindeckens geht: „In meinem Zuchtstall herrscht im Winter ein Decken- und Putzverbot. Die Thermoregulation funktioniert, die Pferde haben ihre fettige Unterwolle und auch bei minus 20 Grad keine Probleme mit dem Wetter. Anders sieht es aber bei den Pferden aus, die im Winter arbeiten, schwitzen und Fellpflege bekommen. Die natürliche Schutzfunktion wird dadurch gestört, man muss sie eindecken. Wenn das Unterfell nach dem Reiten über Stunden lang nass bleibt, ist außerdem Scheren notwendig.“
Alternativmedizin beim Pferd mit Husten
Neben der Schulmedizin können den Atemwegen erkrankter Pferden vielfach auch alternative Methoden helfen. Bei einem hustenden Pferd kann auch Homöopathie ähnlich wie bei uns Menschen unterstützend wirken.
Des Weiteren kann eine gezielte Behandlung von Akupunkturpunkten für Pferde mit Husten bei der Genesung helfen. „Bei Pferden mit chronischer Bronchitis ist oftmals der Lungen- oder der Nierenmeridian zu schwach. Diese Energiebahnen können mit der Akupunktur gestärkt werden, so dass wieder Energie fließt und der Körper seine Selbstheilungskräfte aktiviert“, erklärt die auf Akupunktur spezialisierte Tierärztin Dr. Alina Lessenich aus Burgdorf.
Akupunktur bei Atemwegsproblemen
„Eine symptomatische Behandlung mit je nach Bedarf schleimlösenden oder bronchienerweiternden Medikamenten ist zwar in vielen Fällen angezeigt, bekämpft jedoch nur die Symptome, nicht aber die Ursache der Atemwegserkrankung. Dieses kann in vielen Fällen mit Akupunktur erreicht werden, die – abhängig vom Schweregrad der Erkrankung – ungefähr nach 14 Tagen, dann nach weiteren sechs Wochen und schließlich vierteljährlich wiederholt werden sollte, um chronische Patienten stabil zu halten“, so die Tierärztin.
Sie schränkt jedoch ein: „Der Behandlungserfolg hängt allerdings davon ab, wie groß der Anteil der bereits zerstörten Lungenbereiche ist, denn geplatzte und damit abgestorbene Alveolen können auch durch die Akupunktur nicht wieder aktiviert werden.“
Fohlen müssen galoppieren: Husten beim Pferd
Die Tierärztin betont, dass schon in der Aufzucht der Grundstock für atemgesunde Pferde gelegt wird. „Fohlen müssen unbedingt schon in der ersten Lebenswoche galoppieren, damit sich die Lunge richtig entfalten kann.“
Auch bei chronisch kranken Bronchitikern rät sie dazu, die Pferde in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt weiter zu trainieren. „Sonst werden immer weniger Lungenbereiche belüftet. Die Lunge muss gut durchblutet werden, um den Sauerstoffaustausch zu gewährleisten und die Alveolen am Leben zu erhalten.“
Hustenkräuter, Hustensaft und alternative Hustenlöser für Pferde?
Eine gute Alternative sind schleimlösende und immunitätssteigernde Kräuter wie Echinacea für Pferde, die in leichten Fällen unterstützend wirken können. „Wenn innerhalb von 14 Tagen keine Besserung eintritt, muss jedoch der Tierarzt gerufen werden.“ Auch bei leichten Infekten können sie unterstützend wirken, da sie die Sekretbildung fördern.
Dembrexinhaltiges Kräuterergänzungsfutter und Hustenpulver können beim Pferd ebenfalls schleimlösend wirken, da sie den Bronchialschleim verflüssigen. Oft findet sich in solchem Futter auch Thymian, da dieser für das Pferd ebenfalls schleimlösend wirkt.„Auch das Inhalieren mit Kochsalzlösung oder ACC kann sinnvoll sein, allerdings kann ACC Durchfall auslösen“, so Dr. Genn.
Vorsicht beim Inhalieren: Husten beim Pferd
Beim benutzen von professionelle Inhalatoren ist allerdings Vorsicht geboten. „Wenn Inhalator, dann sollte auf Ultraschall-Inhalatoren zurückgegriffen werden, da sie auch die Bronchien erreichen. Das Problem liegt jedoch in der Keimbelastung – kaum einer macht den Inhalator vernünftig sauber und so verursacht er durch die Keime oft mehr Probleme als bereits vorhanden waren.“
In Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Uni Maastricht wurde ein Ultraschall-Inhalator entwickelt, bei dem durch eine sehr feine Verneblung selbst die Alveolen erreicht werden. In dieser sogenannten Aerosoltherapie geht es letztlich um die Benetzung des Bronchialbereichs, der mit und ohne Medikamente aber auch mit homöopathischen Zusätzen erreicht werden kann.
Vorsicht bei ätherischen Ölen im Inhalator
Dr. Genn warnt allerdings vor der sorglosen Verwendung ätherischer Öle: „Mit ätherischen Ölen sollte sehr vorsichtig umgegangen werden. Je weiter lungengängig sie sind, umso gefährlicher, denn sie können Lungenbläschen platzen lassen.“ Oft sind die auf dem Markt erhältlichen Öle zu hoch dosiert. Anwenden sollte man Thymian und Salbei beispielsweise auch nur auf Wasserbasis und gering dosiert.
Auch kann Tee für Pferde wie für uns Menschen angenehm bei einer Erkältung sein. Gerade Trockener Husten ist für das Pferd sehr unangenehm und kann mit einem warme Kräutertee den Hals befeuchten und beruhigen.
Häufige Fragen, wenn das Pferd hustet
Husten ist nicht nur bei uns Menschen ein Thema, sondern auch beim eigenen Pferd, der Reitbeteiligung oder dem Schulpony. Da das Spektrum Husten sehr groß ist, haben wir hier eine Auswahl von häufig gestellten Fragen und Antworten zusammengestellt.
Wann ist Inhalieren sinnvoll?
Wenn das Pferd tief und rau hustet sowie zähen Nasenausfluss hat, ist Inhalieren sinnvoll. Das Sekret, das sich in der Luftröhre oder in den oberen Bronchien festgesetzt hat, wird dadurch gelöst. Nach dem Inhalieren kann das Pferd den Schleim besser aushusten. Schleim besser aushusten.
Der Pferdebesitzer sollte beim Inhaliergerät auf einen feinen Zerstäuber achten, denn feinen Teilchen gelangen tiefer in die Lunge. „Dabei kann das Pferd mit Wasser oder mit Salzwasser inhalieren, da beides den Schleim verflüssigt. Beim Inhalieren mit Medikamenten ist Vorsicht geboten: Der Tierarzt muss vorher genau klären, was Ursache des Hustens ist“, erklärt Dr. Blobel.
Bei Sportpferden mit chronischer Bronchitits hat das Inhalieren mit Medikamenten einen Vorteil: „Die Dosis ist beim Inhalieren geringer, die Abbauzeiten (Dopinggefahr) sind kürzer“, so Dr. Niederhofer.
Hilft ein Solarium bei Husten?
Die Wärme des Pferdesolarium wirkt sich positiv auf die Psyche des Pferdes aus, da es sich dabei sehr gut entspannen kann. Auch die Muskulatur des Pferd wird gelockert. Auf Husten hat das Solarium eher eine indirekte Wirkung. „Manche Pferde senken dabei den Kopf, so dass der Schleim besserabläuft“, weiß Dr. Niederhofer.
Wie gefährlich ist staubiger Hallenboden?
„Jeder Staub ist schädlich für die Lunge“, sind sich Dr. Blobel und Dr. Niederhofer einig. Wenn das Pferd einmal auf staubigem Boden geritten wird, ist das noch kein Drama. Auf die Dauer sollte man es allerdings vermeiden.
„Durch die Bewegung atmet das Pferd tiefer ein, so dass auch die Staubpartikel tiefer in die Lunge gelangen. Die Schleimhäute werden gereizt und entzünden sich. Je nach Vorschäden sind die Folgen unterschiedlich schlimm“, erklärt Dr. Niederhofer. Regelmäßiges Sprengen in der Reitbahn oder Böden, die viel Feuchtigkeit speichern (zum Beispiel mit hohem Lehmanteil), sind die gesunde Alternative.
Husten beim Pferd – Auf was sollte man beim Reiten achten?
Bei akutem Husten mit Fieber sollte das Pferd nur im Schritt an der frischen Luft gehen. Handelt es sich um chronischen Husten (ohne Fieber, Blutbild in Ordnung), so ist Galopp die beste Therapie. „Nach Aufwärmen im Schritt sollte das Pferd im Tempo von etwa 300 bis 350 Meter in der Minute galoppieren – so lange, bis es warm ist und leicht müde wird.
Auf keinen Fall überfordern, rechtzeitig Schrittpause einlegen! Pro Galoppsprung macht das Pferd einen Atemzug und belastet die Lunge gleichmäßig, ohne sie zu überlasten. Belastet man die Lunge weniger, wird ihr Volumen herabgesetzt und das Lungengewebe geschädigt, so dass es zur Dämpfigkeit kommen kann.
Muss das Pferd vollständig trocken sein, bevor man ihm seine Stall – oder Paddockdecke auflegt?
Zunächst sollte das Pferd nach der Arbeit 30 Minuten warm gehalten werden durch Abschwitzdecken oder Führen. Ist es danach immer noch leicht verschwitzt, kann es auch die Decke aufgelegt bekommen. „Schwitzt das Pferd noch stark und hat eine Decke, die den Schweiß stark aufsaugt, ist das eine der wenigen Möglichkeiten, bei denen sich das Pferd erkälten kann. Denn dann steht es die ganze Zeit mit der nassen Decke da und kann die Wärme durch sein Fell nicht regulieren“, erklärt Dr. Niederhofer.
Husten beim Pferd – Mit welchen Hausmitteln kann das Immunsystem gestärkt werden?
Wenn das Pferd gesund ist, ist Sport das beste Mittel. „Sportler haben deutlich weniger Lungenerkrankungen“, bestätigt Dr. Karl Blobel, „denn beim Schwitzen wird die Durchblutung angeregt, was das Immunsystem stärkt.“
Wenn das Pferd hustet, aber sonst kein Fieber, sollte es daher leicht schwitzen beim Training. Zusätzlich unterstützen so genannte Paramunitätsinducer die Abwehr. Sie können vorsorglich beim Tierarzt besorgt werden, wenn das Pferd in nächster Zeit bestimmten Belastungen ausgesetzt ist.
Bekommen geschorene Pferde leichter Husten und hilft es, die Nierenpartie nicht zu scheren?
Die fehlende Schutzschicht des Fells muss bei geschorenen Pferden durch Decken ersetzt werden. (© Toffi)
Scheren oder nicht – das ist laut Dr. Blobel keine Frage der Hustengefahr, sondern des Putzens. „Das Fell ist ein natürlicher Schutz gegen die Kälte. Putzt man das Pferd aber zu gründlich, wird die Isolationssicht zerstört. Diese setzt sich aus Schuppen und Haaren zusammen, was viele Pferdebesitzer als Dreck ansehen und wegputzen wollen. Die Thermoregulierung ist gestört.
Geschorene Pferde bekommen keinen Husten, wenn der fehlende Kälteschutz durch eine Decke ersetzt wird – egal, ob die Nierenpartie geschoren ist.“ Einziger Vorteil der Halbschur: Auf die Decke kann beim Trockenreiten oft verzichtet werden.
Bei welchen Temperaturen und wie lange können Pferde ohne Decke im Regen stehen, ohne Husten zu bekommen?
„Wenn das Pferd zu lange im Regen steht, bekommt es eher eine Hauterkrankung als eine Erkältung“, so Dr. Blobel. „Ist es außerdem kalt, so sind auch Muskelverspannungen und schmerzen möglich.“ Eine typische Erkältung, so wie wir sie bekommen, gibt es bei Pferden nur sehr selten.
„Man müsste schon ein geschorenes Pferd mehrere Stunden bei niedrigen Temperaturen in den Regen stellen, damit es sich erkältet“, so Dr. Niederhofer. Das Immunsystem kann jedoch geschwächt werden und dadurch Viren den Weg frei geben.
Was muss bei der Heufütterung beachtet werden, wenn das Pferd hustet?
Staub ist gefährlich und steckt fast in jedem Heu – entweder durch Verschmutzung bei der Ernte oder durch Blütenpollen. Da Heu oft hochdruckgepresst ist, hat sich der Staub an den Halm gebunden. „Daher ist es grundsätzlich verkehrt, das Heu in der Box aufzuschütteln“, erklärt Tierarzt Dr. Blobel. „Der Staub löst sich vom Halm und schwebt mehrere Stunden über dem Heuhaufen, so dass das Pferd beim Fressen den Staub inhaliert.“
Bei empfindlichen Pferden ist es besser, das Heu zu bedampfen. Qualitativ einwandfreie Anwelksilage ist auch gut geeignet.
Was muss bei der Boxenhaltung beachtet werden, um Lungenerkrankungen zu vermeiden?
„Die richtige Belüftung ist der Schlüssel zum Erfolg bei Atemwegserkrankungen“, weiß Dr. Matthias Niederhofer. Sowohl Zugluft als auch schlechte Luft in der Box und Staub schaden der Lunge enorm, da sie die Atmungsorgane schwächen und den Weg für Infektionen frei geben. Die Luftströmungen sollte laut Dr. Blobel bei etwa 0,3 Metern pro Sekunde liegen und Schadstoffe wie Ammoniak müssen von der Einstreu gut gebunden werden.
„Vorteilhaft sind Böden in der Box, die die Flüssigkeit aufnehmen oder ein schräger Boden, so dass der Urin zu Seite Ablaufen kann“, rät Dr. Karl Blobel. „Bevor der Urin auf dem Boden Pfützen steht, würde ich zu einer Matratze raten, denn sobald sich das Pferd hinlegt, erwärmt sich der Ammoniak und steigt auf. Bei einer Matratze fließt der Urin hindurch und hat somit eine weitere Entfernung zum Pferd.
Voraussetzung für eine gute Matratze: Sie sollte 20 Zentimeter hoch sein und Pferdeäpfel sowie nasse Stellen müssen täglich entfernt werden. Optimal ist eine Kombination aus Spänematratze mit Stroh darüber, was allerdings aus wirtschaftlichen Gründen in vielen Ställen nicht möglich ist.“
Wie hoch darf die Luftfeuchtigkeit im Stall sein?
Zu hohe Luftfeuchtigkeit ist schädlich, weil sie die Vermehrung von Krankheitserregern, Schimmelpilzen und Parasiten begünstigt. Außerdem kann feuchte Luft zu Krämpfen in den oberflächlichen Bronchien führen, da weniger Sauerstoff in der Luft ist.
Zu trockene Luft begünstigt wiederum die Bildung von Staub, was ebenfalls schädlich für die Atemorgane ist. Zwischen 60 und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit lautet die Empfehlung in den Richtlinien für Reiten und Fahren Band vier, Haltung, Fütterung, Gesundheit und Zucht.
In der Praxis leichter umsetzbar ist der Rat von Tierarzt Dr. Blobel: „Die Luftfeuchtigkeit sollte der äußeren Luftfeuchtigkeit angepasst sein, so wie es auch bei der Temperatur der Fall ist.“