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Bewusstes Reiten – im Einklang mit Körper, Gefühl und Pferd


Bild vergrößern Reiter lobt Pferd

Loben, lächeln und Zug am Zügel: Diese Botschaft ist nicht eindeutig. (© Slawik)

Reiten ist mehr als das Zusammenspiel von Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen. Erst der achtsame Blick nach innen macht die unbewussten Signale sichtbar, die an das Pferd gesendet werden. Wer es schafft, sein Inneres mit dem Äußeren in Einklang zu bringen, erlebt einen neuen Dialog.

Eine Harmonie entsteht durch den geordneten Zusammenklang aller gespielten Töne. Sie beeinflusst maßgeblich die Stimmung in einem Musikstück und schafft es, eine fröhliche Melodie traurig und eine traurige Melodie fröhlich klingen zu lassen. Auch Mensch und Pferd können zu einem gemeinsamen Lied tanzen, wenn die internen und externen Hilfen des Reiters übereinstimmen und so bewusstes Reiten möglich wird.

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Als externe Hilfen bezeichnet Ausbilderin Tania Konnerth aus dem niedersächsischen Bleckede solche, die wir bewusst geben. Dazu zählen für sie u. a. Zügel- und Schenkelhilfen sowie bestimmte Gewichtshilfen wie die einseitig belastende. Ihre Koordination wird als Einwirkung bezeichnet und bildet die Basis für die Kommunikation mit dem Pferd – so die herkömmliche Sichtweise.

Bewusstes Reiten durch Atmung, Energie und innere Bilder

„Wenn wir externe Hilfen nutzen wollen, müssen wir zunächst sicherstellen, dass das Pferd diese versteht. Es weiß nämlich nicht automatisch, was ein vorwärtstreibender Schenkel oder ein angenommener Zügel bedeutet. Auch wir Menschen müssen die externen Hilfen erst erlernen. Darauf wird der Hauptschwerpunkt vieler Reitstunden gelegt, weil sie scheinbar leichter zu begreifen und zu vermitteln sind. Doch das reicht meiner Meinung nach nicht aus, wenn es um feines und pferdefreundliches Reiten geht“, sagt Tania Konnerth.

Daher lehrt die Expertin zusätzlich den Einsatz der „internen Hilfen“ – eine von ihr selbst gewählte Formulierung. Diese sind dem Pferd immer gegenwärtig, dem Reiter im Sattel aber nicht. Hierzu gehören die belastende Gewichtshilfe, die Atmung, die Energie und die inneren Bilder. „Das Pferd nimmt nicht nur die Hilfen wahr, die wir mit unserem Verstand geben, also einen Schenkelimpuls oder ein Zügelsignal, sondern auch jede ungewollte oder unbewusste Bewegung, die wir mit unserem Körper ausführen, und sei sie noch so klein“, klärt Tania Konnerth auf.

Einwirkungen sind oft nicht so korrekt, wie wir denken

Reiterin im leichten Sitz - bewusstes Reiten

Locker im Sattel, konzentriert bei der Sache – bewusstes Reiten zeigt sich in Balance, Gelassenheit und feiner Kommunikation mit dem Pferd. (© Slawik)

Es zeigt eine unmittelbare Reaktion auf diese Reize, die seinem natürlichen Verhalten entspricht und ohne vorherige Erfahrung oder Training erfolgt. „Jedes Mal, wenn wir auf dem Pferderücken aus der Balance kommen, geben wir eine Gewichtshilfe. So spürt es, wenn wir schwanken, rutschen oder schief sitzen, und wird instinktiv versuchen, unter unser Gewicht zu treten oder seine Bewegung zu verlangsamen, damit es sich besser ausbalancieren kann. Sehr sensible Pferde halten oft auch an. Sind wir uns aber nicht bewusst, dass wir zum Beispiel nach innen fallen, werden wir nicht verstehen, warum unser Pferd, obwohl wir geradeaus reiten möchten, nach innen driftet“, erläutert die Expertin.

Häufig ist unsere Einwirkung nicht so korrekt und präzise, wie es unser Verstand annimmt. Die meisten Tiere würden zwar mit der Zeit lernen, kleinere Schwankungen zu ignorieren (ansonsten müssten sie ständig Schlangenlinien laufen), doch sie könnten trotzdem nicht immer wissen, wann eine Gewichtshilfe wirklich ernst gemeint sei und wann nicht.

Mehr Losgelassenheit durch bewusstes Reiten

Diese Tücke findet sich auch im automatischen Vorgang des Atmens. „Er ist den meisten von uns genauso wenig bewusst und wird in den seltensten Fällen im Reitunterricht thematisiert, zumindest nicht als Hilfe. Dabei hat unsere Atmung so viel Einfluss auf das Reiten! Das liegt daran, dass sie so ziemlich alles in unserem Körper beeinflusst: unsere Haltung, unsere Körperspannung, ob und welche Körperbereiche ver- oder entspannt sind, unsere Beweglichkeit und unsere Ausstrahlung“, meint Tania Konnerth.

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Das Pferd merkt, wenn der Mensch seinen Atem tief und ruhig, sehr flach und schnell oder phasenweise gar nicht fließen lässt. Meist findet eine Veränderung statt, wenn der Reiter unsicher ist oder auf einem nervösen Vierbeiner sitzt. „Viele sind erstaunt, wenn sie darauf hingewiesen werden. Atmet der Reiter dann wieder entspannt, führt das sofort zu mehr Losgelassenheit – bei beiden“, ergänzt sie.

Die Atmung wirkt sich auf das Pferd aus

Pferdebeine

Auf jede Gewichtsverlagerung folgt oft eine unmittelbare Reaktion. Wir spüren sie nur nicht immer. (© Slawik)

Wie es um das persönliche Luftholen steht, lässt sich leicht herausfinden, indem Fragen gestellt und Antworten gefunden werden:

  • Wie atme ich, wenn ich mich auf mein Pferd setze, und welche Grundstimmung kreiere ich damit?
  • Wie atme ich, wenn ich nervös bin, und kann ich durch einen etwas ruhigeren Atem selbst ruhiger werden?
  • Wie atme ich im Trab, und kann ich besser aussitzen, wenn ich gleichmäßig atme?

Einen unbemerkten Einfluss auf das Reiten nimmt zudem die Energie. „Manche Menschen sind forsch, andere sind träge, manche sind schnell in ihren Handlungen, andere langsam, manche sind ruhig und gelassen, andere sind nervös. Diese Liste ließe sich beliebig weiterführen, denn es gibt unzählige Ausprägungen von Energie. Es geht hier um die Qualität, mit der wir uns bewegen, mit der wir reden und mit der wir handeln“, notiert die Ausbilderin mit Co-Autorin Babette Teschen in ihrem erfolgreichen Online-Reitkurs

Bewusstes Reiten: Einfluss durch das Energielevel

„Mit dem Herzen voran“. Wir können zum Beispiel angespannt oder entspannt wirken, motiviert oder lustlos, fordernd oder zurückhaltend, fröhlich oder genervt. „Wenn wir uns klarer darüber werden, wie wir wirken, können wir auch lernen, unsere Energie zu verändern, und somit auf das Miteinander mit unserem Pferd einwirken. So lässt sich das Pferd über unser eigenes Energielevel unter anderem effektiver beruhigen oder besser motivieren. Es ist immer wieder sehr spannend zu sehen, wie sehr sich ein und dasselbe Pferd bei verschiedenen Menschen verändern kann“, berichten die beiden.

Wer versucht, sein Pferd mit so wenig externen Hilfen wie möglich zu reiten, darf anfangs keine unmittelbaren Reaktionen erwarten. Es geht zunächst darum, behutsame Veränderungen möglich zu machen. „Probieren Sie die internen Hilfen mehrfach aus. Fragen Sie sich: Was ist die minimalste interne Hilfe, die für das Pferd, das ich gerade reite, am besten funktioniert?

Feine Veränderungen wahrnehmen

Reiterin auf Fjordpferd

Die individuelle Energie des Menschen beeinflusst die Kommunikation im Sattel. (© Slawik)

Jedes Pferd hat andere Erfahrungen mit uns Menschen gemacht und auch schon einmal Druck erlebt, wenn es sich nicht sofort wie von uns gewollt verhalten hat. Geben Sie dem Pferd Zeit für eine Reaktion und so die Möglichkeit, auf Ihre internen Hilfen zu reagieren“, empfiehlt die Ausbilderin Tania Konnerth.

Wie wäre es mit einem kleinen Test im Heimatstall? Welche Zusammenhänge fallen zwischen dem Auftreten sowie der Ausstrahlung einer Person und dem Verhalten des Pferdes auf?Ein bewusster Energieeinsatz führt ganz nebenbei zur Reduzierung der physischen Hilfen. Im Sinne des pferdefreundlichen Reitens gehen die Ausbilderinnen davon aus, dass Pferden so wenig physische Einwirkung wie möglich angenehm ist. Deshalb arbeiten sie gezielt mit der Energie, indem sie darauf achten, dass die Energie die Hilfen vorbereitet und wirkungsvoll unterstützt.

Hilfen reduzieren – weniger ist mehr: Bewusstes Reiten

Auch konkrete Übungen können helfen, bewusstes Reiten auszulösen.

  • Übung 1: Anhalten

Reiten Sie im Schritt und nehmen Sie einen entspannten Grundsitz ein, lassen Sie Ihren Atem frei fließen und finden Sie ein Bild, das zu der Bewegung des Schrittreitens passt (z. B. rückwärts Fahrrad fahren). Suchen Sie sich jetzt einen bestimmten Punkt aus, an dem Sie ganz bewusst tief ausatmen. Sagen Sie innerlich „Und Haaaaaaaalt“ zu Ihrem Pferd. Sehr wahrscheinlich wird es darauf reagieren, indem es etwas langsamer wird, kurz in seiner Bewegung stockt oder sogar anhält. Das Minimum wird sein, dass es zu Ihnen nach hinten horcht, denn es nimmt das bewusste Ausatmen in jedem Fall wahr.

Reicht das nicht aus? Dann verlangsamen Sie die Bewegung Ihres Beckens. „Fast alle Pferde bleiben auf diese Weise auch ohne jeden Zügelimpuls stehen – und meist auf eine schöne, weiche Art, ohne auf die Vorhand zu fallen“, so Tania Konnerth.

  • Übung 2: Trab-Schritt-Übergang

Bewusstes Reiten auf einem Fjordpferd

Ob sich das Pferd gleich erschrickt, hängt maßgeblich von der reiterlichen Entscheidung ab. (© Slawik)

Stellen Sie sich für einen Übergang vom Trab in den Schritt langsamere Bewegungen des Pferdes vor und atmen Sie bewusst tief und ruhig. Verzögern Sie, falls nötig, sanft die Bewegung Ihres Beckens. „Jedes Pferd wird daraufhin langsamer werden. Für die ersten Male ist vielleicht noch eine externe Hilfe nötig (z. B. die Stimme). Weich dosiert und mit ein bisschen Übung wird das Pferd aber immer schneller durchparieren“, meint die Ausbilderin. Wichtig: In dem Moment, in dem Ihr Pferd reagiert, denken Sie gleich wieder ans Vorwärtsreiten.

  • Übung 3: Angaloppieren

Es benötigt ein inneres „Ja“ und einen geschmeidigen Sitz, der die Vorwärtsbewegung im Galopp wirklich zulässt. „Stellen Sie sich für das Angaloppieren nur den ersten erhabenen Sprung vor, und gestalten Sie diesen als Einladung für Ihr Pferd. Das ist für mich der Schlüssel für einen späteren Galopp in Selbsthaltung. So richtet sich der Reiter selbst auf und denkt mehr nach oben vorne. Erst danach erfolgen die externen Hilfen – falls sie überhaupt noch nötig sind“, sagt Tania Konnerth. Vorab können Sie Ihrem Pferd auch mehr Lust auf den Galopp vermitteln, indem Sie hintereinander kurze und schnelle Schritt-Trab-Wechsel reiten.

Widersprüchliche Hilfen durch unbewusste Signale

Manch einer mag hier vielleicht denken, dass es doch egal ist, wie man sich fühlt, weil es letztlich nur auf einen guten Sitz ankommt. Tatsächlich aber formen unsere innere Stimmung und unser Energielevel unseren Sitz ganz maßgeblich: Innere Anspannungen machen einen entspannten Grundsitz schwer bis unmöglich.

Das ist bei den inneren Bildern nicht anders. „Boah, ist der faul heute!“ oder „Hoffentlich erschrickt sich mein Pferd heute nicht!“ wirken sich auf den Dialog mit dem Trainingspartner aus. Sie sind automatisch in unserem Kopf, auch dann, wenn wir damit kein konkretes Ziel erreichen möchten. Ob wir wollen oder nicht, sie funktionieren, da unser Gehirn allein bei der Vorstellung bestimmter Situationen und Bewegungen Informationen an den Körper sendet, der darauf reagiert.

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„Hier kommen wir wieder in den Grenzbereich, wo eine unbewusst gegebene interne Hilfe zu einer externen wird, die das Pferd erkennt, wir aber vielleicht nicht“, erklärt Tania Konnerth. Erst wenn unser Inneres auf Harmonie ausgerichtet ist und Atmung, Energie sowie innere Bilder übereinstimmen, könne ein guter Sitz sowie ein korrekter und angemessener Einsatz der externen Hilfen gelingen.

Für bewusstes Reiten müssen innere Bilder übereinstimmen

Tania Konnerth

Tania Konnerth aus Bleckede (Niedersachsen) ist Betreiberin des Online-Ratgebers „Wege zum Pferd“ mit über 600 Fachartikeln. In Zusammenarbeit mit Babette Teschen veröffentlichte sie den Online-Reitkurs „Mit dem Herzen voran“. Aktuell bietet die Ausbilderin verschiedene Webinare und Selbstlernkurse an (u.a. „Versteh dein Pferd“ und „Freiraum-Training“). Sie coacht Mensch- Pferd-Paare, berät in Angst-Fragen und entwickelt Lösungsansätze für alle Reiter, deren Pferde „ein bisschen anders ticken“. (© Privat)

„Der Reiter muss nicht mehr über die Schenkellage nachdenken, denn jede andere Position würde sich für ihn komisch anfühlen und den Fluss seiner eigenen Bewegungen und die des Pferdes blockieren“, sagt sie. Das heißt im Umkehrschluss: Der Versuch, den Reitersitz nur rein äußerlich zu verändern, würde keine dauerhafte Änderung herbeiführen. „Das System in uns lässt sich von extern nur selten beeindrucken“, fasst es die Expertin zusammen. Nach einer Sitzkorrektur würden wir daher schnell in unsere alten Muster zurückfallen.

Stehen interne und externe Hilfen im Widerspruch zueinander, wird es heikel. „Das sind dann die Fälle, wo die Pferde von uns Menschen gerne entweder als ‚durchgeknallt‘ oder als ‚faul und stur‘ bezeichnet werden, ohne dass wir auch nur auf die Idee kommen, dass unsere Art zu reiten die Ursache dafür ist“, meinen die Co-Autorinnen. Ein Beispiel: „Der Reiter will galoppieren und gibt alle physischen Hilfen richtig. Doch seine internen sagen ‚Nein‘, weil er vielleicht Angst vor dem Galopp hat oder diesen noch nicht so gut sitzen kann.

Bei Missverständnissen in der Kommunikation hilft Ehrlichkeit

Das Pferd galoppiert in diesem Fall oft nicht oder nur schwerfällig an. Dann werden häufig die externen Hilfen intensiviert. Damit aber bringen wir das Pferd in einen echten Konflikt und tun so, als würde es einen Fehler machen. Dabei liegt der Konflikt in Wahrheit bei uns Menschen“, gibt die Ausbilderin zu bedenken. Es brauche immer auch ein inneres „Ja“ zum Galoppieren, sonst würden wir dem Vierbeiner eine richtige Reaktion unnötig schwierig oder gar unmöglich machen.

Bei Missverständnissen in der Kommunikation hilft mehr Ehrlichkeit: Was will ich wirklich? Und was habe ich vielleicht noch für eine unbewusste Botschaft gesendet? „Reflektierten wir unsere internen Hilfen, bevor wir die externen verstärken, würde sich in der Reiterei schon sehr vieles verändern. Dann kommen wir viel häufiger in den Flow-Zustand. Das sind diese magischen Momente, in denen man mit externen Hilfen in minimaler Form auskommt und sie nur dann einsetzt, wenn sie wirklich nötig sind. Jetzt erst kann zum Beispiel der Schenkel einen leichten Impuls geben, nach dem Motto ‚Denk mal an die Hinterhand!‘ – und das Reiten wird zu einem harmonischen Tanz“, so Tania Konnerth.

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