Heulagerung im Wandel: So geht Heu lagern heute


Bild vergrößern Heu lagern im Stall

Heu wird seit einigen Jahren mehr Beachtung geschenkt – richtig so! Besonders die Lagerung des Raufutters befindet sich aktuell im Wandel. (© imago)

Heu ist das Herzstück jeder Pferdefütterung – und gleichzeitig das größte Sorgenkind. Denn ohne Raufutter kein Pferd. Was über Jahrzehnte funktioniert hat und unter Landwirten als „gute fachliche Praxis“ galt, gerät zunehmend ins Wanken: Klimaveränderungen, Wetterextreme, immer feuchtere Sommer und mildere Winter erschweren die traditionelle Heuernte und -lagerung. Wo früher die Scheune oder der Heuboden ausreichten, beginnt heute das Problem oft schon wenige Monate nach der Ernte: Es bildet sich Lagerschimmel. Was da hilft? Wir haben Experten gefragt.

Noch im Juni war das frisch geerntete Heu zart grün, roch frisch und fühlte sich trocken an. Im November der Schock: eine dünne grünliche Schimmelschicht überzieht die Ballen. Lagerschimmel. Für Pensionsställe, Pferdebesitzerinnen und -besitzer bedeutet das gleich mehrfachen Stress: Die Qualität des Heus entscheidet nämlich nicht nur über Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Pferde, sondern auch über die Wirtschaftlichkeit des Stalls.

Die doppelte Heu-Herausforderung

Futterverluste durch verdorbenes Heu sind teuer – und gesundheitliche Schäden an den Pferden sowieso unbezahlbar. Wir stehen also vor einer doppelten Herausforderung: Heu muss nicht nur zu einem günstigen Zeitpunkt geerntet, sondern auch über viele Monate in gleich bleibend hoher Qualität erhalten werden. Modergeruch, warme Stellen in den Ballen, beginnende Schimmelherde oder Staub sind weder gesund für die Pferdelunge noch für den Magen-Darm-Trakt.

Pilzarten wie Aspergillus, Fusarium oder Penicillium siedeln sich im Heu an und bilden Mykotoxine – toxische, sekundäre Stoffwechselprodukte, die selbst nach Absterben des Pilzes weiterhin gefährlich bleiben. Sie greifen Leber, Nieren, das Immunsystem und die Verdauung an – und können zu Koliken, Fruchtbarkeitsstörungen, Aborten oder sogar neurologischen Ausfällen führen.

Das erklärt uns Hoftierärztin Maria Merkel, angestellte Tierärztin und freiberuflich tätig in Bücken, Niedersachsen. Sie betreibt auch einen eigenen Stall seit dem Jahr 2003. Werden die Schimmelsporen über die Atemwege aufgenommen, können sie akute oder chronische Atemprobleme auslösen – inklusive Bronchitis, Husten, Equinem Asthma oder der gefürchteten „Dämpfigkeit“.

Heu richtig lagern und Schimmel vermeiden

Während in anderen Ländern längst Alternativen erprobt werden – von neuen Futterpflanzen über anpassungsfähige Mischungen bis hin zu technischen Innovationen bei Anbau und Ernte –, steht in Deutschland vor allem die Lagerung im Fokus. Was also tun?

Maria Merkel beobachtet seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme an Atemwegserkrankungen bei Pferden. „Früher war ein hustendes Pferd eine Seltenheit – heute gehört es fast schon zum Alltag“, sagt sie. Der Grund: beinahe immer das Raufutter. Viele Ballen wirken äußerlich einwandfrei, riechen neutral, doch im Inneren lauern unsichtbare Schimmelpilze wie beispielsweise der Aspergillus.

Heulagerung in einer Halle

Zwar unter Dach, aber kein Abstand zum Boden und zueinander. Experten empfehlen, Heuballen auf Paletten einzulagern. (© Sabine Brose/Sorge)

Aspergillus: unsichtbar, aber gefährlich

„Der ist tückisch, den sieht und riecht man nämlich nicht“, weiß die Expertin. Besonders Pferde mit empfindlichen Atemwegen reagieren darauf aber sofort mit Husten und bekommen schlecht Luft. Dass das Problem oft erst längere Zeit nach der Ernte auftritt, wenn die Ballen einige Monate abgelagert haben, ist laut Maria Merkel ein Phänomen neueren Datums: „Wir haben unsere Ballen jahrelang gleich gelagert auf unserem Heuboden. Das funktionierte immer einwandfrei. Aber vor etwa fünf Jahren, ohne dass wir etwas an der Lagerung verändert hatten, traten massive Probleme auf.“

Schuld seien ihrer Ansicht nach mehrere Faktoren beim Heu lagern: steigende Luftfeuchtigkeit durch nasse Sommer, veränderte Wetterlagen und dichter gepresste Ballen durch „bessere“ Technik. Sobald das Heu nicht optimal durchtrocknet oder die Luftzirkulation im Lager fehlt, bilden sich Schimmel und Hefen – unbemerkt und gefährlich.

Heuanalyse: Der Blick ins Labor

Laura Draack, Laborleiterin an der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) NordWest für den Bereich Grundfutteranalysen und Futtermittelmikroskopie, bestätigt: „Die Zahl der eingeschickten Heuproben ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Das Bewusstsein dahingehend hat sich verändert. Viele Betriebe lassen mittlerweile regelmäßig analysieren – nicht nur große Produzenten, auch private Pferdehalter“, berichtet sie.

Untersucht würden in der Regel vor allem die Inhaltsstoffe, wie Proteingehalt, Zucker oder Fruktan, um die Futterrationen der Pferde an das Heu anzupassen. Mikrobiologische Tests hingegen erfolgten meist, wenn bereits der Verdacht auf Schimmel im Heu bestehe – etwa wenn das Heu muffig rieche, staube oder die Pferde bereits husteten. Besonders relevant seien in diesen Untersuchungen die Pilzkeimzahlen.

Tabelle für die Analyse von Heuproben

Heu kann auf verschiedene Dinge getestet werden. Diese Tabelle hilft bei der Entscheidung. (© LUFA Nord-West)

Die Pilzkeimzahl während der Heulagerung

Es gebe produkttypische Pilze (die schon auf der Wiese vorkommen und bis zu einem gewissen Grad unbedenklich sind), aber auch „Verderbnisanzeiger“ wie Aspergillus oder Wallemia, die während der Lagerung und bei Feuchtigkeit aktiv werden. Das Ergebnis der Proben wird bei der LUFA entsprechend der VDLUFA-Methode in Stufen bewertet: Ab Stufe 3 gilt die Qualität als deutlich vermindert, ab Stufe 4 sollte das Raufutter nicht mehr verfüttert werden.

Spannend: Zwar hat sich die Zahl der eingeschickten Proben enorm erhöht, die Durchschnittswerte sind jedoch gar nicht so extrem verändert, wie Laura Draack berichten kann. Die Trockensubstanzgehalte sind sogar seit dem Jahr 2017 beinahe gleichgeblieben (zwischen 85,5 und 87,1 Prozent liegt die Rangierung), auch bei den Pilzkeimzahlen gibt es bei den eingesendeten Proben keinen exorbitanten Anstieg.

Nicht jedes Heu wird nach dem Lagern getestet

„Das hat allerdings keine allumfassende Aussagekraft, weil wir ja nicht das Heu jedes Landwirts proben, sondern nur das Material, das wir bekommen. Wie das für die gesamten Ernten aussieht, kann man daraus also nicht ableiten“, sagt die Laborbereichsleiterin. Unterschiede seien jedoch durchaus nachweisbar, und zwar in den Mineral- und Spurenelementgehalten.

Heuanalyse: Tabelle mit Testergebnissen

Die Durchschnittswerte der eingeschickten Heuproben unterscheiden sich über die Jahre nicht extrem. (© LUFA Nord-West)

Heu besser lagern – vom Trocknen bis zur Wicklung

Das Heu auf dem Hof der Tierärztin in Bücken jedenfalls hatte sich durch die Lagerung so deutlich verschlechtert, dass Maria Merkel auf Ursachenforschung ging. „Man konnte richtig merken, wie die Pferde besonders dann husteten, wenn ein Heuballen frisch in die Raufe gekommen war. Je weiter sie sich Richtung Kern des Heuballens vorgearbeitet hatten, umso besser wurde es wieder mit dem Husten. Das war für mich das Zeichen, dass besonders in den äußeren Lagen das Problem vorliegt.“

Eine LUFA-Probe der äußeren Ballenschichten bestätigt ihren Verdacht, die sei „unterirdisch schlecht“ gewesen. Alle Heuballen werden also entsorgt, und es reift ein Entschluss: Es muss sich etwas ändern. Nach vielen Recherchen, Messebesuchen und Telefonaten dann ein Lichtblick: Sie stößt auf eine Heutrocknungsanlage und entscheidet, es versuchen zu wollen. Auf dem Hof der Familie ist inzwischen in der alten Lagerhalle für das Heu eine Trocknung installiert, die zeitgleich 20 Ballen „durchföhnen“ kann.

Trocknungsanlage für Heuballen

Die Trocknung in Bücken in Aktion: Bei Maria Merkel auf dem Hof kann die Anlage zeitgleich 20 Heuballen durchföhnen. Direkt im Anschluss können sie verfüttert werden. (© Maria Merkel)

Pressung und Heulagerung 2.0

„Die Art und Weise, wie Heuerzeugung und Lagerung gedacht werden müssen, kehrt sich dadurch völlig um“, sagt Maria Merkel. Statt wie früher auf ein langes Erntefenster warten zu müssen, genügten inzwischen etwa drei sonnige Tage. Aber man müsse auch etappenweise mähen und pressen, nur jeweils so viel, dass die Ballenanzahl zur Trocknung passe, hier in Bücken also 20 Stück.

Auch beim Pressen müsse man umdenken: „Bei gut gemachten konventionellen Heuballen wird innen lockerer, nach außen fester gepresst. Bei Trocknungsheu muss der Kern enger sein, sonst würde die Luft von unten direkt oben wieder rausgepustet werden. Nach außen presst man dann lockerer, damit die warme Luft von innen nach außen und von unten nach oben den Ballen durchtrocknen kann.“ Hat man es so weit geschafft und erst mal gutes Heu geerntet und gepresst, wird die Trocknung angestellt.

Getrocknetes Heu ohne lagern direkt verfüttern

Innerhalb von zwölf bis 24 Stunden sinkt durch sie der Feuchtigkeitsgehalt in einem Heuballen von über 20 Prozent auf unter neun Prozent, berichtet die Expertin – deutlich trockener als bei klassischer Lagerung in etwa acht Wochen Lagerzeit. Das ist bei der Trocknung nämlich ein weiterer großer Vorteil: Der dann durchgetrocknete Ballen ist sofort bereit zum Verfüttern, muss nicht mehr ablagern.

Das Risiko, dass sich innerhalb der nächsten Wochen doch noch Keime ins frisch geföhnte Heu setzen, wird minimiert. Und um es quasi gegen null zu ziehen, hat Maria Merkel im vergangenen Jahr noch einen weiteren Schritt installiert.

Trocknungsheuballen folieren und Qualität erhalten

Gemeinsam mit ihrem Mann und dem Landwirt des Vertrauens, Peter Ottermann, entscheidet sie, einen Standwickler zu kaufen, sodass die durchgetrockneten Ballen noch zusätzlich mit Silage-Folie eingewickelt werden. Diesen neuen Prozess hat die Hoftierärztin mit LUFA-Proben zu verschiedenen Zeitpunkten begleitet: eine Probe direkt nach der Trocknung, eine nach sechs, eine weitere nach zwölf Wochen.

Das erstaunliche Ergebnis: „Es gab einfach gar keine Veränderung. Das trockene Heu in Folie hat sich innerhalb von drei Monaten kein bisschen verändert, weder von den Nährstoffen noch von der Mikrobiologie.“ Ein großer Erfolg, möglicherweise ein Konzept für die Zukunft.

Heu lagern: hier eingewickelt auf dem Heuboden

Im Lager: Bei Familie Merkel werden die durchgetrockneten Heuballen im Nachgang noch in Folie gewickelt und auf Paletten gestellt, um sie vor Lagerschimmel zu schützen. (© Maria Merkel)

Heu lagern: Eine Wissenschaft für sich

Maria Merkel betrachtet Heu inzwischen mit einem Forscherinnen-Blick: „Wir haben jeden einzelnen Ballen nummeriert und in eine Excel-Liste eingetragen. Wenn mir ein Heuballen mal nicht 100-prozentig gefällt, schaue ich in meine Tabelle und weiß sofort, auf welchem Wiesenstück er an welchem Tag bei welchem Wetter gepresst wurde.“ Für sie ein praktikabler Weg, das Thema immer besser zu verstehen. Und: „Die Pferde, die zuvor chronisch husteten, waren nach wenigen Tagen mit dem getrockneten Heu fast symptomfrei“, berichtet die Tierärztin.

Auch einige ihrer Patienten im Kundenstamm würden mittlerweile mit Raufutter aus einer Trocknung versorgt und konnten nach einer langen Odyssee mit vielen Versuchen der Besitzer von Heubedampfer über Inhalator, Solebox oder Cortison im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufatmen.

Heu bedampfen: Keine langfristige Lösung

Apropos Bewässern oder Bedampfen, auch da hat Maria Merkel in den vergangenen Jahren einen Wandel erlebt und auch selbst mitgemacht. „Als das Thema Equines Asthma immer mehr wurde, habe ich anfangs immer geglaubt, mit einem selbst gebauten Bedampfer würde sich das Problem schon lösen. Erst nach einiger Zeit habe ich gemerkt, dass das nicht nachhaltig funktioniert.“

Denn sollten wirklich Schimmelpilze vorhanden sein, seien die zwar nach dem Erhitzen möglicherweise inaktiv, aber immer noch im Heu enthalten. Das staube dann zwar nicht mehr und könne dadurch weniger in die Atemwege gelangen, im Darm landeten die unerwünschten Keime dennoch.

Heu wässern

Nur im Notfall: Heu wässern bindet zwar im ersten Moment den Staub, doch die Qualität des Heus verbessert sich nicht. (© Adobe Stock/pholidito)

Vitaminmangel und Mikrobiomverlust

Und noch ein weiteres Problem zeige sich erst nach einiger Zeit: „In einem Stall, den ich betreue, wurden die Pferde über einen längeren Zeitraum alle mit bedampftem Heu gefüttert, im Sommer gab es auch keine Weide, sondern ganzjährig dieses Heu. Irgendwann konnten wir bei allen Pferden einen extremen Vitaminmangel im Blut nachweisen, denn auch die Vitamine werden durch das Erhitzen beim Bedampfen abgetötet.“

Anderes Beispiel: „An einem anderen Stall haben wir nach ein wenig Forschung herausgefunden, dass das Darmmikrobiom von mehreren Tieren gefühlt auf null gesetzt war, nachdem sie lange mit bedampftem Heu gefüttert worden waren.“ Aus diesem Grunde komme diese „Lösung“ für sie nicht mehr infrage.

Heu richtig lagern: Nachteile der Heutrocknung

Doch die Heutrocknung hat logischerweise auch Nachteile, die Maria Merkel nicht verschweigen will. „Der Energieeinsatz ist riesig. Unsere Heutrocknung ist zwar mit unserer Photovoltaikanlage verbunden, sodass wir beim Strom keine großen Mehrausgaben haben, doch die Wärme wird durch eine Heizung erzeugt, gespeist durch einen Öltank, und das ist einfach teuer.“

Pro Ballen (durchschnittlich 1,30 m) könne man rund 50 Euro dazurechnen, was schnell zu Summen zwischen 90 und 100 Euro führen könne, da sei ein Transport oder das Heu lagern noch nicht einkalkuliert, ebenso wenig die Folierung. „Von daher gilt es, weiter zu forschen, wie man das energieärmer hinbekommt“, sagt die Hoftierärztin, ergänzt aber: „Ich denke, viele Pferdebesitzer und auch Stallbetreiber werden in Zukunft bei diesem Thema einfach umdenken müssen. Nicht mehr Kraftfutter ist das Teure, es wird das Heu sein.“

Heulage als Alternative?

Das Wickeln von trockenem Heu sehen auch nicht alle positiv. Laura Draack beispielsweise hat aus Laborsicht Bedenken. „Selbst acht Prozent Restfeuchte sind ja nicht null. Das bedeutet, dass auch weiterhin Stoffwechselprozesse ablaufen könnten, die – anders als bei echter und gewünscht produzierter Heulage – nicht zur Vergärung, sondern zur Verpilzung führen.“

Die Laborleiterin sieht die Zukunft der Pferdefütterung tatsächlich eher in der Heulage. Der höhere Feuchtigkeitsgehalt und die entstehenden Gärsäuren stabilisierten das Futter, verhinderten Staubentwicklung und erleichterten die Lagerung. „Viele Ängste vor Heulage sind unbegründet, wenn die Qualität stimmt“, sagt sie. Kritiker warnten zwar vor zu saurem Futter, doch die Analysen zeigten: In guten Chargen seien die Säurewerte zu gering, um schädlich zu sein.

Heulage wird hergestellt

Lösung für die Zukunft? Einige Betriebe erzeugen inzwischen lieber Heulage oder lassen trockenes Heu nachträglich in Folie wickeln, um Lagerschimmel zu vermeiden. (© Adobe Stock/miss_mafalda)

Worin sich die Expertinnen einig sind: Heu ist kein „einfaches Grundfutter“ mehr. Es ist ein zentrales Element der Pferdegesundheit – und zugleich das anfälligste. „Wer gutes Raufutter will, muss bereit sein, neue Wege zu gehen – sei es Trocknung, Wicklung oder Heulage“, sagt Laura Draack. Denn all diese Ansätze sind kein Luxus, sondern dringende Notwendigkeit, wenn wir in Zukunft Pferde noch gesund füttern möchten.

Gute Zusammenarbeit beim Heu lagern

  • Für Pferdebesitzer heißt das: genauer hinsehen, Ballen prüfen, Proben einschicken, vielleicht auch öfter Labortests nicht nur nutzen, um Inhaltsstoffe zu überprüfen, sondern auch, um unsichtbare Mykotoxin- und Schimmelbelastung aufzuspüren
  • Wässern hilft nur bedingt: Zwar werden dadurch die Schimmelsporen gebunden, aber Mykotoxine bleiben erhalten. Außerdem können Nährstoffe und die Futterqualität beeinträchtigt werden
  • Für Stallbetreiber: Kontrolle des Heus in puncto Geruch, Farbe, Temperatur; muffig riechendes oder zu warmes Heu sofort aussortieren.
  • Lagermöglichkeiten prüfen und möglicherweise in bessere Lagerung investieren, regelmäßig reinigen, Luftzirkulation sichern, über Alternativen nachdenken (Vlies auch in Hallen nutzen, mehr Abstand zum Boden durch Kunststoffpaletten, wickeln)
  • Für alle gemeinsam: den Wert von Heu erkennen – finanziell wie gesundheitlich
Heu staubt vor Pferden

So bitte nicht: Wenn möglich, sollten Arbeiten, die Staub aufwirbeln, nicht in der Nähe der Pferde erledigt werden. (© Frank Sorge)

4 Fragen zum Heu lagern an Prof. Dr. Dirk Winter

Hooforia: Herr Winter, haben auch Sie den Eindruck, dass immer mehr Pferde husten?

Dirk Winter: Auf jeden Fall ist das Bewusstsein für das Thema stark angestiegen. Wahrscheinlich hat sich auch unser Blick auf Pferde verändert. Wenn früher ein Pferd dämpfig und nicht mehr nutzbar war, wurde es oftmals geschlachtet. Heute werden die Pferde meist noch lange gepflegt und leben länger, also begegnet uns ein hustendes Pferd häufiger.

Aber mit schlechtem Heu bzw. Staub im Stall gibt es ja durchaus Probleme.

Das ist richtig. Dass sich das Thema zuspitzt, zeigt sich auch daran, dass immer mehr Abschlussarbeiten an unserer Hochschule in diesem Bereich geschrieben werden, denn viele Studierende interessieren sich für dieses spannende Thema. Derzeit beschäftigen sich zwei Doktoranden an der Hochschule mit der Frage, wie eine effektive Staubmessung digital möglich ist und mit welchen Maßnahmen eine Staubreduzierung sowie Hygienisierung von Raufutter und Einstreu umsetzbar ist. Auch interessiert, was die wesentlichen Staubursachen sind und wie sie in Betrieben verhindert werden können.

Was raten Sie Stallbetreibern also?

Das Management zu optimieren. Entmistung und Einstreuen nur, wenn keine Pferde im Stall sind, fegen nur, wenn der Boden feucht ist, Reitböden entsprechend den Herstellerangaben feucht halten etc. Darüber hinaus ist es wichtig, das Raufutter und die Einstreu laborseitig untersuchen zu lassen. Nur dann weiß man, wie die hygienische Qualität und die Nährstoffausrichtung aussieht. Nur mit diesen Informationen ist eine zielgerichtete Rationsberechnung möglich.

Die Spannweiten der Nährstoffausrichtungen sind immens, sodass es nicht damit getan ist, einen Durchschnittswert anzunehmen. Es sollte deutlich mehr Fokus auf die Qualität beim Raufutter und dessen Lagerung sowie auf die Einstreu gelegt und das Management angepasst werden. Denn das hat großen Einfluss auf die Gesundheit der Atemwege. Staub hat diesbezüglich ebenso einen maßgeblichen Einfluss, das gilt für Pferde wie auch für Menschen, die sich im Stall aufhalten.

Wann entsteht Lagerschimmel?

Schimmel kann sich ja nur bilden, wenn Nährstoffe wie Kohlenhydrate und ausreichend Feuchtigkeit vorhanden sind. Wenn die Restfeuchte in Heuballen nach der Schwitzwasserphase oberhalb von 14 Prozent liegt, ist die Gefahr hoch, dass sich dort Bakterien und Pilze entwickeln. Auch der Eintrag von Feuchtigkeit im Lager ist zwingend zu vermeiden. In der Regel liegt der Wassergehalt bei abgelagertem Heu unter zwölf Prozent. Die Ballen sollten idealerweise luftig auf Paletten gelagert werden, mit Abstand zum Boden und zueinander, in einem trockenen und sauberen Lager.

Die Wetterkapriolen machen es leider nicht einfacher, in Zukunft hygienisch gutes Heu zu erzeugen. Eine Heutrocknung wie auch die hochtemperierte Bedampfung von Heu und Einstreu (>100 Grad Celsius) kann da sicherlich helfen. Grundvoraussetzung für die Erzeugung von gutem Raufutter und Einstreu sind: fachgerechtes Grünlandmanagement, Bekämpfung von Giftpflanzen, korrekte Ernte, ordnungsgemäße Lagerung und fachgerechte Fütterung. Das sind auch Grundvoraussetzungen zur Reduzierung von Staub im Pferdestall und zur Optimierung der Gesundheitssituation unserer Pferde.

Unsere Expert*innen für das Thema Heu lagern

Drei Expert*innen zum Thema Heu lagern

Fachleute für Heulagerung: Laura Draack (li.), Maria Merkel (mi.) und Prof. Dr. Dirk Winter (re.). (© privat (2), tzmalouka)

Laura Draack ist Laborleiterin an der landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Nord-West für den Bereich Grundfutteranalysen und Futtermittelmikroskopie in Oldenburg.

Maria Merkel ist Tierärztin sowie Pferdeosteopathin und hat sich auf die Themen Bioresonanz sowie Akupunktur spezialisiert. Sie führt einen eigenen Aktivstall und hat auf ihrer Anlage inzwischen eine Heutrocknung installiert.

Prof. Dr. Dirk Winter ist Inhaber des Lehrstuhls Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Er ist Ausschussvorsitzender des Arbeitskreises „Futter und Fütterungstechnik“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Mitglied des Kompetenzzentrums PFERD Baden-Württemberg und außerdem gelernter Landwirt und Agrarwissenschaftler.

Für die Heuanalyse: Diese Labore testen Heu

Öffentliche Landeslabore

  • LUFA Nord-West (Oldenburg) – Vollprogramme für Pferdeheu inkl. Nährstoffe, Zucker/Fruktan, Mikrobiologie (Pilz-/ Gesamtkeimzahl), Milben
  • LUFA NRW (Münster) – Pferdefutteruntersuchungen + Probenanleitung (auch botanische Bestimmung auffälliger Heubestandteile)
  • LUFA Speyer (Rheinland-Pfalz) – Futtermittelanalytik (chemisch und mikrobiologisch)
  • LTZ Augustenberg (Karlsruhe) – Futtermitteluntersuchungen (Grundfutter inkl. Heu/Silage)
  • LMS-LUFA (Mecklenburg-Vorpommern, Rostock) – Grundfutter/Heu via NIRS, bei Bedarf nasschemisch abgesichert
  • Hessisches Landeslabor (LHL, Kassel) – Futtermittelanalytik; Auftragsformulare und Leistungsbeschreibung online

Verbandslabore

  • LKS Sachsen (Lichtenwalde) – Spezielle Pferde-Pakete (Heu/Heulage Vollanalyse), zusätzliche Module (Fruktan, Mineralstoffe, botanische Untersuchung auf Giftpflanzen)
  • LKV Bayern – Futtermittellabor Grub – Umfangreiche Heu-Matrizen (inkl. Heißluft-/Unter-Dach-Trocknung) mit NIR/ Nasschemie und Elementanalyse

Private Labore

  • Eurofins Agro Deutschland – Pferde-Pakete (inkl. Zucker, Fruktan, NDF/ADF/ADL, VCOS, Mineralstoffe); Begleitschein für „Grundfutter Pferd“
  • AGROLAB Group (u. a. AGROLAB LUFA GmbH) – Futtermittelanalysen inkl. Mykotoxine
  • Raiffeisen Laborservice (DE) – Grundfutteranalysen speziell auch für Pferde (Basis-/Erweitert, inkl. Zucker und Fruktan, Struktur, Energie) mit Online-Bestellung
  • SGS Institut Fresenius – Akkreditierte Futtermittelanalytik inkl. Nährstoffe, Mikrobiologie, Rückstände und Mykotoxine
  • Romer Labs (Spezialist Mykotoxine) – Vollservice-Analytik und Schnelltest-Lösungen; geeignet, wenn gezielt Toxin-Screenings gewünscht sind
  • Futtermittelhersteller wie Pavo, St. Hippolyt, Eggersmann, Marstall und Co. bieten zum Teil eigene Heu- und Raufuttertests an – allerdings unterscheiden sie sich stark von den klassischen Laboranalysen bei LUFA, LKS oder Eurofins

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