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Pferd verkaufen – und loslassen: Mentale Tipps für den Abschied


Bild vergrößern Pferd verkaufen

Ein besonderer Moment: Die letzten gemeinsamen Minuten ehe das Pferd den Stall verlässt. (© Adobe Stock)

„Ich habe mein Pferd verkauft“ – ein Satz, der nachhallt, und häufig eine lange Vorgeschichte hat. Es ist eine Entscheidung, meist keine leichte. Manchmal geht es nicht anders. Manchmal kommt der Wunsch von innen heraus. Ein Blick auf die mentale Ebene des Pferdeverkaufs.

Die Box ist leer. Das Zaumzeug weg, oder es staubt langsam vor sich hin. Nutzlos. Niemand braucht es mehr, wenn man das Pferd verkaufen wird. Für viele Menschen ist es eine schwere Entscheidung, sich vom geliebten Freizeitpartner zu trennen. Warum eigentlich?

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„Dafür gibt es natürlich die unterschiedlichsten Gründe. Die emotionale Verbindung ist sicher einer der häufigsten Gründe. Gemeinsame Zeit prägt und schweißt einen emotional zusammen. Man blickt zurück auf den Zauber des Anfangs, die genommenen Hürden, Erfolge und auf die kleinen und großen Abenteuer. Wir verlieren einen Freund, Freizeit- oder Sportpartner – das tut fast immer weh“, sagt Mentaltrainerin Regina Horn-Karla aus Dorsten. Und was wehtut, fällt nicht leicht.

Selbstwert hinterfragen – Pferd verkaufen

Eine weitere Hürde kommt dadurch hinzu, dass viele Reiter ihren Selbstwert hinterfragen, wenn sie sich für eine Trennung entschieden haben. „Warum habe ich es nicht geschafft?“, „Was wird man von mir denken?“ oder auch der Gedanke „So gut, wie bei mir wird mein Pferd es sicher bei niemandem haben“, sind für Regina Horn-Karla typische Formulierungen, die bei Reitern aufkommen können. Ist das schlimm?

„Die Entscheidung darf schwerfallen – schließlich tragen wir große Verantwortung“, betont die ambitionierte Westernreiterin. Und an dieser Stelle sei gesagt, dass es ganz unterschiedliche Gründe gibt, die zum Verkauf führen können. Wenn Krankheit und finanzielle Not den Ausschlag geben, haben Menschen keine Wahl. In diesem Beitrag widmen wir uns aber vor allem der bewussten, freien Entscheidung für den Verkauf.

Der Abschied von Zielen und Träumen

Wer ein Pferd besitzt, hat mit diesem meist auf ein Ziel hingearbeitet. Es gab einen Traum vom gemeinsamen Sein. Der endet mit Entschluss, das Tier zu verkaufen. Und damit verabschieden Reiter nicht nur ihr Pferd beim Verkauf, sondern teils auch eigene Ziele, Träume und Wünsche. Diese können unterschiedlich aussehen. Vom gemeinsamen Ausritt, einer guten gemeinsamen Zeit bis zum großen Erfolg ist alles möglich. Und alles ist richtig. Die gemeinsamen Träume können so unterschiedlich sein wie die Gründe, warum man sein Pferd verkauft.

Auf Instagram haben wir danach gefragt. Die Antworten sind vielfältig. Als Gründe mehrfach genannt wurden: Finanzen, Krankheit, Zeit, mangelnde Harmonie, andere sportliche Ziele, dem Pferd nicht gerecht werden zu können. Von den Umfrageteilnehmern ist es den meisten sehr schwergefallen, das eigene Pferd zu verkaufen. Vielleicht auch, weil man mit dem Pferd seinen eigenen Traum verkauft? Es kommt darauf an, sagt Regina Horn-Karla.

Träume loslassen – Pferd verkaufen

„Manchmal verflüchtigt sich auf dem gemeinsamen Weg der Traum zuerst. Das ist in einer funktionierenden Pferd-Mensch-Beziehung allerdings nur selten der Verkaufsgrund, da andere Aktivitäten Qualität in die gemeinsame Zeit bringen. Aber sicherlich ist in den meisten Fällen mit dem Verkauf des Pferdes auch das Loslassen von Träumen verbunden“, erklärt die Mentaltrainerin. Doch das ist nicht leicht. Und so vergehen manchmal Jahre, ehe der Entschluss steht, einen neuen Besitzer für das eigene Pferd zu suchen. So auch bei den drei Reiterinnen, die wir gesprochen haben und die uns ihre Geschichte erzählt haben. Mehr dazu am Ende des Artikels.

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„Loslassen fällt Menschen nie leicht, egal in welchen Bereichen. Loslassen hat mit tiefen emotionalen psychologischen Bindungen zu tun“, weiß Regina Horn-Karla. Daher ist der Prozess des Loslassens wichtig. „Im Rahmen dieses Prozesses können wir immer wieder prüfen und reflektieren. Je eindeutiger die Faktenlage wird, umso klarer kann man eine Entscheidung treffen, mit der man langfristig zufrieden ist“, rät sie.

Finde eine Entscheidung:

Pferd verkaufen

Das Pferd kann sich keinen Menschen aussuchen. Es liegt daher in unserer Verantwortung den passenden Partner fürs Pferd zu finden. (© Adobe Stock)

Eine Übung, die den Verkaufsprozess begleiten kann, ist eine Chancen-Verlust-Liste. Jene führen Sie über mehrere Wochen. Notieren Sie sich aus Ihrer Perspektive:

  1. Was genau verlieren Sie mit dem Verkauf des Pferdes?
  2. Was stellen Sie für sich und/oder das Pferd durch den Verkauf sicher?
  3. Was ist für Sie und/oder Ihr Pferd die Chance?

Die Schriftlichkeit hilft häufig, Herz und Verstand zusammenzubringen und schützt uns vor emotionalen Schnellschüssen.

Ein neues Zuhause: Pferd verkaufen

Wer sicher sein möchte, dass das eigene Pferd es auch künftig gut haben wird, kann sich den künftigen Stall anschauen. Noch wichtiger ist es aber, sich der Bedürfnisse des Pferdes bewusst zu werden. „Je mehr wir ein Gefühl dafür entwickeln können, dass das Pferd es woanders ‚besser‘ hat, umso leichter können wir loslassen“, sagt Regina Horn-Karla. Der Verkauf sollte immer eine Chance für drei Seiten sein: für das Pferd, für den Verkäufer, für den neuen Besitzer.

Regina Horn-Karla ergänzt: „Wenn wir in Chancen denken, kommen wir schnell auf die Antwort, warum ein Verkauf auch okay sein kann. Denn Pferde sind Emotionsleser und merken, wenn sie nur noch ein Kompromiss sind. Sie merken, ob wir mit positiver Grundhaltung oder kritischen Gedanken durch die Welt laufen.“ Ein Verkauf eines Pferdes ist ihres Erachtens immer besser, als langfristig in einem Kompromiss stecken zu bleiben, der zu Unzufriedenheit, Frustration oder existenzieller Angst führt. „Das Pferd hat es verdient, 100 Prozent richtig zu sein, dort wo es lebt.“

Erfahrungen aus unserer Community:

Wie unterschiedlich der Weg zum Verkauf aussehen kann, zeigen die Erfahrungen dreier Reiterinnen. Sie haben ihre Entscheidung bewusst getroffen – und berichten, was ihnen geholfen hat.

Nina Tenholt und Püppi:

Nina Tenholt

„Ein Sturz hat unser Vertrauen ineinander erschüttert.“ (© Privat)

Der 34 Jahre alten Nina Tenholt ist es schwergefallen, den Entschluss zu fassen, Püppi gehen zu lassen. Mit zwei Jahren Abstand sagt sie: „Es war die beste Entscheidung.“ Ihre Püppi ist nun Voltigier- statt Vielseitigkeitspferd. „Püppi konnte nicht viel, als ich sie ausprobiert habe. Durch ihr Wesen hat sie mich aber überzeugt. Ihre zugewandte, liebevolle Art hat mich von Anfang an fasziniert. Ich bin mit ihr Dressur, Springen und Gelände geritten. Wir haben jede Menge zusammen erlebt. Es war wunderbar.

Nach anderthalb Jahren hatten wir einen Sturz beim Hallengeländetraining. Sie ist zum Glück unverletzt geblieben, ich habe mir die Sehne im Oberschenkel schwer verletzt. Es hat sehr lange gedauert, bis ich wieder reiten konnte. Das Vertrauen in das gemeinsame Springen hat in dieser Zeit gelitten. Ich weiß bis heute nicht, warum wir gestürzt sind. Wir haben das Vertrauen nie zurückgewonnen. Wir sind gesprungen, aber es gab Verweigerungen. Unsere Selbstverständlichkeit war weg.

Wenn es nicht passt: Pferd verkaufen

Ich habe sie nach dem Sturz viel longiert und das hat sie wunderbar gemacht. Doch das war nicht das, was ich wollte. Nach viereinhalb Jahren habe ich überlegt, sie zu verkaufen. Eine Bekannte hat mich auf den Gedanken gebracht, sie einem Voltigierverein anzubieten. Ich schätze die Voltigierer für ihren Umgang mit dem Pferd. Mein Vielseitigkeitstrainer hat sich damals zufällig bei mir gemeldet. Er suchte ein neues Voltigierpferd, hat sie ausprobiert und war begeistert.

Die Entscheidung war gefallen. Mir hat es nicht gereicht, nur ausreiten zu gehen und Dressur zu reiten. Sie wollte nicht mehr Springen. Es passte nicht. Dennoch hat es viele Tränen gekostet. Das erste halbe Jahr war schwer. Doch ihr geht es fantastisch. Wir mussten uns trennen, damit wir beide wieder glücklich werden.“

Eine Entscheidung aus Vernunft

Imke Wiemann und Luke:

Imke Wiemann und Luke

„Es ist eine Entscheidung aus Vernunft.“ (© C. Lindemann)

Imke Wiemann ist Tierärztin, lebt in Nordkirchen und hat den zehn Jahre alten Luke verkauft. Der Wallach hat als Freizeitpferd eine neue Heimat auf Lebenszeit gefunden.
„Luke ist vor zehn Jahren bei meinem Mann auf die Welt gekommen, als wir uns noch nicht kannten. Vor fünf Jahren habe ich angefangen mit ihm zu trainieren. Ich habe ihm alle Grundlagen und einige Tricks beigebracht. Luke ist ein super menschenbezogenes Pferd. Er lernt schnell, liebt es, betüddelt zu werden und zu laufen. Mir fehlt einfach die Zeit, um ihm gerecht zu werden.

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Die Entscheidung, ihn gehen zu lassen, war nicht leicht. Wir haben mindestens ein halbes Jahr darüber nachgedacht. Doch ich musste mir eingestehen, dass ich ihm nicht gerecht werde – mit Kind, Beruf und selbstständiger Tätigkeit. Es war eine Entscheidung aus Vernunft. Mir war es sehr wichtig, genau auszuwählen, wo er hinziehen wird. Wir haben ihn persönlich in den neuen Stall gebracht. Das hat es uns leichter gemacht, Abschied zu nehmen. Genau wie die Tatsache, dass ich nun weiß, dass er nun eine Besitzerin hat, die sich viel mehr Zeit für ihn nehmen kann, ihn ebenso abwechslungsreich trainieren wird und einfach Freude mit ihm haben möchte. Es wird ihm gut gehen und darauf kommt es an.“

Unterschiedliche Ambitionen: Pferd verkaufen

Ida Krimphove und Sambi:

Imke Wiemann und Luke

„Meine Ziele haben nicht zu ihm gepasst.“ (© Privat)

Ida Krimphove reitet Dressur, ist 20 Jahre alt und hat die Zeit mit ihrem Sambi sehr genossen. Sie entschied sich für den Verkauf, um ihre eigenen Ziele nicht aus dem Blick zu verlieren. „Ich habe mein Pferd dreijährig gekauft. Mein Ziel war es, mir ein Großpferd für die Junioren-Tour aufzubauen. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich ihn stets sehr motivieren musste. Er hat die Wechsel gelernt, wir waren auf Turnieren erfolgreich, aber wir sind nie vollkommen auf einen Nenner gekommen.

Im Vergleich zu meinem Pony hatte er viel weniger innere Motivation. Mein Ziel war es, S-Dressuren mit ihm zu reiten. Doch ich habe mehr und mehr gemerkt, dass das nicht sein Ding ist, sondern meins. Ich habe zwei Jahre darüber nachgedacht, ihn zu verkaufen. Er ist ein superliebes Pferd, sehr aufgeschlossen und sehr kinderlieb. Daher ist er an einen Reitverein gegangen. Dort ist er nun als Voltigierpferd der Star. Das entspricht seinem Naturell viel mehr als das Dressurtraining. Das zu wissen, gibt mir ein gutes Gefühl.

Die richtige Entscheidung für beide

Wir waren fünf Jahre zusammen. Ich habe immer wieder neue Wege gesucht, um ihn zu motivieren. Im Gelände, auf der Rennbahn, überall. Doch wir wollten nicht das Gleiche. Sich das einzugestehen, war nicht leicht für mich. Ich hatte eine Vorstellung davon, was aus uns werden soll und das haben wir nicht zusammen geschafft. Ich habe durch Sambi ganz viel Geduld gelernt. Er hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich stets zu hinterfragen und das Training immer motivierend zu gestalten. Wir haben sehr viel Zeit zusammen verbracht. Er ist mir ans Herz gewachsen. Und doch weiß ich, dass es die richtige Entscheidung für uns beide war.“

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