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Zyklusorientiertes Training im Reitsport: Schluss mit Tabus im Stall!


Bild vergrößern Zyklusorientiertes Training im Reitsport

Zyklusorientiertes Training im Reitsport berücksichtigt hormonelle Schwankungen – für mehr Verständnis und Leistung im Sattel. (© Elisa / Adobe Stock)

Der Menstruationszyklus begleitet die Hälfte der Menschheit einen großen Teil ihres Lebens. Und doch schenken wir den Hormonen und Prozessen im weiblichen Körper noch wenig Beachtung. Dabei beeinflussen sie auch die Leistungsfähigkeit. Klingt blöd, aber das gilt auch für Stuten.

Monat für Monat wiederholt sich im weiblichen Körper ein Kreislauf. 28 Tage dauert er im Durchschnitt. Abweichungen sind die Regel. Das zu wissen, ist wichtig. Alles zwischen 21 und 35 Tagen gilt als völlig normal. Und: Der Zyklus ist nicht immer gleich lang, sondern bei vielen Frauen einmal länger, dann wieder kürzer.

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Was aber wichtig ist, ist das Wissen über den Einfluss des Menstruationszyklus auf den weiblichen Körper. Denn was während dieses Zeitraums alles passiert, ist nicht nur beeindruckend, sondern beeinflusst Studien zufolge auch maßgeblich die Leistungsfähigkeit. Zugegebenermaßen muss man sagen, dass zyklusorientiertes Training im Reitsport bisher kaum wissenschaftlich untersucht wurde. Das Thema beschäftigt Leistungssportlerinnen aber zunehmend. Ciao, Tabuzone!

Die vier Phasen des Zyklus

Der weibliche Zyklus läuft in vier Phasen ab: Menstruationsphase, Follikelphase, Eisprung und Sekretionsphase. Ein Blick darauf, was in dieser Zeit im Körper passiert: Die Menstruationsphase dauert circa vom ersten bis zum sechsten Tag des Zyklus. Die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut wird über den Gebärmutterkanal ausgestoßen und tritt als Monatsblutung aus.

Damit sich die Schleimhaut leichter lösen kann, zieht sich die Gebärmutter immer wieder zusammen. Diese Kontraktionen können zu Schmerzen oder Krämpfen im Unterleib führen. Die Forschung empfiehlt zu diesem Zeitpunkt weniger intensives Training. Ganz auf Sport zu verzichten, weil Beschwerden wie Schmerzen, Wassereinlagerungen, Appetitveränderung oder Mattigkeit den Alltag beeinträchtigen, ist nicht ratsam.

Zyklusorientiertes Training im Reitsport: Leichte Aktivitäten

„Wenn wir in die Empfehlungen schauen, dann wird hier gesagt, dass man den Fokus auf regeneratives Training legen sollte. Die generelle Devise ist aber eindeutig, auf den eigenen Körper zu hören und nur zu machen, was gut tut. Mit folgender klarer Empfehlung im Hinterkopf: Leichte Aktivitäten sind sinnvoll, denn Sport regt die Durchblutung an und kann dabei helfen, verkrampfte Muskeln zu entspannen“, erklärte Prof. Dr. Jana Strahler im Podcast Generation Bewegung.

Sie hat seit 2021 den Lehrstuhl Sportpsychologie, Institut für Sport und Sportwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne. Entspannte Ausritte sind zu dieser Zeit beispielsweise eine gute Idee. Vor allem auch bei Schmerzen im unteren Rücken kann die eher sanfte Bewegung gut tun.

Die richtige Kleidung: Weiße Reithosen?

Doch nicht nur die Trainingsform, sondern auch das persönliche Wohlbefinden spielt während der Periode eine große Rolle – dazu zählt auch die Wahl der Reitbekleidung. Englands Fußballspielerinnen haben sich im vergangenen Jahr gegen weiße Hosen ausgesprochen. Sie tragen nun blau. Die Spielerinnen fühlten sich während ihrer Periode in den weißen Hosen nicht sicher.

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Eine Studie aus dem vergangenen Jahr deutet zudem darauf hin, dass die weißen Hosen die Leistung verschlechtern. Das hat Alex Krumer, Professor für Sportökonomie am University College im norwegischen Molde, herausgefunden. Wer sich während der Periode unwohl fühlt – körperlich oder auch wegen äußerer Umstände wie der Kleidung – kann oft kaum Leistung abrufen. Umso bemerkenswerter ist, wie stark sich das Empfinden in der nächsten Zyklusphase verändern kann.

Leistungshoch rund um den Eisprung

Etwa vom 7. bis zum 13. Tag des Zyklus dauert die Follikelphase, auch Proliferationsphase, bei der im Eierstock ein Eibläschen heranreift. Dieses enthält die Eizelle. Obwohl es zwei Eierstöcke gibt, reift normalerweise pro Zyklus nur eine Eizelle heran. Gleichzeitig baut sich die Gebärmutterschleimhaut langsam wieder auf. So kann sich die Eizelle bei einer Befruchtung dort einnisten.

Im Nervensystem haben Östrogene eine erregende Funktion. Außerdem fördern sie den Aufbau von Muskelkraft und erhöhen die Verfügbarkeit von Serotonin, dem sogenannten Gute-Laune-Hormon. Deshalb scheint diese Phase besonders für intensives Training geeignet. Bei Leistungssportlerinnen, die zyklusbasiert trainieren, liegt in dieser Zeit der Fokus auf dem Krafttraining.

Östrogene: Zyklusorientiertes Training im Reitsport

Fakt ist: Rund um den Eisprung fühlen sich die meisten Frauen am leistungsstärksten. Doch es gibt ein Aber. Während dieser Zyklusphase ist der Hormonspiegel an Östrogenen besonders hoch. Das steigert die Dehnbarkeit der Sehnen, was zu einer Instabilität in den Gelenken führen kann und damit auch zu einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit bei komplexen Bewegungsabläufen und starken Belastungen. Für Reiterinnen sind nach unserer Recherche keine mit Studien belegten Auswirkungen bekannt.

Der Eisprung findet bei einem Zyklus von 28 Tagen um den 14. Tag herum statt: Die Hülle des Eibläschens platzt und die Eizelle wandert durch einen der Eileiter in Richtung Gebärmutter, um dort befruchtet werden zu können.

In der letzten Phase auf Ausdauer und Kraft fokussieren

Die fruchtbaren Tage des Zyklus beginnen etwa vier bis fünf Tage vor der Ovulation und enden ein bis zwei Tage nach dem Eisprung. Kommt es nicht zu einer Befruchtung, stirbt die Eizelle ab und wird mit der Gebärmutterschleimhaut bei der nächsten Blutung aus dem Körper gespült.

Die letzte Phase ist die Sekretionsphase, auch Lutealphase genannt. Sie entspricht in etwa der zweiten Zyklushälfte. „Nach dem Eisprung in der zweiten Zyklushälfte sinken die Östrogene leicht und das Progesteron steigt kontinuierlich an“, sagt Jana Strahler. Progesteron wirke stabilisierend im Gewebe, erhöhe die Spannung und wirke im Nervensystem hemmend. Ihre Empfehlung lautet daher: In der Lutealphase auf ein erhaltendes und nicht auf ein aufbauendes Training zu setzen. Das heißt der Fokus liegt eher auf Ausdauer und Kraft. Und: nicht zu viel wollen.

Auf Körper hören: Zyklusorientiertes Training im Reitsport

In den Tagen vor der nächsten Menstruation steigt zudem nämlich der Spiegel des Stresshormons Cortisol an, was sich ebenfalls auf Leistung und Psyche auswirken kann. Wer in diesen Tagen besonders reizbar ist, sollte sich dies schon auf dem Weg in den Stall vor Augen führen. Selbstreflexion ist beim Reiten das A und O, um das Pferd als Partner fair zu behandeln.

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Generell raten Forscher dazu, beim Training auf die Signale des Körpers zu hören. Wer sich schlapp und müde fühlt, kann an dem Tag keine Höchstleistung von sich erwarten. Sich dessen bewusst zu sein, kann helfen, die eigene Leistung weniger selbstkritisch zu beäugen. Da die Studienlage zum zyklusbasierten Training noch recht dünn ist, sollte jede Frau sich vor Augen führen, wie es ihr in den unterschiedlichen Zyklusphasen geht. Der Zyklus ist individuell und die Forschung dazu nimmt jetzt erst richtig Fahrt auf.

Wie funktioniert der Zyklus bei Stuten?

Zickig, klemmig, unkooperativ – gegenüber Stuten gibt es viele Vorurteile. Schuld daran ist nicht selten die Rosse. Denn im Gegensatz zu Frauen zeigen Stuten sehr deutlich, in welcher Zyklusphase sie sich befinden. Sie signalisieren dem Hengst, wann sie paarungsbereit sind und wann nicht. Alle 21 Tage ist es ungefähr soweit.

Und im Gegensatz zum Menschen haben Stuten nicht ganzjährig einen Zyklus. Vielmehr rossen viele Stuten nur etwa von März oder April bis Oktober. Von dieser Regel gibt es selbstverständlich Ausnahmen, wie immer in der Natur. Und: Zwischen November und Februar haben viele Stuten zwar keinen Eisprung, zeigen aber trotzdem Rosseverhalten. Damit verbunden ist eine häufige Frage: Warum haben Stuten keine Regelblutung?

Warum haben Stuten keine Regelblutung?

Wir Menschen sind eine von wenigen Ausnahmen. Die meisten Säugetiere haben keine Menstruation. Auch Pferde nicht. Die Stute hat keine Periode, weil ihre Gebärmutterschleimhaut keinen Zyklus hat. Bei Frauen baut sich die Gebärmutterschleimhaut zur Vorbereitung auf eine mögliche Befruchtung auf, bei der Stute nicht. Nur wenn es zu einer Befruchtung gekommen ist, verändert sich die Gebärmutterschleimhaut der Stute.

Neben diesen grundsätzlichen Unterschieden zum menschlichen Zyklus spielt bei der Stute auch die Umwelt eine wichtige Rolle. Wenn die Temperaturen steigen und die Tage länger werden, aktiviert das die Eierstockfunktionen. Die erste Rosse nach der „Winterpause“ könne schon einmal länger andauern, hat Tierärztin Dr. Jutta Sielhorst beobachtet. Rosse ist also nicht gleich Rosse.

Zyklusorientiertes Training im Reitsport: Der Rossekalender

Rossekalender

Um den Einfluss des Zyklus auf die eigene Leistungsfähigkeit oder die der Stute beurteilen zu können, ist es wichtig, den Zyklus zu kennen. Es gibt spezielle Apps, die dies ermöglichen. Ein Kalender tut es aber auch. (© krissikunterbunt / Adobe Stock)

Einigen Stuten ist die Rosse auch beim Reiten anzumerken. Manche sind in dieser Zeit triebiger, andere wehren sich auch gegen den Schenkel. Wie die Stute sich in der Rosse verhält, ist aber individuell. Daher empfiehlt sich ein Rossekalender. Dort kann man nicht nur eintragen, wann die Stute rosst, sondern auch, welche Verhaltensweisen zu beobachten sind. Entsprechend lässt sich das Training steuern oder auch ein Turniereinsatz planen.

Bei einigen Sportstuten wird die Rosse sogar durch entsprechende Hormonpräparate unterdrückt. „Regumate“ ist sicherlich das bekannteste verschreibungspflichtige Medikament. Wenn Frauen es verabreichen, sollten sie Handschuhe tragen. Da das Hormon durch die Haut aufgenommen wird, kann es nämlich auch bei Frauen zu Zyklusstörungen und Menstruationsbeschwerden führen.

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