Training auf kleinstem Raum ist im Grunde nichts anderes als gelebter Minimalismus im Reitsport. Es ist der bewusste Verzicht auf Überfluss – auf Tempo, auf Ablenkung, auf ständige Leistungsanforderungen – zugunsten von Klarheit, Präzision und innerer Ruhe. Das sind die Auswirkungen auf Körper und Psyche von Pferd und Reiter.
Training auf kleinstem Raum ist im Grunde nichts anderes als gelebter Minimalismus im Reitsport. Es ist der bewusste Verzicht auf Überfluss – auf Tempo, auf Ablenkung, auf ständige Leistungsanforderungen – zugunsten von Klarheit, Präzision und innerer Ruhe. Das sind die Auswirkungen auf Körper und Psyche von Pferd und Reiter.
Mentale Verbindung und Empathie vertiefen
Vertrauen, Ruhe, Wahrnehmung, Verständnis, Präsenz und faire Führung bilden das Fundament für eine feine Kommunikation mit dem Pferd.
Effekte der Übung auf Pferd und Mensch:
- Bewusst Kontakt mit dem Pferd auf mentaler Ebene aufnehmen – frei von Erwartungen oder Leistungsdruck, Stress oder Unruhe. Es geht darum, das Pferd nicht zu bewerten, sondern wahrzunehmen – und dabei selbst in einen ruhigen, offenen Zustand zu kommen.
- Fördert tiefes gegenseitiges Vertrauen und Verbindung.
- Baut mentalen Druck ab – sowohl beim Menschen als auch beim Pferd.
- Verbessert die Wahrnehmung feiner Signale (Atmung, Mimik, Energie).
- Hilft, wieder in den Moment zu kommen – perfekt als Reset nach Stress oder Konflikten.
- Vielleicht merken Sie anschließend, dass Ihr Pferd den Kontakt zu Ihnen von selbst sucht, näher bei Ihnen bleibt oder ruhiger atmet.
So geht’s beim Training auf engstem Raum:
- Körperenergie kontrollieren: Stehen Sie neben dem Pferd, ohne es festzuhalten. Ihre Arme hängen locker am Körper herab. Atmen Sie tief und bewusst. Lassen Sie die Schultern sinken, den Blick weich werden. Ihre Körperenergie soll ruhig und offen wirken – kein Druck, keine Erwartungen.
- Das Pferd wahrnehmen: Richten Sie Ihren Blick nicht direkt auf Ihr Pferd, sondern versuchen Sie es so wahrzunehmen. Wie es steht, atmet, wie dessen Körperspannung ist. Wie bewegt es die Ohren, wie den Schweif? Wenn Sie spüren, dass Ihr Pferd Sie wahrnimmt (Blick, Ohr, kleine Bewegung), können Sie sanft Ihre Hand ausstrecken und das Pferd den Kontakt suchen lassen.
- Zulassen lernen: In der Verbindung mit Tieren fallen oft unsere Masken, die wir im Alltag so mühsam tragen. Tiere haben die Kraft uns tief im Inneren zu berühren. Falls Emotionen hochkommen (z. B. Traurigkeit, Dankbarkeit, Ruhe) – lassen Sie diese zu. Pferde reagieren oft stark auf echte emotionale Präsenz. Bleiben Sie still, atmen und fühlen Sie.
- Positiv beenden: Beenden Sie die Übung, wenn Ihr Pferd abschnaubt, den Kopf senkt oder sich Ihnen zuwendet mit einem Lob und positiver Stimmung.
Es geht nicht um spektakuläre Bewegungen, sondern um Feinmotorik, Balance und Achtsamkeit – das Herzstück echter Gymnastik. Pferde brauchen anfangs etwas Zeit, um zu reagieren und ihr Gewicht zu verlagern. Sie müssen lernen, uns zu verstehen und ein bestimmtes Körpergefühl zu entwickeln. Da wir uns feine Hilfen wünschen, sollten die Signale nie mit zu viel Druck gegeben werden.

Bei diesem Paar ist zu erkennen, wie ähnlich die Körperenergie der beiden ist. (© Christiane Slawik)
Seitengänge in Miniaturform beim Training auf engstem Raum
Schenkelweichen, Schulterherein, Travers und Co. lassen sich auch dann trainieren, wenn nur wenig Raum zur Verfügung steht. Zum Beispiel auf einem Paddock oder in der Ecke eines sonst matschigen Reitplatzes. In der Bodenarbeit stellen sie eine hervorragende Möglichkeit dar, gezielt einzelne Muskelgruppen anzusprechen. Das Prinzip der Seitengänge lässt sich wunderbar auf engstem Raum in Miniaturform üben.
Effekte der Übung auf Pferd und Mensch:
- Ziel ist nicht die „Lektion an sich“, sondern Koordination, Biegung und Körperkontrolle des Pferdes in kleinen, kontrollierten Bewegungen.
- Diese Mini-Bewegungen erfordern eine präzise Koordination zwischen Schultern, Rippen, Hüfte und Hinterhand. Das aktiviert die Tiefenmuskulatur und fördert die Balance, ohne das Pferd zu überlasten.
- Gut geeignet für junge Pferde (Balance und Körperbewusstsein), ältere Pferde (sanfte Kräftigung ohne Überlastung), zum Aufwärmen oder als Mentaltraining zwischendurch.
- Mit Achtsamkeit und Gefühl ausgeführt, können bereits wenige Minuten bewusstes Mini-Seitengang-Training einiges bewirken. Die Bewegungen sind zwar nicht besonders raumgreifend oder energisch, aber dennoch passiert viel im Körper. Mensch und Pferd schaffen eine gute Basis der Kommunikation mit Respekt und Vertrauen.
Während Pferde lernen, auf kleinste Signale und Energieveränderungen zu reagieren, wird der Mensch oft automatisch ruhiger, da er bewusster und präziser agieren muss. - Zahlreiche Effekte: Ob Mobilisierung der Rippen und der Wirbelsäule, Verbesserung der Schulterfreiheit, Rumpfstabilisation oder das Erreichen eines neues Körpergefühls – Diese Mini-Seitengänge haben es in sich.
So gehen Mini-Seitengänge beim Training auf engstem Raum:
- Vorbereitung: Das Pferd steht oder geht auf einer gedachten Linie. Sie stehen in etwa auf Schulterhöhe. Fragen Sie zunächst ein wenig Stellung im Genick ab. Nur so weit, dass Sie das innere Auge sehen können. Sehen Sie die Stellung als „Zündschlüssel“ – so weiß das Pferd, wohin der Energiefluss gehen soll.
- Mini-Schulterherein: Stellen Sie das Pferd minimal nach innen und weisen Sie ihm mit Ihrem Körper den Weg. Nach einem Schritt im Schulterherein wieder geraderichten.
- Denken Sie an Zeitlupe: Das Pferd soll lernen seinen Körper zu koordinieren und aufmerksam zu bleiben. Vom Boden aus und dank der ruhigen Arbeit können Sie an einer korrekten Ausführung feilen.
- Gute Kombination: Sind Sie in der Lage, Schulter und Hinterhand des Pferdes zu bewegen, dann können Sie beides miteinander kombinieren. Eine Traversale ist keine Einstiegslektion, aber sie kann ein Ziel sein.
Bauen Sie die Miniatur-Seitengänge in kleinen Schritten auf. Die Übungen werden Ihnen vielleicht sogar so vertraut werden, dass Sie diese auch zu Beginn einer Trainingseinheit einbauen. Ihr Pferd kann dadurch ein besseres Gefühl für die Bewegung und seinen Körper bekommen. - Mini-Zirkeltraining: Ihnen fehlt der Platz, um einen Zirkel mit normalem Durchmesser anzulegen? Dann denken Sie sich eine kleinere Kreislinie, auf der Sie zum Beispiel Schulterherein und Travers kombinieren. Gut dazu passt auch immer mal rückwärts richten und mit langsamen Schritten bewusst wieder angehen.
- Gefühls-Barometer: Viele Pferde beginnen bei dieser Arbeit, tiefer zu atmen, den Hals fallen zu lassen, abzukauen oder „mitzudenken“. Sie fühlen sich gesehen, sind motiviert – und genau das ist wahre mentale Förderung.
Ein häufiges Missverständnis ist, dass Pferde nur dann effektiv trainiert werden, wenn sie viele Kilometer machen. Doch Gymnastizierung entsteht nicht einfach nur durch lange, intensive Trainingseinheiten, sondern durch Balance, Körperbewusstsein und präzise Bewegungsabläufe. Auf engem Raum lässt sich genau das schulen – Schritt für Schritt.
